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Losing Control

Was, wenn plötzlich alles außer Kontrolle gerät
von

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Prolog

Prolog
 

Dunkelheit…

Kälte strich über sein Gesicht und raubte ihm den Atem. Sein Körper fühlte sich bleischwer an und gehorchte ihm nicht richtig. Panisch blickte er an sich herab. Alles, was er wollte, war wegrennen.

Rennen, sich retten, der Dunkelheit entkommen…

Seine Füße bewegten sich nicht. Pechschwarzes Wasser wallte um seine Schuhe und kroch seine Knöchel hinauf. Licht bläulich glitzernd leckte es um seine Knie und stieg weiter.

Er schrie und versuchte sich zu befreien, doch er konnte es nicht.

Das schwarze Meer verschlang ihn immer weiter und raubte ihm jede Wärme. Bald reichte es ihm bis zur Brust.

Irgendwo versteckt in der Dunkelheit lauerte jemand auf sein Versinken. Er wusste, dass dieser jemand da war, denn trotz seines Schreckens und seiner Angst konnte er ihn deutlich fühlen.

Ganz am Rande seiner Wahrnehmung bewegte sich dieser Jemand und musterte ihn mit eiskalten, dunklen Augen.

Das schwarze, bodenlose Meer reichte ihm jetzt bis zum Hals und er schrie aus Leibeskräften. Die Gestalt in der Dunkelheit bewegte sich und kam rasend schnell auf ihn zu, was ihn mit nur noch mehr Schrecken erfüllte.

Er konnte sich nicht wehren, nicht weglaufen…

Plötzlich durchbrach ein helles, rotes Licht die Nacht und…
 

Er erwachte.

Schweißgebadet setzte er sich in seinem Bett auf und versuchte sein Zittern zu unterdrücken. Schwer atmend wandte er den Kopf zum Fenster und blickte in die aufgehende Sonne. Zwischen den zarten, grünen Blättern der Bäume strahlte ihr helles Licht hervor und blendete ihn kurzzeitig.

Er riss die Hand vors Gesicht um sich vor der Helligkeit zu schützen. Das Licht schimmerte leuchtendrot durch die Finger hindurch und tauchte sein Gesicht in die Farbe von frischem Blut.

Langsam erhob er sich und ging ins Bad, um den Alptraum zu vergessen und bei einer heißen Dusche die zurückgebliebene Kälte aus seinem Körper zu vertreiben…

Lost in Confusion

Lautes Schnarchen tönte durch das große, im traditionellen japanischen Stil gehaltene Haus. Die Quelle des nervtötenden Geräuschs waren zwei Jungen, die immer noch schlafend in ihren Betten lagen, obwohl es schon beinahe Mittag war.

Ein alter Mann mit einem Holzschwert in der einen und einem Eimer in der anderen Hand näherte sich den beiden Schlafmützen mit ernstem Gesicht. Die grauen Augenbrauen zornig zusammengezogen, leerte er den Eimer Wasser entschlossen über den Jungen aus.

„Uaaahhhh“, brüllten Tyson und Daichi und fuhren hoch. „Opa! Was sollte das?“, schrie Tyson und schnaubte vor Wut wie ein zorniger Stier.

„Hattet ihr etwa vor bis in alle Ewigkeit zu pennen, ihr Schlafmützen? Nehmt euch ein Beispiel an Kai und den anderen. Ich wette, die sind schon kräftig am trainieren!“, Großvater kannte kein Erbarmen.

Daichi beäugte seinen nassen Schlafanzug und murmelte: „Na ja, dann spar ich mir wenigstens das Waschen.“ Er begann zu grinsen. „Und wenn ich mich nicht waschen muss, muss ich auch nicht Zähne putzen.“

Sein Grinsen wurde immer breiter.

Tyson wurde knallrot im Gesicht: „DAICHIIII!!!! Das ist echt voll eklig! Los, ab ins Bad mit dir.“

Großvater ersparte sich die weitere Rangelei der Beiden und ging seufzend in die Küche um einen Tee zu trinken.
 

Als Daichi und Tyson endlich am Trainingsplatz ankamen (der Platz, an dem Tyson am Anfang der 3. Staffel sein „Training“ abgehalten hat), waren Max und Ray bereits in ein hartes Beyblade Match vertieft. Atemlos feuerten sie ihre Bitbeasts an, die hoch über ihren Köpfen miteinander rangen.

Während Daichi sofort laut johlend seinen StrataDragoon zückte, sah sich Tyson hoffnungsvoll um.

Hillary und Kenny saßen in der Nähe auf einer Bank und unterhielten sich, doch der, den er zu sehen erhofft hatte, war nicht da.

Tyson seufzte. Kai… Seit dem Match gegen Brooklyn hatten sie ihn nicht mehr gesehen. Hoffentlich ging es ihm gut, er hatte schließlich ganz schön was einstecken müssen.

„Er kommt schon wieder“, sagte jemand in seiner Nähe.

Tyson fuhr zusammen. Ray und Max hatten ihren Fight beendet und standen nun vor ihm. „Kai ist bisher immer wieder gekommen, also warum sollte es diesmal anders sein.“, sagte Ray lächelnd. Max nickte zustimmend.

„Na los, Tyson. Du weißt bestimmt ganz genau, wie es aussehen wird, wenn er zurückkommt, oder?“, sagte Daichi grinsend und hielt ihm ein grünes Handtuch hin.

Tyson lachte und griff danach: „Klar weiß ich das.“ Er stellte sich in Pose und begann seine Vorstellung: „Ich bin Kaaaaiiiii….“
 

Eine kleine, graugelbe Katze mit einem wuscheligen Schopf schleckte genüsslich aus einer Schüssel Milch, während ihr ein junger Blader gedankenverloren dabei zusah.

Seine Hand schloss er dabei immer wieder um einen kleinen Haufen farbiger Bruchstücke, der scharfkantig in seine Finger schnitt. „Dranzer…“

Die Katze sah aufmerksam hoch und miaute leise, doch Kai hörte sie nicht. Seine Gedanken waren weit fort und suchten irgendwo in der Ferne nach einem verloren gegangenen Freund.

Nein! Kein Freund… Nach mehr… Nach der einzigen Familie, die er vielleicht jemals gehabt hatte…
 

Wenn er so etwas überhaupt haben konnte…
 


 

„Hahaha, ich habe schon wieder gewonnen“, jubelte Tyson und sprang in der Gegend herum, während Daichi mit hängenden Schultern seinen Blade aus dem Staub fischte.

„Gib es auf, Daichi“, sagte Hillary grinsend und beugte sich zu dem kleineren Jungen herunter, „Du hast einfach keine Chance.“

Daichi wurde stinksauer: „Oh doch, die habe ich!!! Ich habe Tala und Ming Ming geschlagen, da werde ich doch mit diesem Doofmann Tyson fertig werden!“ „Hillary hat vollkommen Recht, du wirst mich nie besiegen! Schließlich bin ich der WELTMEISTER!!!“, brüllte Tyson in einiger Entfernung. Ray und Max, die etwas weiter entfernt standen, sahen resigniert lächelnd zu, wie Daichi sich unter den wütenden Rufen Hillarys auf Tyson stürzte und beide anfingen zu streiten.

„Glaubst du echt, dass Kai wiederkommt?“, fragte Max plötzlich. Sein sonst so fröhliches Gesicht wirkte betrübt. „Ich meine nur, dieses Mal ist er echt lange weg… Und wir haben überhaupt keine Nachricht von ihm erhalten.“ Er lächelte plötzlich: „Noch nicht einmal, dass er wieder das Team gewechselt hat, oder so etwas.“

Ray lachte: „Das ist doch ne gute Nachricht!“ Er wurde wieder ernst. „Ich bin mir wirklich sicher, dass Kai zurückkommt. Auf ihn kann man sich verlassen, egal wie abweisend und kalt er tut.“

Max nickte kurz und sah zu, wie Hillary Daichi und Tyson über die Wiese jagte.

Der Song

Ich würde mich über Comments freuen *schnüff*

Nehme auch gerne Vorschläge entgegen oder beantworte Fragen ^^

Also, weiter geht's
 

II.
 

Dunkelheit...

Kaltes Wasser...

Ein Geschöpf, dass in der Nähe auf ihn lauerte...

Panik presste seinen Brustkorb zusammen und nahm ihm den Atem. Wieder wollte er weglaufen, kämpfen, sich wehren, irgendetwas tun, doch es gelang ihm nicht.

Es war, als ob er alle Kraft verloren hätte.

Vollkommen gelähmt musste er zusehen, wie das Wasser wieder stieg und ihn grausame Augen aus der Finsternis heraus beobachteten.

Bilder aus seiner Vergangenheit stiegen in ihm auf. Bilder, die er längst vergessen und verdrängt hatte.

Bilder, die er nicht mehr ertragen konnte, nicht mehr ertragen wollte...

Doch er hatte keine Wahl...

Er schrie...


 

Kai tippte unruhig mit dem Fuß auf dem Boden herum, während der Aufzug langsam nach oben fuhr. Nervtötende Musik quäkte aus einem Lautsprecher über seinem Kopf und hallte hohl von den verspiegelten Wänden wieder.

Kai blickte auf das tausendfach gespiegelte Abbild seiner selbst und seufzte: Er hatte schon mal besser ausgesehen...

Nicht so bleich, nicht so abgekämpft.

Aber auch schon schlechter...

Der Aufzug hielt an und Kai trat hinaus in das geschäftige Treiben, das auf dieser Etage der Hiwatari-Corporation herrschte.

Viele der vorbeieilenden Leute grüßten ihn und rannten dann hektisch weiter.

Kai seufzte erneut und ging durch eine Glastür am Ende des Korridors: Ein weiter Raum voller Computer, Menschen in weißen Kitteln und überdimensionaler Bildschirme erwartete ihn.

Auch hier wurde er von jedem, an dem er vorbeikam, gegrüßt.

Er ging weiter, eine gläserne Treppe hinauf, in einen durch weitere Glaswände abgetrennten Raum. Helle Jalousien waren leicht geschlossen worden, so dass er, als er die Tür hinter sich schloss, nicht mehr in den unteren Raum blicken konnte. Stattdessen konnte er durch eine große Fensterfront eine unglaubliche Aussicht über die Stadt genießen.

Doch dazu hatte Kai keine Lust. Müde warf er sich in den viel zu großen, mattschwarzen Sessel, der an dem modernen, leicht futuristischen Schreibtisch stand, und schloss die Augen.

Kurze Zeit später flog die Tür auf und ein junger Mann mit verwuschelten, braunen Haaren und Kittel stürmte herein, dicht gefolgt von einem Frackträger mit randloser Brille.

Kai öffnete die Augen wieder und sah die Beiden an, die sich böse anblickten, weil jeder von ihnen der Erste sein wollte, der seine Neuigkeiten vortragen durfte. Vollkommen uninteressiert nickte Kai dem Kittelträger zu.

Der Mann grinste seinen Gegenspieler überlegen an und begann dann seinen Report: „Es ist uns gelungen, dass neue Videospielsystem zu vervollkommnen. Es läuft nun einwandfrei.

Er stockte und sein Lächeln gefror: „Allerdings müssten wir für eine Produktion im großen Stil einen Vertrag mit Biovolt abschließen, da wir nicht die nötige Software für eine vernünftige Grafik haben.“

Kai schloss die Augen. Na wunderbar. Seit er die Firma von seinem Vater geerbt hatte, hatte er es immer vermieden, Verträge mit Biovolt, der Firma, die sein Großvater leitete, abzuschließen.

Oder ihn überhaupt wieder zu treffen…

Der Frackträger sah seine Chance gekommen: „Unsere Spezialisten haben beschlossen, dass die eingesandten Texte für eine CD geeignet sind.“

Kai erinnerte sich schwach: Die Songwriterin, von der die Texte stammten, war wirklich gut.

Wenn er sich nicht irrte, lagen die Songtexte noch irgendwo hier auf dem Tisch.

Als von Kai keine weitere Reaktion kam, schlichen sich die beiden Männer wieder aus dem Raum und schlossen die Tür. Keine Bestätigung war immer noch besser als eine eisklate Abfuhr.

Kai fegte einige Papiere vom Schreibtisch und fand dann, was er suchte: Die Texte.

Der Titel des ersten Liedes sprang ihm ins Auge: Losing Control

Neugierig steckte er das Papier in die Hosentasche und lehnte sich dann wieder zurück. Er würde sich den Text später durchlesen. Jetzt wollte er lieber den Schlaf nachholen, den er durch die Albträume verloren hatte...
 

Inzwischen war es Abend geworden und Tyson und die anderen waren in das Dojo von Tysons Großvater zurückgekehrt.

Man konnte nicht sagen, dass sie nicht ihre Beyblade-Fähigkeiten trainiert hätten, doch ohne Kais „liebevolle Motivation“ kam es ihnen wie der reinste Kinderzirkus vor.

„Oh man, hätte nie gedacht, dass ich den alten Spielverderber mal so vermissen würde“, seufzte Tyson und setzte sich auf einen der Steine, die um den kleinen Teich herum standen.

Die Anderen nickten stumm. Nur Daichi konnte nicht verstehen, dass sie Kai so sehr vermissten: „Was kümmert der euch denn überhaupt. Wahrscheinlich hängt der irgendwo mit den Blitzkrieg Boys rum oder hat schon wieder das Team gewechselt. Der wird irgendwann einfach hier auftauchen und euch eiskalt ins Gesicht sagen, dass ihr ihm egal seid. Außerdem braucht ihr ihn gar nicht: Ihr habt doch mich! Den Weltmeister Daichi und seinen unvergleichbaren, unbesiegbaren Strata Dragoon!“

Daichi plapperte einfach weiter, ohne auf die bösen Blicke zu achten, die ihn von überall trafen.

Bevor sie Tyson und die anderen ihn umbringen konnten, lenkte Kenny sie ab, indem er, seinen Laptop in den Händen, plötzlich hochsprang: „Tolle Neuigkeiten! Mr. Dickinson hat mir gerade eine E-Mail geschrieben. Er hat alle Teams in die Stadt eingeladen, um den Sieg über die BEGA zu feiern. Und alle haben zugesagt.“

Tyson war im Nu auf den Beinen: „Das ist klasse! Dann kann ich gleich ein paar Leute zum Match herausfordern und allen zeigen, warum ich der Beste bin!“ Er begann leicht irre zu lachen.

Max lugte Kenny über die Schulter: „Weißt du, ob Kai auch kommt?“ Der Chef zuckte mit den Schultern: „Möglich wär’s. Aber wer weiß schon. Wir reden hier schließlich von Kai…“
 


 

Comments? *lieb guck und bettel*

Das Angebot

Thx für die (bisher leider wenigen) Comments ^^.

Yami, erklär mir die ENS und ich schreib dir welche, versprochen ^^!
 

Nun eine kleine Anmerkung: Der Song, der jetzt öfter mal vorkommen wird, ist auf meinem Mist gewachsen und wurde nirgendwo geklaut. Er ist erst nach meinem Beginn dieser Fanfic entstanden und passte halt so gut, also zitier ich ihn jetzt öfter mal.

Alle die englische Grammatik können, wer vermutlich bei diesem Genuss(?) mit Schaum vor dem Mund umkippen oder mir etwas antun wollen ^^". Aber ich finde ihn eigentlich ganz gut gelungen... ^^
 

III.
 

Dunkelheit…

Kälte…

Wie schon so oft fand er sich inmitten des dunklen Meeres wieder und musste hilflos zusehen, wie er immer weiter darin versank. Er wehrte sich schon gar nicht mehr dagegen.

Doch etwas hatte sich verändert.

Die lauernde Gestalt war näher gekommen und war nun nur noch so weit von ihm entfernt, dass er sie mit seinen starren, eiskalten Fingern hätte berühren können, wenn er es gewollt hätte.

Und noch jemand anderes war. Ein altes Übel aus der Vergangenheit, ein Jäger, der noch hartnäckiger war als die Gestalt aus der Dunkelheit, ein lebendiger Albtraum. Sein lebendiger Albtraum.

Das Wasser strich über seine Wangen und verschleierte seine Sicht. Die Finsteren traten näher und sahen auf ihn herab. Durch das Wasser konnte er ihre Gestalten nur undeutlich erkennen, doch es hatte sich eh alles verändert: Während er selbst noch in der Dunkelheit schwebte und immer tiefer in dem Meer versank, standen sie weit über ihm und strahlten in einem eisigen, unangenehm hellen, weißen Licht, dass seine Augen zu blenden und seine Haut zu verbrennen schien…

Obwohl er eigentlich unter Wasser war, konnte er schreien…
 

Wieder erwachte er schweißgebadet und trotzdem vor Kälte zitternd. Der Morgen war nah und die Vögel jubilierten vor seinem Fenster. Das Licht der Morgensonne fand seinen Weg durch die Blätter der Bäume und das Fenster und streifte über seine Hand. Erschrocken zog er die Hand fort, doch die Berührung war warm gewesen und nicht eiskalt und trotzdem brennend.

Es war erst fünf Uhr, doch er wusste, dass er nicht länger schlafen konnte. Mit leicht fahrigen Bewegungen stand er auf und ging ins Bad um seinen Kopf unter das kalte Wasser zu halten.

Der Schock, den die wirkliche, reale Kälte verursachte, vertrieb die Erinnerungen an den Albtraum für eine kurze Zeit aus seinen Gedanken.

Mit einem Seufzen schlurfte er wieder in sein Zimmer zurück und griff nach seinen Sachen. Dabei fiel ein Blatt Papier aus seiner Tasche und segelte zu Boden. Überrascht hob er es auf und überflog die Überschrift: „Losing Control“.

Er setzte sich auf sein Bett und las die erste Strophe. Was er las, erschreckte ihn bis ins Mark.
 

I lost my way, my heart, my soul

But first of all I’ve lost control
 

I. Nightmares in darkness,

Pain in the light

I sit in the twilight

And look in the height
 

Er ließ den Liedtext fallen und rauschte halb angezogen aus dem Zimmer. Er wusste, dass sein Verhalten einer Flucht gleichkam, doch das kümmerte ihn nicht. Es war schließlich niemand da, er ihn beobachten konnte.

Noch nicht einmal Dranzer...
 

Es war Abend geworden und die Sonne versank langsam am blutroten, mit violetten Wölkchen gepuderten Horizont.

In der großen Festhalle der Hiwatari-Corporation stand Kai im Anzug (Ja, auch so was gibt's manchmal ^^) an einem der großen Fenster und starrte nach draußen. Das rote Licht flutete über sein Gesicht und ließ es sowohl bleich, als auch blutüberströmt erscheinen. Schweigend starrte er gen Himmel, während um ihn herum alle den Vertragsabschluss der Hiwatari-Corp. mit Biovolt feierten. Sie alle waren fröhlich und ausgelassen und freuten sich über das neue, erfolgreiche Produkt.

Kai hasste solche Veranstaltungen. Er konnte nicht verstehen, was alle daran fanden in großen Scharen zusammen zu stehen und wie irre über irgendwelche faden Witze oder sinnlose Floskeln zu lachen.

Auch dem Vertrag konnte er nichts abgewinnen. Es brachte der Firma vielleicht einige Vorteile, doch das Zusammentreffen mit seinem Großvater, das heute unweigerlich stattfinden würde, ließ ihn mit den Zähnen knirschen.

Er hatte sich eigentlich geschworen, ihn nie wieder zu sehen und ihn einfach aus seinen Erinnerungen zu streichen. Und nun das.

Ein lautes Klatschen zeigte ihm, das es nun Zeit war, sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Mit einem letzten Seufzen schritt er auf die leicht erhöhte Bühne, auf der die imposante Gestalt seines Großvaters bereits auf ihn wartete. Sein Blick war streng wie immer und seine Erscheinung so perfekt wie gemalt. Kai hatte ihn noch nie anders gesehen.

Widerstrebend streckte der Junge seine Hand aus um symbolisch den Vertrag beider Firmenkomplexe miteinander zu verdeutlichen und Voltaire schlug ein.

Niemand von den Beiden sagte auch nur ein Wort.

Nachdem die anwesenden Fotografen ihre Bilder geschossen hatten, ließ Kai die raue Hand seines Großvaters schnell wieder los und unterdrückte nur schwer den Impuls seine Finger an seinem Anzug abzuwischen. Schnell eilte er wieder auf seinen Platz zurück um auf keinen Fall ein Interview oder so etwas Bescheuertes geben zu müssen.

Doch er hatte Pech.

Kaum hatte er sich an die Fensterfront gelehnt, legte ihm jemand eine Hand auf die Schulter. Kai drehte sich um und blickte in das herrische Gesicht Voltaires.

„Was willst du?“, fragte er unwillig. „Ist das eine Art seinen Großvater und einzigen Verwandten zu begrüßen?“ Kai schnaubte abfällig.

„Ich bin hier, weil ich dir ein Angebot machen wollte (Das du nicht abschlagen kannst, hehe ^^). Ich weiß, dass du Dranzer verloren hast. Du kannst es zwar vor den Anderen verbergen, doch ich durchschaue dich.“ Kai hielt seinem Blick stand, doch im Inneren wand er sich. Warum wusste sein Großvater bloß immer noch so viel über ihn.

Voltaire sprach weiter: „Ich bin immer noch im Besitz eines anderen Bitbeasts, dass Dranzer sehr ähnlich ist. Du weißt, wen ich meine? Ich schätze, du verstehst, dass ich ihn dir nicht sofort geben kann, doch wenn du mir deine Treue versicherst und sie mir auch beweist, kannst du wieder zu mir zurück kommen und dieses unvergleichliche Bitbeast wieder dein Eigen nennen. Überleg es dir.“

Kai sah fort. Eine Rückkehr zu Voltaire kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Nie wieder…

„Kai!“, Voltaire sah ihn kalt an, „glaubst du etwa, dein jetziges Leben wäre das, was du dir wünschst? Das glaube ich nicht. Ich kenne dich! Besser, als du dich selbst kennst. Glaubst du etwa, diese albernen Kinder könnten dir ein besseres Leben bereiten, als ich es könnte? Sie vermissen dich bestimmt noch nicht einmal. Sie verstehen dich nicht, denn du bist anders als sie. Besser! Versteh es endlich und kehre zu mir zurück!“

Voltaire atmete tief durch und beruhigte sich wieder. Seine vorher scharfe Stimme wurde wieder leise und emotionslos: „Überleg es dir, Kai. Mein Angebot steht. Und dein Leben kann nur besser werden.“

Kais Großvater drehte sich um und ging. Der Junge starrte ihm lange nach, dann blickte er wieder aus dem Fenster.

Trübes, graues Zwielicht sickerte durch die Scheiben und ließ alle Farben verblassen.

Die Sonne war längst untergegangen und der Mond ließ noch auf sich warten, so dass weder Licht noch Dunkel herrschte. Die Tageszeit der Unentschlossenen und Irrenden, der Suchenden und Geängstigten, doch auch der Ruhe und der Stille.

Kai vergaß alles um sich herum und sah zum silbriggrauen Himmel hinauf…
 


 

Bitte sämtlichen bescheuerten Nebenkommentare meinerseits bei Bedarf überlesen... ^^

*Smile* Ich warte auf Comments ^^

Begegnungen

Kleine Anmerkung (oder Schleichwerbung für die Schleichwerbung ^^")
 

I NEED COMMENTS oder ich gebe diese Fanfic auf *droh*.

Also wenn hier lest, hinterlasst mir Kommentare und erzählt auch anderen von dieser Fanfic. (oder so ähnlich)

Thx übrigens an Yami_Draciel: Ohne dich wäre diese Fanfic längst schon wieder Geschichte.
 

Auch für Vorschläge und Fragen bin ich immer offen.
 

Also schaltet jetzt traurige Musik ein und lest weiter ^^:
 


 

IV.
 

Er trieb weiterhin in der Dunkelheit, nur um in das blendend weiße Licht über sich zu blinzeln. Das tiefschwarze Wasser nahm ihm den Atem und saugte jegliche Wärme aus seinem Körper und seiner Seele.

Alles, was zurückblieb, war Leere. Diese schreckliche, alles verschlingende Leere, die durch nichts auf der Welt gefüllt werden konnte und die mehr schmerzte als alles, was die meisten Menschen ertragen konnten.

Die Jäger waren wieder da und beobachteten, wie die Leere seine Augen erreichte und jegliches Gefühl aus ihnen zu verbannen schien. Doch in Wahrheit schrie er tief in seinem Inneren…

Das Licht verblasste und schenkte ihm einen kurzen Moment, in dem der Schmerz schwächer wurde. Er konnte das Gesicht seines ewigen Verfolgers nun deutlich erkennen und er war nicht im Geringsten überrascht, als er es erkannte…

Das Licht flammte auf, nur um dann gänzlich zu erlöschen und ihn allein und geschlagen in der Dunkelheit zurückzulassen…
 

Daichi sprang wie ein wild gewordener Affe in der Empfangshalle des Flughafens herum und jubelte, dass den anderen Mitgliedern der G Revolution die Ohren klingelten: „Ich werde alle herausfordern und besiegen. Als erstes schnapp ich mir Tala und mach seinen Wolborg platt, dann kommt der Rest und am Ende ist Tyson dran. Und dann bin ich der alleinige Weltmeister!!!“, brüllte er.

„Daichi, jetzt sei endlich still“, fuhr Hillary ihn an. Ray saß auf einer der Bänke und versuchte krampfhaft zu meditieren, Tyson stand am anderen Ende der Halle und verteilte mit einem dämlichen Grinsen Autogramme an eine Horde kreischender Fans, während Max und Kenny herauszufinden versuchten, wo und wann ihre Freunde eintreffen sollten.

Das eigentliche Fest sollte erst heute Abend stattfinden, doch die Beyblade-Teams kamen bereits heute Morgen an.

Endlich hörten sie eine vertraute Stimme, die nach ihnen rief. Die Barthez Battalions (entweder sind sie zu faul diesen Namen zu ändern, oder ich) kamen zusammen mit Max und Kenny auf sie zu und wurden freudig begrüßt. Selbst Tyson gelang es sich von seinen Fans zu lösen und seinen Starruhm zu vergessen.

„Hey Miguel, wie geht’s euch?“ „Gut Tyson, und euch?“ „Habt ihr auch ordentlich trainiert?“ „Wir können später ja einmal gegeneinander antreten, Claude.“ „Klar, wenn wir auf stachelbewehrte Stadien verzichten.“ „Ich fordere euch heraus! Los, macht eure Starter bereit! Mein Strata Dragoon wird euch alle platt machen!“ „Halt die Klappe, Daichi!!“

Das wirre Geplapper der beiden Teams wurde jäh unterbrochen, als sich eine weitere Stimme einmischte: „Ihr benehmt euch wie ein Kindergarten auf Wandertag.“

Tyson und die anderen G Revolution fuhren herum, in der Hoffnung Kai zu erblicken, doch stattdessen sahen sie Tala und die Blitzkrieg Boys, die grinsend in der Nähe standen. Der rothaarige Beyblader sah immer noch leicht lädiert aus, obwohl sein Kampf mit Garland bereits etwas zurücklag.

Tyson schluckte die bittere Enttäuschung herunter, die in ihm aufstieg und grinste Tala stattdessen an: „Schön dich auch mal wieder aufrecht zu sehen! Willkommen zurück in Japan, Tala.“ „Wir wollten euren Anblick eigentlich bis zur nächsten Weltmeisterschaft vermeiden, doch einer Reise auf Kosten der BBA und einem Fest konnten wir dann doch nicht widerstehen“, sagte der Anführer der Blitzkrieg Boys grinsend. „Außerdem könnte man sagen, dass wir Boris mit dieser Feier mitten ins Gesicht lachen.“

Bryan und Spencer begannen ebenfalls zu grinsen. Tala sah sich suchend um. Er nickte Max, Ray und Kenny zu, übersah Daichi, der ihn die ganze Zeit laut brüllend herausfordern wollte und streifte das Team Barthez Battalion mit einem kalten Blick, dann wandte er sich wieder an Tyson: „Ist Kai nicht da?“

Tyson schüttelte den Kopf: „Wir hatten eigentlich gehofft, dass er bei eurem Team wäre. Bei uns hat er sich schon eine ganze Weile nicht mehr sehen lassen.“

„Es tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, Tyson, doch ich habe Kai seit deinem Kampf gegen Brooklyn auch nicht mehr gesehen. Aber du solltest dir nicht zu viel Sorgen machen, Kai kann schon auf sich aufpassen.“
 

Es war ein schöner und warmer Tag geworden. Ein lauer Wind wehte und trieb ein paar weiße Federwölkchen über den strahlend blauen Himmel.

Inzwischen waren alle Teams angekommen und man hatte einstimmig beschlossen, die Zeit bis zum Fest mit Stadtbesichtigungen zu verbringen. Da sich die verschiedenen Teams untereinander nicht unbedingt verstanden, war jedes auf eine eigene Sightseeingtour gegangen, begleitet von je einem Mitglied der G Revolution, um sicherzustellen, dass sie sich nicht verliefen.

Die Mitglieder von White Tiger X und Ray standen gerade auf dem Platz, auf dem Tyson immer sein „Fan-Training“ veranstaltete und unterhielten sich. Natürlich gab es dabei sehr schnell nur ein Thema: Der vermisste Kai.

„Vielleicht ist es ja besser, dass er weg ist“, mutmaßte Mariah. „Wenn man es genau bedenkt, hat er doch eh nie etwas anderes getan, als euch im Stich zu lassen.“ „Oder unsere Bitbeasts zu stehlen!“, fügte Lee hinzu. Kevin und Gary nickten zustimmend.

Ray blickte zu Boden. Genau genommen hatten sie Recht mit dem, was sie sagten. Er und die früheren Bladebreakers hatten vermutlich öfter Kais Rücken gesehen, wenn er sie im Stich ließ, als sein Gesicht, wenn er ihnen half.

„Vielleicht habt ihr Recht und es ist wirklich besser, dass er weg ist. Er hat uns ja wirklich nur Probleme bereitet“, gab er zu. Die White Tiger X nickten.

Unbemerkt von ihnen stand Kai oben auf dem Hügel und hörte jedes Wort, das sie sprachen. Keine Regung war auf seinem Gesicht zu sehen als er sich abwandte und davonging.

„Aber immer, wenn wir ihn gebraucht haben, war er dann doch wieder da und hat uns aus der Patsche geholfen“, sagte Ray und blickte auf. Sein Blick war entschlossen und fest: „Kai ist unser Freund und gehört in unser Team, egal, wie oft er noch Dummheiten macht.“
 

Nur wenige Straßen entfernt saßen Max und die PPB Allstarz an einem Tisch vor einem kleinen Restaurant und ließen sich ein üppiges Mittagessen schmecken.

Wieder einmal staunten Rick und die anderen darüber, wie Max eine große Portion Senf auf seiner Nudelsuppe verteilte. So eine Mischung konnte doch einfach nicht schmecken.

Max schien der gegenteiligen Meinung zu sein, denn schob sich einen Teil des Gemischs gerade mit einem genießerischen Gesichtsausdruck in den Mund. Als er die Blicke der Anderen bemerkte, sah er sie fragend an: „Ist etwas?“

Rick winkte ab: „Nein, iss ruhig weiter. Es ist schließlich deine Sache, was du isst, und wir müssen uns damit abfinden.“

Max lächelte und widmete sich wieder seiner Suppe.

„Sag mal Max, ist es eigentlich wahr, dass Kai fort ist?“, fragte Emily leise. Der Angesprochene verschluckte sich fast, hustete kurz und nickte dann. Michael hieb mit einer Hand auf den Tisch, so dass sämtliche Teller und Schüsseln einen Satz in die Luft machten: „Das ist auch gut so! Schließlich haben wir ja noch ein oder zwei Hühnchen mit ihm zu rupfen!“

Rick sah ihn leicht verwundert an: „Wieso ein oder zwei? Ich meine, ich bin auch sauer auf ihn, weil er zur BEGA übergelaufen ist, aber das war doch nur ein Fehler.“ Emily war es, die antwortete: „Vor ein paar Jahren hat Kai schon einmal etwas ähnliches gemacht. Er ist damals auch zum Feind übergelaufen und hat – unsere Bitbeasts gestohlen.“ Es fiel ihr sichtlich schwer darüber zu reden. „Du warst damals noch nicht in unserem Team, daher kannst du auch nichts darüber wissen.“ Michael schlug wieder mit der Faust auf den Tisch: „Wir haben uns damals nicht gerächt, weil er dann später zu den Bladebreakers zurückgekehrt ist, doch entschuldigt hat er sich nie.“ Er schlug wieder auf den Tisch und eine Schüssel mit Salat landete auf dem Boden. Niemand achtete darauf.

Max starrte auf seine Nudelsuppe: „Ich kann verstehen, wie ihr euch fühlt. Kai hat mehr als einen Fehler gemacht. Schon seit Jahren. Vielleicht…“, er stockte und schloss die Augen, „…Vielleicht war es ja wirklich dieses Mal einer zuviel. Vielleicht ist es ja wirklich besser, wenn er einfach nie wieder kommt.“

Ungesehen von den Allstarz, die sich alle nur auf Max konzentrierten, wandte sich ein blauhaariger Junge in einer Nebengasse um und ging. Sein Gesicht zeigte nichts von seinen Gefühlen.

„Aber selbst wenn es ein Fehler zuviel war, haben wir dann nicht trotzdem die Pflicht, ihm diesen Fehler zu vergeben? Ich meine, es heißt doch immer, dass man nur aus Fehlern lernt. Vielleicht lernt Kai ja auch aus seinen Fehlern und verrät uns nie wieder. Außerdem“, Max sah auf, „Wenn ihr meine Fehler, meine Eigenarten tolerieren und akzeptieren könnt, warum dann nicht auch Kais?“
 

Ein paar Meter weiter standen Julia, Raoul und Hillary auf einem großen Markt und sahen sich die Auslagen an. Romero, der sein Team niemals alleine reisen ließ, Julia und Raoul stritten einfach zu oft, stand etwas weiter entfernt und versuchte mit einer hübschen Verkäuferin zu flirten.

„Ehrlich gesagt, wusste ich eh nie, was ich von Kai halten sollte. Ich meine, der Kerl ist doch ein wandelnder Eisklotz. Der Eisberg, der die Titanic versenkt hat, ist nichts dagegen“, sagte Raoul. Julia nickte: „Er ist vielleicht ein ganz guter Beyblader und sieht vielleicht auch ganz gut aus, aber ich glaube nicht, dass sein Fehlen überhaupt groß auffallen wird. Kai steht doch eh immer nur irgendwo stumm in der Ecke rum.“

Hillary nickte: „Und wenn er etwas sagt, dann ist es meist etwas Gemeines und Verletzendes.“ Sie ballte die Fäuste vor Wut: „Dieser Dreckskerl kümmert sich doch eh um niemanden, warum machen wir uns also überhaupt Sorgen um ihn!“

Nur ein paar Schritte hinter ihnen stand derjenige, über den sie sprachen und hörte ihnen zu. Dann ging er einfach fort. (Wer hätte jetzt auch noch etwas anderes erwartet ^^“)

Plötzlich bemerkte Hillary, dass ihr Tränen über die Wangen liefen: „Aber Kai baut einen auch auf, wenn man sich schlecht fühlt. Nur, dass er es eben nicht auf die übliche Art und Weise tut. Er tröstet einen nicht und bekräftigt auch niemanden in seinem Selbstmitleid. Stattdessen bringt er lieber alle in Wut, so dass sie stärker werden.“
 

Daichi und die Blitzkrieg Boys standen vor den Überresten des ehemaligen BEGA-Gebäudes und sahen zu, wie der Schutt weggefahren wurde. Obwohl schon einige Zeit seit der Zerstörung des Wolkenkratzers vergangen war, sah es hier immer noch aus wie auf einem Schlachtfeld.

„Ist ein gutes Gefühl, die BEGA in Trümmern liegen zu sehen“, bemerkte Bryan. Tala nickte.

Daichi fand die Ruinen nicht im Geringsten spannend und kickte einen kleinen Stein fort: „Was soll denn daran so toll sein? Weg ist weg und das war’s!“, maulte er. „Nichts als Schutt und Abfall. Noch nicht einmal bladen kann man hier.“

Tala sah grinsend auf ihn herab: „Irgendwann, wenn du größer bist, erzähl ich dir vielleicht mal, was es mit der BEGA und Boris auf sich hatte.“ Bryan grinste ebenfalls: „Bist du dir denn sicher, dass er überhaupt mal größer wird?“

„Hey!“, schrie Daichi und versuchte sich auf den Jungen zu stürzen. Spencer ergriff ihn allerdings am Kragen und hob ihn einfach hoch, so dass er Bryan nicht mehr erreichen und nur noch wütend herumzappeln konnte: „Immer langsam, Kleiner.“

Tala lachte: „Ja sonst tust du dir noch weh.“

Daichi verschränkte die Arme vor der Brust und begann zu schmollen: „Oh Mann, ihr seid ja schon genauso langweilig wie Tyson und die anderen. Die weigern sich auch andauernd meine Herausforderungen anzunehmen. Seit Kai weg ist, ist mit denen nichts mehr anzufangen. Ich versteh einfach nicht, warum sie diesen Typen so sehr vermissen.“
 

(Reingelegt, dieses Mal war Kai nicht da. *lol* Wer interessiert sich schon für Daichis Meinung *fg*)
 

Tyson und die Barthez Battalion saßen im Garten des Dojo und ließen es sich gut gehen. „Es ist wirklich schön hier“, bemerkte Mathilda und ließ ihre Füße in das Wasser des kleinen Teichs baumeln.

„Hm“, Tysons Stimmung war eher gedrückt, so dass er in Punkto Gesprächigkeit schon beinahe den vermissten Kai übertraf. „Er fehlt euch wirklich sehr, oder?“, fragte Miguel.

Tyson nickte: „Ja. Er war zwar schon öfter weg, aber dieses Mal habe ich das Gefühl, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmen würde.“

„Ich weiß, dass man über nicht Anwesende nicht schlecht sprechen sollte“, meinte Mathilda, „Doch ehrlich gesagt ist mir Kai etwas unheimlich. Obwohl, „etwas“ ist ziemlich untertrieben. Ich habe noch nie einen so kalten und gefühllosen Menschen gesehen. Er scheint mir eher eine gut programmierte Maschine als ein denkendes und fühlendes Wesen zu sein. Richtig gruselig.“ Sie erzitterte, während sie das sagte.

„Ja, Kai ist wirklich sehr seltsam und mir geht seine gefühllose Art ganz schön auf den Geist. Andauernd haut er ab, lässt uns im Stich, verrät uns und kommt dann plötzlich wieder, als ob nichts geschehen wäre. Und immer wieder nehmen wir ihn wieder auf und lassen es zu, dass er uns weiter auf die Nerven geht und uns wie Dreck behandelt.“ Tyson nahm einen Kiesel vom Boden auf und warf ihn wütend in den Teich, ohne darauf zu achten, dass er Mathilda damit nass spritzte. Während er zusah, wie die winzigen Wellen langsam von der Oberfläche des Wassers verschwanden, stellte er sich vor, wie es wäre, Kai die kalte, arrogante Visage einzudellen.

„Aber jetzt ist Schluss, soll Kai doch zusehen, wie er allein zu Recht kommt. Das wollte er doch eh immer. Mir egal ob er wiederkommt oder nicht“, sagte Tyson und ließ sich nach hinten in das weiche Gras fallen.

Kai, der hinter der Mauer, die das Dojo umgab, gestanden und zugehört hatte, ging davon. Er hatte genug gehört und wusste jetzt, was er tun würde.

„Meinst du das wirklich ernst, Tyson?“, fragte Miguel zaghaft. Er konnte es sich eigentlich nicht vorstellen, dass Tyson Kai die Freundschaft aufkündigte.

„Nein, natürlich nicht“, kam die gereizte Antwort. „Vielleicht bin ich ja wirklich so dumm, wie Kai immer behauptet, aber ich gebe ihm wie immer eine weitere Chance und hoffe, dass er sich ändert. So was tun Freunde nämlich, auch wenn Kai unser Team nicht als seine Freunde ansieht.“
 

Kai ging langsam durch die Stadt. Sein Ziel war ein großes Gebäude, dessen Glasfassade schwarz verspiegelt war. Wie ein riesiger schwarzer Berg aus Eis ragte es vor ihm auf. Es schien ihm zu drohen und ihn zum Weggehen aufzufordern, doch Kai wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.

Die zweite Strophe des Liedes fiel ihm wieder ein. Er hatte den Text heute Morgen nach dem Aufwachen vom Boden aufgehoben und in banger Erwartung gelesen. Und wieder schienen die Worte schmerzlich gut zu seinem Leben zu passen:
 

I lost my way, my heart, my soul

But first of all, I’ve lost control
 

2. No heaven for me

Just a palace of black ice

And even if I die

Nobody will cry
 

Langsam betrat er den Bürobau, der durch ein großes Schild als Hauptgebäude Biovolts ausgewiesen wurde…
 


 

So das war's. Für's nächste Kapitel bräuchte ich ne kleine Info.

Wer ist eurer Meinung nach der schwächste Beyblader? (ausnahme G Revolution, Blitzkrieg Boys).

Danke für Antworten. I NEED COMMENTS *smile*

Training

Also, die Frage nach dem schwächsten Blader läuft immer noch und spätestens im nächsten Kapitel werde ich das Ergebnis brauchen, also immer schön voten *smile*
 

Zu diesem Chapter:

Ich habe letztens meine CDs durchwühlt und dabei "Fighter" von Christina Aguiliera gefunden. Mein Durchlesen des Texts ist mir aufgefallen: WOW, das ist der Song zu Kai schlechthin!!!

Auch wenn es in den deutschen Übersetzungen meist "Kämpferin" heißt, denke ich, dass man den Song auch für einen Jungen nehmen kann.

Schließlich ist "Fighter" auf Englisch ja neutral.
 

Aber ihr könnt natürlich auch jedes andere Lied hören, dass zu diesem Kapitel passt *smile*
 


 

VI.
 

"Ich bin mir sicher, dass du verstehen kannst, dass ich dir Black Dranzer nicht sofort überlassen kann. Zuerst musst du mir beweisen, dass ich dir auch vertrauen kann, Kai", die Stimme Voltaires klang trügerisch freundlich.

Gemeinsam schritten sie durch einen nur spärlich erleuchteten Gang im großen Herrenhaus der Hiwataris.

Es war schon einige Zeit vergangen, seit Kai hier gewesen war und doch erinnerte sich Kai an jede Ritze im Mauerwerk und jede flackernde Lampe. Selbst die Spinnenweben kamen ihm bekannt vor.

Schon oft war er diesen Weg gegangen.

Sie erreichten eine große Doppeltür, hinter der die Trainigshalle des Anwesens lag. (In der ersten Staffel hat man Kai in einer der ersten Folgen mit seinem Großvater in einem abgedunkelten Raum mit einer riesigen Beyarena gesehen, erinnert ihr euch?)

Kai öffnete auf ein Zeichen seines Großvaters hin die Tür und trat hindurch. Dieser große Saal war noch dunkler als der vorherige Gang und wurde nur durch drei schmale Luken erhellt, die im oberen Teil einer Wand angebracht waren.

Kai trat mit gemischten Gefühlen in diesen Raum. Er konnte fühlen, dass sich etwas verändert hatte.

Früher hatte er hier immer alleine trainiert oder war von seinem Großvater hierher geschickt worden. Früher, war dieser Trainigssaal seine Zuflucht gewesen, ein Ort, an dem er sich einfach auspowern, sein Können verbessern und alles um sich herum vergessen konnte.

Doch seit diesen Tagen war viel Zeit vergangen und nun hatte die Luft innerhalb der Halle einen bitteren Beigeschmack angenommen. Kai wusste, dass er diese vier Wände nicht eher verlassen würde, nicht eher verlassen würden durfte, bis dass er die Aufgaben, die ihm sein Großvater stellte zu seiner Zufriedenheit erfüllen konnte.

Voltaire legte seinem Enkel in einer beinahe sanften Bewegung eine Hand auf die Schulter und schob ihn weiter in den Raum hinein.

Dann schloss er die Tür hinter sich und ließ Kai allein in der Dunkelheit.

Langsam ging Kai zu der riesigen Beyblade-Arena in der Mitte des Raumes. Kein Staub lag auf den Wänden.

Auf dem Boden neben der Arena stand eine kleine Schachtel, in der ein dunkelgrauer, unscheinbarer Blade lag. Als Kai ihn in die Hand nahm, wusste er bereits, dass er die fortschrittlichste Beyblade-Technologie, die zur Zeit auf dem Markt war in den Händen halten würde.

Solange es seinen Zielen diente, würde Voltaire so viel Geld ausgeben, wie nötig war.

Kai hob den Blick und suchte die Decke, die tief in der Dunkelheit verborgen lag. Erinnerungen stiegen in ihm auf. Erinnerungen an ein rotes Licht, das ihm die Dunkelheit erhellt hatte und ihm alles ertragbar gemacht hatte.

Doch dieses Mal war Dranzer nicht da um ihm den Weg zu erleuchten und ihn zu beschützen.

"Dranzer...", flüsterte er und schloss die Augen.

Dieses Mal würde er alles allein ertragen müssen.

Er öffnete die Augen und sein Blick war entschlossen: Und das würde er auch.

Er startete den Beyblade und sah zu, wie er immer schneller seine Kreise in der Arena zog. Schneller, tönte es in seinen Gedanken. Stärker, rief sein Geist. Perfekter, schrie seine Seele.

Und der Blade hörte auf seinen Ruf.

Plötzlich wusste Kai es. Er war in der Lage jeden zu besiegen. Auch ohne Bitbeast war er stärker als die meisten anderen Blader, die es auf der Welt gab. Und er würde noch viel stärker werden.

Jede Niederlage, jeder Blutstropfen, den er vergießen würde, jede Stunde in Einsamkeit und Dunkelheit würde ihn nur noch stärker machen.

Er war ein Kämpfer. Ein Kämpfer, der sich niemals unterkriegen lassen würde. Egal was man ihm auch antun würde, er würde es überstehen und nur noch stärker zurückkehren, um seine Gegner in den Staub zu treten und ihnen in die leeren Augen zu lachen.

Niemand würde ihm gewachsen sein. Niemals...
 

Hinter einer der Luken bewegte sich eine schmale Gestalt und sah zu dem Jungen hinunter, der in der Finsternis kaum zu erkennen war. Seine Augen blitzten auf, als er verfolgte, wie der graue, leicht silbrig schimmernde Blade in der Arena immer schneller wurde und immer mehr an Kraft gewann.

Wie er bald nur noch verschwommen zu sehen war und eine Stärke erreichte, die der eines mit Bitbeast ausgestatteten Blades in Nichts nachstand.

Nein, vielleicht sogar noch stärker war...

Wenn dieser Junge auch noch ein Bitbeast erhalten würde, was würde dann bloß geschehen?

Der Mann, der durch die Luke spähte, wusste es nicht. Wollte es gar nicht wirklich wissen.

Ein starker Wind kam auf und der Mann verschwand von einem Augenblick zum anderen.
 

Stunden, Tage, Wochen...

Er wusste es nicht und es war auch nicht wichtig.

Das Einzige was zählte, war das, was er erreicht hatte, die Macht, die er erlangt hatte...

Die Tür, durch die er vor so langer Zeit gekommen war, öffnete sich und eine ihm wohlbekannte Gestalt trat herein. Kais Augen, die schon so lange kein Licht mehr gesehen hatten, schmerzten selbst im schwachen Licht der flackernden Lampen des Ganges und doch zwang er sich, seinen Großvater anzusehen.

So etwas wie Schwäche, Schmerz und Nachgeben existierte in seinem Vokabular nicht mehr.

"Wie ich sehe, hast du deine Zeit gut genutzt, Kai", bemerkte Voltaire und sah seinen Enkel an. Was ihm sah gefiel ihm. Nun würde seinen Plänen nichts mehr im Wege stehen.

Wieder legte er Kai fast zärtlich eine Hand auf die Schulter und gemeinsam traten sie in den Gang hinaus. "Ich bin froh, dass du letztendlich doch wieder zu Sinnen gekommen bist und diesen Weg gewählt hast. Das Leben, das du bisher geführt hast, war unter deiner Würde, ich hoffe, dass ist dir jetzt endlich bewusst."

Kais Augen ruhten auf dem Profil seines Großvaters, während sie gemeinsam durch die Gänge schritten. Er nickte, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es andere Gründe gewesen waren, die ihn auf diesen Weg gedrängt hatten.
 


 

Tja, ziemlich kurz. Ist auch nur nen Zwischenstück. Passte aber halt so gut, außerdem sind die Ergebnisse des Votings noch nicht drin.

Also: Welche Gründe hatte Kai? Wer war der Mann am Fenster? Und werde ich endlich ein paar Kommentare mehr erhalten??? ^^

Ich bin für Spekulationen, Vorschläge und Fragen immer offen, also schreibt mir!

*smile*

My Way

Habe inzwischen über 10 Comments bekommen. Wow. WOW!!!!!

Ich danke euch allen und fühle mich in der Lage, diese FF weiterzuschreiben. Bin dieses Wochenende nicht da, deshalb versuche ich gleich zwei Kapitel zu schaffen. Also, los geht's!!!
 

(Anmerkung: Mit trauriger und/oder unheimlicher Musik im Hintergrund lesen! Musikvorschläge kommen jetzt übrigens öfter ^^")
 

VII.
 

Regen.

Schon seit Tagen fielen dicke, eiskalte Tropfen vom Himmel und drückten die Stimmung der gesamten Stadt.

Eine seltsame Melancholie hatte von Allen Besitz ergriffen und ließ alles trist und grau erscheinen…

„Wenn der Himmel weint, schweigen die Herzen und alte Wunden bluten wieder. Die Vergangenheit kehrt zurück und spiegelt sich in den Augen aller, die schon einmal eine zerbrochene Seele erblickt haben…“, murmelte Brooklyn und sah aus dem Fenster auf die dunkle Stadt.

Seine Hand wanderte in seine Tasche und schloss sich um einen glatten Gegenstand, den er dort vor den Blicken aller Anderen versteckt hielt.

Garland, der neben ihm stand, schüttelte den Kopf: „Was du dir immer für Unsinn zusammenreimst. Du spinnst doch!“

Er ging weiter, doch Brooklyn blieb stehen. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und sah schemenhaft Dinge, die schon sehr bald passieren würden. Und er erkannte auch, dass es nur der Auftakt zu einer Serie sehr unschöner Ereignisse sein würde…

„Brooklyn!“, Garland packte ihn am Arm und zog ihn weiter. „Komm endlich trainieren! Ich weiß, dass du es hasst, aber ich habe es nun mal bitter nötig…“
 

Regen:

Jeder einzelne der blassen Tropfen tränkte die Erde und spülte Schmutz und Dreck einfach fort. Alles, was dieser Regen berührte, schien sein wahres Gesicht zu offenbaren und nur manchmal war es schön…

Tyson blickte unglücklich auf den kleinen Teich im Garten des Dojo und beobachtete die sich stetig verändernde Oberfläche des Wassers. Er bemerkte nicht, dass ihn mehrere Augenpaare aufmerksam und zugleich besorgt musterten.

„Er bläst nur noch Trübsal. Sitzt rum, starrt in die Ferne und hofft, dass Kai wiederkommt“, sagte Miguel. „Und Ray und den anderen geht es nicht besser“, fügte Lee hinzu. „Selbst Kenny und Hillary scheinen Kai zu vermissen.“

„Egal wie sehr ich Kai auch verabscheue, so langsam wünsche ich mir auch, dass er wieder auftaucht. Und wenn nur, damit die anderen Drei wieder normal werden“, seufzte Michael. „So ein Quatsch! Soll dieser Mistkerl doch bleiben wo der Pfeffer wächst! Ich verzeihe ihm nie, dass er mir Trygator gestohlen hat!“ fauchte Emily plötzlich hinter ihnen und schob sich unsanft an ihnen vorbei auf Tyson zu. „Los, hoch mit dir! Wir werden jetzt deinen Dragoon auseinander nehmen und versuchen ihn noch zu verbessern!“, sie zog den völlig überraschten Beyblader am Arm hoch und hinein ins Haus.

Michael und Lee konnten ihre Gefühle verstehen. Auch ihnen war es immer schwer gefallen, Kai, den gemeinen Dieb und Verräter, als Teil der Bladebreakers und der G Revolution zu akzeptieren. Am Liebsten hätten sie sich jedes Mal, wenn sie ihn gesehen hatten, auf ihn gestürzt und sich für das, was er ihnen angetan hatte, gerächt. Doch nun war er fort.

Vielleicht für immer.

Miguel, der genau wie die anderen und ihre Teams noch für ein paar Tage in Japan bleiben würde, wusste immer noch nicht wirklich, was vor ein paar Jahren bei der damaligen Weltmeisterschaft vorgefallen war, doch er hatte inzwischen mitbekommen, dass Kai damals eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hatte. Und er wusste auch, dass die Blitzkrieg Boys, die damals noch Demolititon Boys geheißen hatten, mit von der Partie gewesen waren.

„Wenn ihr alle Kai so hasst, warum benehmt ihr euch Tala, Spencer und Bryan gegenüber dann eigentlich relativ normal?“ Relativ, weil niemand so recht mit dem seltsamen Humor der drei Jungen klar kam. Und mit ihrer zeitweise etwas ausufernden Brutalität.

Michael seufzte: „Die Drei sind von Boris betrogen und benutzt worden. Sie sind zwar keine Engel, aber noch halbwegs okay. Kai dagegen…“ Er seufzte erneut.

Lee übernahm die weiteren Erklärungen für ihn: „Kai ist freiwillig zu Boris gegangen. Und das nur, weil er Macht wollte. Er wusste die ganze Zeit genau, was da ablief, doch es hat ihn nicht interessiert. Schließlich war er nie davon betroffen. Er war ja Großvaters kleiner Liebling…“ Er schnaubte abfällig.

Miguel versuchte kurzzeitig, sich einen kleinen, braven Kai vorzustellen, scheiterte aber kläglich. Dann fragte er weiter nach: „Wie meint ihr das mit „Großvaters kleiner Liebling“?“

Michael grinste säuerlich: „Der Anführer dieser Mistkerle damals, war Kais Großvater. Er heißt Voltaire. Er ist genauso eiskalt und ekelhaft wie sein Enkel. Wahrscheinlich besteht die ganze Familie Hiwatari nur aus gefühlskalten, machtsüchtigen und arroganten Mistkerlen.“

Lee nickte zustimmend und ging dann wieder ins Haus zurück.

Miguel folgte ihm nach kurzer Zeit, nachdem er erst noch mal über das eben Gehörte nachgedacht hatte.

Im Hintergrund war nur der Regen und Daichis Geschrei zu hören, der von den Blitzkrieg Boys in letzter Zeit immer häufiger als Ziel ihrer teilweise sehr üblen Streiche benutzt wurde…
 

Gegen Abend hörte der Regen auf und dichter Nebel zog auf.

Weiße und graue Schlieren schlängelten sich um die Baumstämme und verhüllten das reingewaschene Antlitz der Erde.

Wenn der Regen vorher alle Geheimnisse hinweggespült hatte, so brachte sie der eisige Nebel nur noch tiefer, stärker und verstrickter zurück…

Im Dojo von Tysons Großvater war alles still. Nur das laute Geschnarche einiger Personen durchbrach hin und wieder die leicht unheimliche Ruhe, während sich der leicht bläulich schimmernde Nebel immer näher ans Haus schob.

Plötzlich war ein neues Geräusch zu hören. Ein helles, schwaches Sirren, das nur gedämpft durch die blassen Schwaden drang. Und doch reichte der ferne Ton aus um ein orangehaariges Mädchen aus dem sowieso schon unruhigen Schlaf schrecken zu lassen.

Besorgt setzte sie ihre Brille auf und sah sich um, doch um sie herum schliefen alles.

Das Geräusch wurde lauter und lockender und rief sie in die weiße Nacht hinaus.

Emily zögerte kurz, dann siegte ihre wissenschaftliche Neugier über ihre Furcht und ihre Vernunft. Sie zog sich an und trat in den Nebel hinaus.

Das Sirren wurde lauter und schien freudig vor ihr her zu tanzen. Immer nah genug um es nicht zu verfehlen – und doch zu weit entfernt um der Quelle dieses Geräuschs habhaft zu werden. Das schwache Geräusch leitete Emily zu einer Beyarena irgendwo in einem Park. Dann hielt die Quelle des Geräuschs plötzlich an und ein grauer Beyblade erschien in den Nebeln vor Emilys Füßen.

Dann verschwand der Blade und wurde wenig später von seinem Besitzer aufgefangen, der irgendwo in den Nebelschwaden verborgen wartete.

Emily ahnte, was der Besitzer des grauen Blade wollte und hatte nicht vor zu kneifen. Vor allem nicht, weil er, wenn Emily richtig gesehen hatte, kein BitBeast besaß.

Sie zückte ihren Trygator und begann den Countdown: „3…2…1…Let it rip!“

Ihr Blade landete mustergültig in der Arena und begann sofort, um den anderen Beyblade, der ebenfalls fehlerfrei gestartet worden war, zu kreisen. Als sich der andere Blade nicht rührte, vergaß sie alle Vorsicht und ließ Trygator angreifen.

Obwohl sie ein deutliches Knirschen hörte als beide Blades aufeinander trafen, rührte sich der graue Beyblade kein Stück. Es war als hätte in Emilys Attacke keinerlei Kraft gelegen.

Dem Mädchen wurde plötzlich klar, dass es ein Fehler gewesen war, allein hier draußen mit einem Unbekannten zu kämpfen. Ein dummer Fehler, den sie sich niemals zugetraut hätte.

„Trygator, mach ihn fertig!“, schrie sie als sie plötzlich Panik in sich aufsteigen fühlte. „Mach ihn fertig! Ich will… ich will hier weg!“

Ihr großes, starkes BitBeast erschien und attackierte mit einem gereizten Knurren den fremden Blade. Doch auch dieses Mal ließ sich der unbekannte Blader nicht im Geringsten einschüchtern und sein Blade blieb vollkommen ruhig.

Emily konnte nicht glauben, wie der graue Beyblade immer weiter kreiselte, während Trygators Kräfte langsam abnahmen und jede seine Attacken scheinbar ins Leere ging.

Letztendlich machte der fremde Blader dem ganzen ein Ende und sein Blade wurde endlich aktiv. Er raste auf Trygator zu und schmetterte ihn mit einer einzigen Attacke aus der Arena und gegen einen Baum.

Emily starrte unfähig sich zu Bewegen ihrem Blade hinterher und sah dann mit an, wie sich rötliche Schnüre um ihr BitBeast wanden und es aus ihrem Bitchip zogen. Sich heftig wehrend verschwand es in dem fremden Blade, der daraufhin in die Hand seines Besitzers zurückkehrte.

Leiser werdende Schritte zeigten ihr, dass der Angreifer im Nebel verschwand.

Erst als sie den fremden Blader nicht mehr hören konnte, war sie wieder fähig sich zu bewegen. Sie brach weinend über ihrem Blade zusammen und spürte kaum, wie es erneut begann zu regnen und der verräterische Nebel einfach fortgespült wurde.

Plötzlich hörte sie Stimmen, die leise nach ihr riefen. Die Anderen hatten bemerkt, dass sie fehlte und suchten nun nach ihr. Als sie sie fanden, knieten die Mitglieder ihres Teams sofort neben ihr nieder.

„Emily. Was ist los? Was machst du überhaupt hier?“, fragte Michael besorgt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er Emily das letzte Mal hatte weinen sehen.

„Trygator…“, war das Einzige, dass das vollkommen aufgelöste Mädchen hervorbrachte.

Der Blick der umstehenden Blader fiel auf ihr Blade und sofort breitete sich der Schrecken auf ihren Gesichtern aus…
 

Kai lief weiter durch den Regen und vermied den Blick auf jede Pfütze am Wegesrand.

Er wollte es nicht sehen.

Wollte sein Gesicht nicht sehen.

Sein Gesicht und das, was er hinter seine kalten Augen verborgen hielt.

Dieser Regen war etwas Besonderes. Er wusch nicht nur den Schmutz von der Erde, sondern brachte auch das Verborgene in den Menschen zu Tage. Verborgenes, das niemand jemals sehen sollte, wenn es nach Kai ging.

Selbst er wollte es nicht sehen, denn er wusste genau, was er erblicken würde…

Er schüttelte den Kopf, so dass Wassertropfen durch die Gegend spritzten.

Nicht daran denken. Nur nicht daran denken…

Er blieb stehen und wandte seinen Blick nach oben zum dunklen Himmel, der noch immer zu weinen schien.

Weinst du wegen mir?

Oder weinst du um mich?

Kein Licht war um ihn herum zu sehen. Kein Mond, kein Stern, noch nicht einmal eine schwache Straßenlaterne…

Er stand in völliger Dunkelheit und fühlte die kalten Tropfen auf seiner Haut, die jede Maske hinweg zu wischen schienen…

War es richtig gewesen, was er getan hatte? War seine Entscheidung richtig gewesen? War der Weg, den er eingeschlagen hatte, richtig gewesen?

Plötzlich kam ihm noch eine andere Frage in den Sinn, die alle anderen auf einen Schlag unwichtig erscheinen ließ:

Ist das überhaupt noch mein Weg, oder habe ich ihn längst aus den Augen verloren?
 

Langsam setzte sich Kai wieder in Bewegung. Egal welchen Weg er auch nahm. Solange er nur an seinem Ziel ankam, konnte ihm alles andere egal sein.

Der Regen endete so abrupt, wie er angefangen hatte und sofort verhüllte wieder dichter Nebel die ganze Stadt.

Während Kai weiterlief, fuhr er mit seiner Hand in die Tasche um zu prüfen, ob sein Blade mit dem gestohlenen BitBeast noch da war. Dabei streiften Finger ein Blatt Papier, das er schon fast vergessen hatte.

Sofort fiel ihm wieder die dritte Strophe des Liedes ein:
 

I lost my way, my heart, my soul

But first of all, I’ve lost control
 

3. My way

Hidden into clouds

Always lost before I found

And there is no guarding light around
 


 

Okay, zwei werden es doch nicht, aber dafür ist es ziemlich lang. Also lesen und fleißig Comments schreiben ^^

Verluste und böse Überraschungen

Tja, wir spielen wieder allgemeine Umfrage, auch wenn es langweilig wird. Wer ist das nächste Opfer? *smile*
 

Thx für die vielen Kommis. Schreibe auch fleißig weiter. Wenn's zu langatmig wird, bitte melden.
 


 

VIII.
 

Warum?

Warum konnte es denn nicht einfach aufhören?

Warum?

Er schrei dieses eine Wort hinaus in die Dunkelheit, in die Stille, in das Gesicht seines Großvaters und in die eisigen Augen Black Dranzers…

Doch niemand hielt es für nötig ihm zu antworten.

Immer weiter versank er. Kämpfte, schrie, wehrte sich… Und doch ging er letztendlich unter.

Die Finsternis wurde durch gleißendes Licht ersetzt, das ihn blendete und verzehrte. Er konnte dem Licht nicht standhalten und fühlte sich ihm nackt und ausgeliefert.

Alles, was er jemals gedacht und gefühlt, was er ertragen und erduldet, was er verborgen und verdrängt hatte, wurde gnadenlos offen gelegt und ins Licht gezerrt.

Warum?

Gesichter tauchten vor ihm auf. Neue Gesichter, die etwas in ihm weckten, dass er nicht kannte und nach dem er sich doch so sehnte…

Warum…?
 

Ratlos saßen sämtliche Beyblade - Teams im Gras vor dem Dojo und zerbrachen sich den Kopf, was nun zu tun sei. Nur Emily saß weinend im Inneren und versuchte ihrer Trauer Herr zu werden.

Plötzlich durchbrach Michael lautstark die Stille. Er sprang auf und baute sich vor Tala und den Blitzkrieg Boys auf: „Damit habt ihr doch sicher etwas zu tun, oder? Ihr habt es schon einmal versucht und jetzt versucht ihr’s wieder!“

Ray und Rick gelang es gerade noch ihn festzuhalten, bevor er sich auf den rothaarigen Russen stürzen konnte. Spencer, der im Hintergrund seine Fingerknöchel knacken ließ, zeigte ihm, dass es eine gute Entscheidung gewesen war.

Tala stand auf und sah Michael herablassend an: „Wir haben nichts mit der ganzen Sache zu tun. Aber ich denke trotzdem, dass es besser ist, wenn wir jetzt gehen.“ Bryan und Spencer erhoben sich ebenfalls. Tala nickte der G Revolution noch einmal zu: „Wir sehen uns.“

Dann gingen sie davon.

Keiner machte Anstalten sie zurück zu halten.

Michael tobte allerdings immer noch und Eddie sah nicht viel besser aus. „Ja, haut nur ab! Rennt zu Kai, eurem großen Anführer und heult euch bei ihm aus, dass eure Tarnung aufgeflogen ist!“

Alle um ihn herum hielten die Luft an und warteten auf die Reaktion der Blitzkrieg Boys, die immer noch in Hörweite waren, doch Tala hob nur kurz die Hand zum Abschied.

„Glaubst du wirklich, dass Kai etwas damit zu tun hat?“, fragte Tyson leise. Michael sah ihm wütend in die Augen: „Wach endlich auf Tyson! Das trägt doch eindeutig die Handschrift Biovolts. Und wer ist Biovolts Galionsfigur? Kai natürlich. Vielleicht hat Biovolt selbst an Kraft verloren, doch Kai scheint sich an die alten Zeiten erinnert zu und beschlossen zu haben, sie wieder aufleben zu lassen!“

Eddie nickte zustimmend: „Kai, dieser Mistkerl, zieht wieder durch die Gegend und reißt sich jedes Bitbeast unter den Nagel, das er kriegen kann! Aber dieses Mal lassen wir das nicht zu! Dieses Mal kann er was erleben! Und deswegen sagst du uns jetzt, Tyson, wo er wohnt!“

Völlig perplex beobachteten alle, wie sich die beiden Blader vor dem Weltmeister aufbauten und ihn drohend anfunkelten. Tyson hatte den Mund so fest verschlossen, dass seine Lippen weiß waren und schüttelte den Kopf.

Die Wut in Michaels Augen nahm noch zu und er hob eine Hand, anscheinend um Tyson zu schlagen, doch seine Hand wurde von Lee, der aufgesprungen war, gepackt und festgehalten: „Beruhige dich!“

Ray stellte sich zwischen Tyson und die beiden Allstarz: „Erstens, wissen wir gar nicht, wo Kai wohnt. Er hat es uns nie verraten und wir haben es auch nie für nötig gehalten zu fragen. Zweitens, würde Kai entweder mit Dranzer, oder, im Fall der Fälle, mit Black Dranzer gegen uns antreten. Der Blader, der Emily attackiert hat, hatte aber kein eigenes Bitbeast.“

„…Und drittens“, mischte sich Kenny plötzlich ein, „Ist Kai schon die ganze Woche über in Kanada.“

Alle Blicke richteten sich auf den „Chef“, der daraufhin seinen Computer mit dem Bildschirm in ihre Richtung drehte. Darauf war ein Bild von Kai zu sehen.

Im Anzug, ohne Streifen und vor einer verschneiten Landschaft. Um ihn herum standen eine Menge wichtig aussehender Leute und er sah eindeutig gelangweilt drein.

„Dieses Foto wurde gestern aufgenommen. Kai ist auf irgendeiner Veranstaltung für Firmenbosse oder so. Vermutlich wegen seinem Großvater, aber das muss nichts heißen.“ Die Blader drängten sich um den Laptop und betrachteten das Foto. Kai sah etwas blass und recht dünn aus, aber er war eindeutig nicht in Japan.

„Also hat er wirklich nichts damit zu tun“, schlussfolgerte Michael lahm und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Aber wenn nicht er, wer dann?
 

Dunkelheit.

Doch dieses Mal war die Finsternis echt. Ein Freund und Helfer. Seine schützende Decke, die sich über ihn legte und ihn und seine Geheimnisse verbarg…
 

Gary schnarchte zum Gotterbarmen, als ihm plötzlich ein verlockender Duft in die Nase stieg. Kuchen…

Er begann zu sabbern und drehte sich um, doch der Geruch gehörte nicht in seine Traumwelt, sondern rief ihn unwiderstehlich in die Welt der Wachen. Immer seiner Nase folgend stand er auf und schwankte aus dem Dojo hinaus nach draußen, dem süßen, verlockenden Geruch hinterher. Nachdem der Regen vergangen war, war es warm geworden, beinahe drückend. Süßliche Gerüche strömten von den Blumen in die Luft und wollten Gary verwirren, doch der stapfte unbeirrt weiter, mitten in die dunkle Nacht hinein.

Er merkte nicht, wie ihm jemand, der ebenfalls aufgewacht war, folgte.

Letztendlich kam er in einer vollkommen abgelegenen Gegend an, in der alle Straßenlaternen erst vor kurzem erloschen waren. Jemand hatte sie mit Steinen zerstört.

Jemand, der unerkannt bleiben wollte.

Noch.

Gary hielt an und blickte auf eine Kuchenschachtel, die vor seinen Füßen auf dem Boden lag. Als er danach greifen wollte, raste ein grauer Blade darauf zu und zerfetzten sie vor seinen Augen.

„Hey“, kam es dumpf von dem White Tiger X und er zückte sein Blade. „Warum hast du das gemacht.“ Der graue Blade verschwand und nicht weit entfernt hörte man eine leise Stimme, die heiser einen Countdown flüsterte.

Gary reagierte ohne nachzudenken. Bei „Let it Rip“ startete er seinen Beyblade und ließ ihn mit furchtbarer Gewalt gegen den seines Gegners krachen. Doch dieser schwankte nur leicht und gewann dann rasch an Geschwindigkeit.

Immer und immer wieder attackierte sich beide Blades, Garys Galzzly (?) wild und unkontrolliert, der graue Blade präzise und zielgerichtet.

Immer wieder brachen große Stücke aus Galzzy heraus und doch war beiden klar, dass der fremde Blader nur mit Garys Blade spielte.

Auch Aaron, der bemerkt hatte, wie Gary den Dojo verlassen hatte und ihm gefolgt war, erkannte dies und entschied sich einzugreifen: „Los, Rushing Boar (?)!“

Der zweite Blade überraschte den fremden Angreifer kurzzeitig. Diese Zeit nutzten beide Blader um ihre Bitbeasts zu rufen.

Als sich der Fremde der Übermacht gegenüber sah, zögerte er nicht. Ein Leuchten ging von seinem Blade aus, als er ebenfalls ein Bitbeast rief: Trygator erschien und attackierte vollkommen willenlos die anderen Blades.

Schon nach kurzer Zeit hatte der Fremde auch Galzzly und Rushing Boar in seine Gewalt gebracht und verschwand so schnell, wie er gekommen war.

Aaron und Gary knieten neben ihren zerstörten Blades und sahen einander ungläubig an: „Er kann unsere Bitbeasts gegen uns einsetzen?“
 

„War das richtig?“

Ein Wasserschwall landete in seinem Gesicht und ließ ihn die Augen zukneifen. Als er sie wieder öffnete, stand sein Großvater genau vor ihm: „Kai, denk nie wieder so etwas! Verstanden? Du musst nur bladen! Das ist alles, was ich will, also tu es und besorge mir noch mehr Bitbeasts!“

Kai nickte stumm und wandte sich zum Gehen. Nicht denken. Nicht fühlen. Nicht fragen.

Einfach nur bladen – und gewinnen.

„Kai?“, die Stimme seines Großvaters rief ihn zurück. „Geh in den Trainingsraum und trainiere bis ich dich rufen lasse. Mir scheint als hättest du es nötig.“

Kai ging weiter und folgte der Anweisung seines Großvaters.

Nicht denken. Nicht fühlen. Nicht fragen.

Gewinnen – Egal um welchen Preis…
 


 

So fertig...

Comments??? ^^

"He changed, didn't he?"

Sorry, ich weiß, der Titel ist doof, aber wie einige von euch mitgekriegt haben, hatte ich arge Probleme, überhaupt einen zu finden ^^"

Das überhaupt einer existiert, habt ihr Amadare zu verdanken ^^

Danke an dich, oder ich würde noch immer ratlos vorm Laptop sitzen^^
 

Ich werde euch und mir (besonders mir) die lange Version ersparen.

Meine Ungeduld hat wieder einmal gewonnen *seufz*

Die sitzt da übrigens in der Ecke und feixt sich eins ^^"

Ungeduld : *wink* *grins* *und Champagnerglas heb*
 

*Ungeduld mordlüsterne Blicke zuwerf*

Na ja, für das Ende werdet ihr mich eh alle hassen *hähä*
 

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Schmerzen ließen ihn zusammenzucken und sich selbst verfluchen. Hätte er doch nur die Klappe gehalten, so wie sonst auch.

Aber nein…

Voltaire war der Meinung gewesen, dass ein „einfaches“ Training doch nicht ausreichen würde und hatte Kai von ein paar seiner Männer verprügeln lassen…

Und nun musste Kai durch dunkle Straßen laufen, während sein ganzer Körper zu zerreißen schien. Die Nacht war erstaunlich kühl, zumal es doch eigentlich Sommer war, doch zumindest linderte es die brennenden Schmerzen des Jungen.

Wut stieg wieder in ihm hoch. Wut auf sich selbst. Auf seinen Großvater. Auf die G Revolution und die anderen Blader.

Und auf Dranzer…

„Warum hast du mich allein gelassen?“, flüsterte er leise in die Nacht hinein. „Warum?“
 

Miguel und Mathilda gingen vorsichtig über durch die Straßen.

Nach dem Angriff auf Gary und Aaron hatten sich die einzelnen Teams getrennt um so dem fremden Angreifer seine Überfälle zu erschweren. Wenn sie nicht mehr alle aufeinander hockten, konnte er auch nicht mehr mehrere BitBeasts auf einmal stehlen.

Vor allem die Nachricht, dass er ihre eigenen BitBeasts gegen sie einsetzen konnte, hatte sie sehr getroffen.

Normalerweise gehorchten Bitbeasts nur ihrem Besitzer, doch laut Gary und Aaron war Trygator geradezu willenlos gewesen.

Miguel machte sich große Sorgen. Schon einer seiner Teamgefährten hatte sein BitBeast verloren und niemand wusste, wer das nächste Opfer des Unbekannten werden würde. Vielleicht war Kai ja auch von diesem Blader angegriffen worden und hatte seinen Dranzer verloren. Ob er sich deswegen von den anderen Bladern fernhielt? Aber wenn so etwas geschehen wäre, hätte er sie doch gewarnt, oder? Obwohl, Kai war sehr stolz und würde eine Niederlage vielleicht geheim halten wollen…

Wenn er überhaupt angegriffen worden war…

Miguel merkte, dass sich seine Gedanken im Kreis drehten und achtete wieder mehr auf seine Umgebung. Er hatte Mathilda zu einem Konzert ihrer Lieblingsband begleitet, da sie zuviel Angst gehabt hatte, um alleine zu gehen. Auch jetzt war sie noch sehr nervös und lugte um jede Ecke, bevor weiterging.

Sie wollte Pierce Hedgehog auf keinen Fall verlieren…

„Mathilda, es wird schon alles gut werden“, versuchte Miguel sie zu beruhigen. Er verschwieg ihr absichtlich, dass er sich selbst große Sorgen machte.

Plötzlich stiegen Mathilda Tränen in die Augen: „Oh Miguel!“ Sie fiel ihm um den Hals. „Ich weiß einfach nicht, was ich tun würde, wenn ich meinen Pierce Hedgehog verlieren würde.“ Errötend ließ Miguel zu, dass sich das Mädchen an seiner Schulter ausweinte.

„Wie süß“, flüsterte eine leise Stimme aus einer der Seitenstraßen. Gleich darauf wurde ein dunkelgrauer Blade gestartet und die einzige Laterne in der Straße zersprang in tausend Scherben.

Eine dunkle Gestalt trat langsam in die Schatten und fing den Blade wieder auf. Miguel fiel auf, dass sie sich langsam und steif bewegte. Wie unter Schmerzen…

Mathilda klammerte sich noch fester an Miguel: „Nein, bitte! Lass mich in Ruhe! Du darfst mir Pierce Hedgehog nicht wegnehmen!“

Die Gestalt befestigte den Blade wieder am Starter und starrte Miguel und Mathilda herausfordernd an.

„Mathilda. Du musst dich zusammenreißen! Ich glaube, er ist nicht ganz fit, also haben wir vielleicht eine Chance. Aber nur, wenn wir zusammenhalten“, flüsterte Miguel und zog seinen Dark Gargoyle aus der Tasche. Der Fremde lächelte in der Dunkelheit.

Sein Körper rebellierte zwar immer noch, doch das machte nichts. Problemlos blendete er jeglichen Schmerz aus und konzentrierte sich nur auf das vor ihm liegende Match.

Alles andere verschwand, bis er nur noch den Punkt sah, auf dem sein Blade landen würde. Er registrierte kaum, wie Mathildas Körper sich straffte und sie entschlossen ihren Blade ergriff.

Unwichtig…

Er bemerkte auch nicht, wie ihn die Gestalt, die ihn schon sei einiger Zeit nicht mehr aus den Augen ließ, von einem nahen Dach aus beobachtete.

Unwichtig…

Er spürte nichts, als sein verstauchter Handknöchel empört eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper jagte, als er seinen Blade startete.

Unwichtig…

Und er fühlte auch nichts, als Miguel und Mathilda geschlagen auf die Knie sanken, als ihre Blades irgendwo hinter ein paar Mülltonnen landeten.

Unwichtig…
 

Julia war zufrieden mit sich und der Welt. Dieses Kleid hatte sie schon immer haben wollen und nun gehörte es endlich ihr.

Sie strahlte über das ganze Gesicht und widerstand nur schwer dem Drang über den belebten Platz vor dem Einkaufscenter zu tanzen. Sie würde in diesem Traum von einem Kleid bestimmt aussehen wie eine Prinzessin.

In ihren Tagträumen sah sie, wie sie, unter den neidischen Blicken der anderen Mädchen natürlich, von ihrem Traumprinzen angesprochen wurde. Später würden sie dann ein wundervolles Date haben und er würde die ganze Zeit nur sie ansehen. Und dann…

Sie kicherte und errötete.

Dann würde er sie küssen und ihr sagen, dass er sich in sie verliebt hatte und dass sie das schönste Mädchen der Welt wäre.

Ganz in ihre Visionen vertieft, bemerkte sie gar nicht, wie sie vom Weg abkam und plötzlich in einer Sackgasse landete.

Erstaunt sah sie sich um. Wie war sie denn hier gelandet? Sie wollte sich wieder umdrehen und zurückgehen, da versperrte ihr plötzlich ein dunkelgrauer Blade den Weg.

„Hey!“, sie konnte den fremden Blader zwar nicht sehen, doch sie wusste sofort, was los war. Aber sie war nicht so schwach wie die anderen. Sie würde es diesem Mistkerl schon zeigen und ihm das Stehlen ein für alle Mal austreiben.

Sie holte ihren Thunder Pegasus hervor und sah zu, wie der fremde Blade den Deckel einer Mülltonne als Sprungbrett nutzte und dann auf ein Dach verschwand.

„So mein Freund. Jetzt bist du dran“, grinste sie siegessicher.

Doch sie wurde eines Besseren belehrt: Kaum war der fremde Blade gestartet, rief sein Besitzer bereits ein BitBeast, dass Miguels Dark Gargoyle erstaunlich ähnlich sah und ihren Blade sofort attackierte. Ihr Thunder Pegasus kam noch nicht einmal dazu einen Angriff zu starten, da lag er auch schon irgendwo im Müll und Julias BitBeast wurde gnadenlos in den fremden Beyblade gesogen.

All ihre Träume zerplatzten von einem Moment zum anderen und lösten sich schmerzhaft in Luft auf.

„Thunder Pegasus…“
 

Nur noch einer…

Nur noch ein Kampf und er durfte sich endlich ausruhen…

Zumindest hoffte er das.

Mit müden Augen blickte er aus dem Fenster des Privatjets seines Großvaters und starrte auf die grauen Wolken um sich herum. Vor ihm stand eine pappige Pampe, die sich Bordessen schimpfte und erinnerte ihn daran, dass er nicht mehr wusste, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte…

Doch er hatte weder Hunger noch Appetit und ignorierte das Angebot einer Stewardess, ihm etwas anderes zu bringen.

Auch ein anderes Bedürfnis seines Körpers ignorierte er gnadenlos. Nur nicht schlafen…

Er wollte sich seinen Albträumen nicht stellen.

Nicht jetzt…

Nicht hier…

Früher hatte Dranzer ihn immer vor ihnen abgeschirmt, doch nun war er fort und Kai musste alleine klarkommen.

Mit blassem, verschlossenem Gesicht und traurigen Augen starrte er wieder aus dem Fenster…
 

Wenige Tage später klingelte es an der Tür zum Dojo von Tysons Großvater.

Die G Revolution sahen sich unglücklich an. Erst vor wenigen Tagen waren die Barthez Battalion und die F Dynasty zu ihnen gekommen. Sie hatten keine guten Neuogkeiten gehabt…

Auch die PPB Allstarz und die White Tiger X hatten sich in die trügerische Sicherheit des Dojos geflüchtet. Sie hatten zwar noch kein weiteres BitBeast verloren, fürchetetn sich aber sehr und fühlten sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher.

Jetzt fehlten also nur noch die Blitzkrieg Boys und die Majestics.

Tatsächlich standen Tala und seine Leute vor der Tür, als Tyson sie zögernd öffnete. Noch bevor jemand fragen konnte, sah Bryan zur Seite und hob sein Blade: Sein Bitchip war leer…

„Und was nun?“, fragte Hillary in die sich ausbreitende Stille hinein.

Keiner antwortete. Sie wussten es nicht. Wenn doch wenigstens Kai hier wäre, schoss es Max durch den Kopf. Er wüsste bestimmt, was sie tun könnten oder würde sie wenigstens wieder auf die Beine bringen und zum Weitermachen anhalten.

Auch Tyson, Ray, Kenny und Hillary dachten nichts anderes, behielten ihre Gedanken aber für sich.

„Wie kann ein einzelner Blader ohne eigenes BitBeast nur so stark sein“, fragte Tyson leise.

Eine wohlbekannte Stimme hinter ihm ließ alle herumfahren: „Ja, Kai hat sich ganz schön verändert, nicht wahr?“
 


 


 

Uaaaahhh , nicht hauen *bettel*

Ich hasse Cliffhänger auch, aber dieses Mal passt es so schön XD
 

Also: Nette Kommentare bitte an mich und Morddrohungen an meine Ungeduld *smile*

Ungeduld: *schon völlig besoffen* *fröhlich wink und umkipp*
 

Lyos: Tja... *drop*

Liar

So...

Ich weiß, ihr seid alle schon ganz gespannt aber ein kurzes(?) Kommentar von mir muss noch sein:

Ich habe mich schon die ganze Zeit darauf gefreut, dieses Kapitel zu schreiben und habe auch schon wieder ein paar Musikvorschläge für euch:

Erster Teil: traurige Musik

zweiter Teil: (ab Kais Zusammentreffen mit der G Revolution) am besten "Liar" von "Vanilla Ninja" Da passt zwar der Text nicht ganz so gut, aber das Zwischenstück stimmt genau

dritter Teil: (kai allein) "Traces Of Sadness" Ebenfalls von "Vanilla Ninja"
 

Die verwendeten Liedtexte stammen nicht von mir (schön wär's) sondern sind "Traces Of Sadness" von "Vanilla Ninja" entnommen. Wer die deutsche Übersetzung will oder braucht: Fragen!!!

*smile*
 

Und los geht's:

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„Ja, Kai hat sich ganz schön verändert, nicht wahr?“

Hiro stand in seinem „Herr der Stürme“-Dress hinter ihnen auf dem Dach des Dojos und schaute auf die Blader herab. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete aufmerksam die Reaktionen jedes Einzelnen auf seine Worte.

„Kai?“, flüsterte Tyson. „Aber das geht nicht! Kai ist in Kanada!“, brüllte Ray Hiro an.

Tysons Bruder sprang vom Dach herunter und stand nun genau vor ihnen.

„Das ist es, was ihr glauben sollt. Dieses Treffen, auf dem Kai angeblich sein soll, fand schon vor zwei Monaten statt. Nur die Fotos wurden jetzt erst veröffentlicht.“ Er sah seinen kleinen Bruder an: „Übrigens auf die Bitte eines gewissen Voltaire Hiwatari hin…“

Max ließ sich zu Boden sinken und schüttelte den Kopf: „Nein, nein, nein! Das kann nicht sein. Kai würde so etwas niemals tun. Er ist doch schließlich unser Freund…“

Auch Ray konnte plötzlich nicht mehr stehen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Warum sollte Kai plötzlich wieder zu seinem Großvater zurückkehren? Nach all dem, was er ihm angetan hatte.

Nur Tyson stand immer noch bewegungslos vor seinem Bruder und hoffte, in seinen Augen die Lüge zu erkennen. Doch da war keine… Er sagte die Wahrheit…

Trotzdem weigerte sich Tyson ihm zu glauben: „Das ist nicht wahr!“ Alle sahen ihn erschrocken an als er Hiro anbrüllte.

„Kai würde…“ Uns niemals verraten, hatte er sagen wollen, aber das stimmte ja nicht. Kai hatte sie schließlich schon dreimal verraten. Erst war er zu seinem Großvater gewechselt, später aber wieder zu ihnen zurückgekehrt. Dann war er zu den Blitzkrieg Boys gegangen… Aber zählte das? Ray und Max hatten schließlich auch das Team gewechselt.

Und dann hatte er sich erst vor kurzem der BEGA angeschlossen, obwohl Boris ihr Chef gewesen war.

„Was würde Kai, Tyson?“, fragte Hiro scharf. „Euch niemals verraten? Das ich nicht lache! Du kennst Kai. Solange er sein Ziel erreicht, ist ihm der Weg dort hin völlig egal!“ Hiro wusste, wie hart seine Worte Tyson trafen, doch er musste seinen Bruder in Wut bringen, damit er eine Chance gegen Kai hatte und nicht in Selbstmitleid und Trauer versank.

„Aber Kai ist nicht so stark“, versuchte Tyson verzweifelt die Wahrheit abzustreiten. „Ich meine, er ist schon stark, aber ohne Bitbeast… Überhaupt, er würde niemals ohne Dranzer kämpfen!“

Tyson klammerte sich an diesen Gedanken wie ein Ertrinkender an einen Stock, der auf dem Wasser treibt. Er wusste, dass Hiros Worte wahr waren und seine Argumente letztendlich nicht standhalten würden und doch konnte er es einfach nicht akzeptieren.

„Ich habe Kai beim Training gesehen…“, sagte Hiro plötzlich deutlich leiser. Seine Augen wurden dunkel, als er sich erinnerte. „Er ist so stark. Stark genug, um auch gegen jemanden mit Bitbeast zu gewinnen, ohne selbst eins zu benutzen. Eure gefangenen Bitbeast lässt er nur kämpfen, weil es so noch einfacher für ihn wird.“

Er seufzte. Er hatte Kai lange beobachtet und versucht, ihn zu verstehen. Oder wenigstens seine Spielweise zu analysieren um diese Informationen dann an die anderen Blader weiterzugeben.

Keines von beidem war ihm gelungen.

Kai schien seine Spielweise bei jedem Gegner zu verändern und sie seinen Stärken und Schwächen anzupassen. Zusätzlich nutze er auch jedes Mal ein anderes Bitbeast.

Und das Verstehen… Hiro dachte an Kais Training zurück. Wie der Junge stundenlang in völliger Dunkelheit dieselben Attacken immer und immer wieder wiederholt, sämtliche Bedürfnisse seines Körpers ignoriert und Schläge und Schmerzen ohne einen Laut oder eine Regung hingenommen hatte.

Konnte man so jemanden überhaupt verstehen? Hiro war sich ja noch nicht einmal mehr sicher, ob man Kai überhaupt noch als normalen Menschen bezeichnen konnte. War der Ausdruck, lebende Maschine nicht vielleicht passender? Ein menschenähnliches Etwas, dessen ganzes „Leben“ nur darauf ausgerichtet war, zu Bladen und zu gewinnen?

„Aber Dranzer…“, versuchte es Tyson ein letztes Mal und riss Hiro damit aus seinen Gedanken.

„Ich weiß nicht, was mit Dranzer ist, aber du musst mir glauben Tyson: Kai ist euer Feind und als solchen musst du ihn auch ansehen! Oder du wirst Dragoon verlieren!“, die letzten Worte hatte er gebrüllt.
 

Langsam traten Robert und die Majestics in glühende Hitze hinaus, die zurzeit in Japan herrschte. Nach mehreren kalten und verregneten Wochen, hatte die Sonne anscheinend beschlossen, alles wieder gut zu machen und zeigte ihr strahlendes Antlitz von Wolken unverhüllt am azurblauen Himmel.

Nach der angenehmen Kühle innerhalb von Roberts Privatjet, trafen die hohen Temperaturen die vier Jungen wie ein Schlag. Selbst Enrique ächzte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Warum bin ich noch einmal hier?“, fragte er in seinem typischen Akzent (Bitte dazu denken ^^).

„Weil Tyson uns eingeladen hat. Er meinte, er müsste uns irgendetwas furchtbar Wichtiges mitteilen“, sagte Oliver und blinzelte in die helle Sonne. Er hätte zu Hause bleiben sollen. Im Louvre war es im Sommer immer schön kühl und er hatte eigentlich vorgehabt, sich diesen Nachmittag voll und ganz den Künstlern vergangener Epochen zu widmen. Stattdessen lief er jetzt hier herum und schwitzte.

„Und warum sind wir dann hier?“, fragte Johnny schlecht gelaunt und stapfte weiter, die Hände in den Taschen. „Hast du eben nicht zugehört?“, fragte Robert entnervt.

„Doch, aber ich weiß nicht, was uns Tysons „furchtbar wichtige“ Probleme stören sollten. Ich meine, wir reden hier immerhin von Tyson…“

Robert verdrehte die Augen: „Reiß dich zusammen, Johnny.“

Plötzlich hielt er an. Johnny, der den Kopf gesenkt hinter ihm her gestapft war, rannte fast in ihn hinein, stoppte aber gerade noch rechtzeitig. „Was ist denn los?“, maulte er und sah an seinem Teamleader vorbei. „Hey, ist das nicht Kai?“

Ein blauhaariger Junge war soeben aus einer schattigen Seitengasse getreten und ließ irgendetwas in seiner Tasche verschwinden. Da er mit dem Rücken zu ihnen stand, konnten sie sein Gesicht nicht sehen. „Hey, Kai!“, brüllte Enrique plötzlich. „Bist du hier um uns abzuholen?“

Den anderen Majestics klingelten die Ohren und auch der blauhaarige Junge zuckte zusammen und fuhr herum. Es war tatsächlich Kai, doch den vier fiel beinahe sofort auf, dass er sich irgendwie verändert hatte. „Er sieht krank aus“, murmelte Oliver Robert zu. Der nickte: Kai hatte dunkle Augenringe und sah blass aus. Zudem schien er an Gewicht verloren zu haben und wirkte für einen Moment lang fahrig. Zudem hatte er einen sonderbar ertappten Ausdruck in den Augen.

Allerdings hielt der nur kurz an, dann straffte sich seine Gestalt und er setzte seine gewohnte, vollkommen emotionslose Miene auf.

„Abholen?“, fragte er. Enrique, der etwas verunsichert war, nickte: „Schließlich hat uns Tyson doch eingeladen.“ „So, hat er das…“, murmelte Kai und ein kurzes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Noch ein Team mehr in seiner Reichweite…

„Also, was ist jetzt?“, fragte Robert und verschränkte die Arme vor der Brust. Irgendetwas war hier faul, auch wenn er noch nicht wusste, was.

Kai fing sich wieder und schüttelte den Kopf: „Ich soll euch nicht abholen. Ich bin nur zufällig hier.“ Er wandte sich ab und wollte gehen, doch Enrique hielt ihn am Arm fest. Als er Kais finsteren Blick bemerkte, ließ er sofort wieder los, doch sein Ziel hatte er erreicht: Kai blieb stehen. „Was?“

„Wir kennen uns hier überhaupt nicht aus. Vielleicht könntest du uns ja wenigstens zu Tysons Haus führen. Natürlich nur, wenn du gerade nichts anderes zu tun hast“, sagte er freundlich lächelnd und hoffte, dass Kai ihm nicht den Kopf abreißen würde.

„Wenn er etwas anderes zu tun hat, dann verschiebt er es halt!“, mischte sich Johnny ein. „Los, bring uns zu Tyson! Und dann begleichen wir noch eine alte Rechnung!“ Er grinste und holte seinen Blade heraus.

Kai schien von der Idee gar nicht angetan zu sein, doch Johnny packte ihn einfach am Arm, Kais Blicke waren ihm völlig egal, und zerrte ihn mit sich.
 

Tyson und die anderen Blader rannten sofort zur Tür, als sie die Stimmen der Majestics hörten. Auch die Blader der ehemaligen BEGA befanden sich inzwischen unter ihnen, denn die Mitglieder der G Revolution hatten darauf bestanden, dass sie bei der geplanten Krisensitzung ebenfalls anwesend waren. Inzwischen war zu den ganzen unerfreulichen Ereignissen der letzten Zeit noch ein weiteres hinzugekommen:

Vor wenigen Minuten war Raul aus der Stadt zurückgekommen – ohne Bitbeast…

Er war in einer kleinen Seitengasse von dem fremden Blader überfallen worden, Tyson, Ray und Max weigerten sich immer noch, an die Schuld Kais zu glauben, hatte den Angreifer aber nicht gesehen.

„Robert, bin ich froh euch zu sehen!“, rief Tyson erfreut. „Es ist etwas Schreckliches geschehen…!“ Michael, der knapp hinter ihm war, versuchte seine weiteren Erklärungen zu übertönen: „Kai …“ Er unterbrach seinen Satz und schnappte nach Luft, als er sah, wer hinter Johnny hervortrat.

„Was ist mit mir?“, fragte Kai spöttisch. Doch seine Augen blieben kalt und ausdruckslos. Die Majestics blickten fragend von Kai zu den anderen.

Robert hatte das Gefühl, als ob in seinem Kopf mindestens drei Alarmglocken auf einmal angefangen hatten zu schrillen. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Er bekam ein komisches Gefühl und eine leise Ahnung stieg in ihm hoch…

„Kai hat unsere Bitbeasts gestohlen!“, schrie Michael, der sich inzwischen wieder gefangen hatte. Kurz kam ihm der Gedanke, dass die Majestics mit Kai unter einer Decke stecken könnten, doch bei ihren erschrockenen Gesichtern, verwarf er die Idee gleich wieder.

„Ist das wahr, Kai?“, fragte Enrique und rückte ein Stück von ihm weg. Auch die anderen drei Jungen gingen auf Abstand.

Kai grinste, doch es war ein leeres Grinsen, dass seine Augen niemals erreichte, die trotz der herrschenden Hitze zu zwei blutroten Eiskristallen erstarrt zu sein schienen: „Ja.“

Alle zuckten zusammen, als er seine Schuld so einfach zugab. Tyson, Ray und Max, die bis ganz zum Schluss gehofft hatten, dass Hiro sich irrte, sahen ihre ganzen Hoffnungen in tausend Scherben zerbrechen.

„Aber das kann nicht sein… Das würdest du niemals tun!“, flüsterte Ray. Kai sah ihn an und der eisige Blick traf Ray wie ein Faustschlag: „Und warum nicht?“

„Wir kennen dich. So bist du nicht“, versuchte es Max. Die gefühllosen Augen wanderten zu dem Blondschopf: „Ach, wirklich…“ Es klang spöttisch.

„Kai, du bist doch unser Freund…“, begann Tyson und stockte.

Kai sah ihn einen Moment lang an, dann begann er zu lachen.

Man merkte ihm an, dass er das nicht gewöhnt war, dann es klang rau und irgendwie unecht. Es war nicht freudig und ausgelassen, sondern wirkte, als ob Kai diese fremden Geräusche aus sich herausquälen müsste, um ihnen seinen Hohn zu zeigen.

„Freunde? Wir waren niemals Freunde, Tyson. Ich habe euch die ganze Zeit ausspioniert, du Idiot. Ich habe die ganze Zeit für meinen Großvater gearbeitet und eure blöden Spielchen nur deswegen mitgespielt, damit ich alles über euch erfahre. Es war wirklich ein hartes Stück Arbeit, eure dämlichen Fratzen zu ertragen und bei all euren „Wir sind Freunde“-Sprüchen sich nicht zu übergeben. Wozu braucht man schon Freunde? Zu gar nichts“, er grinste fies und seine Stimme wurde leiser und schneidend kalt.

„Vor allem braucht meine keine Anhängsel wie euch!“

Er begann wieder zu lachen. Er hielt sich den schmerzenden Bauch, da sein Körper ebenfalls nicht an diese Preisgabe seiner Gefühle gewöhnt war und lachte. Lachte immer weiter und weiter…

„Lügner!“

Kai blieb das Lachen im Halse stecken und er prallte zurück. Der Blick in seinen weit aufgerissenen Augen war voller Angst und Erkenntnis.

Er sah Tyson an und wusste, dass er ihn durchschaut hatte. Sein Blick wanderte zu Ray und Max, die ebenfalls verstanden zu haben schienen.

„Lügner!“, sagte Max und sah ihn fest an.

„Lügner!“, wiederholte Ray, stand auf und stellte sich neben ihn.

Die drei ehemaligen Kameraden Kais hatten ihn durchschaut. Während Michael und die anderen noch rätselten, was plötzlich los war, fing sich Kai wieder und setzte wieder seine undurchdringbare Maske aus Eis auf.

Er drehte sich um und wollte gehen, doch Johnny versuchte ihn daran zu hindern: „Halt! Kämpf mit mir, dann werde ich dir zeigen, dass sich nicht alle von dir ihr Bitbeast stehlen lassen!“

Kai grinste bösartig und ging einfach weiter: „Ich verzichte. Ich habe heute bereits ein Bitbeast eingesammelt, das reicht mir für’s Erste.“
 

Kaum hatte Kai das Dojo hinter sich gelassen, begann er zu rennen.

Er rannte immer weiter und weiter, ohne Weg und ohne Ziel.

Sie wussten es nun…

Und sie hatten ihn durchschaut…

Es war bereits dunkel, als er irgendwo inmitten der Stadt plötzlich anhielt und verzweifelt nach Luft schnappte.

Mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab, denn seine Beine drohten unter ihm nachzugeben und sein Körper schmerzte bei jedem Atemzug. Er brannte und wehrte sich gegen die bereits Tage andauernde Überbeanspruchung, doch Kai bemerkte es nicht.

In seinen Gedanken war kein Platz mehr für die Bedürfnisse seines Körpers. Dort herrschte viel zu viel Chaos…

Plötzlich donnerte es und von einem Moment auf den anderen prasselten schwere Tropfen auf seinen gepeinigten Körper herab und besänftigten die Flammen, die in ihm zu brennen schienen. Innerhalb weniger Minuten bildeten sich Pfützen durch den Wolkenbruch und die Temperatur nahm schlagartig ab.
 

~~~~~~~~~~~~~~~ He walked through the neon light ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ His future’s ‘bout to burn ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ His face – was a mask of violence ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

In den Wasserlachen spiegelten sich die bunten Lichter der nächtlichen Stadt und blinkten wie die Funken eines einzigen großen Feuerwerks.

Doch was gab es zu feiern?

Kai bewegte sich leicht und schwere Tropfen fielen aus seiner Kleidung und seinen Haaren in die Pfütze und ließ das Bild in einem Wirbel aus leuchtenden Farben vergehen. Der Junge beugte sich seltsam angezogen über das Wasser und wartete, bis die Wellen vergingen.

Als sich die Oberfläche wieder beruhigt hatte, blickte er in sein eigenes bleiches Gesicht. Kalte, gefühllose Augen sahen ihm entgegen, doch tief in ihrem Inneren, konnte er tausend ungestellte Fragen sehen.

Ein schmaler Mund, dessen Lippen normalerweise fest zusammengekniffen waren, der nun aber weit geöffnet war, weil er immer noch verzweifelt um Atem rang. Auf seiner Zunge schmeckte er tausend Worte, die immer nur in seinen Gedanken erklungen waren und nie den Weg über seine Lippen gefunden hatten, die er tief in sich eingeschlossen hatte.

Blaue Dreiecke auf den Wangen, die langsam verwischten. Teile seiner Maske, seines Schutzes, der am Ende doch nichts zu taugen schien.

Sie hatten ihn durchschaut.

Tyson, Ray und Max hatten ihn durchschaut, hatten erkannt, dass er sie angelogen hatte.

Warum überhaupt?
 

~~~~~~~~~~~~~~~ He’d just reached the bitter end – ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ That point of no return ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ There was nothing left to reach ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Warum hatte er sie angelogen? Warum hatte er gesagt, dass er sie die ganze Zeit belogen hätte? Um ihnen wehzutun? Um sie in Wut zu bringen?

Ja, deswegen… Er wollte, dass sie ihn hassten.

Damit sie sich auch richtig gegen ihn wehren würden und ihm seine Aufgabe nicht zu leicht machten. Damit er Spaß bei der Erfüllung seiner Mission hatte.

Er lächelte, doch ein Blick auf sein Spiegelbild, zeigte ihm, wie kläglich es ausfiel.

Lüge…

Er hatte es zwar gesagt, damit sie ihn hassten, doch das auch nur, damit er sich besser fühlen konnte. Solange sie ihn hassten, konnte er sich keine falschen Illusionen machen. Er konnte nie wieder zurück. Niemals wieder. Erstens würde ihn sein Großvater nicht noch einmal aus seinen Fingern lassen und zweitens war er bereits zu weit gegangen.

Es gab kein Zurück mehr. Nie wieder.

Alles was er tun konnte, war alles hinter sich zu lassen. Alle Brücken abbrechen und nach vorne sehen. Nicht daran denken, was er zurückließ und was er den anderen antat.

Einfach alles zurücklassen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~ Just traces of sadness ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ All the tears remained uncried ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ Just echoes of madness ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ All his fantasies had died ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ He buried his daydreams ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ But the nightmares stayed alive ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ Addiction’ s like a fence ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ That keeps away your second chance ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ When the road of freedom ends ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Warum? Warum machte er sich überhaupt über so etwas Gedanken? Sie konnten ihm doch alle egal sein.
 

~~~~~~~~~~~~~~~ Drinks and drugs and all the rest ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ He walked that one way street ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ That leads into desperation ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein Mann ging vorbei und mied es ihn anzusehen.

Wie er wohl aussah? Wahrscheinlich wie ein Drogensüchtiger oder wo etwas in der Art. Er grinste humorlos in sich hinein. Drogen hatte er nicht nötig.

Es gab andere Dinge, nach denen man süchtig werden konnte. Dinge, die viel schlimmer waren: Macht und Hass.

Doch wie jede andere Sucht auch, brachte auch diese nichts als Probleme und Verzweiflung mit sich…
 

~~~~~~~~~~~~~~~ And he learned the hardest way ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ To steal and fight and cheat ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ There was nothing left to learn ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Mühsam rappelte er sich wieder auf und machte sich langsam wieder auf den Weg zu seinem Großvater. Er würde sauer sein, dass er so lange gebraucht hatte um ihm ein mickriges Bitbeast zu beschaffen.

Seine Strafen kannte Kai zur Genüge, aber vielleicht ließ er sich ja dieses Mal etwas Neues einfallen…

‚Warum mache ich das hier überhaupt?’, schoss es ihm durch den Kopf. Um stark zu werden? Das kann ich auch alleine. Um zu überleben? Da wäre ich ohne ihn auch besser dran.

Warum also?

Die Regentropfen rannen ihm über das Gesicht und in die Augen, doch er schloss sie nicht, sondern starrte weiter zum Himmel, so als ob ihm dieser antworten könnte.

Langsam kristallisierte sich ein Gedanke in seinem Kopf und er lächelte bitter. Ja, deswegen mache ich es.

Eine andere Chance mir diesen Wunsch zu erfüllen, habe ich nicht, also sollte ich sie nutzen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~ Deep down in his soul he found ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ The words he had to learn: ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~~~~~~~~~~~~~ There is no way to return ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es gibt kein Zurück mehr…
 

_______________________________________________________________________________
 

Uiiiiiihhhh....

Lang *drop*

Ich hoffe es ist nicht zu langatmig geworden und ihr versteht halbwegs, was ich am Ende ausdrücken will ^^

Wenn nicht bitte melden, dann überarbeite ich das ganze nochmal ^^

Der Refrain des Songs ist übrigens größtenteils das, was Kai zurücklässt ^^
 

Na dann, fröhliches Kopfzerbrechen *drop* ^^

Unberechenbar

Hi, da bin ich wieder ^^

Wieder eines meiner verhassten Zwischenkapitel, obwohl ich finde, dass es, vor allem am Ende, wieder ganz gut gelungen ist^.

In der ersten Szene habe ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund "Durch die Nacht" von Silbermond gehört. Die Musik passte und Teile des Texts.

Danach habe ich dann Größenteils "Left Outside Alone" von Anastasia gehört.

Vor allem zu Kais Meinung über die Menschen passt es sehr gut^^

Tja, Kai und die Menschen...
 

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Dunkel…

„Kai…“

Schwarz und gleich darauf weiß…

„Kai…?“

Und doch war alles dunkel… Konnte auch weiß dunkel wirken?

Wasser, überall um ihn herum. Eine schwere, eiskalte Flüssigkeit, die über seinen Körper leckte und ihm den letzten Lebensfunken raubte…

Er konnte spüren, wie die Jäger über ihm lauerten, zusahen, wie er erfror und gleichzeitig in Flammen stand…

Warum?

Wieder nur diese eine Frage. Warum?

Gesichter entstanden in dem Weiß. Verschwommen, unklar und doch eindeutig.

Nur noch ein paar Augenblicke und er konnte sehen, wer sich dahinter verbarg. Würde Gewissheit haben…

Und endgültig daran zerbrechen…

Der Schleier lüftete sich…

„KAI!!!“

Der Angesprochene fuhr zusammen und riss die Augen auf. Um ihn herum herrschte eine beinahe gemütliche Atmosphäre. Warmes, gelbes Licht, eine behagliche Möblierung.

Alles alte Möbel, in warmen Rottönen…

Ein hellgrauer Kamin.

Das Einzige was störte, war der überlange Tisch, an dem er gerade saß und der die heimelige Stimmung sofort als Fälschung enttarnte.

„Kai, habe ich jetzt endlich wieder deine ungeteilte Aufmerksamkeit?“, fragte eine verärgert wirkende Stimme scharf. Der Junge sah auf und blickte zu seinem Großvater, der mehrere Stühle entfernt am Kopfende des riesigen Tisches saß und ihn wütend anstarrte.

„Na endlich. Ich dachte schon, du wärest eingeschlafen oder hättest plötzlich beschlossen, mich vollkommen zu ignorieren. Beides dulde ich nicht, haben wir uns verstanden?“

Kai nickte schwach. Eingeschlafen? Ja, das war er anscheinend…

Doch wann? Er erinnerte sich kaum noch, wie er an diesen Tisch gelangt war und was er hier sollte…

„Schmeckt dir das Essen nicht?“, verlangte sein Großvater zu wissen. Eine versteckte Drohung lag hinter seinen Worten.

Essen? Wo? Was?

Kai blickte langsam auf den Teller, der vor ihm stand. Seit wann stand der da schon? Irgendwie herrschte in seinem Kopf gerade eine seltsame Leere…

„Also Kai?“

Er hatte keinen Appetit und keinen Hunger. Keinen Hunger mehr, genauer gesagt. Er war sich sicher, dass er keinen Bissen hinunterwürgen konnte.

„Doch, es schmeckt mir“, antwortete er mit einiger Verzögerung.

Sein Großvater starrte ihn drohend an: „Dann iss!“

Ein Befehl. Befehlen musste er Folge leisten, oder? Oder sich gegen sie wehren? Sie aus Trotz erst recht nicht durchführen?

Kai wusste es nicht mehr. Die Leere in seinen Gedanken war einem alles verschlingenden, klebrigen Nebel gewichen, der alles in weite Ferne zu rücken schien, gewichen.

Langsam nahm er seine Gabel und führte sie zum Mund…

Und das Wunder geschah: Er konnte das Zeug, was es war, interessierte ihn nicht, hinunterschlucken ohne es sofort wieder auszuspucken.

Voltaire warf ihm noch einen prüfenden Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf seine eigene Mahlzeit. Doch immer wieder sah er zu Kai hinüber, ob er auch wirklich aß:

Einen halb verhungerten Blader konnte er nicht gebrauchen.
 

(Kommt euch die Szene bekannt vor? In der ersten Staffel gab es eine ähnliche, aber mit Spiel, Satz und Sieg für Kai. Erinnere mich aber nicht mehr so genau ^^“)
 

„Also, wie viele einsatzfähige Blader haben wir eigentlich noch?“, fragte Robert in die Runde.

Seit Kais Auftauchen war ein Tag vergangen, an dem die Blader das Thema Bitbeastdiebstahl tunlichst vermieden hatten, um Tyson, Max, Ray und Hillary und Kenny Gelegenheit zu geben, die ganze Sache etwas zu verarbeiten.

Doch nun war es an der Zeit, sich einen Gesamtüberblick über die Situation zu verschaffen und ihr weiteres Vorgehen zu planen. Robert hatte dabei die Rolle des Wortführers und Anführers übernommen.

„Also“, begann Kenny und ein Schaubild erschien auf dem Bildschirm seines Laptops.

„Wir haben noch die gesamte G Revolution, bis auf Kai natürlich, die Majestics und die BEGA – Blader. Dann wären da noch Rick, Michael und Eddie von den PPB Allstarz, Tala und Spencer von den Blitzkrieg Boys, fast noch die gesamte White Tiger X und Claude. Ansonsten befinden sich bereits alle Bitbeasts in Kais Besitz.“

Die Majestics schluckten. So groß hatten sie sich das Ausmaß der Katastrophe dann doch nicht forgestellt.

„Und welche Informationen haben wir über Kai?“, fragte Garland. Bis auf Brooklyn, der nicht weit entfernt im Gras lag und irgendetwas betrachtete, dass er in seiner Hand hielt, standen die BEGAs alle neben ihm und hörten aufmerksam zu. Keiner von ihnen wollte sein Bitbeast verlieren.

Hiro war es, der antwortete: „Kai hatte ganz am Anfang kein Bitbeast, besitzt aber anscheinend die Fähigkeit, andere Bitbeasts unter seine Kontrolle zu bekommen und für sich kämpfen zu lassen. Er passt sich dem jeweiligen Kampfstil seiner Gegner an und taucht immer vollkommen unerwartet auf, meistens, wenn sein Opfer allein ist. Er arbeitet für Voltaire und trainiert, wenn er mal gerade keine fremden Bitbeasts stiehlt, äußerst hart.“

Robert nickte und ging die einzelnen Angriffe, von denen ihm die anderen berichtet hatten, noch einmal in Gedanken durch: „Außerdem scheint er es zuerst auf die schwachen Blader abgesehen zu haben, auch wenn er immer mal wieder aus diesem Muster ausbricht.“

Emily runzelte die Stirn, ihr gefiel es gar nicht als schwach bezeichnet zu werden, doch die anderen nickten.

„Und was nun?“, fragte Hillary.

Tja, das war die Frage. Was sollten sie jetzt tun. Sie hatten zwar ein paar Informationen, doch es reichte nicht um Kai zu stoppen, oder wenigstens eine halbwegs brauchbare Strategie gegen ihn zu entwickeln. Sie konnten eigentlich nur zusammenbleiben, aber wie lange würde das als Schutz ausreichen, wenn Kai, wie Hiro sagte, immer stärker wurde.

Robert schloss die Augen und suchte nach einer Lösung, doch statt einer Idee, bahnte sich plötzlich ein träges Klatschen einen Weg in seine Gedanken.

„Was?“, er fuhr herum, wie alle anderen auch.

Kai saß auf dem Tor der Mauer um das Dojo und schlug leicht die Hände gegeneinander. „Du!“, entfuhr es Michael. Alle standen auf und versuchten wenigstens den Anschein zu erwecken, dass sie Kai etwas entgegen zu setzen hatten. Selbst Brooklyn erhob sich und ließ etwas in seiner Tasche verschwinden.

„Wirklich nett, wie ihr die ganzen Informationen da zusammentragt, aber kommt da auch etwas bei heraus? Wenn ja, warte ich noch, bis ihr euren Plan zusammenhabt“, Kais Stimme troff vor Hohn. „Wenn nicht, würde ich jetzt gerne das zu Ende führen, weswegen ich hier bin.“

Er erwartet kurz eine Reaktion, dann erhob er sich und deutete auf Kevin: „Stell dich mir!“

Mehr als einem der Blader klappte der Mund auf über diese Unverfrorenheit. Kai kam einfach hierher, in das Hauptquartier seiner Gegner und forderte vor den Augen aller einen von ihnen zum Kampf auf.

Den Schwächsten von ihnen, merkte Robert in Gedanken an.

„Er sieht gar nicht gut aus“, hörte er Hiro hinter sich murmeln. Der Junge musste ihm Recht geben. Kai war noch blasser als gestern und seine Augenringe waren noch dunkler geworden.

„Also, was ist jetzt? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit“, rief Kai von seinem erhöhten Stand aus zu ihnen herunter.

Kevin drückte sich zitternd hinter Gary und umklammerte seinen Blade. Kai begann zu grinsen: „Ach ja, ich erinnere mich. Du warst ja schon einmal zu feige um gegen mich anzutreten.“ Er grinste boshaft. „Damals in Russland hast du auch gekniffen.“

Tala trat vor: „Kai, warum machst du das? Du hattest dir doch geschworen, nie wieder für deinen Großvater zu arbeiten!“ „Worte!“, schnaubte Kai abfällig. „Worte bedeuten nichts, Tala. Einmal ausgesprochen werden sie wieder zu dem, was sie waren, bevor sie über irgendjemands Lippen kamen: zu Nichts!“

„Worte bedeuten überhaupt nichts…“flüsterte er zu sich selbst gewandt. Und doch können sie mehr verletzen als jede Waffe und mehr erhofft werden, als jede Tat. Es sind verdammte, nichtige Worte, nach denen ich mich sehne und doch habe ich wegen ihnen diesen Weg gewählt.

„Los, sei endlich ein richtiger Blader und stell dich mir!“, brüllte er Kevin an, der sich ängstlich duckte. Michael stellte sich vor ihn: „Du wagst es noch, über so etwas zu reden, wo du doch alles und jeden verraten hast? Ich werde die zeigen, was ein echter Blader ist.“

Noch bevor ihn jemand daran hindern konnte, schoss er seinen Blade auf Kai ab, der mit einer einzigen Bewegung ebenfalls seinen Blade aus der Tasche zog und ihn ebenfalls startete.

„Ich gebe mich auch mit dir zufrieden“, bemerkte er.

Plötzlich war seine Stimme schneidend kalt und jedes Grinsen von seinem Gesicht verschwunden. Er wollte das hier erreichen, schoss es Hiro durch den Kopf. Er wollte gar nicht Kevins Bitbeast, sondern eines der anderen. Egal welches.

Auch Ray begriff, was vor sich ging und wollte Michael dazu bringen, seinen Blade zurück zu rufen, doch Robert hielt ihn auf: „Warte! So haben wir wenigstens eine Chance Kai in Aktion zu sehen. Eingreifen können wir immer noch.“

Ray war damit gar nicht einverstanden, doch auf ein Nicken Hiros hin, gab er sich geschlagen und sah dem Kampf zu.

Michael war inzwischen in argen Schwierigkeiten. Seine Wut ließ ihn blind immer und immer wieder in Kais Fallen tappen, so dass sein Blade bereits jetzt, nach wenigen Minuten aussah wie Schrott. Kai dagegen blieb vollkommen ruhig und emotionslos und auch den letzten dämmerte jetzt, dass sein Gebrüll und sein Hohn eben nichts als Schauspiel gewesen waren, um sie in Rage zu bringen.

Kai hatte den Begriff ‚Gefühle’ schon lange hinter sich gelassen. Nur das Splittern des fremden Beyblades schien ihm noch so etwas wie eine gewisse Genugtuung zu verschaffen…

Michael starrte auf seinen Blade, der immer weiter auseinander genommen wurde und sah dann auf in Kais rote Augen, die ihn kalt anblickten. „Müde?“, fragte der Blauhaarige mit einem eisigen Lächeln auf den Lippen.

Michaels Wut verrauchte von einem Moment auf den anderen und machte rasender Angst Platz. Eddie hielt das Ganze nicht mehr aus und kam seinem Teamkollegen zu Hilfe: „Los, Trypion!“

Kaum war der Blade in Kais Reichweite gelandet, wurde allen klar, dass das ein Fehler gewesen war: „Los, hol ihn dir!“ Kai rief ein Bitbeast aus seinem grauen Blade und Falborg erschien. Bryan fühlte einen seltsamen Stich im Herzen, als er sein Bitbeast die anderen vollkommen willenlos angreifen sah.

Kais Blade beschleunigte und noch bevor die anderen Blader eingreifen konnten, hatte er den beiden anderen Blades einen so harten Schlag versetzt, dass sie in der Gartenmauer stecken blieben. Alle mussten hilflos mit ansehen, wie sowohl Trypion als auch Trygle ihn Kais Beyblade gezogen wurden.

„Man sieht sich!“, sagte der blauhaarige Junge kalt grinsend und sprang von dem Tor herunter. Die Blitzkrieg Boys, die sich zuerst gefasst hatten, Claude und Rick folgten ihm.

Garland starrte auf die beiden Blades, die immer noch in der Mauer steckten.

„Wie hat es Kai nur geschafft in so kurzer Zeit so stark zu werden?“, fragte er mehr zu sich selbst gewandt als zu den anderen. „Er hat es geschafft, weil er keine andere Wahl hatte“, sagte Brooklyn mit einem ungewohnt ernsten Gesicht und stellte sich neben ihn. Seine Hand strich dabei über den Gegenstand, den er schon die ganze Zeit in seiner Tasche verborgen hielt…
 

Kai beobachtete von einem Baum aus, wie die fünf Blader nach ihm suchten. Sie waren ihm bis in den Park gefolgt und hatten sich jetzt aufgeteilt um ihn zu suchen.

Tala war mit Spencer zusammen in der einen Richtung verschwunden, Claude und Rick in die andere und Bryan, der kein Bitbeast mehr hatte, das man ihm stehlen könnte, stand genau unter Kais Aussichtspunkt und blickte misstrauisch in die Gegend.

Nach langen Minuten verschwand der Russe endlich und Kai lehnte sich zurück gegen den Stamm des Baumes. Für einen Moment gönnte er seinen müden Augen etwas Ruhe und schloss sie…

Dunkelheit!

Noch bevor der Alptraum seine volle Präsenz entfalten konnte, riss sich Kai selbst wieder aus dem Schlaf und öffnete die Augen.

Dunkel…

Immer noch…

Ein einzelner Stern blitzte durch die Äste des Baumes hindurch und beruhigte sein ängstlich rasendes Herz. Es war Nacht und in der Nacht war es nun einmal dunkel…

Aber wie lange hatte er geschlafen?

Sein Körper rebellierte als er sich erhob. Er wollte weiterschlafen, endlich ein bisschen Ruhe finden, heilen…

Doch Kai ignorierte die Schmerzen und sprang auf den Boden hinab. Zeit zurückzukehren. Mit langsamen Schritten ging er zum Rand des Parks. Eigentlich wollte er noch gar nicht wieder zurück zu seinem Großvater…

Er wollte hier bleiben. Die Ruhe genießen und sich von der Dunkelheit der Nacht einhüllen und beschützen lassen. Nicht schlafen. Auf keinen Fall schlafen.

Aber sich wenigstens etwas entspannen und für einen winzigen Moment vergessen, was hinter ihm lag, was seine Zukunft war und was er dabei fühlte…

Beinahe hätte er übersehen, dass Tala und die anderen am Rande des Parks standen und leise diskutierten. Offensichtlich hatten sie ihn bis zum Anbruch der Dunkelheit gesucht.

Und was nun? Kai verdrängte alle Müdigkeit und alle Schmerzen aus seinen Gliedern und konzentrierte all seine Sinne auf die fünf Gestalten vor sich.

„Er ist noch hier, das habe ich irgendwie im Gefühl“, konnte er Tala leise hören. Claude schüttelte den Kopf und sagte etwas, dass Kai nicht verstand, doch Ricks Stimme tönte dafür umso lauter durch die nächtliche Stille: „Ich bin der gleichen Meinung! Es bringt nichts, wenn wir ihn noch weiter suchen! Der ist bestimmt über alle Berge!“

„Einmal noch. Lasst uns den Park noch einmal durchsuchen“, verlangte Tala. Seine Teamkollegen sahen sich kurz an und nickten dann synchron. Tala war ihr Boss. Was er sagte, wurde durchgeführt. Egal wie dämlich es ihnen auch vorkam. Der Einzige, dem sie bis vor kurzem noch so gehorsam gehorcht hatten, war Kai gewesen. Allerdings hatten sie das eher aus Angst vor ihm und Treue zu Tala getan und nicht aus Vertrauen dem dunkelhaarigen Blader gegenüber…

„Bryan, du bleibst hier und bewachst den Ausgang. Wenn ich mich noch recht erinnere, hat Daichi gesagt, dass das hier der einzige Eingang wäre, also könnte Kai hier vorbeikommen!“ Bryan nickte und salutierte mürrisch. Er wollte zurück ins Dojo. Seiner Meinung nach hatte Rick völlig Recht und Kai war längst getürmt. Sie hätten den Eingang gleich versperren müssen.

„Das ist Irrsinn!“, begehrte Rick auf und wandte sich zum Gehen. Doch er hatte nicht mit Tala gerechnet. „Du kommst mit mir!“, befahl der rothaarige Russe und packte ihn am Arm. Rick war überrascht über die Kraft des Jungen und gab nach. Tala wandte sich nun Claude zu, der das Ganze stumm beobachtet hatte: „Du gehst mit Spencer.“

Claude hatte sowohl vor Kai als auch vor den Blitzkrieg Boys Angst, vor allem, seit er von der Verbindung zwischen ihnen und Kais Vergangenheit wusste. Er wusste zwar nichts Genaues über das, was damals geschehen war, doch es hatte seinen Respekt vor den Russen noch gesteigert. Deshalb nickte er nur und machte sich mit dem blonden Riesen auf den Weg.

Und Kai folgte ihnen.

Zwei Blader auf einmal. Das konnte er sich einfach nicht entgehen lassen.

Claude zuckte bei jedem trockenen Knacken eines Zweigs zusammen, während Spencer gelangweilt neben ihm her stapfte. Plötzlich ertönte ein Sirren und ein Baum in ihrer Nähe wurde einfach umgesäbelt. Claude konnte rechtzeitig ausweichen, doch Spencer wurde von der Krone gestreift und zu Boden gerissen. Einige üble, russische Flüche ließen aber die Vermutung zu, dass es ihm gut ging.

Claude starrte auf Kai, der zwischen den Bäumen hervortrat und eiskalt grinste: „Du weißt, wie es abläuft, also starte dein Blade oder überlass mir dein Bitbeast gleich.“

Claude schluckte und machte sich zum Kampf bereit…
 

Bryan starrte gelangweilt in die Nacht und hoffte, dass Tala bald wieder zurückkam und endlich mit dieser bescheuerten Suche aufhörte. Kai war weg, das stand für den Russen fest.

Ein plötzliches Geräusch ließ ihn wieder zum Waldrand gucken.

‚Wenn man vom Teufel spricht…’, schoss es ihm durch den Kopf.

„Bleib stehen!“, brüllte er und stellte sich Kai entgegen.

„Und wenn nicht?“, fragte der Blauhaarige und ging an ihm vorbei ohne ihn überhaupt anzusehen. „Dann werde ich dir wohl wehtun müssen. Dann kann ich mich gleich bei dir für den Diebstahl meines Falborg bedanken“, grinste Bryan und drehte sich um.

Kai hatte angehalten, sich aber nicht umgewendet: „Bist du dir da sicher? Du bist zwar stark, aber ich bin auch nicht ohne und das weißt du auch. Außerdem habe ich noch mein Blade und mein Bitbeast, du nicht. Bist du dir also wirklich sicher, dass du es mit mir aufnehmen kannst?“

Bryan sah zu Boden. Kai hatte Recht und das machte ihn rasend. Aber er konnte ihn nicht angreifen. Vor allem, weil er nicht noch einmal sehen wollte, wie Falborg für Kai kämpfte, vor allem nicht, gegen seinen eigentlichen Herrn…

Als er wieder aufsah, war Kai fort.
 

„Also haben wir jetzt wieder vier Bitbeasts weniger“, fasste Robert am nächsten Morgen die Situation zusammen und ging unruhig vor den anderen Bladern auf und ab.

Spencer, Claude, Michael und Eddie saßen unglücklich etwas abseits und trauerten um ihre verlorenen Bitbeasts, während Bryan immer noch mit seinem schlechten Gewissen kämpfte, dass er Kai einfach so hatte abhauen lassen. Talas böse Blicke beruhigten ihn nicht gerade…

„Also sind wir die Nächsten“, schloss Oliver leise.

„Das soll Kai nur versuchen!“, sagte Johnny und ballte eine Faust. „Ich werde ihm schon zeigen, dass er nicht mit allen Bladern so umspringen kann. Mich wird er nicht so einfach besiegen!“

„Außerdem sind wir noch nicht in Gefahr“, sagte Robert ruhig. Alle sahen ihn an. „Sowohl wir als auch die BEGAs, Tyson und seine Freunde und Tala sind im Moment noch zu stark für Kai. Er wird sich schwächere Opfer suchen.“ Er konnte nicht verhindern, dass sein Blick auf die White Tiger X fiel, die zusammenzuckten.

„Na dann kann ich ja beruhigt in die Stadt gehen und mich ein bisschen umsehen.“ Enrico (wie heißt der jetzt eigentlich? ><) sprang auf und machte grinsend Anstalten das Dojo zu verlassen. „Bist du völlig jetzt völlig verrückt geworden?“, fragte Lee und stellte sich ihm in den Weg. „Nein, warum? Wenn Robert sagt, für uns würde keine Gefahr bestehen, dann glaube ich ihm! Und ich wollte mir schon immer mal Tokyo ansehen – und mit ein paar hübschen Japanerinnen flirten.“ Er grinste noch breiter als Max es immer tat.

Robert seufzte. Er wusste, dass er Enrico nicht von seiner Idee würde abbringen können: „Nimm wenigstens jemanden mit!“ Der Angesprochene griff sich kurzerhand Oliver und zerrte ihn mit sich, ohne auf den Protest des Franzosen zu achten.

Wenig später standen sie vor einem Einkaufscenter in der Innenstadt und Enrico entdeckte sofort zwei Mädchen, die er außerordentlich interessant fand. „Ich komm gleich wieder!“, rief er Oliver noch zu, dann stand der Franzose ganz allein inmitten der Menschenmenge…

Und jetzt? Der Junge hasste diesen Lärm und die vielen Menschen um sich herum. Er wünschte sich jetzt weit fort in den Louvre oder in einen stillen Park irgendwo in seinem Heimatland.

Eine Großfamilie, die gerade von einem Großeinkauf zurückkehrte, drängte ihn an den Rand des Platzes. Wenigstens war es hier ruhiger… Oliver holte tief Atem und schloss die Augen. Enrico, du Idiot. Was hast du mir da nur eingebrockt.

Als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, dass er nicht länger allein war. Kai stand neben ihm und blickte auf die wuselnde Menschenmenge. „Beängstigend, nicht wahr?“

Oliver zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück, dann traf ihn Kais Blick und er erstarrte. „All diese Menschen rennen dort herum, schwitzen, freuen sich, sind verärgert oder lassen sich einfach treiben. Zusammen bilden sie einen einzigen, großen Organismus, in dem niemand wirklich denken muss und sich immer nur um seine eigenen Belange kümmert.

Sie denken nicht, fühlen nicht, fragen nicht.“

Er seufzte und schloss die Augen. Oliver fühlte sich als ob ein gewaltiges Gewicht plötzlich von seinen Schultern genommen werden würde und stolperte einen weiteren Schritt zurück.

„Wie ich sie hasse! Wie ich die Menschen hasse!“

Kai öffnete die glühend roten Augen wieder und bannte Oliver erneut mit seinem Blick: „Und wie ich sie beneide!“
 

Enrico, ein Eis in der Hand, stand mitten auf dem Platz und hielt etwas verwundert Ausschau nach seinem Freund. Er hatte ihn hier doch irgendwo stehen lassen…

Vielleicht hatte er sich ja eine ruhige Bank gesucht, fernab vom Trubel und verfluchte ihn innerlich.

Enrico grinste und machte sich auf die Suche, wobei er immer wieder von hübschen Mädchen abgelenkt wurde. Aus einer Seitengasse höre er plötzlich unterdrücktes Schluchzen.

Neugierig geworden trat er in den schmalen Durchgang und erblickte nach ein paar Schritten Oliver, der weinend auf dem Boden kniete, eine Hand um seinen leeren Blade geschlossen.

„Was ist passiert?“, fragte er überflüssiger Weise.

Oliver fuhr zusammen und schrie ihn mit tränenerfüllten Augen an: „Was passiert ist? Ich habe dir und Robert geglaubt, dass wir sicher wären! Ich habe mich von dir mitzerren lassen! Ich war so dumm mich wie immer von dir in irgendeinen Mist mit hineinziehen zu lassen! Das ist passiert!“

Enrico sah ihn betroffen und erschrocken an: So wütend und zugleich am Boden zerstört hatte er Oliver noch nie erlebt.

Eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfelds ließ ihn aufblicken. Kai stand dort und sah ihn ausdruckslos an. „Na warte! Du kannst dich auf etwas gefasst machen, mein Freund! Ich hole dir dein Bitbeast zurück, Oliver!“

Er zog seinen Blade und startete ihn ohne weiter nachzudenken. Auch Amphilyon rief er beinahe sofort.

„Sieh zu, wie du damit fertig wirst, Kai!“ Der Angesprochene gab keine Antwort sondern schien aufs Äußerste konzentriert zu sein. Seine Augen folgten den Bewegungen des gegnerischen Blades, während er seinen eigenen auf Abstand hielt.

„Warum so vorsichtig, Kai? Hast du Angst vor mir?“, versuchte Enrico ihn zu reizen und griff dann ganz plötzlich an. Beide Blades trafen mit einem satten Knall aufeinander und Kais Blade wurde einige Zentimeter zurück geschleudert. Daraufhin rief Kai Unicolyon aus seinem Beyblade…

Das stolze einhornähnliche Bitbeast wirkte apathisch und willenlos als es Amphilyons ersten Kopf auswich und dann seinen zweiten attackierte. Der harte Angriff ließ Enrico zusammenzucken, doch auch Kai zeigte Anzeichen von Erschöpfung.

Nach mehreren Attacken atmeten beide Blader schwer und hatten gewaltig an Kraft verloren.

„Scheint, als würdest du nachlassen, Kai“, höhnte Enrico atemlos.

‚Ich darf nicht verlieren’ schoss es Kai durch den Kopf. Auf keinen Fall.

Noch einmal sammelte er all seine Kraft und legte sie in eine einzige, finale Attacke, die Amphilyon in mehrere Teile zerbrechen ließ.

Wenige Sekunden später verschwand der zweiköpfige Drache in Kais inzwischen arg ramponierten Beyblade und wenig später verschwand auch Kai…
 

„Was ist geschehen?“, fragte Robert besorgt als Enrico und Oliver in das Dojo gewankt kamen. „Kai“, sagte der Blondschopf und sah zu Oliver hinüber, der immer noch arg verheult aussah. „Er hat uns trotz deiner These angegriffen und sie damit eindeutig widerlegt.“

„Er ist ganz plötzlich aufgetaucht und hat angefangen seltsame Sachen zu sagen“, murmelte der grünhaarige Franzose plötzlich. Robert zog eine Augenbraue hoch und die anderen rückten näher. „Er meinte, er würde die Menschen hassen, sie fürchten und sie – beneiden. Weil sie in der Masse einen einzigen Organismus bilden würden. Weil sie dadurch – nicht denken“, er rief sich Kais Worte wieder ins Gedächtnis, „nicht fühlen und nicht fragen müssten…“

‚Was meint er damit?’, fragte sich Hiro im Stillen. Verdammt. Als wenn ich einen Schlüssel in meinen Händen halten würde, ohne in der Lage zu sein, die passende Tür zu finden.

Plötzlich straffte sich Oliver wider und seine Augen begannen zu glänzen: „Aber er hatte ziemliche Probleme gegen uns. Besonders gegen Enrico. Ich glaube“, er sah Johnny direkt an. „Ich glaube, du könntest es gegen ihn schaffen.“
 


 

So, ich warte auf Kommis ^^

Next Level

Hi Leutz,

es hat zwar lange gedauert, aber hier ist das neue Chapter.

Das Lied, das ich zitiere ist leider nicht von mir, sondern von Ana Johnsson und heißt "We Are" und passt einfach klasse.

Also hören und lesen *smile*
 

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Langsam hing ihm dieser elende Alptraum zum Hals heraus. Er ließ ihn nicht richtig schlafen, obwohl er etwas Ruhe dringend nötig hatte, stahl ihm seine Energie und schwächte seinen Willen…

Er schloss die Augen, versuchte alles auszusperren, die Kälte, die Schmerzen, die Stimmen, seine Stimme, die immer wieder nur „Warum!“ schrie…

Er kapselte sich immer weiter ab, versenkte sich immer mehr in sein Inneres und suchte verzweifelt nach einem Pol der Ruhe, einem Fleckchen Stille…

Er fand es nicht. Seit Dranzer fort war, konnte er keinen Frieden mehr finden…

Warum?

„Warum hast du mich allein gelassen“, fragte eine kleine Stimme aus dem hintersten Winkel seines Bewusstseins. Eine blutjunge Stimme, die flüsterte, deren Worte kaum zu hören waren, die voller Angst bebte und vollkommen verzweifelt war…

„Warum, Dranzer?“
 

„Also los Leute!“, brüllte Tyson und ballte die Fäuste. „Wir trainieren jetzt, was das Zeug hält und dann machen wir Kai platt!“

Als Erster marschierte er in das Trainingszentrum der BBA, das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen, seine wahren Gefühle versteckend.

Auch Ray und Max lächelten, zeigten eine gute Miene zum bösen Spiel, doch innerlich fürchteten sie sich vor dem Augenblick, in dem sie ihrem ehemaligen Teamkameraden gegenüberstehen würden.

Das neue Trainingszentrum der BBA war wirklich mit allem ausgestattet, was sich ein Blader nur wünschen konnte. Selbst die BEGA-Blader waren leicht beeindruckt.

„Wer hat euch das alles denn bezahlt?“, fragte Mystel neugierig. Ray zuckte mit den Schultern: „Irgendein Firmenmogul oder so… Keine Ahnung weshalb. Ist mir aber auch egal.“

Mr. Dickinson hatte ihnen extra eine ganze Trainingshalle für ihr Training reserviert. Auch er konnte sich keinen rechten Reim aus Kais Verhalten machen, wollte die ganze Sache aber so schnell wie möglich geklärt wissen. Das mochte zwar auf den ersten Blick sehr hart und unpersönlich wirken, doch auch er machte sich große Sorgen um Kai, wusste aber bereits aus Erfahrung, dass er selbst nicht den geringsten Einfluss auf den stillen Jungen hatte.

Zudem war er sich sicher, dass man nur eine Chance hatte, an ihn heranzukommen, wenn man ihn zuvor besiegte. Also konnte er Tyson und Co nur Trainingsmöglichkeiten anbieten und hoffen.

Seufzend saß der alte Mann in seinem neuen Büro und starrte auf einige Unterlagen. Wie schnell sich Menschen doch verändern konnten…

Dabei schien es ihm kaum mehr als ein paar Tage her zu sein, als Kai mit dem Vorschlag zu ihm gekommen war, dass die Hiwatari-Corp. den Neuaufbau der BBA sponsern könnte.

Mr. Dickinson hatte zuerst ablehnen wollen, dann aber irgendwie, wie war ihm bei Kais unergründlicher Mimik immer noch schleierhaft, erraten, dass das Kais Art war, sich für seinen Wechsel zur BEGA zu entschuldigen. Also hatte Mr. Dickinson angenommen und weder er noch Kai hatten je wieder ein Wort darüber verloren.

Und nun das…
 

Die Blader trainierten fast den ganzen Tag ununterbrochen, wobei sich bald Unterschiede zwischen den Trainingsmethoden der einzelnen Teams und ihrer Ausdauer zeigten.

Letztendlich standen nur noch die G Revolution, die BEGAs und die Blitzkrieg Boys aufrecht, der Rest saß völlig erschöpft auf dem Boden und schaute die fassungslos an.

„Wie schafft ihr das nur? Wir sind völlig alle und ihr…“, Miguel deutete mit dem Kopf auf Tala, der zum nun wohl schon hundertsten Mal Daichis Strata Dragoon aus der Arena katapultierte.

„Langjährige Erfahrung“, grunzte Spencer und seine Gedanken schweiften kurz zu seiner Zeit in der Abtei. Gegen das Training damals, war das, was sie heute gemacht hatten, das reinste Kinderspiel.

„Sind so was gewohnt aus der BEGA“, meinte Garland. Allerdings waren einige seiner Teamkollegen auch schon ganz schön außer Atem. Nur Brooklyn wirkte vollkommen fit, doch der hatte sich eh nur aus Solidarität ab und zu mal an ein paar Übungen beteiligt und ansonsten zugeguckt.

„Kais Verdienst“, murmelte Ray. „Sein Training war meistens noch härter“, erklärte er den anderen.

Aber jetzt ist Kai nicht mehr da und wir müssen alleine stark werden und auf uns selbst aufpassen. Seltsam wie sehr man jemanden vermissen kann, mit dem man normalerweise in einem Jahr weniger Worte wechselt als mit anderen an einem Tag…

„Langsam ist es aber auch genug, oder wir können uns morgen überhaupt nicht mehr rühren“, schaltete sich Kenny ein.

Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
 

Dunkel…

Irgendwo ganz in der Nähe konnte er ein vertrautes Rascheln hören. Federn, die so leicht wie ein Windhauch übereinander strichen. Er hätte nur die Finger ausstrecken müssen um sie berühren zu können, doch er tat es nicht.

Er wusste, dass dieses Etwas, das dort in der Dunkelheit lauerte, nicht das war, was er sich erhoffte…

Er konnte den Geruch von schwelendem Feuer in seiner Nase stechen fühlen, den Geschmack von Blut auf seiner Zunge spüren, das Knistern der flammenden Schwingen deutlich hören und das gefährliche Leuchten in den bösartigen Augen sogar durch seine geschlossenen Lider hindurch sehen.

Nur fühlen. Fühlen konnte er dieses Wesen nicht. Wollte es auch gar nicht, denn sobald er es fühlen konnte, würde jede Distanz zwischen ihnen verloren gehen. Dann würde er sich nicht länger einreden können, dass er sich alles, was er wahrnahm, nur einbildete und musste sich der harten Realität stellen.

Und damit auch einem seiner größten Alpträume…
 

Als die Blader am nächsten Morgen wiederkamen um zu trainieren, konnten sie Mr. Dickinsons aufgeregte Stimme deutlich durch seine dicke Bürotür hören.

„Was ist denn da los?“, fragte Max besorgt. Er konnte sich nicht erinnern, Mr. Dickinson jemals zuvor so wütend gehört zu haben.

„Ich werde auf gar keinen Fall mit jemanden wie Ihnen Geschäfte machen! Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Es ist mir egal, wie gut ihre Beyblade-Technologie ist!“

Die Blader sahen sich erstaunt an. Was ging da nur vor sich?

„Gehen Sie bitte! Sofort!“

Die Tür wurde geöffnet und ein Mann trat heraus. Sein ganzes Erscheinungsbild zeugte von Strenge und Disziplin. Er hatte ein herrisches Gesicht mit kalten Augen, die leicht zornig ins Innere des Büros blickten: „Wie Sie wollen, Mr. Dickinson. Es ist Ihre Entscheidung. Auch wenn Sie sie noch bereuen werden.“

Er drehte sich um und ging auf die Gruppe Blader zu, ohne sie auch nur mit einem Blick zu streifen. Die Barthez Battalions, Rick und die BEGAs bemerkten plötzlich, wie die anderen Beyblader zusammenzuckten. Vor allem die Blitzkrieg Boys wurden blass.

„Wer ist das?“, fragte Miguel Tyson. Der konnte seine Wut kaum unterdrücken, als er ihm antwortete: „Das ist Voltaire, Kais Großvater und der Gründer der Abtei, in der Tala und die anderen waren.“

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, blieb Voltaire plötzlich genau vor den Bladern stehen und musterte die Blitzkrieg Boys mit einem abschätzigen Blick: „Ah, Tala. Wie nett dich mal wieder zu sehen. Ich war wirklich enttäuscht zu sehen, wie schnell ihr das, was ihr in meiner Abtei gelernt habt, wieder vergessen habt. Du und deine Leute habt schon wieder verloren… Wie gut, dass ich euch los bin. Versager kann ich nämlich nicht gebrauchen!“

Die Stimme von Kais Großvater war schneidend kalt und jedes Wort sorgsam vorher bedacht. Alles in allem weckte dieser Mann in den Bladern, die ihn noch nicht kannten, eine seltsame Abneigung.

‚Kai kann einem wirklich Leid tun’, schoss es Garland durch den Kopf, dann verdrängte er den Gedanken wieder. Kai klaute ihre Bitbeasts, also verdiente er kein Mitleid.

„Und das sind also Boris’ neue Schützlinge. Noch so ein Versager… Ihr seid ohne ihn besser dran, glaubt mir.“ Voltaire musterte die BEGA-Blader einmal von oben nach unten, dann wandte er sich leicht um: „Ich denke, du wirst ein leichtes Spiel mit ihnen haben, Kai.“

Ein Schatten löste sich aus einer dunklen Ecke und stellte sich ein paar Schritte hinter ihn, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte alle kalt aus roten Augen an.

Kai.

Johnny verdaute den Schrecken über das plötzliche Auftauchen Kais als Erster und begann zu grinsen. Es war an der Zeit Olivers Theorie zu testen und Kai die Niederlage seines Lebens zu verpassen.

„Los, Kai! Stell dich mir und verlier!“ Er hielt herausfordernd seinen Blade in die Höhe.

Kais Augen wanderten kurz zu seinem Großvater, der nickte leicht – und Kai ging an Johnny und den anderen Beybladern vorbei in die große Arena des Trainingszentrums.

Es war noch sehr früh, deshalb war kein anderer Beyblader anwesend.

Die Teams stellten sich um die Arena herum auf, während Voltaire etwas abseits stehen blieb um von dort den Kampf zu beobachten.
 

~~~ See the devil on the doorstep now (my oh my)

Telling everybody oh just how to live their lives ~~~
 

„Na? Hast du schon Angst?“, fragte Johnny herausfordernd. Kai ging nicht darauf ein, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf den vor ihm liegenden Fight.

„Kai, warum tust du das?“, fragte Tala plötzlich vom Rand der Arena aus.

Zur Überraschung aller antwortete Kai: „Ich führe nur Befehle aus.“

Tala lachte spöttisch: „Der Kai, den ich kenne, hätte niemals Befehle ausgeführt.“

„Bist du dir sicher, dass du mich kennst?“ Niemand kennt mich. Keiner. Kein Mensch. Vielleicht kenne ich mich noch nicht einmal selbst richtig.

„Solange ich mein Ziel erreiche, ist mir der Weg dorthin egal“, sagte Kai tonlos und versuchte seine Gedanken wieder auf das vor ihm liegende Match zu konzentrieren.

„Der Kai, den ich kannte, hat auch immer sein Ziel verfolgt. Doch er hat bestimmte Wege immer von vorneherein ausgeschlossen, weil sie ihm nicht richtig erschienen. Wo ist dieser Kai geblieben? Wo ist dein Stolz geblieben?“, höhnte Tala und ließ den blauhaarigen Blader nicht aus den Augen.

„Du schleichst hier wie ein Hund hinter seinem Herrn herein und leckst ihm die Füße, weil du ein bisschen spielen willst. Dabei hattest du dir eigentlich geschworen, nie wieder irgendetwas für ihn zu tun.“

Plötzlich leuchtete für einen kurzen Augenblick wieder das alte Feuer in Kais Augen: „Mit Hunden kennst du dich ja aus, Tala. Bist ja selbst lange genug einer gewesen. Glaubst du wirklich, Einer wie du hätte das Recht, mir ins Gewissen reden zu wollen?“

Er weiß gar nichts. Er ist eben nur ein Mensch wie jeder andere auch.
 

~~~ Sliding down the information highway

Buying in just like a bunch of fools

Time is ticking and we can't go back (my oh my) ~~~
 

Er denkt nicht nach, bevor er spricht. Er kann nicht fühlen, was ich empfinde. Und er fragt auch nicht wirklich nach meinen Motiven.

Ihn interessiert nur, dass ich plötzlich nicht mehr in sein Schema passe und damit aus dem Organismus Menschheit herausfalle. Ich würde gerne auch ein Teil der Masse Mensch sein, Tala, glaube mir, doch ich kann es nicht… Ich kann es einfach nicht.
 

Aber vielleicht werde ich es bald können. Wenn das alles hier vorbei ist…
 

~~~ What about the world today

What about the place that we call home

We’ve never been so many

And we've never been so alone ~~~
 

“Lass uns endlich anfangen!”, rief er Johnny zu und startete seinen Blade. Johnny tat es ihm gleich und beide Beyblades rasten aufeinander zu um sich immer und immer wieder zu attackieren. Einzelne Splitter platzten von Kais grauem Blade ab, wenn Salamalion ihn traf. Kai schien ernste Schwierigkeiten mit seinem Gegner zu haben.

Tala schielte zu Voltaire hinüber, der alles scheinbar vollkommen unbeteiligt beobachtete. Was würde er Kai antun, wenn dieser verlor?

„Kai, du solltest lieber gleich aufgeben. Ich bin eindeutig stärker als du“, höhnte Johnny und ließ Salamalion erscheinen.

Kai achtete nicht darauf. Er war so müde…

Sein Atem ging schwer und sein Kopf versank in dunklen Nebeln. Er sah Johnnys Attacken, erkannte seine Finten und doch reagierte sein Körper und sein Blade einfach viel zu langsam darauf.

Sein Blick wanderte, ohne dass er es wollte, zu seinem Großvater…

Er sah die Erwartung in seinen Augen und Erinnerungen steigen in ihm hoch. „Gewinnen ist das Wichtigste im Beybladen! Gewinne und alles andere kann dir egal sein!“

Immer und immer wieder hatte Voltaire ihn diesen Spruch wiederholen lassen. Und nun stand er hier und führte seine Befehle aus. Versuchte für seinen Großvater gewinnen.

„Niemand fragt den Sieger, wie er gewonnen hat.”, spukte ihm ein weiterer Ausspruch Voltaires im Gehirn herum und er fühlte dessen kalte Augen auf sich ruhen…
 

~~~ You keep watching from your picket fence

You keep talking but it makes no sense

You say we're not responsible

But we are, we are

You wash your hands and come out clean

Fail to recognise the enemies within

You say we're not responsible

But we are, we are, we are, we are ~~~
 

Was mache ich hier überhaupt? Es gibt wichtigere Dinge als Erinnerungen. Ich habe ein Match zu gewinnen.

In einer letzten Kraftanstrengung rief er Amphylion aus seinem halb zerstörten Beyblade und ließ es auf Salamalion zu rasen. Das salamanderhafte Bitbeast wich mit einer beinahe spielerischen Bewegung aus und die Attacke ging ins Leere.

‚Kai ist fertig’, stellte Hiro fest. Er kann nicht mehr. Wahrscheinlich kostet es viel Kraft fremde Bitbeasts zu kontrollieren und Voltaire sieht auch nicht nach jemandem aus, der sich darum kümmert, ob sein Enkel gesund bleibt oder sich zuviel zumutet oder nicht. Im Gegenteil. Vermutlich treibt er ihn noch immer weiter an.

„Es ist Zeit dir den Gnadenstoß zu versetzen, Kai!“, rief Johnny triumphierend und Kais Beyblade wurde aus der Arena geschleudert. Noch im Flug zerbrach er in tausend Teile, so dass nur noch der Bitchip einige Meter hinter Kai auf dem Boden landete.

Kai stand einfach nur da, als ob er einfach nicht begreifen könnte, was soeben geschehen war. Einer der Splitter hatte ihn an der Wange getroffen, so dass nun feine Blutstropfen über seine bleiche Haut liefen.

Er atmete schwer und seine Lippen waren blutleer, seine Augen wanderten mit einem schwer zu deutenden Ausdruck zu seinem Großvater. Dieser ging langsam zur Arena und hob den Bitchip auf.

„Hey, ich habe gewonnen, also gehören die Bitbeasts wieder uns!“, brüllte Johnny. Voltaire lächelte falsch: „Natürlich gehört Amphylion nun dir, doch von den anderen Bitbeasts war nie die Rede.” Alle schnappten nach Luft angesichts dieser Worte.

„Allerdings schlage ich dir ein Geschäft vor, junger Freund.“ “Nennen Sie mich nicht so!”

Voltaire Lächeln wurde kalt und er trat neben Kai. „Tritt noch einmal gegen meinen Enkel an. Alles oder nichts. Du setzt dein Bitbeast als Gewinn ein, ich meine.“
 

…~~~ One step forward making two steps back (my oh my)

Riding piggy on the bad boys back for life ~~~
 

Er will Kai wirklich noch einmal kämpfen lassen? Aber Kai ist doch total fertig! Er wird das niemals überstehen! Setzt er etwa all seine gestohlenen Bitbeasts auf Spiel, nur um Kai zu bestrafen und in endlich am Boden zu sehen? Talas Blick wanderte von Voltaire zu seinem Enkel, der einfach nur dastand und seinen Großvater ansah. In Kais Augen konnte man eine ungestellte Frage sehen
 

Kai spürte etwas Vertrautes als sein Großvater neben ihn trat. Nicht die Nähe Voltaires sondern etwas, dass er zuletzt vor einigen Jahren gespürt hatte und ihm wie ein Stromstoß erschien.

Hast du das alles von Anfang an geplant, Großvater? Hast du geplant, dass ich verlieren würde? Warum hast du mir dann gesagt, ich dürfte es nicht?

Warum?
 

~~~ Lining up for the grand illusion

No answers for no questions asked

Lining up for the execution

Without knowing why ~~~
 

Johnny zögerte kurz. Sein Blick wanderte zu Kai, der kaum noch in der Lage schien, aufrecht zu stehen. Er wollte ihn nicht verletzen, aber andererseits, wollte er auch die Bitbeasts der anderen wiederhaben.

„Abgemacht!” Ich werde den Kampf so schnell wie möglich beenden. Auch wenn Kai ein Mistkerl ist, ich werde mich nicht dazu herablassen noch nach zu treten, wenn mein Gegner schon längst am Boden liegt.

Voltaire lächelte eisig, griff in seine Tasche und reichte Kai einen grünschwarzen Beyblade. „Viel Glück, Kai. Auch wenn ich kaum glaube, dass du es brauchen wirst.“
 

~~~ You keep watching from your picket fence

You keep talking but it makes no sense

You say we're not responsible

But we are, we are

You wash your hands and come out clean

Fail to recognise the enemies within

You say we're not responsible

But we are, we are, we are, we are ~~~
 

Kai spürte, wie Energie gleich einem Stromstoß durch seinen Körper schoss und die Dunkelheit in seinem Kopf einfach wegwischte und durch eine unglaubliche Klarheit ersetzte. Seine Muskeln schrien gequält auf, nur um sich gleich darauf in freudiger Erwartung anzuspannen. Alle Müdigkeit, alle Schwäche war plötzlich wie weggeblasen und alles was zurückblieb, war reine Macht.

Macht, die er in sich aufsog, mit der er seine Lungen füllte wie mit Sauerstoff, die sein ganzes Wesen erfüllte und ihm das Gefühl gab unbesiegbar zu sein.

Er begann siegessicher zu grinsen…

Auch den Anderen fiel die Veränderung auf, die mit Kai vonstatten ging. Er blieb zwar furchtbar blass, doch seine Augen begannen zu leuchten, so als ob ihm gerade neue Kräfte verliehen worden wären. Seine Gestalt straffte sich und ein bösartiges, leicht irres Grinsen stahl sich auf seine Lippen.

Langsam drehte er sich zu Johnny um und starrte ihn wie ein Raubtier seine Beute an.

Tyson erkannte das Design des Beyblades, den er in der Hand hielt, als Erste. „Nein!“, entfuhr es ihm.

„Was ist denn jetzt plötzlich los?”, fragte Miguel verwirrt. „Black Dranzer“, flüsterte Ray tonlos. Während einige Beyblader erschrocken zusammenzuckten, ließ andere diese Neuigkeit vollkommen kalt.

„Na und? Er hat einen neuen Beyblade, was soll’s. Er wird trotzdem verlieren. Johnny ist stärker als er“, sagte Garland geringschätzig.

„Da ist mehr als nur ein neuer Blade“, murmelte Brooklyn leise. Er wirkte sehr besorgt. Er konnte seltsame Schwingungen in der Luft wahrnehmen. Schwingungen, die ihm gar nicht gefielen und die ihm eine düstere Zukunft verhießen. Er fasste mit einer Hand in seine Tasche und bemerkte überrascht, dass das Kleinod darin glühend heiß war.

Langsam bekam er Angst. Angst vor und Angst um Kai…

„Black Dranzer ist mehr als nur ein Blade, Garland. Es ist ein übermächtiges, künstlich erschaffenes Bitbeast, das nur von Kai kontrolliert werden kann. Es hat eine unheimliche Power und ist absolute bösartig”, erklärte Tala leise. Das sah ganz und gar nicht gut aus…
 

„Ich lass mich von deinem alten Spielzeug doch nicht einschüchtern, Kai! Los, lass uns ein letztes Mal gegeneinander antreten!“, Johnny unterdrückte seine Besorgnis und startete sein Beyblade.

Mit einer unheimlichen Schnelligkeit entließ Kai Black Dranzer ebenfalls in die Arena und der schwarze Blade begann sich resend schnell am Rand zu drehen. Johnny attackierte ihn sofort, doch Kais Blade wich ihm leicht aus und kickte ihn fast spielerisch ans andere Ende de Arena, dann kreiselte er wieder vollkommen still auf der Stelle. Keine Bewegung des Blades war überflüssig oder zu stark, sondern vollkommen perfekt und einzigund allein auf ein Ziel hin gerichtet: Johnny zu schlagen. Und zwar auf die Art und Weise, wie Kai es wollte.

Der Junge grinste, doch dann schoss ihm plötzlich ein stechender Schmerz durch den Kopf. Es war als ob riesige Krallen irgendwo in seinem Gehirn scharren würden und versuchen würden, seine schützenden, geistigen Barrieren zum Einsturz zu bringen.

Der Schmerz wiederholte sich, würde schärfer und gewann an Intensität.

‚ER ist das. ER will die Kontrolle über mich bekommen.’, erkannte Kai.

Sein Blade hatte angefangen in einem seltsamen Licht zu glühen. ER wollte heraus, heraus n die Feiheit und „…kämpfen, töten, zerstören.“

Kai bemerkte, dass er die letzten Worte geflüstert hatte.

Das erste Mal, als er auf Black Dranzer getroffen war, hatte dieser ohne Probleme die Kontrolle übernommen. Kai war zu jung und zu schwach gewesen um es gegen ihn aufnehmen zu können. Der Junge konnte sich nicht mehr erinnern, was geschehen war, nachdem er die Kontrolle verloren hatte, doch vielleicht war das auch besser so…

Dann, bei der Weltmeisterschaft in Russland, waren Blader und Bitbeast erneut aufeinander gestoßen, doch dieses Mal hatte sich Black Dranzer vollkommen ruhig verhalten. Warum hätte er auch irgendetwas tun sollen, wo Kai doch sowieso freiwillig das gemacht hatte, was er wollte…

Doch diese Mal war es anders.

Black Dranzer war wütend, rasend vor Zorn, weil Kai es gewagt hatte, sich einfach so von ihm zu lösen. Weil er das Bitbeast zurück gelassen hatte und ein neues Leben begonnen hatte – ohne Black Dranzers Zustimmung…
 

~~~ It’s all about power

'bout taking control

Breaking the will

and raping the soul

They suck us dry till there’s nothing left

My oh my, my oh my ~~~
 

Kai spürte, wie etwas Warmes über seine Lippen lief…
 

Und Black Dranzer erschien…

Wie ein Bote der Höllenfeuer entstieg er dem schwarzen Beyblade und kreischte seinen Zorn und seinen Hass in die Welt hinaus. Grünlich schimmernde Flammenzungen tropften von seinen Schwingen und setzten die Arena in Brand, während er stolz den Kopf in den Nacken warf und noch einmal schrie.

Sein grausamer Blick streifte die Umstehenden, blieb kurz mit einem hungrigen Ausdruck an Salamalion hängen – und verharrte dann auf Kai, der sich stöhnend an den Kopf griff.

Ein dünnes Blutrinnsal lief dem Jungen aus der Nase und tröpfelte zu Boden und in seinen Augen spiegelte sich sowohl unterdrückte Angst als auch ebenso große Wut wie in Black Dranzers.

„Du elendes Mistvieh“, zischte Kai.
 

„Wer hat da eigentlich wen unter Kontrolle?“, fragte Garland nun doch ernsthaft besorgt.

„Frag nicht!“, sagte Tala.

„Und wer wäre besser für uns?“, versuchte es der BEGA-Blader erneut.

„Frag nicht!“
 

„Du fliegendes Stück Dreck!“, brüllte Kai plötzlich zu dem pechschwarzen Phönix hinauf, der wie ein Stück lebendig gewordene Dunkelheit über ihnen schwebte. „Egal was du versuchst, du wirst mich niemals unter deine Kontrolle bekommen, klar? Niemals!“

Für einen Moment schien es so, als ob Black Dranze sich nicht von Kais Worten hätte beeindrucken lassen, doch dann wandte sich der Phönix plötzlich mit einem hasserfüllten Kreischen ab und gab sich geschlagen.

Für dieses Mal…

Er fand schnell ein neues Opfer seines Zorns: Salamalion wurde von dem dunklen Feuervogel förmlich in der Luft zerfetzt.

Kai grinste triumphierend und versuchte sich mit einer Hand das immer noch fließende Blut aus dem Gesicht zu wischen.
 

Johnny starrte auf seinen zerstörten Blade, dann auf sein Bitbeast, dass in Kais Blade gesogen wurde.

Und plötzlich reichte es Lee und den restlichen White Tiger X. Bis auf Kevin hatte jeder von ihnen schon einmal sein Bitbeast verloren und sie wussten, wie weh das tat.

Als sie sahen, dass Black Dranzer etwas an Geschwindigkeit verlor, starteten sie gleichzeitig ihre Beyblades und versuchten Kais Blade mit einer einzigen, gemeinsamen Attacke aus der Arena zu befördern.

Doch der schwarz-grüne Blade hielt vollkommen unbeeindruckt stand und rührte sich nicht um einen Millimeter. Black Dranzer stieß ein höhnisches Kreischen aus und stürzte sich auf seine neuen Opfer wie ein ausgehungerter Wolf.

Innerhalb weniger Sekunden hatte die drei Blades vollkommen zerstört und Mariah, Kevin und Lee mussten mit ansehen, wie Kai wie schon Jahre zuvor ihre Bitbeasts stahl.

Als sich der Junge sicher war, dass sich ihm heute niemand mehr stellen würde, rief er Black Dranzer zurück und folgte Voltaire, der bereits auf dem Weg aus dem Gebäude heraus war.

Die fruchtbaren Schmerzen waren zwar etwas schwächer geworden, doch er konnte noch immer spüren, wie Black Dranzer irgendwo am Rande seines Bewusstseins auf eine Schwäche seinerseits lauerte…

Ein einzelner Gedanke durchdrang das schneidende Brennen: „Dranzer…“
 

~~~ What about the world today

What about the place that we call home

We've never been so many

And we've never been so alone.... so alone
 

It’s all about power (we are)

bout taking control (we are)

Breaking the will (we are, we are)

Raping the soul (we are)

They suck us dry till there’s nothing left (we are, we are)

My oh my, my oh my ~~~
 


 

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Ich finde dieses Chapter klasse *selbst lob*

Und zum Beweis, dass ich auch mal nen Zwischenkapitel schreiben kann, ohne andere wegen fehlenden Titeln anzuhelen und zu nerven, hier der Titel des nächsten Chapters: "In Erinnerung an einen guten Freund..."
 

Ich mag diesen Titel ^^, klingt irgendwie wie eine Grabinschrift...

In Erinnerung an einen guten Freund...

So, hier isses.

Traurige Musik drauf, fertig. Die Beerdigung kann beginnen...
 

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Tropf…

Tropf…

Tausend winzig kleine Tränen fielen vom Himmel herab auf die Welt und blitzten jedes Mal, wenn sie an einer Lichtquelle vorbei kamen, auf wie kleine Sterne.

Tausend winzig kleine Tränen für sechs zerbrochene Herzen.

Wenn schon sechs Herzen die blauen Weiten verdunkeln konnten, was würde dann erst geschehen, wenn ein weiteres folgen würde?

Oder galten all die winzig kleinen Sterne in Wahrheit nur einer einzigen Seele?

Eine düstere Stimmung hatte sich über den Dojo ausgebreitet…

Alles war still und die ungesagten Worte drückten schwer auf die Schultern der Anwesenden. Jeder zog sich in seine eigene, kleine Ecke zurück, neigte die Augen zur Erde, verschloss den Mund und die Ohren und letztendlich auch das Herz. Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt, stumme, schattenhafte Anwesende dieses verborgenen Begräbnisses…

Doch sie sahen es nicht, erkannten es nicht, wollten es nicht erkennen. Es war schwer, einen Freund zu begraben und ihn ziehen zu lassen…

Glitzernd perlten die klaren Tropfen auf den grünen Blättern und schimmerten wie flüssige Diamanten. Ein schwacher Windhauch wehte über die Bäume und die winzigen Sterne zerbarsten in tausend kleinere Abbilder ihrer selbst.

Ja, Engelstränen waren wunderschön – aber auch flüchtig wie der Hauch eines Lächelns auf dem Antlitz einer verfluchten Seele…

Auch wenn sich die Anwesenden der geisterhaften Beerdigung nicht bewusst waren, die Engel wussten es und trauerten um einen der ihren…

Alle Menschen im Dojo blickten nach unten, nur Brooklyn wandte stattdessen die Augen nach oben, zum weinenden Himmel empor und ließ die eiskalten Tränen über sein Gesicht rinnen…
 

Kenny saß in seinem Zimmer und sah sich immer und immer wieder Kais Kampf gegen Johnny und die White Tiger X an.

Doch wie lange er auch versuchte eine Strategie gegen ihren einstigen Teamkamerad zu finden, es gelang ihm nicht. Und das lag nicht nur an Kais unglaublicher perfekter Spielweise…

Müde starrte der Junge nach unten, auf seine Hände, die seit dem Erscheinen Black Dranzers nicht mehr aufgehört hatten zu zittern. Er erinnerte sich an den Tag als Kai ihn damals von seinen einstigen Gefolgsleuten, den Blade Sharks, hatte entführen lassen. Damals hatte er große Angst gehabt. Angst vor diesem seltsamen, vollkommen gefühllosen Jungen, der eine Aura aus Kälte und Stärke ausstrahlte und mit einem einzigen Blick die absolute Kontrolle über dutzende von Jungen und Mädchen erlangt hatte…

Dann war Kai zu ihnen gekommen, hatte sich ihre Seite gestellt, ihre Gegner für sie eingeschüchtert, ihnen den Rücken freigehalten und Sicherheit gegeben. Die Angst vor ihm war geblieben, doch sie hatte sich gewandelt…

Doch nun…
 

Hillary schälte Äpfel in der Küche. Sie hatte sich schon mindestens drei Mal in die Finger geschnitten, doch das störte sie nicht und sie bemerkte noch nicht einmal, wie das Blut auf den Boden tropfte, gerade neben die dunklen Tränenspuren, die jede Sekunde erneuert wurden.

In Gedanken war Hillary weit weg auf einer Insel irgendwo im weiten Ozean… Sie, Kenny und Kai waren auf dem Weg zu einem Leuchtturm um sich dort nach etwas umzusehen, das ihnen aus ihrer mehr als prekären Lage heraushelfen konnte.

Sie mussten am Rande einer Schlucht entlang gehen, auf einem schmalen Steig, der kaum mehr als einen halben Meter breit war. Unter ihnen befand sich nichts als Luft und gelber, scharfkantiger Fels.

Plötzlich explodierte irgendetwas über ihnen und große Steinlawinen prasselten auf sie herab. Hillary schrie auf und auch Kenny war wie gelähmt vor Schreck, nur Kai reagierte und stieß beide Teamkameraden aus dem Weg.

Er presste Beide an die Wand und beschützte sie so vor den herabregnenden Gesteinsbrocken.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er ernst und musterte sie besorgt. Dann wich er wieder zurück und ging weiter als ob nichts geschehen wäre.

Erst später hatte Hillary durch Zufall herausgefunden, dass mehrere schwere Brocken den Jungen an Rücken und Schultern getroffen hatten und mehr als faustgroße Blutergüsse hatten entstehen lassen. Doch Kai war auch nach diesem Unfall satndhaft geblieben und hatte sich nichts anmerken lassen.

Und nun war er fort…
 

Daichi saß auf Tysons Bett und zupfte an seinem Beyblade herum. Kai und dieses neue, pechschwarze Bitbeast hatten ihn echt beeindruckt.

Auch wenn er es nur ungern zugab, Kai war wirklich stark. Unglaublich stark…

Bei ihrem ersten Kampf gegeneinander hatte er es noch nicht einsehen wollen, doch später dann, als Kai gegen Brooklyn angetreten war, obwohl er erst kurze Zeit zuvor gegen ihn verloren hatte, hatte es Daichi nicht mehr leugnen können…

Kai hatte durchgehalten, egal was Brooklyn auch gemacht hatte. Hatte sich gewehrt, nie aufgegeben und letztendlich dank seinem unbeugsamen Willen das Ruder herumgerissen und den so unglaublich wichtigen Sieg errungen…

Doch nun standen sie ihm gegenüber und Daichi fürchtete sich vor ihrem nächsten Zusammentreffen…
 

Max saß vor dem Dojo und blickte auf die von Regen verzerrte Oberfläche des Gartenteichs. In seinem Kopf hörte er Gebrüll, Buh-Rufe und Schmähreden. Man beschimpfte sie als Betrüger, Schläger und herzlose Beyblader, die die letzten Matchs unverdient gewonnen hatten. Max konnte wieder die Stiche in seinem Herzen fühlen, die er auch damals gespürt hatte, als kein freundliches Wort von den Tribünen zu ihm herunter gerufen worden war.

„Ruhe!“, brüllte eine sonst nur selten gehörte Stimme.

Sofort war es schlagartig still geworden. Alle hatten gelauscht, hatten zu diesem einzelnen Blader aufgesehen, der es gewagt hatte, sich ganz allein gegen das gesamte Publikum zu stellen.

„Erweist unseren Gegnern gefälligst Respekt, oder es kracht!“ Eine einzelne, drohende Ansage hatte ausgereicht um die Stimmung des Publikums komplett zu ändern. Der Respekt, den es vor Kai empfand, hatte sich auch auf Max und seinen Partner übertragen und sie hatten keine Schmähungen mehr ertragen müssen.

Was würde in Zukunft in solchen Situationen geschehen?
 

Ray saß inmitten des Dojos und meditierte, doch in seinem Kopf drehte sich alles und es gelang ihm nicht wie üblich, seine Ruhe zu finden. Ein kühler Luftzug wehe durch den Raum und versetzte ihn in eine andere Zeit, an einen anderen Ort zurück.

Kai hatte verloren. Er war sich seines Sieges so sicher gewesen, schließlich hatte er das mächtigste Bitbeast der Welt in den Händen gehalten, und doch hatte er verloren.

Das Eis unter seinen Füßen knackte bedrohlich und erste Risse waren zu sehen. Ray und die anderen streckten ihm die Hände hin, wollten ihn auf sicheres Terrain ziehen, doch er rührte sich nicht und schien wie in Trance.

Nur langsam begann er sich zu regen und erkannte, was geschah. Seine Füße standen bereits im eiskalten Wasser des Baikalsees und die Eisscholle, auf der er stand, versank immer weiter. Er blickte an sich herab, dann zu seinen ehemaligen Teamkameraden, schien aufgeben zu wollen – und riss sich letztendlich doch wieder zusammen.

Er fand den Mut, seine Fehler einzugestehen und nach ihren Händen zu greifen. Ihnen zu vertrauen, dass sie ihn retten würden.

Ray lächelte, doch es war ein bitteres Lächeln.

Wer würde sie vor Kai retten?
 

Tyson starrte auf Dragoon. Er könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Warum tat Kai das alles nur?

Der Junge wünschte sich eine Antwort, doch niemand erhörte ihn.

’Kai, du Dummkopf. Warum tust du das nur?’, fragte er immer und immer wieder. ’Es war doch alles in bester Ordnung.’

Er hatte sich so gefreut, wieder einmal gegen Kai anzutreten, doch nicht so…

Das letzte Mal, als sie gegeneinander angetreten waren, hatte es sie plötzlich an einen völlig fremden Ort verschlagen. Es waren nur Sekunden gewesen, doch Tyson war es vorgekommen, wie eine kleine Ewigkeit. Es war ein ähnliches Gefühl gewesen, wie bei seinem Kampf gegen Brooklyn, als dieser ihn in seine Welt gezogen hatte, und doch vollkommen anders…

Es war sehr seltsam an diesem Ort gewesen. Der Erde war schwarz und glasartig gewesen, irgendwie unheimlich und seltsam warm. An einigen Stellen hatten milchigblaue Kristalle ihren Weg an die Oberfläche gefunden, doch was diese Objekte genau gewesen waren, wusste Tyson nicht.

Denn er hatte nur Augen für den Himmel gehabt. Diese weite Dunkelheit voller Sterne, die einem das Gefühl vermittelt hatte, vollkommen klein und unbedeutend zu sein und doch letztendlich ganz allein in diesem Universum zu existieren, nur um diesen Himmel zu sehen und von ihm behütet zu werden…

Eine flammende Kugel aus tosendem Feuer hatte am Himmel gehangen. So unglaublich nah, dass Tyson geglaubt hatte, sie berühren zu können, wenn er nur die Hand ausstrecken würde. Neben dieser roten Sonne, die zwar bis ins tiefste Innerste wärmte, aber einen nicht mit ihrer Hitze zerstörte, war eine weitere Kugel gewesen, die ganz aus Wind und flirrenden kleinen Lichtern zu bestehen schien. Sie schien nicht ganz so nah zu sein, wie das himmlische Inferno und war doch so seltsam greifbar gewesen.

Tyson hatte in diesem Moment beinahe alles um sich herum vergessen und einfach nur auf dem Rücken gelegen und in die Ewigkeit gestarrt. Trotzdem hatte er bemerkt, dass Kai neben ihm war und ihn mit einem seltsamen Blick gemustert hatte.

Und dann hatte er gelächelt, auf eine Art und Weise, die Tyson noch nie bei ihm gesehen hatte…

Es war ein hoffnungsvolles Lächeln gewesen…

Doch wo war die Hoffnung jetzt?
 

Tala hatte einen Entschluss gefasst.

Noch einmal ließ er sich seine Erinnerungen durch den Kopf gehen…

Er roch Flammen, glühendes Metall und schmorendes Plastik.

Hörte ein Lachen, dass er schon seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen hatte.

„Ich habe gewonnen, Tala. Und du hast schon wieder verloren. Das wird langsam langweilig. Streng dich mehr an.“ Das Lachen, so freudig und ungekünstelt, erklang erneut. Damals war er deswegen sauer gewesen. Heute sehnte er sich nach diesen Zeiten zurück.

Die Szene wechselte und auch der Geruch veränderte sich. Er atmete den Gestank von brennendem Fleisch ein, von verkohltem Haar und schmelzendem Stein.

Und er hörte die Schreie…

Schreie, die ihn immer noch bis in seine schlimmsten Alpträume verfolgten und ihn immer wieder an die Schuld erinnern würden, die er auf sich geladen hatte.

„Tala.“ Der Angesprochene öffnete die Augen und sah langsam hoch. Rick und Robert standen ihm gegenüber. „Ihr habt euch also auch entschieden?“

Beide nickten entschlossen und packten ihre Beyblades, die sie in den Händen hielten, noch fester. „Wir sind dabei.“

Tala sah zu Boden. ’Ich werde alles wieder gut machen, Kai. Ich lasse nicht zu, dass sich alles noch einmal wiederholt.’

Dann straffte er sich und ging mit den anderen Beiden davon…
 

Gegen Abend versammelten sich alle Beyblader in der Trainigshalle des Dojo.

Niemand sah glücklich aus und keiner wagte es, eines der Mitglieder der G Revolution direkt anzusehen.

Tala, Robert und Rick standen etwas abseits.

„Wie geht es nun weiter?“, fragte Mathilda schließlich zögerlich und durchbrach damit die Stille. Wie ein Windhauch verwehten die Worte im Raum…

Was nun? Kai aufgeben? Unsere Freundschaft begraben? Alles hinschmeißen?

Die Tyson, Ray, Max, Daichi, Kenny und Hillary sahen sich an und begannen zu lächeln, als sie in den Augen der anderen dieselben Gefühle erblickten, die auch sie in ihrem Innern trugen.

Sie würden nicht aufgeben und den Kopf in den Sand stecken sondern weitermachen und versuchen ihren Kameraden zurück zu gewinnen. Sie wollten und würden niemals die Hoffnung aufgeben, dass Kai nicht vielleicht doch wieder zur Vernunft kam.

Und ganz sicher würden sie ihn nicht Voltaire und Black Dranzer überlassen.

„Wir machen weiter!“, sagte Tyson mit fester Stimme. ’Für Kai’, fügten er und die anderen in Gedanken hinzu.

Für Kai, der uns Sicherheit gegeben hat. Für Kai, der immer standhaft ist. Für Kai, dessen Wille stärker ist als alles andere auf der Welt. Für Kai, der von jedem Respekt fordert. Für Kai, der immer wieder neuen Mut findet. Für Kai, damit er hoffen kann.

Für Kai, der das Feuer ist…
 

Brooklyn sah hinaus in den Regen und lächelte vor sich hin.

Ob Engel auch aus Freude weinten?

Wenn er ehrlich war, hatte er Beerdigungen noch nie gemocht, also war er ganz froh, dass die G Revolution ihre Freundschaft nicht endgültig begraben hatten.

Er schloss kurz die Augen, öffnete sie aber schnell wieder und sein Gesicht wurde ernst.

Die Zukunft war dunkel, besonders für Kai.

In seiner Tasche begann das Kleinod zu glühen…
 

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Fertig.

Kurz, nicht?

Aber Brooklyn durfte philosophisch werden *smile*

Na, was haben Tala und Co. gemacht?

Was für Erinerungen quälen den Rotschopf?
 

Und wie zum Teufel schreib ich jetzt weiter? *arrrrgh*

I don't want to hear you

Hier bin ich wieder mit einem absolut nervigen Zwischenkapitel...

Bei Tala und Co hab ich "Im Untergrund" gehört, später dann wieder "We Are" *smile*

Also, ich versuch durchzuhalten ^^

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Kai spürte wie der Regen kalt über sein Gesicht lief. Die eisigen Tropfen fanden ihren Weg unter seine Kleidung und ließen ihn erschauern.

Ein schneidender Wind wehte hier, hoch über den Dächern der Stadt, doch Kai bemerkte ihn nicht, sondern starrte weiterhin vom Dach des Hochhauses auf die regennassen Straßen hinab und dachte über das nach, was vor ein paar Stunden geschehen war…

Warum hatten Robert und Rick das getan?

Und warum hatte sich Tala nur aufs Zusehen beschränkt? Und darauf, ihn anzuschreien?
 

Vor ein paar Stunden, waren die drei Blader plötzlich hier, auf dem Dach erscheinen. Sie schienen ihn gesucht zu haben.

„Hallo, Kai.“ Der Angesprochene war herumgefahren, denn er hatte sie nicht hier erwartet. Niemand kannte diesen Ort hier, außer Hiro, der ihn hier auch schon einmal überrascht hatte. In letzter Zeit hatte er kaum Zeit gefunden hier herauf zu steigen und auf die Stadt hinab zu sehen, das bunte Treiben der Menschen zu beobachten und einfach die Stille und den Frieden zu genießen.

Heute hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten und hatte sich mit der Ausrede aus der Villa seines Großvaters weggeschlichen, dass er ihm weitere Bitbeasts besorgen wolle…

Es würde Ärger geben, wenn er ohne zurückkam, aber das war ihm zu diesem Zeitpunkt egal gewesen. Er hatte nur fortgewollt, hinaus in die Kälte und den Regen, die den brennenden Schmerz in seinen Kopf linderten und Black Dranzers Schreie und Attacken am Rande seines Bewusstseins einfach hinweg wuschen.

Und nun raubte man ihm selbst diesen kurzen, friedlichen Augenblick…

„Was wollt ihr hier?“, fuhr er die drei Neuankömmlinge an, die überrascht über diese harsche Reaktion zu sein schienen – oder darüber, überhaupt eine Reaktion erhalten zu haben…

„Wir wollen dich herausfordern“, sagte Robert mit einem entschlossenen Blick und zog seinen Blade aus der Tasche. Rick tat es ihm gleich.

Tala zögerte kurz, griff dann aber ebenfalls nach Wolborg, wurde aber von Robert zurückgehalten. Erstaunt sah der Russe den Jungen an: „Was soll das? Es war meine Idee, dass wir drei gegen ihn antreten und versuchen ihn gemeinsam zu besiegen.“

„Ja“, stimmte Robert ihm zu. „Aber ich bin der Meinung, dass du dich noch zurückhalten solltest. Du bist stärker als wir und kennst Kai von uns allen am längsten. Als du beim letzten Match mit ihm geredet hast, hat er auf dich reagiert, du bist also zu ihm durchgedrungen.“

„Ja, und?“, Tala verstand nicht, worauf Robert hinauswollte.

„Du sollst versuchen, weiter mit ihm zu reden. Vielleicht gelingt es dir ja, ihn zur Vernunft zu bringen, oder ihn zumindest so weit abzulenken, dass wir ihn besiegen können. Wir treten heute gegen ihn an und du versuchst ihn weiter auszuhorchen“, schaltete sich Rick ein. Offenbar hatten er und Robert die Sache bereits von Anfang an geplant.

„Pass aber auch auf, wie er kämpft. Wenn du ihn nicht von dem Fehler, den er macht überzeugen kannst, wirst du auch irgendwann gegen ihn antreten müssen“, stellte Robert leise fest.

„Ihr setzt eure Bitbeasts aufs Spiel, nur damit ich eine Chance habe mit Kai zu reden? Ihr seid verrückt“, Tala schüttelte ungläubig den Kopf. „Vielleicht“, gab Rick offen zu und stellte sich dann Kai gegenüber, der bereits ungeduldig auf das Match zu warten schien.

‚Ob er unsere Absichten mitbekommen hat?’, fragte sich Robert und nahm seinen Platz an Ricks Seite ein.

Kai hatte die Augen geschlossen und ein Schatten huschte kurz über sein Gesicht. Wie schon beim letzten Kampf begann ein Blutfaden aus seiner Nase zu laufen.

Anscheinend hatte er andere Probleme als fremden Strategiebesprechungen zu zu hören…
 

„Kai, warum tust du das nur?“, fragte Tala von seinem Standpunkt hinter Robert und Rick aus. Der dunkelhaarige Blader öffnete die glühenden Augen und starrte ihn an: „Das würdest du eh nicht verstehen.“

Robert und Rick sahen sich leicht triumphierend an. Es geschah schon wieder. Kai hatte die Vorwürfe der anderen Blader meist vollkommen ignoriert, doch bei Tala schien er das Gefühl zu haben, sich unbedingt rechtfertigen zu müssen.
 

„Sieh dich doch an! Du bist vollkommen fertig! Sag mir, warum du zulässt, dass man dich so zurichtet! Ich will wissen, ob es das wirklich wert ist!“, rief Tala wütend.

Die drei sich gegenüberstehenden Blader starteten ihre Blades.

Black Dranzer begann seine Kreise um die anderen Beyblades zu ziehen und erinnerte Rick dabei an einen Hai und seine Beute.

„Warum antwortest du nicht?“, höhnte Tala. „Bist du dir etwa selbst nicht sicher, ob dein Ziel das alles hier wert ist?“ Kai sah ihn böse an, wandte dann aber rasch seine Augen ab. Doch Tala glaubte auch unterdrückte Zweifel in ihnen gesehen zu haben…
 

Kai ließ seine Blade schneller werden und die anderen Blades angreifen. Hinter seiner Stirn tobte ein zweiter, noch weitaus heftigerer Kampf. Black Dranzer versuchte erneut die Kontrolle zu übernehmen, nutzte aus, dass Tala ihn zum Zweifeln brachte.

„Wo soll das alles hier hinführen, Kai?“

Der blauhaarige Blader wusste die Antwort nicht. Alles schien am Anfang so einfach gewesen zu sein, obwohl, einfach war es ihm noch nie erschienen, doch zumindest einfacher als es jetzt war.

Alles schien in letzter Zeit zu verschwimmen und unklar zu werden. War es richtig, was er tat?
 

Black Dranzer hatte sich derweil größtenteils verselbstständigt und zertrümmerte die Blades von Rick und Robert. Immer, wenn sie drohten aus der dem Kampfbereich zu fliegen, holte der schwarze Blade sie wieder in seinen Angriffsradius zurück. Er schien es zu genießen, sie zu zerfetzen…

Das gequälte Stöhnen der beiden Blader holte Kai in die Wirklichkeit zurück.

Er hätte niemals zweifeln dürfen. Wen interessierte schon, ob alles seine Richtigkeit hatte. Er wollte sein Ziel erreichen und dafür war ihm jedes Mittel recht.

Niemand würde ihn davon abhalten, sich seinen Wunsch zu erfüllen.

Kai stieß Black Dranzer von den Barrieren, die er zwischen ihm und seinen Gedanken errichtet hatte, zurück und übernahm wieder die Kontrolle über den Blade.

Mit einer einzelnen eleganten Attacke kickte er Roberts und Ricks Beyblades gegen den Maschendrahtzaun des Daches und sie hörten auf sich zu drehen.

Kai rief seinen Blade zurück, kaum dass er Rock Bison und Griffolyon eingefangen hatte und wandte sich dann an Tala: „Geh!“

Seine Augen waren dunkel, ohne Feuer – aber auch ohne Zweifel. Tala sah ein, dass er für dieses Mal verloren hatte. Aber Kai hatte ihm zugehört und zumindest einen Moment lang gezweifelt, also bestand noch Hoffnung…
 

Kai lehnte seine Stirn gegen den Maschendrahtzaun und schloss die Augen. Warum hatten Robert und Rick ihn freiwillig herausgefordert?

Warum beschäftigten ihn Talas Worte so?

Und warum dachte er überhaupt noch über diese Begebenheit nach?

Es war Vergangenheit. Es war zwar erst ein paar Stunden her, doch trotzdem eindeutig Vergangenheit und er hatte sich doch geschworen, nur noch nach vorne zu sehen.

Vergangenheit tat weh, sie brachte einen zum Zweifeln und Grübeln, machte einen schwach und angreifbar.

Das Einzige was zählte, war die Gegenwart und die daraus resultierende Zukunft. Er musste nach vorne sehen, seine nächsten Schritte planen.

‚Nur meine Wunsch gehören in alle drei Zeiten. Er ist immer unverändert geblieben und wird es auch bleiben’, dachte Kai und lächelte blass. Egal ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft…
 

„Warum noch mal müssen wir dahin?“, fragte Tyson gelangweilt. Ray, Max, Daichi und Hillary, die neben ihm liefen wirkten auch nicht sonderlich begeistert.

„Weil Ming Ming uns eingeladen hat“, sagte Kenny und wurde rot vor Freude. Er unterdrückte nur schwer den Impuls wild in der Gegend herumzuhüpfen, wie es Daichi immer tat, wenn er glücklich war.

„Ist ja toll“, ließ sich eine entnervte Stimme hinter ihm hören. „Aber warum, zum Teufel, müssen wir dann auch mit?“, beschwerte sich Bryan. Spencer neben ihm nickte heftig und auch viele der anderen Blader schienen der gleichen Meinung zu sein.

Ming Ming hatte alle zu einem ihrer Konzerte eingeladen und Kenny hatte es geschafft die G Revolution zu überreden hinzugehen. Die anderen Beyblade-Teams hatten sich drücken wollen, doch das hatten Tyson und Daichi nicht zugelassen und darauf bestanden, dass sie ebenfalls mitkamen. Seltsamerweise war eines ihrer Argumente, warum die anderen unbedingt mitkommen mussten, sogar ganz brauchbar gewesen.

„Wir müssen mit, will wir im Moment in einer großen Gruppe sicherer sind“, wiederholte Tala jetzt schon zum hundertsten Mal und seufzte auf. Er hatte auch keine Lust sich das Geträller dieser Pseudo-Nachtigall anzuhören, aber was blieb ihnen schon anderes übrig. Der Einzige, der sich auf dieses „Event“ zu freuen schien, war der Computer-Fuzzi der G Revolution.

„Aber ich habe mein Bitbeast doch schon verloren“, meinte Bryan zum hundertundersten Mal und sah seinem Teamleader flehend an. „Ja, aber ich noch nicht“, knurrte Tala und sah ihn böse an. Bryan wollte irgendetwas erwidern, schloss aber schnell den Mund als er förmlich von Talas Blicken aufgespießt wurde. Spencer neben ihm seufzte. Er konnte ja durchaus verstehen, dass Tala nicht allein bei diesem Kindergarten bleiben wollte, aber konnte er sie dann nicht wenigstens fragen, ob sie ihm den Gefallen taten und mitkamen, und es ihnen nicht einfach nur befehlen?

Als sie in der Konzerthalle ankamen, wartete bereits eine große Menschenmenge auf Einlass. Während sich die Blader noch fragten, wie sie dort überhaupt hinein gelangen sollten, traten plötzlich Garland und Crusher aus einer Seitenstraße und winkten ihnen zu. Die beiden BEGA-Blader führten sie um das Gebäude herum auf die Rückseite und schließlich durch einen Lieferanteneingang ins Innere. „Na, freut ihr euch schon auf das Konzert?“, fragte Garland und schnitt eine Grimasse. „Wenn sie nicht zu meinem Team gehören würde, würde ich mir die ganze Sache gar nicht antun, aber leider habe ich ja keine Wahl. Aber das ihre alle kommt um euch das Konzert anzuhören, damit hätte ich nicht gerechnet.“ Er grinste.

„Wir hatten auch keine Wahl. Kenny wollte hier hin und hat Tyson und seine Leute einfach mitgeschleift. Und die haben wiederum uns so lange genervt, bis wir auch mitgekommen sind“, seufzte Johnny.

„Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Ming Ming ist doch eigentlich ganz süß“, sagte Enrique und grinste. Garland streifte ihn mit einem zweifelnden Blick und führte sie dann weiter, bis zu einem großen Versammlungsraum.

Dort saßen bereits Ming Ming und ihre Band, Mystel und, zu aller Erstaunen, auch Brooklyn, der ungewohnt ernst aus dem Fenster sah.

Als Ming Ming die anderen Blader erblickte sprang sie auf und lief auf sie zu: „Ihr passt doch auch auf, dass alles glatt geht, oder?“ Sie sah Tyson und die anderen mit großen Augen an.

„Ähm, klar doch“, Tyson wich einen Schritt zurück. „Verlass dich auf uns, wir sorgen schon dafür, dass Kai dich nicht stört.“

„Danke!“, Ming Ming fiel ihm um den Hals und Kenny beobachtete das ganze neidisch, während die anderen versuchten ein Grinsen zu unterdrücken. Tyson sah ganz und gar nicht glücklich aus.

Mystel erlöste ihn schließlich aus der peinlichen Situation: „Vielleicht solltest du ihn jetzt loslassen, oder du erdrückst ihn noch und dann kann er dich nicht mehr vor Kai beschützen.“ Ming Ming hörte sofort auf Tyson zu umarmen und lächelte Mystel zu: „Hab ich gar nicht bedacht.“

‚Die kann denken?’, schoss Tala unwillkürlich durch den Kopf und er grinste.
 

Das Konzert war ein voller Erfolg, wenn man einmal davon absah, dass sich die meisten Beyblade-Teams sich noch vor Beginn irgendwo in einer Ecke verkrochen und nur hofften, dass ganze irgendwie zu überstehen.

Nach Ming Mings Darbietung wollten sich die Blader alle wieder im Versammlungsraum treffen.

Daichi, der noch kurz auf Klo gewesen war, hörte plötzlich leise Schritte, die sich in Richtung Backstage-Bereich entfernten. Kurz überlegte der Junge, zu den anderen zu gehen, doch dann überwog die Neugier und er folgte dem Unbekannten. Vielleicht gab es da ja etwas Interessantes zu sehen.

Hinter einer Ecke traf er plötzlich auf Ming Ming, die anscheinend auf dem Weg in den Versammlungsraum war. „Was machst du denn hier?“, fragte sie neugierig. „Da ist so ein Typ, der hier herumschleicht. Und ich wollte wissen warum.“

Ming Ming jauchzte auf, packte Daichi am Arm und zog ihn weiter, dem Unbekannten hinterher: „Ich mach mit. Das wird bestimmt lustig.“

Gemeinsam folgten sie den leisen Schritten des Fremden tiefer in das Gebäude hinein.

Inmitten eines dunklen Raums verloren sie ihn schließlich. „Und nun?“, fragte Daichi. „Iehh, dunkel. Ich fürchte mich“, kicherte Ming Ming. Offensichtlich war ihr das Verschwinden des Fremden vollkommen gleich, solange sie nur ihren Spaß hatte.

Plötzlich ertönte eine Stimme nicht weit von ihnen: „Das kann man ändern.“ Mit einem lauten Klacken wurden mehrere Scheinwerfer eingeschaltet und beide Blader schlossen geblendet die Augen.

Als sie sie wieder öffneten, standen sie Kai gegenüber.

„Wie schön, dass ich euch gleich gemeinsam erwische“, sagte er mit einem falschen Grinsen. „Da spar ich mir einen Weg.“ Er hatte seinen schwarzen Blade und seinen Starter in der Hand.

„Jetzt habe ich wirklich Angst“, flüsterte Ming Ming. Daichi nickte kläglich: „Ich auch.“

‚Wenn wir gegen Kai gewinnen wollen, müssen wir zusammenarbeiten’, dachte er.

„Hey, Ming Ming.“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Zusammen schaffen wir das!“ Sie nickte und lächelte freudig. „Klar“, quietschte sie.

Kais Grinsen wurde breiter und er startete seinen Blade. „Los, Venus“, zirpte Ming Ming, während Daichi gleichzeitig seinen Strata Dragoon rief.

Allerdings stellte sich bald heraus, dass sie nicht unbedingt als Team geeignet waren. Während Ming Ming die ganze Zeit sang, um sich selbst Mut zu machen und ihren Blade zu verstärken, war ihr Geträller für Daichi die reinste Folter.

Kai zeigte keinerlei Regung und schien in der Lage zu sein, Ming Mings Gesang zu ignorieren, doch dieses Glück hatte der kleinere Junge nicht: „Hör endlich mit dem Gejaule auf! Das ist ja kaum auszuhalten!“

Ming Ming verstummte und sah ihn giftig an: „Was erlaubst du dir? Ich kann singen wo und wann ich will!“ „Ja, aber nicht in meiner Nähe!“

„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, murmelte Kai und ließ ihnen ihre Beyblades um die Ohren fliegen.

Daichi und Ming Ming wurden aus ihrem Streit herausgerissen und beobachteten fassungslos, wie sie ihre Bitbeasts verloren.

„Oh nein“, jaulte Daichi und starrte auf seinen Blade. „Mein Strata Dragoon. Den hat mir mein Papa gegeben.“ Ming Ming stand stumm neben ihm und beobachtete weinend, wie Kai ohne weiter auf sie zu achten davonging…
 

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Tja, ihr kennt ja den Text: Vorschläge, Fragen und so an mich

Etc. Etc.....

I don't want to see you

So

nächtes Zwischenkapitel. Noch zwei bis zum nächtes Höhepunkt *smile*

Ich muss ehrlich zugeben, dass Kai hier nen bissl irre rüberkommt, aber ich glaube, dass geht in Hinsicht auf die Umstände nicht anders *drop*

Musik: Silbermond "Durch die Nacht" beim ersten Absatz

Danach wahlweise "Stärker als der Sturm" oder "We Are"
 

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Kai, warum tust du das?

Kai warf sich in seinem Bett nach links und stöhnte.

Ich führe nur Befehle aus.

Der Kai, den ich kenne, hätte niemals Befehle ausgeführt.

Kai setzte sich auf. Zum Schlafen würde er heute anscheinend nicht mehr kommen. Seine eine Hand wanderte zu seiner Schläfe, während er sich mit der anderen auf dem Kissen aufstützte.

Wo ist dein Stolz geblieben?

In der Dunkelheit ertrunken, Tala. Fort, für immer… Oder?

Ich habe meinen Stolz aufgegeben, um mir meinen größten Wunsch zu erfüllen. War der Preis vielleicht zu hoch?

Der Kai, den ich kannte, hat bestimmte Wege immer von vorneherein ausgeschlossen, weil sie ihm nicht richtig erschienen.

Schnauze, Tala. Das weiß ich selbst. Aber wer entscheidet denn schon über Richtig und Falsch? Das tut jeder für sich und meine Entscheidung hat sich halt verändert.

Du Hund!

Warum glaubst du, dass deine Worte mich irgendwie beeinflussen könnten?

Und warum zum Teufel, tun sie es sogar?

Ein scharfer Schmerz zuckte hinter Kais Schläfe und ließ ihn aufstöhnen. Ein schrilles Singen erfüllte seinen Kopf und ein schmerzhaftes Scharren machte ihm bewusst, dass er unaufmerksam gewesen war. Und das versuchte Black Dranzer auch sofort auszunutzen…

Sieh dich doch an! Du bist vollkommen fertig!

Kai seufzte. Wie Recht du hast, Tala. Aber bald ist es zu Ende… Dann ist alles vorbei und ich muss nie wieder mit Black Dranzer um die Kontrolle kämpfen.

Ist es das wirklich wert?

Das schmerzhafte Kratzen in seinen Gedanken ließ nach und ließ ein unangenehmes, taubes Gefühl der Leere zurück.

Eine Leere, die sich sofort mit neuen Fragen füllte, wobei eine immer wieder an die Oberfläche von Kais Bewusstsein drängte. Ist es das wert?

Bist du dir etwa selbst nicht sicher, ob es das alles wert ist?

Kai keuchte auf, als Black Dranzer überraschend einen neuen Versuch startete und eine seiner Barrieren förmlich zertrümmerte. Der Junge konnte beinahe spüren, wie scharfkantige Splitter seinen Geist verletzten und der schwarze Phönix neugierig in der oberflächlichsten Schicht seiner Gedanken herumstreifte. Er spürte die flammenden Federn, die die dunkle, neblige Suppe seiner flüchtigen Ideen und Sorgen in Brand setzten und die kalten Augen, die jeden zurückbleibenden Fetzen aufs Genaueste überprüften.

Der Schmerz war bestialisch, doch trotzdem gelang es Kai irgendwie das Bitbeast wieder hinter seine Geistesgrenzen zurück zu drängen und den hinterlassenen Schaden zu beheben.

Schwer atmend lehnte er sich zurück und starrte abwesend aus dem vergitterten Fenster seines Zimmers.

Wo soll das alles nur hinführen, Kai?
 

Mit einem lauten Krachen trafen zwei Beyblades aufeinander und fegten sich gegenseitig aus der Arena.

Die beiden Blader sammelten sie auf und starteten sie sofort erneut.

Garland sah Max und Ray noch eine Weile zu und seufzte dann. Es war ja gut, dass sie so hart trainierten, aber taten sie es auch wirklich aus den richtigen Gründen?

Auch die BEGA-Blader trainierten hart, doch sie wollten Kai dafür büßen lassen, dass er Ming Ming ihr Bitbeast geklaut hatte und sie vor Schreck auch noch ihre Stimme verloren hatte.

Die G Revolution dagegen schien immer noch der Meinung zu sein, dass man Kai wieder zu Vernunft bringen sollte. War das überhaupt noch möglich?

Und Tala… Tja, Tala trainierte für sich allein oder mit Rick und Robert, mit denen er seit kurzem irgendein Geheimnis zu teilen schien. Er hatte bereits einmal versucht, ein Gespräch zwischen den Dreien zu belauschen, doch dann war plötzlich Brooklyn hinter ihm aufgetaucht und hatte ihm mit einen freundlichen Lächeln gesagt, dass Lauschen sehr unhöflich wäre und die drei anderen Blader hatten ihn entdeckt.

Warum Brooklyn das getan hatte, verstand er nicht, aber das war ja nichts Neues…

Er seufzte erneut und wandte sich wieder seinem eigenen Team zu. Mystel und Crusher traten gerade gegeneinander an. Sie waren gut, doch würde das für Kai reichen`?

Für einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob die G Revolution sich vor ihrem Kampf gegen die scheinbar komplett überlegenen Justice Five ebenso gefühlt hatten.

Wahrscheinlich ja.

Er seufzte zum dritten Mal und ging dann zu seinen Teamkameraden hinüber um ihre Fehler zu korrigieren.
 

Tala hatte seit den frühen Morgenstunden hier, im BBA – Trainingscenter, trainiert und wollte gerade eine kleine Pause machen als er plötzlich bemerkte, dass jemand hinter ihm stand.

„Was willst du?“, fragte er unwirsch. Vermutlich waren das Bryan und Spencer oder einer der G Revolution, die kamen um ihn zum gemeinsamen Training zu überreden. Oder Garland, dieser neugierige Mistkerl, der nichts Besseres zu tun hatte, als hinter ihm her zu schnüffeln.

„Kai wird heute kommen“, sagte eine leise Stimme, die den Rotschopf aufschrecken ließ.

Er drehte sich um und starrte in Brooklyns Gesicht, der ungewohnt ernst zurückblickte.

„Du musst ihn zur Vernunft bringen oder es könnte bald zu spät sein“, sagte der Junge ruhig, drehte sich dann um und ging einfach.

Tala brauchte einen Moment um zu begreifen: „Woher willst du das wissen? Und was wird mit ihm geschehen?“

Brooklyn blieb stehen und sah zu Boden. „Ich weiß es eben. Kai ändert zwar die Zukunft, wie es ihm gerade beliebt, aber dieses Mal ist alles klar. Er kommt. Was genau passieren wird, weiß ich aber auch nicht. Ich dachte bloß, du … solltest es vielleicht wissen. Schließlich hast du ja im Gegensatz zu allen anderen wenigstens den Ansatz eines Plans.“

Dann ging er einfach davon und ließ einen ziemlich verdutzten Tala zurück.
 

Mit einem lauten Knallen schwang die große Flügeltür zur Trainingshalle des Centers auf und Kai betrat den Raum. Sein kalter Blick schweifte über die wie angewurzelt herumstehenden Blader und blieb auf Mystel hängen.

Wenigstens hat er seine Schwäche für melodramatische Auftritte noch nicht verloren stellte Ray mit einem unterdrückten Schmunzeln fest, wurde aber sofort wieder ernst, als er Kais Ziel bemerkte.

Mystel ist viel zu schwach um gegen Kai anzukommen. Das hätte er wahrscheinlich schon früher nicht geschafft. Nicht einmal sein Rundumangriff dürfte Kai sonderlich beeindrucken, dafür ist Kai viel zu erfahren.

„Hey, du! Springfloh! Gibst du mir dein Bitbeast gleich oder muss ich es mir holen?“

Mystel zuckte zusammen und selbst der Letzte merkte jetzt, auf wen Kai es dieses Mal abgesehen hatte. „Wie höflich du doch immer bist, Kai. Da kann sich jeder eine große Scheibe von abschneiden“, sagte der Herausgeforderte leise und grinste. Mystel hatte zwar Angst, doch das würde er Kai auf keinen Fall zeigen.

Mit wenigen Sätzen nach hinten stand er auf seinem Platz und sah Kai erwartungsvoll an. Der stolzierte durch die Reihen der Blader hindurch zur Arena und ignorierte die zum Teil hasserfüllten, zum Teil besorgten und erschrockenen Blicke.

‚Er war ja schon immer schlank, aber so dünn habe ich ihn noch nie gesehen’, dachte Ray und musterte seinen ehemaligen Teamleader von oben bis unten. Sein Gesicht war bleich und wirkte unter den blauen Dreiecken sogar beinahe schon grau und seine Augen wirkten müde und leicht stumpf. Außerdem schien er etwas abwesend und trotzdem unglaublich konzentriert zu sein.

Plötzlich blieb er stehen. Tala hatte sich ihm leicht in den Weg gestellt: „Hör endlich auf damit, Kai. Bevor alles zu spät ist.“ Kai schob sich an ihm vorbei, ohne ihm überhaupt zu zu hören.

Tala wechselte einen betroffenen Blick mit Rick und Robert. Wenn Kai nicht einmal mehr auf ihn hörte, hatten sie verloren.

Mystel hüpfte auf und ab, während sich sein Gegenüber in Position stellte und seinen Blade hervorholte.

„3…2…1…Let it Rip“, übernahm Tyson ungefragt die Rolle des Ansagers und beide Blader starteten ihre Blades. Kais Black Dranzer hielt sich vollkommen ruhig in der Mitte der Arena, während Mystel hoch in die Luft gesprungen war und sein Poseidon nun genau auf den regungslos kreiselnden, gegnerischen Blade zuschoss.

Kai spürte Talas Blicke in seinem Rücken, während Mystels Blade auf ihn zuschoss. Mit einem lauten Krachen prallten beide Blades gegeneinander – und Poseidon wurde zurück geschleudert, während Black Dranzer unbeeindruckt weiter kreiselte.

„So wird das nichts“, murmelte Max, zog Draciel aus seiner Tasche und lief zu Mystel. „Was dagegen, wenn ich dir helfe?“ Mystel schüttelte erfreut den Kopf: „Wenn du es riskieren willst, kannst du gerne mitmischen.“

Kai schien das ganz vollkommen unbeeindruckt zu beobachten, doch in Wahrheit tobte eine Schlacht hinter seiner Stirn.

Max startete seinen Beyblade und ließ ihn neben Mystels Poseidon kreiseln. „Zusammen schaffen wir das, oder?“ „Wir können es zumindest versuchen“, grinste Mystel und ließ seinen Blade erneut eine Attacke gegen Black Dranze starten.

Kai spürte die anklagenden und fragenden Blicke Talas noch immer in seinem Rücken und konnte sie plötzlich nicht mehr ertragen. Wütend drehte er sich zu ihm um und achtete nicht mehr auf das, was in der Arena geschah. „Hör auf mich so anzustarren“, fauchte er Tala an.

Die anderen Blade beobachteten die ganze Szene überrascht.

„Warum?“, fragte Tala interessiert. „Weil es mich nervt!“, zischte Kai wütend. Er ignorierte das warnende Ziehen in seinen Schläfen und konzentrierte sich nur auf Tala. „Nicht eher, weil es dich zwingt über das nachzudenken, was du da tust?“, fragte der Russe mit einem schwachen Grinsen. „Weil es dich daran erinnert, dass du selbst Zweifel an dem hast, was du da machst?“

Kai knurrte bösartig und fuhr plötzlich zusammen als Black Dranzer hinter ihm aus seinem Blade kam und erfreut aufschrie. Sein Kreischen fuhr allen durch Mark und Bein, doch Kais Knochen schienen bei dem Laut zu vibrieren und sein Magen bäumte sich kurzzeitig auf.

Seine Nase begann zu bluten und ein rotschwarzer Blitz zuckte durch seine Gedanken und seine Sicht.

„Kai“, Tala ging einen Schritt auf ihn zu und sah eindeutig besorgt aus, doch Kai drehte sich um und richtete seine gesamte Wut nun gegen Black Dranzer und sich selbst.

Schon wieder. Schon wieder hat mich Tala zum Zweifeln gebracht. Das darf nicht mehr passieren, nie mehr.

Black Dranzer riss an seinen geistigen Barrieren, schrie und kreischte wild, hämmerte mit Schnabel, Klauen und Flügeln immer und immer wieder auf Kais Gedanken ein und konnte doch nicht die Kontrolle über den Jungen gewinnen. Er erreichte nur, dass Kai stöhnte und sich an den gepeinigten Kopf griff.

Max und Mystel nutzten Kais Ablenkung für ihre Zwecke aus und ließen eine gewaltige Flutwelle entstehen. „Wasser löscht Feuer, Kai! Du hast verloren“, behauptete Mystel siegessicher.

Kai grinste nur bösartig und wandte sich wieder ihnen zu. Er hatte den Kampf um die Herrschaft ein weiteres Mal gewonnen und endlich gelang es ihm auch, Talas Blicke zu ignorieren und seine Gedanken vollkommen auf den Kampf zu richten.

„Aber Feuer trocknet solche kleinen Teiche wie eure Schöpfung da in Sekundenschnelle aus.“

Black Dranzer erhob sich in die Lüfte und sammelte Kraft. „Los, Black Dranzer! Blazing Gig Tempest!“

Pechschwarze Flammen schossen aus seinen Flügeln, ließen das Wasser einfach verdampfen und nagelten beide Blades fest. „Und jetzt mach sie fertig“, flüsterte Kai und grinste noch breiter. Es sah leicht irre aus, wie er da stand, bleich wie der Tod, mit heftig blutender Nase und einem halb wahnsinnigen Grinsen auf den blutverschmierten Lippen.

„Mach sie fertig!“

Wenige Sekunden später war alles vorbei und Kai fing immer noch grinsend seinen Blade ein. Mit einem letzten überheblichen Blick auf die beiden Verlierer ging er an den anderen Bladern vorbei und verschwand.

„Er blutet immer stärker aus der Nase… Heißt das, die Anstrengung wird größer, gegen uns zu gewinnen?“, fragte sich Garland leise und machte sich bereits leichte Hoffnungen.

„Nein“, murmelte Tala neben ihm leise, „Das bedeutet, die Anstrengung gegen Black Dranzer zu gewinnen wird größer…“
 

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So, noch ne kleine Info am Rande

Ich hab meinen ersten Heiratsantrag bekommen *lol* und abgelehnt. *lol*

Sorry, aber meine Liebe gehört nur dem Schreiben *lol*
 

Aber wenigstens besser als eine Morddrohung, aud die ich eigentlich schon seit geraumer Zeit warte ^^

Aber spätestens ein paar Kapitel weiter rechne ich fest damit^^

Ich bin jetzt bald an dem Punkt, wo ich meinen ehemaligen Epilog angesiedelt habe, also warte ich jetzt auf eure Entscheidung, ob ich weiterschreiben soll (Vorsicht, Stil könnte sich etwas verändern) oder ob ich dann aufhören soll.
 

Nya, bye

Ich beeile mich auch, versprochen^^

I don't want to speak with you

So, meine Tastatur spinnt und ich hab keine Ahnung warum... Wer das Problem kennt, bitte melden.

Info 1 > 100 Kommis, WOW, Thx an euch alle

Info 2 > Noch ein ZC
 

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Somebody tells me of a wide azure sky

But I don't care, ‘cause I’m searching for heaven

Somebody tells me, if I try, I could fly

But I don't care, ‘cause my dreams died a long time ago

Somebody tells me, I have to go on

My targets are too high, my pride has gone

But I don't care, ‘cause my wishes are still there

And the phoenix calls again

On the golden flame of suns horizon road
 

Kai wandte seinen Blick von dem Gedichtband ab, der schon seit Ewigkeiten in der Bibliothek seines Großvaters zu liegen schien. Die dicke Staubschicht auf den aufgeschlagenen Seiten zeigte ihm, dass das kleine, unscheinbare Buch offensichtlich nicht zu den Lieblingsbüchern Voltaires gehörte.

Überhaupt standen hier eigentlich nur dicke Wälzer, die ehrwürdig und verachtend auf jeden hinunter zu schauen schienen, der sich anmaßte hierher mit dem Wunsch zu kommen, sie zu lesen. Aber Kai wollte nicht lesen, sondern seine Ruhe haben. Einfach die Augen schließen, seinem Großvater und dieser ganzen beschissenen Welt entkommen und schlafen…

Doch stattdessen starrte er nun auf dieses kleine, völlig verstaubte Buch und fragte sich, wie es seinen Weg hierher gefunden hatte. Warum?

Kai zog den Gedichtband näher an sich heran und pustete sanft den Staub von den Seiten. Dann las er das aufgeschlagene Gedicht noch einmal…
 

Jemand hat mir von einem weiten, blauen Himmel erzählt

Doch es kümmert mich nicht, denn ich suche nach dem Paradies.

Jemand hat mir erzählt, wenn ich es versuchen würde, könnte ich fliegen

Doch es kümmert mich nicht, denn meine Träume starben bereits vor langer Zeit.

Jemand hat mir erzählt, ich müsste weitergehen

Meine Ziele wären zu hoch, mein Stolz wäre verloren.

Doch es kümmert mich nicht, denn meine Wünsche verweilen immer noch

Und der Phönix ruft erneut

Von der goldenen Flamme der Sonne auf ihrer Himmelsstraße herab.
 

‚Warum sich mit dem Himmel zufrieden geben, wenn man das Paradies haben kann’, sinnierte Kai und starrte aus dem Fenster. Es war bereits dunkel und ein leichter Wind ließ die Bäume vor dem Fenster erzittern. Einige dunkle Blätter segelten nach unten, auf den grauen Erdboden.

Aber ist denn nicht beides das gleiche? Oder zumindest eine Spielart davon?

Wenn ich mich umsehen würde und die Augen aufmachen würde, würde ich dann einen Weg sehen, meinen Wunsch auch auf andere Weise zu erfüllen?

Aber um den Himmel, oder das Paradies, erreichen zu können, muss man fliegen können…

Und das kann man leider nur in seinen Träumen. Kai schloss die Augen. Als er jünger gewesen war, hatte er sich oft gewünscht, einfach davon fliegen zu können. Fort von allem, das schlecht war, was wehtat… Von Black Dranzer zum Beispiel, der sich gerade wieder einmal gegen seine Gedanken warf, weil er bemerkte, dass Kai nicht aufpasste.

Ein scharfes Stechen ließ Kai aufstöhnen und er warf sich in seinem Stuhl zurück, damit das Blut, das plötzlich aus seiner Nase lief, nicht auf die Seiten des Buches tropfen konnten.

Beinahe fünf Minuten verharrte er so, einen stummen Kampf um seinen Geist ausfechtend, ohne sich bewegen zu können und vor Schmerzen keuchend.

‚Ist es das wert? Ist es das wirklich wert?’ hämmerte es durch seinen Kopf, während er die Augen fest zusammenkniff, da er die schwarzen und roten Blitze, die sich durch sein Blickfeld zogen, nicht mehr ertragen konnte.

„Lass mich endlich in Ruhe, Tala“, flüsterte er, während ihm kalter Schweiß über den Rücken lief. „Egal was du sagst, oder wie du mich anguckst, es kümmert mich nicht. Also hör endlcih auf!“, brüllte er sowohl Talas Stimme in seinem Kopf, als auch Black Dranzer an.

Der schwarze Phönix fauchte wütend und zog sich zurück… vorerst.
 

„Crusher?“ Der Angesprochene drehte sich um und sah Ray fragend an. „Ich habe über unsere Situation nachgedacht. Wir beide sind wahrscheinlich die Nächsten auf Kais Liste.“

Crusher seufzte und nickte: „Entweder wir, oder Tala.“

„Ich bezweifle, dass Kai Tala angreifen wird. Dafür hat er aus irgendeinem uns unbekannten Grund noch zuviel Einfluss auf ihn.“

„Also haben wir unsere Bitbeasts schon so gut wie verloren“, stellte der große, dunkelhäutige Beyblader fest und starrte wehmütig auf seinen Gigars. Wenigstens geht es Monica gut, dachte er. Ich habe ja eigentlich nur mit dem Bladen angefangen, um sie aufzumuntern und ihr Mut zu geben. Jetzt ist sie wieder gesund und ich hätte eigentlich schon längst wieder mit dem Beybladen aufhören können…

Aber es hat mir einfach zu viel Spaß gemacht. Er lächelte traurig. ‚Scheint, als würde mir Kai diese Entscheidung abnehmen’, stellte er fest.

„Crusher, alles in Ordnung?“, fragte Ray sanft. Sein riesenhafter Gegenüber nickte schwach: „Es ist nur, ich will ihn nicht verlieren, Ray. Ich will weiter bladen.“

Der Chinese lächelte: „Ich auch! Und deswegen wollte ich dich auch fragen, ob wir nicht gemeinsam gegen Kai antreten wollen. Als Team.“ Crusher sah ihn fassungslos an: „Glaubst du echt, das würde funktionieren?“ Ray schüttelte den Kopf: „Nicht würde… Wird, Crusher!“ Er grinste. „Immer schön positiv bleiben und fest an die Zukunft glauben.“
 

Kai stapfte mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Er fühlte sich nicht sonderlich gut, aber Voltaire hatte ihm befohlen, ihm neue Bitbeasts zu besorgen.

Kai war schlecht und hinter seiner Stirn tobte einer ständiger, schneidender Schmerz, der ihn daran hinderte zu schlafen oder sich zu konzentrieren. Nur dumpf konnte er sich an das letzte Mal erinnern, dass er es tatsächlich geschafft hatte, seine Augen für ein paar Minuten zu schließen – nur um wegen seinem ewigen Alptraum wieder aufzuschrecken.

Darüber, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte, dachte er lieber erst gar nicht nach.

Eine Bewegung am Boden ließ ihn anhalten. Irgendetwas hatte sich soeben verändert.

Nach ein paar Sekunden, erkannte er was: Ein dunkler Tropfen, der im Sonnenlicht leicht rötlich schimmerte, war plötzlich vor ihm aufgetaucht.

Kai fuhr mit einer Hand an seine Nase und zog sie sofort erschrocken wieder zurück. Schwache Spuren von Blut waren darauf zu erkennen. ‚Aber Black Dranzer hat doch gar nicht versucht mich zu kontrollieren. Warum blute ich dann trotzdem?“, fragte er sich verwirrt.

Ein weiterer Tropfen gesellte sich zu dem ersten.

Kai wischte den dünnen Blutfaden, der aus seiner Nase rann weg, ohne zu bemerken, dass er die Flüssigkeit dadurch nur noch mehr verschmierte. Dann, ging er weiter auf sein Ziel zu: Das Trainingscenter der BBA.

Als er eintrat, wurde er bereits erwartet. Das war neu und leicht verwirrt blieb er stehen.

„Hallo Kai, wir haben bereits auf dich gewartet. Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen“, grinste Ray und verbarg den Schrecken übers Kais Anblick, wie er da leichenblass und mit blutverschmiertem Gesicht stand, hinter falscher Fröhlichkeit.

Crusher und die anderen dagegen starrten ihren Feind ganz unverhohlen an.

Kai dagegen musterte seine Gegner von oben bis unten. Crusher und Ray standen nah beieinander und hatten mehrer Schürfwunden und Pflaster an Armen, Beinen und im Gesicht. Offenbar hatten sie wie wild trainiert, um sich auf diese Begegnung vorzubereiten.

„Was ist denn mit euch passiert? Habt ihr versucht zu üben? Ihr seht ja jetzt schon völlig fertig aus“, höhnte er schwach.

Rays Gesicht wurde ernst: „Sieh das nächste Mal erstmal in den Spiegel, bevor du so einen Kommentar abgibst.“

Kai sah ihn misstrauisch an und drehte sich dann um, wo sich sein Abbild in einer Glastür spiegelte. „Scheiße“, fluchte er leise und versuchte fahrig sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen, wobei er es nur noch mehr verteilte.

‚Er ist vollkommen fertig’, dachte Ray und ein leichtes Gefühl der Trauer machte sich in ihm breit. Er hatte seinen ehemaligen Teamkameraden noch nie so schwach erlebt, wie in diesem Moment, wo er, die anderen Menschen um sich herum vollkommen vergessend, vor dieser spiegelnden Scheibe stand und verzweifelt versuchte, sich die Spuren seiner Schwäche aus dem Gesicht zu wischen.

„Kai“, sagte er leise und riss den seltsam verloren wirkenden Jungen damit in die Wirklichkeit zurück.

Einen kurzen Moment sah man Kai seine Müdigkeit an, seine Schwäche, seine Angst und das brennende Verlangen, trotzdem weiterzumachen.

Dann wurde sein Blick wieder eiskalt und fest und er richtete sich Stolz auf: „Egal wie lange ihr trainiert habt, ihr werdet mir doch nichts anhaben können.“ Er grinste bösartig und wirkte plötzlich wieder stark wie eh und je. ‚Aber ist er wirklich wieder stark, oder hat er seine bröckelnde Maske nur durch eine neue ersetzt?’, fragte sich Ray und warf einen fragenden Blick zu Tala. Inzwischen traute er es dem rothaarigen Russen als Einzigem zu, Kai wenigstens ansatzweise zu durchschauen.

Auch Tala wirkte nachdenklich, verbarg seine Gefühle aber hinter einer fast genauso undurchdringlichen Maske wie Kai.

„Wollt ihr mich noch lange anstarren?“, fragte Kai und ging zur Beyarena. Er zog seinen Blade und machte sich für den Kampf bereit. „Macht es dir etwas aus, wenn wir zusammen gegeneinander antreten?“, fragte Ray. Sein Gegner schüttelte den Kopf und konzentrierte sich dann vollkommen auf das nahe Match.

Crusher und Ray tauschten einen Blick. Sie hatten beschlossen, Kai von Anfang an mit aller Kraft zu attackieren und alles gegen ihn einzusetzen, was sie hatten. Das Wichtigste dabei war, Kai keinerlei Zeit zu geben, Black Dranzer zu rufen. Denn wenn das geschah, hätten sie verloren.

Ein paar Sekunden später starteten alle drei ihre Beyblades und Driger und Gigars erschienen sofort. Es lag Ray eigentlich gar nicht, es mit der Holzhammermethode zu versuchen, doch alles andere hatten sie ja bereits ausprobiert.

Kleine Splitter flogen durch die Luft, als beide Blades immer und immer wieder gegen den schwarzen Blade krachten und ihn durch die Arena trieben. ‚Wir schaffen es’, dachte Crusher und verdoppelte sein Anstrengungen noch. Kais Blade wurde an den Rand des Stadiums katapultiert und kreiselte dort ruhig auf der Stelle, während sein Besitzer glasig in die Ferne starrte und überhaupt nicht zu bemerken schien, was überhaupt vorging.

Nur seine Nase hatte jetzt angefangen noch stärker zu bluten.

‚Er kämpft wieder. Und zwar nicht gegen uns’, stellte Ray mit einem Blick auf Kais reglose Gestalt fest. Plötzlich stöhnte der silberhaarige Blader auf und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. Im gleichen Moment wich Black Dranzer mit einem schwachen Schlenker Gigars aus und kehrte in die Mitte der Arena zurück. Der schwarze Blade begann zu glühen und kündete von nahem Unheil.

„Nein!“, brüllte Ray. „Das lass ich nicht zu! Los Driger, Gattling Claw Attack.“ Weder Kai noch Black Dranzer reagierten auf die Attacke und das schwarze Bitbeast entstieg in einem Meer aus Flammen dem schwarzgrünen Blade. Mit einer beinahe spielerischen und leicht gelangweilt wirkenden Bewegung fegte der Phönix beide gegnerischen Bitbeasts samt Blades aus dem Ring und schickte gleich noch einen Schwall brennender federn hinterher, denen Ray und Crusher gerade noch so ausweichen konnten. Dann fauchte der grausame Vogel seinen Herrn noch einmal hasserfüllt an, bevor er wieder in seinen Blade zurückkehrte.

Kai wandte sich um und wollte gehen, doch wie schon einmal zuvor, stellte sich Tala ihm in den Weg. „Ich will nicht mit dir reden, Tala! Also verschwinde!“

„Aber ich will mit dir reden, Kai.“ Der kleinere Junge machte Anstalten einfach an ihm vorbeizugehen, doch Tala packte ihn plötzlich fest am Arm und krallte die andere Hand in Kais Schal: „Lass mich nicht einfach hier stehen!“ Kais Blick wurde eiskalt uns stechend. „Hör endlich auf mit dem Mist, bevor es zu spät ist! Sieh dich doch an, es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch aufrecht stehend kannst, geschweige denn kämpfen! Es ist es nicht wert, Kai! Egal, was es ist, es ist es nicht wert!“

Viele der Anderen stimmten Tala im Stillen zu. Ein jeder von ihnen hätte Kai die gleichen Worte an den Kopf werfen können, doch Tala war der Einzige, dem er überhaupt noch zuhörte. Oder zumindest bisher noch zugehört hatte.

„Du verstehst gar nichts, Tala. Also lass mich endlich in Ruhe“, zischte Kai bedrohlich. „Dann erklär es mir!“, brüllte Tala ihn an. Niemand hatte ihn bisher so außer sich erlebt. „Erklär es uns!“

„Lass mich los, Tala!“ Der Russe machte nichts dergleichen, sondern hob seine Faust und machte Anstalten, alles aus Kai hinauszuprügeln. Plötzlich wurde Tala hinweggeschleudert und landete hart auf dem Boden.

Black Dranzer war hinter Kai aufgetaucht und schien den am Boden liegenden Jungen angreifen zu wollen. „Lass das!“, befahl Kai kühl und der dunkle Phönix verschwand zu aller Erstaunen sofort wieder. Der silberhaarige Blader ging an Tala vorbei auf die Tür zu, blieb aber noch einmal kurz stehen: „Lass mich endlich in Ruhe, Tala! Meine Gründe gehen nur mich etwas an, du brauchst bloß zu wissen, dass ich mich entschieden habe. Und diese Entscheidung wirst auch du nicht ändern können.“

Tala nickte traurig und stand dann mit einem Stöhnen auf: „Also gut, ich sehe ein, dass ich dich nicht umstimmen kann.“ Kai nickte kurz und wollte weitergehen.

„Aber wenn ich dich schon nicht wieder auf den richtigen Weg zurückbringen kann, dann kämpfe wenigstens mit mir.“
 


 

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So, ich hasse meine Tastatur...

Sie vertauscht Z und Y und _ und ? und die ae und oe Laute etc.
 

Suche dringend Hilfe!!!!! Was hab ich da nur angestellt

I've tried all, but I can't reach you

Eigentlich war dieses Chapter ja als ZC gedacht, aber inzwischen ist es zu einem meiner Lieblingskapitel aufgestiegen ^^

Das Gedicht "Verrat" habe ich irgendwann vor Jahren mal geschrieben, ich glaube sogar zu Beyblade, habe es dann aber vergessen, weil ich es doof fand.

Aber inzwischen gefällt es mir echt gut ^^ Wie sich die Zeiten ändern ^^
 

Irgendjemand hat mir einmal zu oft gesagt, dass ihm meine Gedicht gefallen, also wirds jetzt ab und zu immer mal wieder welche geben ^^
 

Zur Backgroundmusic: "In My Life" von The Rasmus (mehr oder weniger Talas Sicht oder Erinnerungen von Kai) oder "We Are" (Ich steh auf diesen Song und er passt so gut ^^")
 

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„Aber wenn ich dich schon nicht wieder auf den richtigen Weg zurückbringen kann, dann kämpfe wenigstens mit mir!”, Talas Stimme schnitt durch Kais umnebelten Geist wie ein blankes Schwert aus gleißendem Licht.

‚Nein. Bitte nicht.’, dachte er. Ich kann das nicht. Ich bin viel zu müde. Ich werde es nicht schaffen…

„Angenommen, Tala!“, sagte eine ruhige Stimme vom Eingang der Trainingshalle her.

Kai, der bis eben noch auf den Boden gestarrt hatte, erschrak und sah hoch. Voltaire stand in der Tür und ließ seine kalten Augen über die versammelten Blader wandern. Ein blasses Lächeln lag auf den schmalen Lippen, doch es wirkte falsch und unecht. Er blickte Kai an und jede Spur von aufgesetzter Freundlichkeit verschwand sofort von seinen Zügen und machte Zorn, Hass und Verachtung Platz: „Wie siehst du aus? Wisch dir gefälligst das Blut aus dem Gesicht! Du siehst nicht besser aus als ein geprügelter Hund! Und du elende Missgeburt sollst wirklich ein Hiwatari sein? Das ich nicht lache!“

Er schritt auf Kai, der regungslos die Schimpftirade über sich ergehen ließ, zu und versetzte ihm einen harten Schlag ins Gesicht. „Geh dich waschen und dann komm wieder her! Du hast hier noch einen Kampf zu bestreiten und ich hoffe, dass du wenigstens das halbwegs auf die Reihe kriegst!“

Kai nickte, er schien die Ohrfeige noch nicht einmal gespürt zu haben, und machte sich auf den Weg in eine der Toiletten. Er spürte die erschrockenen Blicke der anderen Blader nicht in seinem Rücken und hörte auch nicht ihr leises Geflüster.

Sie hätten nie gedacht, dass sich der stolze, starke Kai, zu dem die Meisten, bevor er angefangen hatte ihre Bitbeasts zu rauben, in irgendeiner Art und Weise aufgesehen hatten, sich so von jemandem behandeln ließ.
 

Kai schloss die Tür hinter sich und ging zu einem der Spiegel, die über den Waschbecken hingen. Ein bleiches, blutverschmiertes Gesicht, in dem nur noch die Augen zu leben schienen, erwartete ihn.

Das Haar hing ihm wirr ins Gesicht und einige Strähnen schienen ebenfalls mit dem Blut in Berührung gekommen zu sein. Seine Augen wanderten unruhig von einem Detail zum nächsten, aus seiner Nase liefen noch immer dünne Rinnsale über seine Lippen und sein Atem ging heftig. Ansonsten hätte das Gesicht genauso gut einer Statue oder einer Puppe gehören können, so bleich und leblos wirkte es.

Plötzlich hielt es Kai nicht mehr aus und sein gepeinigter Geist begehrte ein weiteres Mal auf: Er schlug die Faust in den Spiegel und sah zu, wie alles um ihn herum für wenige Sekunden in einen Schauer aus Silber gehüllt zu werden schien. Wie gefrorener Regen fielen die Scherben zu Boden und berührten ihn mit einem hellen Klirren, das Kai für einen winzigen Moment wie Musik erschien. Eine Melodie aus Kälte und Härte, ein Widerhall seiner selbst.

Kai lächelte als ein scharfer Schmerz durch seine Hand schoss und warmes Blut über seine Finger lief.

Er genoss den Schmerz, denn er war real und greifbar, ganz anders als das dumpfe Dröhnen und schneidende Kreischen in seinem Kopf, dass er weder sehen, noch richtig erfassen konnte. Langsam zog sich Kai mit der anderen Hand die Splitter aus dem Fingern und ging dann ein Waschbecken weiter.

Wieder das gleiche Spiegelbild, mit dem Unterschied, dass die Statue jetzt leicht irre zu grinsen schien und die Augen mehr leuchteten und wacher erschienen als zuvor.

Kai drehte den Wasserhahn auf und begann sich das Blut von der Hand und aus dem Gesicht zu waschen. Als er sich halbwegs gesäubert hatte, kramte er in seiner Tasche nach der blauen Farbe, die er immer bei sich trug, um die Dreiecke auf seinen Wangen, die inzwischen fort waren, wieder zu zeichnen.

Er erinnerte sich, dass ihn eigentlich so gut wie jeder schon einmal nach der Bedeutung der Symbole gefragt hatte, aber er hatte nicht vor, es jemals jemandem zu erzählen, denn er würde damit auch einen Teil seiner selbst preisgeben. Nur Dranzer hatte gewusst, was es damit auf sich hatte…

Schlagartig erlosch Kais Grinsen und er konzentrierte sich lieber wieder auf andere Dinge. Zum Beispiel auf seine blutende Hand. Mit den unverletzten Fingern kramte er in seinen Taschen nach einem Taschentuch oder etwas derartigem, um sie zu verbinden, doch stattdessen stießen seine tastenden Fingerspitzen auf etwas Hartes.

Mit einem ungläubigen Blick zog Kai das Buch hervor, dass er gestern Abend in der Bibliothek gefunden hatte. Er musste es eingesteckt haben, ohne es zu bemerken.

Er blickte rasch zur Tür, doch bisher schien sich noch niemand über sein langes Fortbleiben zu wundern und so blätterte er vorsichtig die Seiten um, um festzustellen, ob der Gedichtband unter der ungeplanten Reise gelitten hatte.

Seine Finger stoppten bei einem Gedicht ungefähr in der Mitte des Buches.
 

Verrat
 

Wenn der Tag ins Dunkel geht.

Und das Blut der Erde quillt.

Steh ich hier und seh dich an

Weil ich es nicht glauben kann
 

Kais Augen wanderten über die einzelnen Strophen, lasen Wort um Wort, Zeile und Zeile und jeder einzelne Buchstabe schien sich in sein Gedächtnis einzubrennen.

Schritte vor der Tür ließen in zusammenzucken und das Buch schnell wieder in seiner Tasche verstecken. Noch bevor jemand eintreten konnte, riss Kai bereits die Tür auf und schob sich an Hiro vorbei ins Freie.

Stolz, stark und unbesiegbar.

Hinter seiner Stirn kreischte Black Dranzer vor Hohn.

„Warum hat das so lange gedauert?“, fragte Voltaire zornig, doch Kai streifte ihn nur mit einem eisigen Blick, der ihn sofort zum Verstummen brachte. Den anderen Bladern fiel die Veränderung an Kai sofort auf.

Er war nicht länger schwach und fügsam, sondern wieder unbeugsam und eiskalt wie ein Schneesturm.

Ohne sichtbare Gefühlsregung stellte er sich Tala gegenüber, der bereits auf ihn wartete.

„So endet also eine weitere Freundschaft, ja, Kai?“, fragte der rothaarige Russe leise. Kai lächelte blass: „Seit wann sind wir denn Freunde?“

Tala zuckte zusammen und erinnerte sich an eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Alles war also noch genau wie früher und nichts hatte sich seitdem verändert.

Von den anderen Bladern ungesehen stahl sich eine Träne aus seinem Augenwinkel.

Kais Blick folgte ihr fasziniert auf ihrem Weg zum Boden.
 

Wenn die Nacht in Flammen steht.

Und der Wind der Fäulnis weht.

Sieh die Tränen, sieh sie fallen

Bist der Grund für diese Qualen.
 

Dein Verrat hat tief getroffen,

denn ich dachte, könnt’ noch hoffen.

Hast die ganze Welt verdammt

und ins schwarze Nichts gebannt.
 

Beide starteten ihre Beyblades.

Funken sprühend prallten sie aufeinander und blieben nur wenige Zentimeter vom Rand entfernt in der Arena.

Kai grinste, er wusste, dass Tala ihm nichts entgegenzusetzen hatte. Ein plötzlicher Schmerz in seinen Schläfen ließ ihn zusammenzucken. Nicht schon wieder!

Er krümmte sich, als das Schneiden und Reißen in seinem Geist stärker wurde, stärker als jemals zuvor und Black Dranzer die erste Barriere beinahe ohne Probleme durchbrach. Kais Bewusstsein schien mit einem Mal in Flammen zu stehen, dunkle Flammen, die gierig an seiner nächsten Barriere leckten und alles um sich herum zerstörten. Von einem Moment auf den anderen verlor er jegliches Gefühl in seinem Körper. Seine Hand, deren Schnittwunden bis eben noch geschmerzt hatten, wurde nicht plötzlich taub oder der Schmerz ließ etwas nach, sondern war plötzlich einfach nicht mehr da.

Kai starrte auf seine immer noch blutenden Finger, während sich sein Gehirn weigerte, die dazugehörigen Informationen, wie die Wärme des Blutes, das Brennen der Wunden und das Pochen der verletzten Fingerspitzen auszuspucken. Black Dranzers Flammen hatten diese Informationen, die oberflächlichsten von Kais Gedanken einfach verschlungen und ausgelöscht. Wer wusste schon, für wie lange?

Kais Augen wandten sich von seiner Hand ab und wanderten angst- und schmerzerfüllt zu seinem Großvater, während das Brennen hinter seiner Stirn immer stärker wurde und Black Dranzer kreischte und wütete.
 

Wo ist nur das Licht geblieben?

Bin gebrochen, kann nicht fliegen.

Seh dir in dein Angesicht,

doch mehr als Härte find ich nicht.
 

Tala bemerkte die Panik in Kais Augen als Erster: „Kai? Alles in Ordnung?“ Auch die Anderen wurden nun auf Kais Zustand aufmerksam. Der Junge stand am Rande der Arena und krümmte sich zusammen, die eine Hand gegen en Kopf gepresst, die andere, die aus irgendeinem Grund blutete, halb ausgestreckt, und zitterte.

„Kümmer dich um deinen eigenen Kram, Tala“, flüsterte Kai und zwang seine inzwischen wieder blutverschmierten Lippen zu einem Grinsen.

„Kai! Hör auf! Bitte! Du wirst wieder brennen!“, rief Tala und vergaß seine Deckung.

Black Dranzer nutzte die Chance sofort und attackierte Wolborg hart. Tala prallte zurück und hielt sich seine Seite. „Bitte, hör endlich auf“, flüsterte er und versuchte Kais Blick aufzufangen.
 

„Sie müssen den Kampf sofort abbrechen lassen!“, rief Hiro und stellte sich vor Voltaire. „Ihr Enkel ist gar nicht in der Lage zu kämpfen, er ist viel zu schwach! Außerdem wird ihn dieses verdammte Bitbeast umbringen, wenn es so weiter macht.“

Kais Großvater maß ihn mit einem abschätzenden Blick und ein herablassendes Lächeln spielte um seine Lippen: „Ich weiß doch wohl besser als Sie, was Kai aushält und was nicht. Außerdem wird ihn Black Dranzer niemals umbringen. Dafür ist er viel zu wertvoll – sowohl für Black Dranzer, als auch für mich.“

„Ein Ding? Ein Wertgegenstand? Ist das alles, was Sie in Kai sehen? Aber er ist ein Mensch! Und ihr Enkel!“, Hiro konnte es nicht fassen.

„Kai ist lediglich ein Roboter aus Fleisch und Blut. Eine Maschine ohne tiefere, wertvolle Gefühle. Sein einziges Streben ist Macht und Perfektion, mehr braucht er nicht und mehr will er auch nicht. Er ist meine Beyblademaschine, mein Eigentum – und wird es auch immer sein!“
 

Endlich gelang es Tala einen Blick auf Kais Augen zu erhaschen, die leicht irre wirkten und voller Schmerz und Angst waren.

„Kai!“ „Ich werde dir nie mehr Glauben schenken, Tala!“, flüsterte Kai und befahl Black Dranzer die nächste Attacke.

Talas Augen weiteten sich.
 

Hast dich von mir abgewendet,

hab meine Zeit doch nur verschwendet.

Sieh mich an und sag es mir!

Ist denn nichts wahr, was ich fühl?
 

Black Dranzer raste mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf Wolborg zu und der schwarze Phönix erschien, die Schwingen weit ausgebreitet, die Klauen zum Zustoßen geöffnet, der Schnabel weit aufgerissen, mit einem einzigen furchtbaren Schrei, der Kai gequält aufkeuchen ließ.

Tala konnte den Blick von der flammenden Gestalt nicht abwenden, die da gerade auf ihn zugerast kam und wusste, dass das das Ende war.

Ein lautes Krachen ertönte und der schwarze Beyblade wurde aus seiner Bahn geworfen und verfehlte Wolborg. Ein weiterer Blade kreiselte nun in der Arena und Garland gesellte sich zu Tala.

„Was soll das?“, fragte der Russe erstaunt und auch leicht wütend. „Nichts zu danken, es war mir ein Vergnügen, deinen Hintern gerettet zu haben!“, grinste Garland und ließ Apollon neben Wolborg kreiseln. „Ich schulde dir noch was, Tala. Unser Kampf, als ich noch in der BEGA war, du verstehst? Was damals abgelaufen ist, war grausam und zutiefst unfair, auch wenn ich es erst später begriffen habe. Also löse ich meine Schuld jetzt ein.“

Tala sah ihn misstrauisch an, nickte dann aber und lächelte: „Also gut. Ich glaube dir. Wir müssen Kai unbedingt besiegen, also gib dein Bestes! Ich schulde ihm nämlich auch noch etwas.“

Garland sah ihn für einen kurzen Moment fragend an, wurde aber abgelenkt, als Kai auf der anderen Seite der Arena gequält aufstöhnte.

In Kais Geist warf sich Black Dranzer immer und immer wieder gegen Kais zweite Barriere und verursachte Risse und ließ scharfkantige Splitter abplatzen, die sich wie Messer in Kais Bewusstsein bohrten.

Wie schon zuvor, wanderten seine Augen wieder zu Voltaire, der nur kalt auf ihn herabsah.
 

Hab dich viel zu lang gesucht,

deinen Namen oft verflucht.

Wollt dir niemals wieder trauen.

Niemals auf dein Wort mehr bauen.
 

Kai stöhnte auf, als Black Dranzer sich ein weiteres Mal gegen die Barriere warf und sie einfach zerschmetterte.

Alles um ihn herum schien schwarz zu werden, zu verschwimmen und in weite Ferne zu rücken. Die Geräusche seiner Umgebung verblassten, bis er nur noch das triumphierende Kreischen Black Dranzers, das Zusammentreffen der drei Blades und die besorgten und erschrockenen Fragen Talas und Garlands hörte.

Nun stand nur noch eine Barriere zwischen dem schwarzen Phönix und Kais Erinnerungen, seiner Persönlichkeit und seiner Seele. Eine hohe, massive Mauer aus ewigem Eis, gewachsen in Jahren voller Schmerz und Kälte, verstärkt durch die Wünsche und Ängste Kais und dem allgegenwärtigen Gefühl der Bedrohung.

Sie war glatter als Glas, undurchsichtig, dunkelblau und es schien als hätte sie noch niemals auch nur einen Tropfen Wasser hergeben und einem warmen Hauch überlassen müssen.

Black Dranzers Flammen wüteten in Kais Geist und rissen tiefe Wunden, doch sobald sie der eisigen Wand auch nur nahe kamen, erloschen sie oder gefroren auf der Stelle.

Wütend warf sich das Bitbeast gegen das letzte Hindernis – und scheiterte kläglich.

Kai grinste unter Schmerzen: „Was ist denn los? Kommst du nicht weiter? Elendes Mistvieh!“

Er spürte Zorn und Hass in sich aufsteigen, der aus den tiefsten Schichen seiner Seele emporstiegen und durch die Barriere aus Eis sickerten um sich wie Nebel über die tosenden Flammen zu legen und sie zu ersticken.

Black Dranzer wich zurück, doch die dunklen Schwaden folgten ihm und jagten ihn wieder hinter die zerschmetterten, geistigen Barrieren zurück, nur um sie dann wieder neu und noch viel stärker zu errichten. Dann flossen Wut und Hass in Kais Blade und ließen ihn so schnell kreiseln, dass er begann Funken zu sprühen.

Tala sah den Hass in Kais Augen und sah Black Dranzer vor seinem Herrn zurückweichen. Auch Garland bemerkte den Unterschied und begann sich zu fürchten: „Wir werden es nicht schaffen.“

Tala blickte starr auf Kai, der seinem Blick wieder zu seinem Großvater abwandte: „Nein, das werden wir nicht…“
 

Seh die Welt in Trümmern liegen,

deine Schuld scheint schwer zu wiegen.

Doch im Innern fühle ich,

noch mehr Schuld, die trage ich.
 

Während Garland noch verzweifelt versuchte auszuweichen, als der schwarze Blade plötzlich auf Apollon und Wolborg zuraste, tat Tala nichts. Er wusste, dass es nichts bringen würde.

Kais Blade, verstärkt mit all seinem Hass, war eine unüberwindlichen Waffe.

‚Es ist vorbei.’, dachte er. Endgültig. Und ich habe wieder versagt und dich erneut im Stich gelassen…
 

Nur wenige Sekunden später fing Kai seinen Blade auf und musterte dann seine blutende Hand. Er ballte sie zur Faust, doch trotzdem blieb jegliches Gefühl von Schmerz aus…

„Kai! Komm endlich!“, befahl Voltaire und wandte sich zum Gehen.

Kai folgte ihm, die Augen die ganze Zeit starr auf den Rücken seines Großvaters gerichtet…
 

Hab gedacht, ich könnt’ bestehen

und dir in die Augen sehen.

Habe dir die Welt geschenkt

– und du hast sie in die Nacht gesenkt.
 


 

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Noch nen Hinweis, manchmal beschreibt das Gedicht Kais Geanken,manchmal Talas und einmal sogar die Gedanken beider ^^
 

Sagt mal, kann eigentlich einer von euch zeichnen? (Hab jetzt gar keine Hintergedanken...^^) Wenn ja, bitte melden ^^

Burning Angel

Eines meiner absoluten Lieblingskapitel. ^^

Ich hoffe ihr mögt es auch ^^

Ich habe dabei "Higher than Hope" von Nightwish gehört ^^

Klingt so schön verzweifelt. *lol*

Entweder nach diesem, oder nach den nächsten beiden Chaps krieg ich Morddrohungen *lol*

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Ein bleicher Mond stand am sternenklaren Himmel und tauchte die Welt in sein kaltes, silbernes Licht. Wie dunkle Schattenrisse ragten die Stämme der Bäume in die Dunkelheit, während ihre, inzwischen bei Tageslicht vielfarbigen Blätter, wie helles Papier schimmerten und leuchteten.

Ein geisterhaftes Bild, bei dem man sich gut vorstellen konnte, wie Gespenster aus ihren dunklen Ecken krochen und Gerippe auf ihren verfallenen Gräbern tanzten.

Aber auch, wie blasse, verlorene Seelen durch diese Welt aus Schwarz und Weiß stolperten, ewig auf der Suche nach Erlösung, nach Heilung und nach der Antwort auf all ihre Fragen.

In einer Welt, in der man keine Farben, keine Nuancen und Zwischentöne, keine Graustufen sondern nur reines Schwarz und Weiß fand, musste es doch sicher auf jede Frage eine Antwort geben.

Oder etwa nicht?

Vielleicht waren es ja auch die Farben, die alles verwischten, alles verbanden und allem seine Klarheit nahmen, die das Leben erst lebenswert machten und Antworten bereithielten.

In einer Welt, die nur aus Schwarz und Weiß bestand, konnte man nicht leben, denn dann wäre man von dem Zeitpunkt an, an dem man sich für eine Seite entschieden hatte, nur noch eine Marionette, eine Puppe ohne eigenen Willen, die stur dem ihr vorgeschriebenen Weg folgte.

Doch solange es Farben gab, konnte man wählen, ständig neue Entscheidungen treffen, alte Fehler eingestehen und Neues probieren und an jedem Scheideweg sein Schicksal neu bestimmen.

In welcher Welt Kai wohl lebte?

So oft, wie er die Zukunft änderte, konnte er von Geburt an nur dem Gewirr der Farben und Möglichkeiten entstammen, das man Wirklichkeit nannte, während andere sich einen Platz in diesem seltsamen Paradies erst erarbeiten und erkämpfen und mit einem gewaltigen Sprung einen Schritt aus der vertrauten Sicherheit des Schwarz-und-Weiß-Denkens herausmachen mussten.

Aber war sich Kai dessen auch bewusst, oder verharrten seine Gedanken eingezwängt in den starren Regeln, die ihn sein Großvater, ein klarer Anhänger der Theorie der zwei Seiten, gelehrt hatte?

Wer nicht für dich ist, ist automatisch gegen dich? Was ich tue ist gut, was der Rest der Welt tut ist schlecht?

Brooklyn wusste es nicht und würde es wohl auch nicht so schnell erfahren. Seufzend wandte er sich wieder den dunklen Schatten der Blätter zu, die auf dem silbrig schimmernden Gras umherhuschten.

„Na, worüber denkst du gerade nach?“, fragte Garland plötzlich unvermutet neben ihm und sah ihn leicht belustigt an. Brooklyn erschrak, er hatte gar nicht bemerkt, wie sein Teamkamerad neben ihn getreten war, fing sich aber schnell wieder.

„Über nichts“, lächelte er.

„Wenn du nichts zu tun hast, solltest du vielleicht mal über unser Problem nachdenken, Brooklyn!“, sagte Garland, plötzlich ernst geworden. „Problem?“, fragte der andere Junge.

„Kai! Außer Tyson bist du der Einzige, der noch ein Bitbeast besitzt, also müsst ihr ihn unbedingt schlagen!“, zischte Garland. Auf seinem Gesicht spiegelte sich nur mühsam unterdrückte Wut: „Dieser Teufel!“

„Kai ist keine Teufel“, murmelte Brooklyn und sah wieder zum silbrig schimmernden Mond hinauf. „Und was ist er dann?“, fragte der andere Junge mit einem finsteren Gesicht.

„Kai ist ein Engel. Ein Engel mit brennenden Schwingen, den man aus dem Himmel gestoßen hat, noch bevor er ihn erblicken durfte. Mit flammenden Flügeln stürzte er gen Erde und seine Seele zerbrach, noch bevor sein Körper den Boden berührte…“

Brooklyn warf noch einen letzten Blick auf den Mond, dann ging er fort und ließ einen vollkommen verdutzten Garland zurück…
 

Voltaire betrat auf der Suche nach Kai das große Kaminzimmer seiner Villa. Seiner Meinung nach hatte sich der Junge bei seinem letzten Kampf mehr schlecht als recht geschlagen und brauchte dringend wieder etwas Training. Zudem hatte er ganz offensichtlich vergessen, wo sein Platz war.

Voltaires Blick fiel auf seinen Enkel, der mit dem Rücken an die kühlen Steine des Kamins gelehnt auf dem Boden saß, den Kopf auf die Brust gesenkt, die stumpfen, leeren Augen halb hinter den flatternden Lidern verborgen. Blut lief aus seiner Nase über die einen Spaltbreit geöffneten Lippen und tropfte auf den wertvollen Teppich, auf dem sich bereits eine kleine Lache gebildet hatte.

„Kai! Was fällt dir ein!“, brüllte Voltaire, doch Kai reagierte nicht, sondern starrte weiterhin apathisch vor sich hin. Wutentbrannt riss der alte Mann die Tür zum Gang wieder auf und rief nach einem Diener. Als sein Untergebener kam, wies ihn Voltaire an, Kai auf sein Zimmer zu schaffen. „Und sorg dafür, dass er lernt, mir meine Böden nicht mehr zu versauen!“
 

Eine blasse Sonne wanderte langsam über den Horizont und suchte sich ihren Platz am blutigroten Himmel, über den purpurne Wolken zogen. Es war kühl heute Morgen und ein schwacher Wind trieb die trockenen, bunten Blätter über die Straßen und Plätze.

Kai beachtete das verwirrende Farbenspiel nicht und konzentrierte sich lieber darauf einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sein ganzer Körper schmerzte und fühlte sich an wie zerschlagen, was er, genau genommen, auch war.

Voltaire war stinksauer über den beschmutzten Teppich gewesen und seine Leute hatten das Kai auch sehr deutlich vermittelt. Der Junge musste zugeben, dass er noch nicht einmal wusste, wie er überhaupt ins Kaminzimmer gekommen war.

Er erinnerte sich nur noch an brennende Kopfschmerzen und an Black Dranzer, der wieder einmal die erste seiner Barrieren durchbrochen hatte. Danach war da nichts mehr, nur noch Schmerz und Kampf…

Kai stoppte, als er das Trainingscenter der BBA erreichte und hob langsam den Kopf. Alles verschwamm vor seinen Augen und er musste mehrmals blinzeln um ein klares Bild zu erhalten. Hinter seinen Schläfen pochte ein stetiger Schmerz und ihm war schlecht. Da seine Hände zitterten, ballte er sie zu Fäusten und steckte sie in die Taschen. Niemand sollte bemerken, wie geschwächt er war…

Mit einem kraftlosen Fußtritt öffnete er die Tür zum Trainingszentrum und trat ein. Den Schmerz, der dabei durch seinen Fußknöchel schoss, ignorierte er.

Langsam trat er ein, jede überflüssige Bewegung vermeidend. Black Dranzer regte sich in seinen Gedanken und ein Stich schien durch Schläfen zu gehen und brachte ihn kurz zum Schwanken. Doch der schwarze Phönix blieb ruhig und versuchte nicht, durch die eh schon rissigen Barrieren zu brechen.

„Ich würde dir ja eine Kopfschmerztablette anbieten, Kai, aber ich denke, das würde nicht viel helfen, oder?“

Die ruhige, freundliche Stimme ließ Kai zusammenschrecken. Brooklyn stand nur wenige Schritte von ihm entfernt und sah ihn mit echter Anteilnahme und Mitleid im Blick an. Obwohl sich Kai da nicht so sicher war.

‚Es ist alles seine Schuld’, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre Dranzer noch hier und dieser ganze Mist wäre nie passiert.

Hass stieg in Kai auf und begann seine eh schon wirren Gedanken zu vernebeln. Er begann zu zittern und Brooklyn machte besorgt einen Schritt auf ihn zu: „Kai, alles in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?“

Kai richtete sich auf und stieß ihn beiseite. Niemals würde er sich von IHM helfen lassen! Niemals!

„Bleib mir bloß vom Leib!“, fauchte er und Brooklyn wich tatsächlich einen Schritt zurück. Sein Gesicht wirkte jetzt noch besorgter. Er begann in seiner Jackentasche zu kramen und zog eine Packung Taschentücher hervor: „Hier.“

Kai starrte erst ihn an, dann auf die Taschentücher, die er ihm hinhielt, und dann wieder den Rotschopf. Erst nach einiger Zeit bemerkte er, wie wieder Blut über seine Haut lief und auf seine Kleidung tropfte.

„Wenn du nicht langsam was dagegen unternimmst, gibt es bald eine Riesensauerei“, meinte Brooklyn und lächelte schwach. Er hielt dem anderen Jungen noch immer die Taschentücher hin. Kai beachtete die angebotene Hilfe nicht und wischte sich stattdessen mit einer Hand über das Gesicht und versuchte sich an Brooklyn vorbeizudrücken, doch der Junge griff stattdessen nach seinem Arm, zog mit der freien Hand geschickt ein Taschentuch aus der Verpackung und drückte es Kai gegen die Nase.

Der andere Junge stand einen kurzen Moment völlig perplex da, dann regte sich ein Rest seines Stolzes und er wollte den Orangehaarigen anfahren und nach ihm schlagen, doch in dem Moment regte sich Black Dranzer wieder und das Einzige, was über Kais Lippen kam, war ein schmerzerfülltes Keuchen.

Er drohte nach vorne zu sacken, doch Brooklyn hielt ihn fest und wartete, bis sich Kai so weit erholt hatte, dass er wieder aus eigener Kraft stehen konnte. Erst dann ließ er ihn los. Jegliches Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden und stattdessen war nur noch Sorge und leichte Angst zu sehen: „Vielleicht solltest du heute lieber nicht kämpfen, Kai. Du solltest dich lieber ausruhen und wieder etwas zu Kräften kommen. Wir können auch noch später gegeneinander antreten und Tyson wird sicher auch Verständnis haben…“

Als ihn Kais Blick traf, verstummte er. Die Augen des anderen Bladers wirkten stumpf und leer, doch tief in ihrem Inneren glomm noch immer ein winziger Funken seines unbändigen Willens und trieb ihn weiter an.

„Wir werden heute gegeneinander kämpfen, Brooklyn!“, sagte er mit fester Stimme. Ich habe keine andere Wahl. Mein Großvater würde mich umbringen, wenn ich ohne Bitbeast zurückkehre. Aber ich brauche ja nur noch Zeus und Dragoon, dann werde ich mich endlich ausruhen dürfen.

Brooklyn musterte ihn noch einmal von oben nach unten, drehte sich dann aber um und ging auf die Arena zu: „Ich halte das immer noch für keine gute Idee.“

‚Warum? Warum interessiert ihn, wie es mir geht? Oder hat er nur Angst zu verlieren?’, fragte sich Kai verwirrt. Er ist genau wie die Anderen. Sie haben mir in letzter Zeit auch oft gesagt, dass ich schlecht aussehe und scheinen wirklich besorgt zu sein. Und zwar nicht um ihre Bitbeasts, sondern um mich… Warum? Warum nur? Ich verstehe es nicht?

„Hast du es dir doch noch anders überlegt?“, fragte Brooklyn und sah hoffnungsvoll zu ihm herüber. Kai schüttelte entschlossen den Kopf und schloss zu ihm auf.

Wo waren überhaupt die anderen Blader? Sonst hing doch immer die ganze Schar hier herum und trainierte, oder gab wenigstens gute Ratschläge.

„Ich hab mich heute Morgen aus dem Haus geschlichen und habe ihnen einen Zettel da gelassen, demzufolge ich im Park bin. Wahrscheinlich suchen sie mich gerade“, sagte Brooklyn, der Kais verwirrten Blick bemerkt hatte.

‚Warum?’, fragte sich Kai misstrauisch und Furcht begann sich in ihm auszubreiten. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an seinen letzten Kampf mit dem orangehaarigen Blader. Wollte er ihn etwa wieder so zurichten wie damals und wollte dabei keine Zeugen haben?

‚Das lasse ich nicht zu’, beschloss Kai und seine Hand krallte sich um Black Dranzer.

Beide Blader stellten sich an der Beyarena gegenüber und holten ihre Blades und ihre Starter hervor.

Doch noch bevor sie ihr Match beginnen konnten, hörten sie plötzlich Schritte und aufgeregte Stimmen und einige der anderen Blader stürmten in die Trainingshalle. „Brooklyn, was sollte das!“, brüllte Garland aufgebracht seinen Teamkameraden an. Auch Mystel, Crusher und Ming Ming sahen wütend aus. „Ich habe zwar gesagt, dass du dich mehr auf Kai konzentrieren und dir mehr Sorgen wegen dem vor die liegenden Kampf machen sollst, aber von einem heroischen und vollkommen schwachsinnigem Einzelkampf war nicht die Rede!“, brüllte Garland und packte Brooklyn am Kragen. „Reg dich ab, noch kämpfen sie ja nicht“, versuchte Mystel seinen Teamleader zu beruhigen.

„Brooklyn, du wirst mit Tyson zusammen gegen Kai antreten. Du bist zwar stark und ohne Frage ein Naturtalent, aber wir werden lieber auf Nummer sicher gehen!“, bestimmte Garland immer noch zornig. Brooklyn schüttelte den Kopf: „Nein!“

Alle sahen ihn verblüfft an. „Das ist mein Kampf, Garland, also ist es auch meine Entscheidung, ob ich mir helfen lasse, oder nicht.“

„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“, wollte der Teamleader der Justice Five wissen.

„Mir ist egal, ob ich gegen ihn allein oder im Team mit Tyson antrete, aber das Match soll endlich beginnen!“, rief Kai plötzlich von der anderen Seite der Arena. Garland drehte sich zu ihm um und wollte ihn anfahren, dass ihn das ganze hier nichts angehen würde, doch stattdessen ließ er Brooklyn los und starrte leicht entsetzt auf den anderen Blader.

Auch die restlichen Blader waren inzwischen eingetroffen und sahen Kai erschrocken an.

Eine große Platzwunde zog sich über seine rechte Schläfe und unter dem Blut, das er wieder einmal in seinem Gesicht verschmiert hatte, konnte man deutlich einige Blutergüsse erkennen. Auch an seinen Armen waren blaue Flecke und Schürfwunden zu erkennen.

‚Wieso lässt er nur so etwas mit sich machen?’, fragte sich Garland unfähig zu glauben, was er sah. ‚Kai ist doch so stolz… Warum also?’

Brooklyn nutzte sie allgemeine Verwirrung um seinen Blade zu starten. Kai reagierte automatisch und schon nach wenigen Sekunden umkreisten sich beide Blades wie hungrige Raubkatzen.

„Tyson!“, brüllte Garland und drehte sich zum Beybladeweltmeister um. Doch der schüttelte nur den Kopf: „Wenn Brooklyn alleine gegen Kai antreten will, dann misch ich mich auch nicht ein.“ Garland konnte so viel Dummheit einfach nicht fassen, da aber kein anderer mehr ein Bitbeast hatte, sah er sich gezwungen sich wieder dem Kampf zuzuwenden und untätig zu zu sehen.

Brooklyn hatte trotz seiner unheimlichen Fähigkeiten anscheinend einige Probleme mit Kai. Es gelang ihm nicht, Black Dranzers Attacken zu kopieren und nur seine überdurchschnittliche Stärke hielt ihn noch in der Arena.

Doch auch Kai wirkte alles andere als siegessicher. Sein Blade hatte einige ernst zu nehmende Treffer von Zeus einstecken müssen und kleinere Splitter waren abgeplatzt.

Der Junge schüttelte immer wieder den Kopf, als könnte er nicht glauben, dass sein Sieg gefährdet war. Doch in Wahrheit, versuchte Kai nur sein Sichtfeld wieder aufzuklären. Rote Schlieren zogen sich durch sein unscharfes Bild von der Realität und Lichtblitze zuckten an Stellen auf, an denen sie eigentlich nicht sein sollten. Ein bohrender Schmerz hatte sich in seinen Schläfen breit gemacht und ein saurer Geschmack lag auf seiner Zunge und erschwerte ihm das Schlucken.

Mit einem unhörbaren Krachen raste Black Dranzer durch die erste Barriere und Kai taumelte.

„Was ist da los?“, fragte Garland verwundert. Er sah, wie Kai mit einem Stöhnen in die Knie brach, obwohl Zeus und Black Dranzers Blades einander noch nicht einmal gestreift hatten.

Kai sah hoch, wo durch ein Fenster die Sonne ins Innere der Trainingshalle schien. Sie war rot wie Blut und schien unheilvoll zu pulsieren. Obwohl er direkt in die Sonne starrte, spürte er keinen Schmerz in den Augen, denn die Flammen des schwarzen Phönix erfüllten die erste Ebene seines Geistes vollkommen und verbrannten jegliche Empfindungen seines Körpers zu glühender, sich über alles legende Asche und hinterließ nur eine schreckliche, brennende Leere.

Die anderen Blader sahen, dass Kai mit seinen Gedanken nicht beim Match war und während einige Brooklyn anfeuerten und ihm zuriefen, dass er angreifen solle, musterten die anderen das, was sich vor ihren Augen abspielte, mit Entsetzen.

Plötzlich kam Kai taumelnd wieder auf die Füße und stand schwankend vor der Beyarena. Brooklyn sah ihn ängstlich an. Eine schwarze Flamme hatte sich in seine Zukunftsvisionen geschlichen und raubte ihm die Sicht auf das, was geschehen würde, „Kai! Hör lieber auf! Du bist zu schwach um gegen ihn anzukommen!“

Der orangehaarige Junge hatte darauf bestanden, dass er alleine mit Kai kämpfte, da er sich sicher gewesen war, dass der geschwächte Blader zwei Gegnern und seinen übermächtigen, bösartigen Bitbeast keinesfalls Standhalten würde. Doch anscheinend hatte Brooklyn Kai überschätzt. Auch der Kampf nur mit Brooklyn und Black Dranzer brachte ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit.

‚Ich muss das hier beenden, bevor Black Dranzer ihn umbringt, oder Schlimmeres’, stellte Brooklyn besorgt fest und rief Zeus.

Das dunkle Bitbeast erschien sofort und Brooklyns Blade wurde schneller.

„Kai! Was ich jetzt tun muss, tut mir sehr Leid. Ich wollte diese Attacke eigentlich nur noch so selten wie möglich einsetzen und gegen dich schon gar nicht, aber es muss leider sein. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, Black Dranzer zu besiegen und dich vor ihm zu retten, dann muss ich es tun!“

Die einzige Antwort Kais war ein gequältes Stöhnen, als Black Dranzer seine zweite Barriere zerfetzte und nieder brannte. Anders als beim letzten Mal, begann sich sein Denken nicht auf das Match einzuschränken, sondern wurde stattdessen klarer und schärfer. Er nahm alles um sich herum seltsam verstärkt war.

‚Kai, es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, dass du vieles in dir verborgen hältst, dass dich besonders empfänglich für diese Attacke macht und ihre Wirkung verstärkt, doch es geht nun einmal nicht anders. Bitte, verzeih mir!’, dachte Brooklyn – und die Realität machte für ihn und Kai einen Sprung.

Dunkelheit umgab sie, doch während der orangehaarige Blader frei in der Luft schwebte und durch sein Bitbeast vor dem eisigen Griff der Finsternis beschützt wurde, versank Kai immer tiefer in einem Meer aus schwarzer, leicht bläulich schimmernder Nacht. Brooklyn wusste nicht, was sein Gegner gerade wahrnahm, es war bei jedem Menschen etwas anderes, doch er sah, wie Kais Augen immer leerer wurden, je mehr er versank.

„Es tut mir Leid“, flüsterte er noch einmal, dann wurde Kai vollkommen von den pechschwarzen Fluten bedeckt…

Der silberhaarige Junge sah Erinnerungen an sich vorbeiziehen…

Dranzer, wie er ihm ein Versprechen gab, und der zweite Kampf gegen Brooklyn, nach dem er sein Versprechen brach… Ein unglaublicher Schmerz stieg aus seiner Seele auf und überschwemmte die Flammen Black Dranzers und ließ ihr Brennen bedeutungslos werden.

Hinter Brooklyn entstand ein dunkler Wirbel und Zeus brach hervor, bereit den finalen Schlag zu führen…

Doch er kam nicht dazu, denn plötzlich zerbrach seine Attacke wie feines Glas und löste sich in Millionen winzigster Splitter auf. Brooklyns Augen wanderten wie die aller anderen Anwesenden auch zu Kai, der auf der anderen Seite der Arena stand. Seine Augen wirkten beinahe freundlich und friedlich, doch auf seine Lippen hatte sich ein seltsames Lächeln geschlichen…

„Mir tut es auch Leid, Brooklyn, doch ich fürchte mich weder vor der Dunkelheit, noch vor der Hölle, die deine Attacken erschaffen, denn ich kenne Beides und weiß, dass es Schlimmeres gibt…“, sagte er leise und lächelte sanft.

Alle sahen ihn an und doch war keiner in der Lage zu verstehen, was er damit meinte…

Plötzlich verschwand Kais Lächeln und die Sanftheit in seinen Augen wich nackter Angst und Schmerz. „Nein, bitte nicht…“, flüsterte er panisch. „Bitte, bleib weg…!“

„Was ist da los?“, fragte Hiro. „Er verliert die Kontrolle! Er wird wieder brennen!“, brüllte Tala und machte Anstalten zu Kai zu rennen. Auch auf seinem Gesicht war Angst zu erkennen.

Noch bevor die anderen Blader richtig realisieren konnten, was geschah, begann Kai zu schreien…

Es war ein einziger, qualvoller Schrei, der nicht abbrach und bis in die Seelen der Anwesenden zu dringen schien.

Kai schien in Flammen zu stehen, rote und schwarze Lohen züngelten auf seiner Kleidung und seiner Haut, leckten an seinem Haar und breiteten sich sogar auf dem Boden aus, auf dem er stand und doch verletzten sie ihn zumindest äußerlich nicht. Wie ein brennender Engel stand er vor der Arena, die Enden seines Schals wie flammende Schwingen hinter sich ausgebreitet, der Körper von Krämpfen geschüttelt und doch aufrecht, immer weiter schreiend.

Black Dranzer hatte seine dritte und letzte Barriere zerschmettert und wütete nun ungehindert in seinem tiefsten Inneren. Während sein Blut zu kochen schien und sein Fleisch gequält aufschrie, zerfetzte Black Dranzer seine Gedanken, zerbrach seine Persönlichkeit und wühlte ungehindert in seinen Erinnerungen. Er riss Gedanken und Geschehnisse an die Oberfläche, die Kai schon lange vergessen hatte, ließ immer wieder schreckliche Bilder vor dem inneren Auge des Jungen ablaufen, so schnell, dass er sie kaum betrachten konnte, und zerrte gierig all seine Geheimnisse und intimsten Gedanken ans Licht.

Als Kai schon glaubte es nicht mehr ertragen zu können, wandte sich der schwarze Phönix von seiner uninteressant gewordenen Beschäftigung ab, steckte sie in Brand und wandte sich dann Kais Seele zu, um sie ebenfalls in ein Flammenmeer zu verwandeln.

Brennende Erinnerungen stiegen in Kai hoch, Erinnerungen an Schmerz und Enttäuschung – und Flammen, Feuer, das alles ergriff und verbrannte…

Er konnte Black Dranzer in seiner Seele spüren, die eisigen Augen umherschweifen fühlen, wartete auf die endgültige Vernichtung seiner selbst –

Die nicht kam.

Plötzlich war alles vorbei, die Feuer erloschen und Kai sackte zu Boden, während die Nachwirkungen des eben Erlebten noch immer in seinem Körper tobten.

Der schwarze Phönix schwebte über ihm und sah mit einem seltsamen Ausdruck in den kalten Augen auf ihn herab, machte aber keine Anstalten, die Kontrolle endgültig an sich zu reißen.

Kai wimmerte vor Schmerz und nahm nicht wahr, wie sich ihm eilige Schritte näherten. Er kauerte auf dem Boden und hatte die Arme um den Körper geschlungen, während sein Kopf noch immer zu zerbrechen schien. Plötzlich überkam ihn ein Brechreiz und er begann zu würgen, doch da er schon lange nichts mehr gegessen hatte, brachte es nichts.

Mit einem weiteren undefinierbaren Blick auf den Jungen wandte sich Black Dranzer ab und griff Zeus an, der von Brooklyn völlig vergessen noch immer in der Arena kreiselte. Der Blade wurde weggeschleudert und das Bitbeast in den schwarzgrünen Blade Black Dranzers gesogen.

Niemand achtete darauf. Alle standen in einiger Entfernung um Kai herum, der noch immer auf dem Boden kauerte und mit leerem Blick seinen Körper umklammerte. Nur Tala und Tyson waren neben ihm auf die Knie gegangen, wagten aber auch nicht, ihn zu berühren, da sie fürchteten ihm noch weitere Schmerzen zu zu fügen.

Black Dranzers Blade verließ die Arena und raste auf Kai zu. Erst kurz vor ihm kam er zum Stehen und begann auf einer Stelle zu kreiseln, als ob er erwarten würde, dass Kai nach ihm greifen würde. Das schwarze Bitbeast selbst schwebte nach wenigen Sekunden knapp vor Kai, was Tala und Tyson zurückweichen ließ, und berührte ihn leicht mit einer Flügelspitze.

Der Junge wurde auf die Füße gezogen wie eine Marionette an ihren Fäden. Der schwarze Blade schoss nach oben, in die Hände des Bladers und hörte auf sich zu drehen, doch Black Dranzer bleib wo er war und streckte den anderen Flügel aus und berührte Kai leicht an der Stirn.

Schwarzer Nebel senkte sich in Kais Gehirn und erstickte allen Schmerz. Wieder wurden sämtliche Signale vollkommen ausgeblendet, so sich der Junge nun ohne Probleme und auf den Zustand seines Körpers zu achten, bewegen konnte.

‚Geh’, hallte es in seinem Bewusstsein wieder. Als nächstes erschien ein Bild seines Großvaters. Kai verstand und machte einen Schritt nach vorne. Der Boden schien zu schwanken als er seinen Fuß hob und wieder senkte, doch er hielt und Kai machte einen weiteren Schritt.

Irgendwo tief im Inneren seines Bewusstseins, fragte er sich, warum Black Dranzer ihm zwar befahl, was er tun wollte, die Kontrolle aber nicht komplett übernahm, obwohl Kai doch nun vollkommen schutz- und wehrlos war. Warum hatte er ihn überhaupt verschont und seine Seele nicht in seinen Flammen erstickt?

Tala stand neben ihm, sagte etwas, versuchte ihn aufzuhalten, nach ihm zu greifen, doch Kai sah ihn nur aus leeren Augen verständnislos an und Black Dranzer fauchte ihn an, so dass der Russe zurückweichen musste.

Von den anderen ungehindert verließ Kai das Trainingszentrum und machte sich auf den Weg zu Voltaire…
 


 

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Ich fang an Brooklyn zu mögen *lol* obwohl ich ihn erst nicht leiden konnte.

Übrigens: Frage an euch:

Ist euch etwas an Kai aufgefallen? Was er macht, bzw. nicht macht?
 

Zu gewinnen gibt es eine Wunschepisode ^^
 

Noch was: Ich bin mit dem Titel des nächsten Chaps noch nicht ganz zufrieden. Es heißt: "And finally...The END!!!"

Wer bessere Vorschläge hat, bitte melden ^^

And finally... The END!!!

So *freu*

Wieder eines meiner Lieblingschaps *smile*

Ich habe meine erste Morddrohung erhalten *rumhüpf*.

Toll oder? *lol*
 

Der Liedtext stammt aus "Romanticide" von Nightwish. Bei Übersetzungswünschen, bitte an mich wenden ^^

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Flammen…

Flammen am Himmel. Die Wolken brannten, der Horizont war ein einziges Meer aus Feuer...

Oder war in Wahrheit er es, der brannte?

Kai starrte aus dem Autofenster und konnte nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden.

‚Wer brennt? Der Himmel, oder ich? Aber ich bin doch schon verbrannt…’

Verständnislos blickte er weiter in den blutigroten Sonnenuntergang, der den Horizont in Flammen stehen ließ.
 

~~~+~~~
 

Godlove and rest my soul

With this sundown neverending
 

~~~+~~~
 

Eine schwere Hand ruhte auf seiner Schulter und hielt den Jungen aufrecht. Ohne den Bediensteten seines Großvaters neben sich, der ihn festhielt, wäre Kai mit Sicherheit schon längst zusammengebrochen und einfach eingeschlafen. Doch der feste Griff holte ihn jedes Mal, wenn er die Augen schloss wieder in die Wirklichkeit zurück. Oder zumindest in das, was Kai für die Realität hielt.

Auch wenn der Himmel zu brennen schien…

Neben dem stummen Wächter saß Voltaire, durch die rote Sonne wie eine in Blut getauchte Statue wirkend. Gefühllos, hart, eiskalt und doch in der Lage alle mit seinem Hass zu verbrennen.

Kai wandte seinen Blick vom purpurnen Himmel ab und sah ihn an. Woran er wohl dachte? Vermutlich nur an seinen Traum, den Kai heute für ihn verwirklichen würde.

‚Und wo bleibt mein Traum dabei?’
 

~~~+~~~
 

The feel is gone yet you ain’t gonna see me fail
 

~~~+~~~
 

Der Wagen hielt und Kais Wächter öffnete die Autotür, um den Jungen dann unsanft nach draußen zu bugsieren.

Immer eine Hand auf Kais Schulter folgte er seinem Chef ins Innere des Trainingszentrums der BBA, das in blutigrotes Licht getaucht war.

‚Ist das denn wirklich noch der Himmel, oder bin ich schon längst in der Hölle?’

Kai sah auf den Rücken seines Großvaters, stellte stumm Fragen und bettelte schweigend um Antworten, doch Voltaire bemerkte seinen Blick noch nicht einmal.
 

~~~+~~~
 

I am the decadence of your world
 

~~~+~~~
 

Sie wurden bereits erwartet.

Tyson und seine Freunde standen um die Beyarena herum, die Blicke je nach Charakter entweder zu Boden, oder auf die Ankömmlinge gerichtet.

Kais Wächter gab dem Jungen einen Stoß in den Rücken, der ihn mehrere Schritte nach vorne taumeln ließ.

‚So schwach… Ich fühle mich so furchtbar schwach… Und zugleich fühle ich auch gar nichts…’

Verzweifelt horchte Kai in sein Inneres, versuchte Wut zu spüren, Stolz, Zorn, Überlegenheit, Kälte, Verachtung, Einsamkeit, Bitterkeit, Demütigung, Schmerz, irgendetwas, doch alles was er fand war eisige Leere und brennende Asche. Black Dranzer hatte nichts zurückgelassen…

Nur seine Erinnerungen standen noch immer in Flammen, brannten sich in ihn hinein, und seine Seele erwartete irgendwo hinter den zerschmetterten Barrieren und brachen Ebenen seines Geistes immer noch ihre Zerstörung.

Tyson trat einen Schritt vor und schluckte: „Du bist also gekommen um Dragoon zu holen, Kai?“

Der silberhaarige Junge nickte stumm und spürte die Augen seines Großvaters auf sich ruhen, die sich wie zwei eisige Lanzen in seinen Rücken bohrten.

Tyson sah auf seinen Dragoon, den er in der Händen hielt und schluckte noch einmal. Sein Gesicht nahm einen traurigen, aber auch entschlossenen Ausdruck an. Dann hielt er Kai den Beyblade hin: „Dann nimm ihn.“

Hinter ihm war erschrockenes Flüstern zu hören. Mehr als ein Blader konnte nicht glauben, was Tyson eben gesagt hatte. Er schien ihre letzte Chance einfach so wegzuwerfen.

Auch Kai sah seinen ehemaligen Teamkameraden entsetzt an: „Was soll das?“ „Kai. Du bist immer noch mein Freund. Egal, was du getan hast. Und selbst wenn du es nicht wärst. Ich will nicht sehen, wie du noch mehr leidest.“ Tyson machte einen Schritt vor und hielt Kai seinen Blade damit fast unter die Nase.

Der silberhaarige Junge wurde kreidebleich und wich einen Schritt zurück.

‚Warum? Warum tust du das? Warum wirfst du deine letzte Chance so einfach weg? Warum bezeichnest du mich immer noch als deinen Freund? Warum willst du mein Wohl über dein eigenes stellen?’, in Kais Kopf überschlugen sich die Gedanken. ‚Ich verstehe dich nicht! Warum tust du das? Und auch die anderen? Ihr macht euch die ganze Zeit Sorgen um mich, obwohl ich euer Feind bin? Warum? Ich verstehe das alles nicht!’

Die anderen Blader sahen erstaunt, wie Kai immer blasser wurde und scheinbar völlig verstört war. Immer wieder sah er von Tyson auf dessen Beyblade und dann auf die anderen Blader. Seine Hände zitterten und in seine Augen sah man deutlich Angst und Verwirrung. Letztendlich blieb sein Blick auf Dragoon hängen.

‚Ich will nicht mehr. Ich sollte meinen Stolz einfach vergessen und ihn einfach nehmen. Nur noch dieses Bitbeast und ich bin am Ende meines Weges angelangt. Und ich müsste mich IHM nicht mehr stellen.’

Langsam streckte er die Hand aus, um nach Dragoon zu greifen…

„Dieses Angebot ist absolut inakzeptabel!“

Kai schreckte zurück.
 

~~~+~~~
 

I am an eider covered in oil
 

~~~+~~~
 

„Das wäre nicht fair, mein Junge. Es ist eure letzte Chance, also müsst ihr sie auch gebührend ausnutzen“, Voltaire lächelte freundlich, doch seine Augen ruhten mit einem kalten, stechenden Ausdruck auf seinem Enkel, der die Hand wieder herunter nahm und gehorsam auf die Beyarena zuging.
 

~~~+~~~
 

Happy hunting,

you double-faced carnivore
 

~~~+~~~
 

Tyson blieb nichts anderes übrig als Kai zu folgen.

Kai stellte sich langsam an den Rand der Arena und zog sein Blade heraus, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Black Dranzer würde ihn fertig machen, schließlich war er jetzt vollkommen schutzlos. War es wirklich das, was sein Großvater wollte?

Seine matten, roten Augen wanderten zu Voltaire…
 

~~~+~~~
 

Tell me why

No heart to cry

Hang me high
 

~~~+~~~
 

Black Dranzer rührte sich am Rande seines Bewusstseins, strich mit seinen pechschwarzen Federn über Kais Zweifel und verbrannte sie zu Asche. Doch die aufflammenden Gedanken wurden sofort durch neue Fragen ersetzt.

‚Es ist vorbei’, erkannte Kai. Es ist zu spät. Endgültig.

Schwach erinnerte er sich an einen Satz, den er mal irgendwo gelesen hatte. „Du hast keine Chance, also nutze sie.“ Damals hatte er die Bedeutung dieses Spruchs nicht verstanden, doch heute wusste er, was derjenige, der dieses Motto erfunden hatte, wohl durchgemacht haben musste.

‚Ich habe keine Wahl. Ich muss gehorchen. Also sollte ich auch versuchen das Beste daraus zu machen’, beschloss er.

‚Es gibt kein Zurück mehr!’
 

~~~+~~~
 

The music is dead, the amen is said
 

~~~+~~~
 

Kai startete sein Blade, doch Black Dranzer gewann nur langsam an Geschwindigkeit und schien nur sehr ungenau auf die Befehle des Jungen zu reagieren.

Dragoon kreiselte schon bald mit einer unglaublichen Geschwindigkeit um den schwarzgrünen Blade herum, während Tyson Kai unsicher und besorgt musterte, der anscheinend keinen Versuch unternahm, seinen Blade unter Kontrolle zu bringen, sondern stattdessen den Blick starr auf die Mitte der Arena gerichtet hatte.

‚Aber warum zweifle ich immer noch? Es gibt kein Zurück mehr, warum bin ich also noch immer unsicher?’
 

~~~+~~~
 

The kiss of faith is what I beg
 

~~~+~~~
 

Kais müde Augen wanderten wieder zu seinem Großvater.

Voltaire sah ihn an. Seine harten Augen waren voller Zorn und Ungeduld. Er war sehr erbost darüber, dass sein Enkel keine Anstalten machte, ihm zu gehorchen und den Kampf endlich zu gewinnen.

‚Ist dir denn nur dein Sieg wichtig?’, fragte sich Kai.

Die Frage verhallte irgendwo in seinem Inneren, wurde von der Leere verschlungen und von der Asche bedeckt.

Kai begann erzitterte innerlich. Diese Kälte in seinem Innern brachte ihn zum Verzweifeln. Irgendetwas musste dort doch sein…
 

~~~+~~~
 

A loving heart ’n soul for sale
 

~~~+~~~
 

Doch da war rein gar nichts…
 

~~~+~~~
 

Tell me why

No heart to cry

Hang me high
 

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‚Habe ich meine Seele bereits verkauft?’

„Tyson!“, brüllte Hiro, als weder sein kleiner Bruder noch Kai irgendetwas taten um das Match zu gewinnen. Der Angesprochene sah überrascht auf.

„Tyson! Reiß dich zusammen! Du musst endlich angreifen! Ich weiß, dass du Kai nicht noch mehr verletzen willst, aber es gibt nun einmal keine andere Möglichkeit! Also sei stark und kämpf endlich!“

Tyson sah weg, unfähig zu tun, was er tun musste. Er wusste, dass Hiro Recht hatte, aber er konnte doch unmöglich Kai angreifen, wenn der in so einer schlechten Verfassung war. Er würde ihm mit Sicherheit Schaden zufügen.

„Tyson, Hiro hat Recht! Es gibt keinen anderen Weg!“, rief Ray plötzlich.

Max, der in seiner Nähe stand, ballte die Fäuste und nickte: „Greif an! Du musst ihn besiegen!“

Daichi sprang aufgeregt auf und ab: „Los Tyson! Kai ist stark, der übersteht das schon!“

Hillary kämpfte ihre Tränen nieder und nickte: „Genau, Kai übersteht das! Und wenn du ihn besiegt hast, ist er auch frei von diesem Ungeheuer!“

Kenny nickte und versuchte Tyson aufmunternd zu zu lächeln: „Du schaffst das schon! Du bist schließlich der Weltmeister!“

Tyson sah verblüfft zu seinen Freunden hoch. ‚Sie alle sagen mir das Gleiche… Das ich Kai angreifen soll. Und sie sind auch seine Freunde…’

Sein Blick wurde entschlossen. ‚Sie alle wollen auch nur das Beste für Kai. Und um das zu erreichen, muss ich Kai besiegen!’

Tala sah, wie sich Tyson endlich dem Match zu wandte um ernsthaft gegen seinen ehemaligen Teamkameraden zu kämpfen. Er seufzte erleichtert auf, doch die Sorge verschwand nicht aus seinem Blick: „Bitte Tyson. Du musst Kai retten.“

Brooklyn, der nur wenige Zentimeter entfernt stand, fügte leise hinzu: „Aber du musst dich beeilen…“

Tyson sah zu Kai, der immer noch vor sich hinstarrte, während sein Blade unruhig auf der Stelle kreiselte. Er holte tief Luft, dann befahl er Dragoon anzugreifen.

Mit einem splitternden Geräusch krachten beide Beyblades aufeinander und Black Dranzer wurde weggeschleudert. Mit Mühe und Not stoppte er am Rand der Arena und begann dort zu kreiseln. Kai sah Tyson überrascht an und wischte sich dann etwas Blut aus dem Mundwinkel. Er schien noch gar nicht richtig verstanden zu haben, was passiert war, als Tyson ihn schon wieder angriff.

„Kai! Tu endlich was!“, brüllte Voltaire. „Oder willst du etwa versagen? Wie kannst du so etwas nur ruhigen Gewissens zulassen? Hast du denn gar kein Ehrgefühl? Ein Hiwatari besiegt von einem Niemand?“

‚Ich muss gewinnen… Für ihn. Für meinen Traum…’
 

~~~+~~~
 

Leave me be

And cease to tell me how to feel

To grieve, to shield myself from evil

Leave me be

Od of lies is killing me

Romanticide

Till love do me part
 

~~~+~~~
 

Im letzten Moment wich Kais Blade aus.

Dragoon folgte ihm sofort und attackierte den schwarzen Blade immer und immer wieder. Kleine Splitter platzten ab und flogen in alle Richtungen davon.

Inzwischen war auch Kai wieder aus seiner Trance erwacht und begann sich zu wehren. Beide Blades umkreisten einander wie hungrige Raubkatzen und landeten immer wieder harte Treffer, nur um dann erneut wieder direkt aufeinander zu treffen und um jeden Zentimeter mit einander zu ringen.

Funken sprühten auf und vergingen wieder, die Luft geriet in Bewegung und die Arena erbebte, als Dragoon und Black Dranzer zum wiederholten Male aufeinander trafen. Der schwarze Blade wurde zurückgeschleudert und Kai hörte einen wütenden Aufschrei tief in seinen Gedanken. Angst schlich sich in seinen Blick und alles in ihm krampfte sich zusammen, als er spürte, wie Black Dranzer in die Freiheit drängte.

Der Junge hatte dem Bitbeast nichts mehr entgegen zu setzen und das wussten beide – und doch kümmerte sich der schwarze Phönix nicht um Kai und verschonte dessen Innerstes mit seinen alles verzehrenden Höllenfeuern.

Stattdessen stürzte er sich auf den blauen Drachen, den Tyson gerade noch rechtzeitig aus seinem Blade rief.

Ein Wirbelsturm entstand, ein Gebilde aus Wind und schwarzem Feuer, in dem beide Bitbeasts miteinander rangen. Doch keines schien die Oberhand gewinnen zu können. Black Dranzer war zwar stärker als Dragoon, doch sein Blader war geschwächt und konnte ihn nicht mit Energie versorgen, während Tyson zusätzlich noch die Energie seiner Freunde zur Verfügung stand.

‚Tja, Kai’, dachte Tyson und lächelte innerlich. ‚Scheint als wäre dein hammerhartes Training ,über das wir uns immer beschwert haben, letztendlich doch zu etwas gut gewesen.’
 

~~~+~~~
 

See me ruined by my own creations
 

~~~+~~~
 

Beide Bitbeasts lösten sich von einander und gingen etwas auf Abstand. Dragoon behielt seinen Gegner fest im Blick, während Black Dranzers unergründliche Augen abschweiften und an Kai hängen blieben, der schwankend am Rand der Arena stand.

„Kai! So wirst du niemals gewinnen!“, brüllte Voltaire zornig. „Reiß dich zusammen und hör auf mit diesen Kinderspielchen! Zeig diesen Gören endlich, das du in einer völlig anderen Liga spielst als sie!“ Kais Großvater sah auf seinen Enkel herab. „Du weißt, was ich jetzt von dir verlange, also tu es auch!“

Kai sah zu ihm hoch und für einen kurzen Moment kreuzten sich ihre Blicke. Und Kai verstand…

Unglauben stieg in ihm auf und wurde beinahe sofort von Angst ersetzt, die die Leere, die in ihm zu herrschte, vollkommen ausfüllte. Kai verbarg das Gesicht mit den panischen Augen in den Händen, unfähig eine Entscheidung zu treffen.

‚Wie kannst du das nur von mir verlangen?’
 

~~~+~~~
 

Leave me be

And cease me how to feel

To grieve, to shield myself from evil

Leave me be

Od of lies is killing me

Romanticide

Till love do me part
 

~~~+~~~
 

Black Dranzer kreischte plötzlich markerschütternd auf und raste auf Kai zu. Kurz vor dem Blader stoppte er und schrie erneut.

Der Junge hörte es noch nicht einmal.

Der schwarze Phönix begann zu wüten und zu toben, riss große Stücke aus der Arena und zerschmolz den Kunststoff zu kleinen Klumpen, doch Kai reagierte nicht.

‚Warum übernimmt er denn nicht einfach die Kontrolle?“, fragte sich Hiro und beobachtete die ganze Szene stirnrunzelnd. ‚Dieses Ungeheuer scheint auch zu wissen, was Voltaire von Kai will und macht deswegen einen Riesenaufstand. Aber wenn er Voltaire gehorchen will und Kai nicht, warum übernimmt er dann nicht einfach die Kontrolle über Kai? Ich glaube kaum, dass Kai noch in der Lage ist sich zu wehren.’

Sein Blick wanderte Kai, der immer noch bewegungslos in der gleichen Position verharrte.

‚Oder will er…’, Hiros Augen weiteten sich.
 

Kai hatte sich entschieden. Warum die Entscheidung überhaupt gefallen war und weshalb zu Gunsten seines Großvaters vermochte er nicht zu sagen. Es war einfach so.

Er ließ eine Hand sinken, die andere behielt er noch immer vor dem Gesicht, wie um es zu schützen.

Black Dranzer erkannte seine Entscheidung – und begann erneut auszurasten.

Er schrie und brüllte, ließ seine Flammen höher lodern als jemals zuvor und ließ den gesamten Rand der Arena schmelzen. Als er erbost mit den Flügeln schlug, spritzte flüssiges Plastik auf Kais Hand, doch der Junge spürte die Verbrennung nicht.
 

~~~+~~~
 

Dead Boy’s alive but without sense
 

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“Wir tun es…”, flüsterte Kai leise und blickte durch seine Finger hindurch zu Black Dranzer hinauf. Der schwarze Phönix schüttelte den Kopf, schrie beinahe verzweifelt, weigerte sich aus irgendeinem Grund, das was Kai vorhatte mitzumachen und übernahm dennoch nicht die Kontrolle oder zerschmetterte Kais Seele einfach mit einem einzigen seiner Flügelschläge.

„Bitte…“, wisperte Kai und streckte die Hand aus.
 

~~~+~~~
 

I need a near-death experience
 

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Und Black Dranzer gab nach.

Mit einem letzten verzweifelten Aufschrei raste er auf Kai zu… Und verschwand im Körper des Jungen wie ein Geist.

Die Zuschauer und Tyson rissen die Augen auf, unfähig zu glauben, was sie da sahen. Nur Voltaire lachte leise, während in seine Augen Ungeduld und Erwartung traten.

Plötzlich verstand Tala und schrie entsetzt auf: „Nein Kai! Das darfst du nicht tun! Auf keinen Fall!“ Er versuchte zu Kai zu gelangen, doch irgendetwas hinderte ihn daran, stieß ihn zurück, so dass gegen Ray krachte.

Auch die anderen Blitzkrieg Boys verstanden auf einmal und wurden aschfahl. Auch sie begannen zu Kai anzubrüllen und auf ihn einzureden.

„Tala, was hat Kai vor? Wovor habt ihr solche Angst?“, fragte Ray besorgt und sah zur Arena. Tyson stand dort wie festgewachsen und starrte besorgt und verwirrt auf Kai, der sich nicht rührte und sein Gesicht noch immer mit einer Hand vor allen Blicken abschirmte.

„Eine Attacke… Er will eine ganz besondere Attacke anwenden…“, flüsterte Tala panisch und sah zu dem silberhaarigen Beyblader. „Aber das ist viel zu gefährlich, sie wird ihn zerstören…“

Der rothaarige Russe sprang auf: „Kai, das darfst du nicht tun!“

Er merkte selbst, wie wirkungslos seine Worte waren. Vermutlich war Kai schon zu weit gegangen und konnte schon längst nicht mehr zurück.

Wie zur Bestätigung seiner Gedanken begann die Luft um Kai herum zu pulsieren und zu flimmern.

„Es ist zu spät…“, flüsterte Bryan ängstlich. Spencer nickte stumm.
 

Kai tauchte immer tiefer hinab in sein Innerstes.

Er überwand die zerstörten Barrieren und die verbrannten Ebenen seines Bewusstseins, Black Dranzer immer an seiner Seite.

Gleichzeitig konnte er spüren, wie ihm etwas entgegenkam. Etwas dunkles, eisiges und zugleich doch brennendes, das alles erstickte, was in seine Nähe kam und sich zuhauf in seiner Seele fand: Hass.

Nebelhafter Hass, Ausgeburt all der Erinnerungen und Schmerzen, die er tief in seiner Seele versiegelt hatte…
 

~~~+~~~
 

Heart once bold
 

~~~+~~~
 

Er stieg auf, drängte an die Oberfläche, erfüllte Kai und wischte alles andere in ihm fort. Er verteilte sich in der Luft um ihn herum und strömte in die Welt hinaus, erfasste das Stadium und den pechschwarzen Blade, der darin kreiselte.

Alles war schwarz in Kai, ertränkt in Hass, der sich über all die Jahre angesammelt hatte. Hass gegen alles und jeden…
 

~~~+~~~
 

Now turned to stone
 

~~~+~~~
 

Kai wusste, dass er die Attacke, die er einsetzen wollte, alles andere als ungefährlich war. Alles wurde von diesem hemmungslosen Hass verschlungen, auch seine Seele, wenn er nicht aufpasste, also musste er sich einen einzelnen Gedanken erwählen, der seiner Meinung nach stark genug war um sich der Auslöschung durch den Hass zu widersetzen und seine Seele an diesen Gedanken hängen.

Wenn ihm das nicht gelang, oder sich der Gedanke als nicht stark genug erwies, würde Kai sich verlieren und nie wieder derselbe sein. Er würde für alle Ewigkeiten vom Hass zerfressen werden und seine Seele würde für diese eine Attacke geopfert werden.

Doch Kai konnte nicht mehr zurück, deshalb wählte er seine Wunsch als letzten Anker aus, der seine Seele vor der Dunkelheit retten sollte.

‚Mein Wunsch…’, dachte Kai und lächelte düster.

Dann begann er mit seiner finalen Attacke.

Langsam hob er die freie Hand.

„Es ist Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Das Ende ist nah…“

Er drehte die Hand so, dass die Handfläche nach oben zeigte. Über seiner Hand begann die Luft zu flimmern.

„Und ich werde derjenige sein, der es einläutet…“

Mit einer gewaltigen Druckwelle entlud sich plötzlich eine gewaltige Energie, die ihren Ursprung in Kai hatte und ließ alle schwanken.

Jedem von ihnen lief ein kalter Schauder über den Rücken, als etwas kaltes über ihr Herz strich und es zum Erzittern brachte.

„Was ist das?“, fragte Garland leise und sprach damit aus, was alle dachten.

„Hass“, antwortete Brooklyn. Seine Augen waren vor Angst geweitet. „Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel Hass in sich tragen?“

‚Was muss man ihm angetan haben?’

Kai nahm die Hand vom Gesicht und sah Tyson an. Er war so blass, dass seine Haut grau aussah und seine Augen waren leer und ohne Leben.

„Die Welt ist es nicht wert, weiterhin zu existieren. Also bin ich gekommen, um sie ihrem Schicksal zu übergeben.“

Schwarze Flügel, Black Dranzers Schwingen erschienen auf seine Schultern, umhüllten ihn kurz und wurden dann voll ausgebreitet.

„Heute werden sich sämtliche Prophezeiungen erfüllen und der Hass wird sein endgültiges Opfer fordern…“
 

„Ein Engel, ja, Brooklyn?“, keuchte Garland, als er Kai so stehen sah. „Vielleicht hast du Recht. Aber wenn Kai ein Engel ist, dann ein Todesengel!“

Brooklyn starrte auf die dunkle, stolze Gestalt, die mamornen Züge, die weit ausgebreiteten, finsteren Schwingen, das wehende Haar und die Enden des weißen Schals, die wie ein Banner hinter Kai flatterten, immer in Bewegung durch die Energien, die Kai hinaufbeschwor.

Ein Todesengel, ja.

Brooklyn sah in die dunklen Augen, in der Farbe getrockneten Bluts, die früher wie Rubine geschimmert hatten und nun voller Schatten und leblos waren, wie eine tiefe Grube ohne Grund…

Aber auch ein toter Engel…
 

~~~+~~~
 

Perfection my messenger from hell
 

~~~+~~~
 

„Nur ich allein werde die Welt in Flammen aufgehen sehen und auch nur ich allein werde den Beginn der darauf folgenden ewigen Stille miterleben…“

Kai hob beide Arme, die Handflächen nach oben, und hob leicht den Kopf, die Augen geschlossen.

„ Es ist an der Zeit, die Sense der Stille zu schwingen.“

Er öffnete die Augen.

„Black Dranzer!“

Der schwarze Phönix, der Bote des ewigen Endes, löste sich von seiner Gestalt und stieg in die Luft empor, voll gesogen mit allem Hass Kais und größer, schöner und mächtiger als jemals zuvor.

„Es ist Zeit für die Apokalypse!“

Scythe of End!!!
 

~~~+~~~
 

Wine turns to water

Campfires freeze, loveletters burn

Romance is lost
 

~~~+~~~
 

Die Welt schien für einen winzigen Moment, der allen wie eine Ewigkeit erschien, auf den Kopf gestellt.

Für einen Augenblick existierte alles nur noch in Schwarz und Weiß, wobei beide Farben in ihr Gegenteil verkehrt wurden.

Brooklyn hörte, wie Tala Tyson zu schrie, er solle abhauen und sah zu dem Russen, dessen Augen pechschwarze Teiche waren, umrissen von schwachen weißen Linien, während die Pupillen reinweiß zu strahlen schienen.

Das seltsame Schauspiel wiederholte sich in Kleidung, Haut und in der gesamten Umgebung. Brooklyn hörte einige Blader entsetzt aufschreien, dann verstummte plötzlich jeder einzelne Ton um ihn herum.

Er konnte sehen, wie sich die Münder der einzelnen Menschen um ihn herum öffneten und schlossen, doch kein Laut war mehr zu hören.

Eine undurchdringbare Stille hatte sich ausgebreitet…
 

~~~+~~~
 

Lord, let me be wrong in this pain
 

~~~+~~~
 

Ein Atemzug später war alles vorbei. Eine lautes Krachen ertönte und die gesamte Arena gin in pechschwarzen Flammen auf.

Dragoon wurde vollkommen zerfetzt und der blaue Drache selbst in den Blade Black Dranzers gezogen.

Kai spürte, wie der Hass an seiner Seele riss und immer weiter wuchs.

Hass auf den Bediensteten seines Großvaters, der ihn nicht hatte ausruhen lassen…

Hass auf Hiro, der ihn in der BEGA verspottet hatte…

Hass auf Brooklyn, der sich damals einen Spaß daraus gemacht hatte, ihn zu verwirren und quälen…

Hass auf die einzelnen Beyblade-Teams, die ihn ausschlossen und verachteten…

Hass auf die G Revolution, weil sie sich genauso verhalten hatten…

Hass auf die gesamte Menschheit, weil er anders war als sie…

Hass auf Black Dranzer, der ihm Schmerzen bereitete…

Hass auf Dranzer, der sein Versprechen gebrochen hatte…
 

Der Schmerz zerriss ihn fast und nahm immer weiter zu, doch kein Laut kam über seine Lippen, denn sein Wunsch, sein Anker, hielt seine Seele fest und beschützte sie…
 

Hass auf seinen Großvater, der ihn betrog und ausnutzte, der ihn verachtete und quälte, der seinen Wunsch zu einem Ding der Unmöglichkeit machte…
 

~~~+~~~
 

Temporary pain, eternal shame

To take part in this devil’s chess game

Spit on me, let go, get rid of me

And try to survive your stupidity
 

~~~+~~~
 

Schwarze Flammen lösten sich von der Arena und schossen auf Voltaire zu, als Kai seinem Hass freien Lauf ließ. Sie leckten bereits an der Kleidung des Mannes als… sie plötzlich verschwanden und sich in nichts auflösten.
 

Der Rettungsanker zerbrach, als Kai an der Erfüllung seines Wunschs zu zweifeln begann und der Hass stürzte sich gierig auf seine ungeschützte Seele, bereit sie zu verschlingen…

Doch noch bevor er ihr näher kommen konnte, wurde er von Flammen hinweggerafft, zerstört, vertrieben und erneut verbannt.

Kai spürte, wie sich weiche Federn an seinen Geist schmiegten und sein Bewusstsein vor allen äußeren Einflüssen abschirmten.

‚Dranzer…?’

Dann fiel er in tiefe Bewusstlosigkeit…
 

Tyson war dank Talas Warnung gerade noch so mit heiler Haut davon gekommen und starrte nun gemeinsam mit den anderen Bladern fassungslos auf das, was von der Beyarena übrig geblieben war: Nichts als ein tiefer Krater und ein Haufen Asche…

Ein Geräusch ließ sie aufblicken.

Kai war auf der andern Seite der ehemaligen Arena zusammengesackt und lag nun regungslos auf dem Boden. Nur die schwachen Bewegungen, wenn er atmete, zeigten, dass er überhaupt noch lebte. Black Dranzers Blade lag neben ihm.

Obwohl Kai zu so etwas unglaublich Zerstörerischem in der Lage gewesen war und Dragoons Blade vollkommen zerstört hatte, sprangen Tyson, Ray und Max auf und wollten zu ihm rennen, doch jemand anderes war schneller.

Voltaires Diener bückte sich nach dem schwarzen Blade und steckte ihn in die Tasche, dann hob er den ohnmächtigen Jungen hoch und folgte seinem Herrn hinaus in die Nacht…
 

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Ich mag den Titel dieses Chaps. Ist so schön dreideutig ^^

Einmal die Attacke, Scythe heißt übrigens Sense auf Deutsch (Wollte Kai schon immer mal ne neue Attacke unterjubeln ^^"), zum Zweiten das letzte Bitbeast und zum dritten... Verrat ich nicht *fg*
 

Also doch: Kai hat etwas erkannt ^^
 

Das nächste Chap heißt "All what I ever want" und wird endlich eine der bisher wichtigsten Fragen klären *smile*

Also, bis dann ^^

All what I ever want

Da bin ich wieder...

Und dieses Mal mit DEM Chap, bei dem ihr alle heulen werdet und mich nach dem lesen hassen werdet *drop*. Aber ich konnte es mir nun mal nicht verkneifen...

Als ich mir diesen Teil der Story das erste Mal ausgedacht habe, habe ich geflennt... *drop*

Da ich ne Weile nicht da sein werde, siehe Weblog, versuch ich das nächst Mal gleich zwei Chaps zu laden. Außerdem ist das nächste Chap recht kurz.

Falls sich jemand fragt, warum dieser Texthier so lang ist, ich will kein Nachwort schreiben, da dadurch die ganze Stimmung kaputt gehen würde *smile*
 

Also: Musik: ab dem Auftauchen von Kai "Gone" von Patrick Nuo bzw. traurige Musik *smile*
 

Und nu los...

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Unglücklich saßen Tyson und seine Freunde im Dojo herum und wussten nicht, was sie jetzt noch tun konnten.

Es gab keine Hoffnung mehr.

Voltaire hatte nun all ihre Bitbeasts in seiner Gewalt und Kai war genauso unerreichbar für seine Freunde, wie der Mond oder die Sterne. Alles war vorbei. Verloren. Für immer und ewig.

Und selbst wenn sie noch eine Chance gehabt hätten, wäre da immer noch Kais neue Attacke gewesen: Scythe of End.

Während jeder Blader seinen eigenen trübsinnigen Gedanken nachhing und um sein Bitbeast trauerte, versuchten Kenny, Hillary, Romero und Tysons Großvater verzweifelt doch noch eine Lösung zu finden, wie sie die Bitbeasts zurück gewinnen konnten oder zumindest die Stimmung etwas bessern konnten. Hiro hatte sich, gleich nachdem Voltaire mit seinem Enkel verschwunden war, ebenfalls davon gemacht. Niemand wusste wohin.

„Jungs! Ihr könnt doch nicht einfach so aufgeben! Na los! Hoch mit euch!“, versuchte Hillary zum wiederholten Male Ray und Max auf die Beine zu kriegen, doch Beide wandten nur den Blick ab und schwiegen.

„Tyson! Daichi!“, versuchte sie es verzweifelt bei den Anderen. „Ihr seid doch schließlich die Weltmeister!“ „Wenn man es genau nimmt, nicht mehr… Schließlich hat Kai uns besiegt…“, murmelte Tyson und schaute unglücklich zu Boden. „Mit einer unglaublichen Attacke…“, fügte Daichi hinzu und seufzte.

Hillary stöhnte, so würde das nie etwas werden. ‚Wenn doch nur Kai hier wäre’, dachte sie traurig. ‚Er würde den Jungs in den Hintern treten und sie in Rekordzeit wieder auf die Beine bringen.’

„Diese Attacke. Wie nannte er sie doch gleich? Scythe of End?“, Kenny sah von seinem Laptop auf. „Mir ist immer noch vollkommen schleierhaft, wo er die Kraft für so eine Attacke hergenommen hat. Oder wie so etwas überhaupt möglich war…“

Romero, der neben ihm stand, zuckte mit den Schultern und seufzte: „Ist doch nicht das erste Mal, das er alle überrascht, oder? Erst meistert er das Hard Metal System innerhalb weniger Minuten, während ihr Tage gebraucht habt, dann bladet er ohne Bitbeast, benutzt unsere eigenen Bitbeasts gegen uns, verschmilzt mit einem künstlich erschaffenen Dämon und verwandelt ganz nebenbei noch eine gesamte Beyarena zu Staub. Also warum wundern wir uns überhaupt noch? Wir hätten gleich aufgeben sollen…“

Er ließ sich neben Raul und Tyson auf die Dielen des Dojo sinken und seufzte erneut. Er zuckte zusammen, als Hillary sich wütend vor ihm aufbaute: „Wir wollten die Anderen motivieren! Aber stattdessen haben du und Kenny nichts Besseres zu tun als noch Salz in die Wunden zu reiben und die Stimmung noch weiter zu drücken!“

„Sie hat Recht! Du wirst doch nicht einfach so aufgeben, Grünschnabel, oder?“, mischte sich nun auch noch Tysons Großvater ein. „Los, Tyson! Auf die Füße mit dir und auf in den Kampf! So ein kleiner Rückschlag kann dich doch nicht abschrecken, oder?“ Er zog sein Holzschwert und hielt Tyson die Spitze unter die Nase.

Doch der wandte nur den Kopf ab: „Das war aber kein kleiner Rückschlag, sondern eine hammerharte Attacke.“

„Kai wird uns damit immer wieder fertig machen, egal was wir auch versuchen“, meinte Kenny unglücklich. „Keiner von uns hat eine vergleichbare Attacke drauf.“

Tala sah auf: „Kai wird ‚Scythe of End’ nicht noch einmal anwenden, da bin ich mir sicher. Es war schon viel zu gefährlich für ihn, sie dieses Mal einzusetzen, ein zweites Mal wird es nicht geben.“

Kenny sah ihn an: „Warum nicht?“

Tala seufzte: „Kai hat diese Attacke in der Abtei gelernt, allerdings nur theoretisch, da es selbst Boris damals zu gefährlich schien, sie tatsächlich einzusetzen. Ein einziges Mal hat Kai in einem Testmatch gegen Bryan, Spencer und mich die Erlaubnis bekommen, sie tatsächlich anzuwenden, allerdings hat er sie damals abgebrochen, noch bevor er überhaupt genug Kraft für den Anfang gesammelt hatte. Es war ihm zu gefährlich und der Preis zu hoch.“

„Preis?“, fragte Tyson, plötzlich hellhörig geworden.

„Ja, Preis…“, murmelte Tala. Vollkommen unerwartet mischte sich plötzlich Bryan in das Gespräch ein. Der sonst so stille Russe blickte Tyson an und seufzte: „Um das mit dem Preis zu verstehen, müsst ihr erstmal wissen, wie diese Attacke überhaupt funktioniert. Kai muss dafür etwas ganz Bestimmtes sammeln…“

„Und was?“, fragte Max neugierig. „Hass“, antwortete Brooklyn an Bryans Stelle. „Reinen, puren Hass. So viel er nur kann… Ihr habt es doch gespürt, oder nicht?“ Der rothaarige Blader hatte bisher etwas abseits gesessen und auf irgendetwas in seinen Händen gestarrt. Nun schloss er die eine Hand fest um dieses Objekt, es glänzte kurz golden auf, als ein Lichtstrahl darauf fiel, und wandte sich den anderen Bladern zu: „Diese eisige Kälte, die eure Seele berührt hat.“

Einige nickten zögernd. Nur mit Schrecken erinnerten sie sich an diesen unheimlichen Hauch, der ihnen immer noch eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Jeder von ihnen hatte das Gefühl gehabt, in diesem winzigen Moment innerlich zu erfrieren und trotzdem in eisigen Flammen zu vergehen.

„Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel Hass in sich tragen…“, murmelte Brooklyn mehr zu sich selbst gewandt als zu den anderen. Und doch hörte ihm jeder zu. „Was muss man ihm angetan haben, dass er so empfindet…“

Mehr als einem Blader lief bei diesen Worten ein weiterer Schauer den Rücken herunter.

Bryan riss sich zusammen und erzählte weiter: „Ja, Kai muss Hass sammeln. Allerdings läuft er in Gefahr seine Seele an seinen Hass zu verlieren und vollkommen zerstört zu werden. Deswegen muss er einen Gedanken oder irgend so etwas finden, das ihn schützt und an dem er sich festhalten kann…“

Ray unterbrach ihn: „Soll das heißen, dass Kai schon gar nicht mehr existieren könnte?“ Bryan sah kurz zu Tala und der zuckte mit den Schultern. Der blasslilahaarige Russe sah zu Boden: „Sein Körper schon. Der Rest… Keine Ahnung. Vielleicht hat er es geschafft, vielleicht nicht.“

Ein bestürztes Schweigen breitete sich unter den Bladern aus.

„Vielleicht sollten wir einfach mal nachschauen gehen. Was meint ihr?“, sagte plötzlich Hiro vom Tor her. Tyson sprang auf und lief auf seinen Bruder zu: „Wie meinst du das?“ Hiro grinste und legte seinem kleinen Bruder eine Hand auf die Schulter: „Was hältst du von einem kleinen Besuch bei Voltaire?“

Daichi sah ihn an als ob er verrückt geworden wäre und seufzte: „Aber der würde uns doch niemals rein lassen…“ Hiro grinste noch breiter: „Und was ist, wenn ich euch sagen würde, dass er in zwei Tagen auf Grund eines wichtigen Termins nicht zu Hause ist und ich einen geheimen Eingang in seine Villa gefunden habe?“

Enrique winkte ab: „Geheimgänge gibt es vielleicht zu Hauf in Roberts Schloss… Aber doch nicht in einem Landhaus in Japan…“

Hiro zog eine Karte aus seiner Jacke und breitete sie auf den Dielen des Dojos aus: „Das derzeitige Landhaus der Hiwataris ist auf den Grundfesten eines vorherigen Anwesens gebaut. Einer Art Festung… Ich habe ein bisschen in der Familiengeschichte herumgestöbert und dabei mehr als nur ein paar interessante Episoden gefunden. Eins kann ich euch sagen: Die Hiwataris waren schon immer mächtig, auch wenn sie ihre Ziele auf die unterschiedlichsten Weisen erreicht haben. In der Familienchronik gibt es sowohl Geschichten von raffinierten Intrigen und blutigen Schlachten als auch von friedliebenden Überredungskünstlern und großen Anführern. Allerdings überwiegt die skrupellose Seite der Familie etwas…“ Er grinste schief.

„Nun ja, um auf das wirklich Wichtige zurück zu kommen: Ich habe diesen alten Plan der früheren Festung entdeckt, worauf einige frühere Geheimgänge verzeichnet sind. Offensichtlich waren die Hiwataris schon immer gern auf unliebsame Überraschungen vorbereitet. Ich habe mich etwas auf dem Gelände um das Landhaus umgesehen und einer der Geheimgänge ist tatsächlich noch da und sogar begehbar…“

Tyson sah seinen Bruder erst ungläubig an, dann verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen. „Das heißt wir haben noch eine Chance!“, jubelte er. „Wir statten Voltaire einen kleinen Besuch ab und holen uns unsere Bitbeasts zurück. Und Kai nehmen wir auch gleich mit, ob er nun will oder nicht!“

Ray und Max sahen sich unschlüssig an, während Daichi bereits wild umherhüpfte und rumbrüllte. „Aber einfach so einbrechen… Ist das wirklich richtig?“, fragte der Chinese unsicher. Max zuckte mit den Schultern: „Kai hat auch unsere Bitbeasts gestohlen, also ist es genauso genommen nur recht und billig, wenn wir zu den gleichen Methoden greifen.“ Ray sah immer noch nicht vollkommen überzeugt aus, während die restlichen Blader Max vollkommen zustimmten und bereits erste Pläne schmiedeten.

Hiro setzte sich neben Ray: „Voltaire hat sich schon so viel geleistet, da wird uns bestimmt niemand böse sein, dass wir ihn mal mit den gleichen Waffen schlagen. Und du willst Drigger doch auch zurückhaben, oder?“

Ray lächelte und nickte: „Ja, auf jeden Fall.“ Hiro hielt ihm die Hand hin und der junge Chinese schlug ein…
 

Zwei Tage später, die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und ein kaltes, graues Dämmerlicht hatte die Welt fest in seinem umbarmherzigen Griff, huschten eine Menge dunkler Gestalten über eine Mauerabschnitt im hintersten Winkel des riesigen Gartens, der das Anwesen der Hiwataris umgab.

Es war, laut Hiro und einigen anderen, vernünftigen Stimmen, eine bescheuerte Idee, dass alle Blader gemeinsam bei Voltaire einbrechen wollten, da die Gefahr der Entdeckung so ins Unermessliche stieg, doch keiner wollte zurückbleiben und warten, bis die anderen ihm sein Bitbeast zurückbrachten.

Also hatte Hiro sich der Mehrheit gebeugt und führte die Blader nun zu dem verborgenen Gang, im Stillen auf ein Wunder hoffend. ‚Das wird niemals gut gehen’, dachte er und seufzte. Überrascht, dass man sie nicht schon längst entdeckt hatte, hockte er sich neben einen mit hohem Gras bewachsenden Hügel und schob die hängenden Zweige eines Buschs beiseite. Eine schmale Öffnung im Erdreich wurde sichtbar.

„Und da sollen wir herunter?“, fragte Johnny und zog eine Grimasse. Oliver, der neben ihm stand, sah gar nicht glücklich aus und auch einige andere Blader schienen langsam Bedenken zu bekommen. „Keine Sorge. Unten wird der Gang breiter und ich habe ein paar Taschenlampen dabei.“

Tyson schob sich an ihm vorbei, holte noch einmal tief Luft und kletterte dann hinunter. Tatsächlich wurde die Höhle nach nur wenigen Schritten geräumiger und statt aus Erde waren die Wände nun aus sehr altem, teilweise schon verwitterten Mauerwerk. Hinter Tyson kamen auch die anderen Blader in den Gang und sahen sich erstaunt um.

„Müsste dich doch irgendwie an zu Hause erinnern, oder, Robert?“, bemerkte Enrique grinsend. Sein Teamleader streifte ihn mit einem wütenden Blick und nahm dann eine der Taschenlampen von Hiro entgegen: „Wie geht es jetzt weiter?“

„Wir müssen weiter diesen Gang hinunter, dann müsste er uns eigentlich direkt unter das Anwesen führen. Ich bin das erste Mal, dass ich hier war, nicht sehr weit gegangen, da ich Angst hatte, entdeckt zu werden“, vorsichtig führte Tysons Bruder sie weiter.

Nach dem sie mehrere Minuten gegangen waren, hörten sie plötzlich ein leises Plätschern, das immer lauter wurde, je weiter sie gingen. Schließlich gelangten sie in eine größere Höhle, die nur noch an der einen Seite durch eine Steinwand und an der anderen Seite durch einen unterirdischen Wasserlauf begrenzt wurde.

Daichi konnte der Versuchung nicht widerstehen und hielt eine Hand in das tiefschwarze, im Licht der Taschenlampen leicht blitzende Wasser. Mit einem Aufschrei sprang er zurück: „Uah, das ist ja eiskalt!“

Ray sah Hiro fragend an: „Wo kommt das Wasser überhaupt her?“ „Im Garten befindet sich ein See. Vermutlich ist das hier sein Zufluss oder vielleicht sogar seine Quelle. Kommt weiter!“

Das dunkle Wasser blieb von diesem Punkt an immer an ihrer Seite, schlängelte sich neben dem schmaler werdenden Gang entlang und leckte mehr als einmal beinahe an ihren Füßen. Erst nach einer ganzen Weile machte der Wasserlauf eine Biegung nach Rechts und verschwand hinter einer Wand aus Felsen. Noch ein paar Schritte weiter und es wurde heller im Tunnel.

Hiro knipste seine Taschenlampe aus und bedeutete den Anderen leiser zu sein.

Sie kamen an eine massiv aussehende Wand, die allerdings, kaum dass sie dagegen drückten, in sich zusammenfiel und den Blick auf einen spärlich erleuchteten Gang freigab. Tysons Bruder flüsterte den Bladern zu, dass sie warten sollten, dann verschwand er nach links und erkundete die nähere Umgebung. Bereits nach ein paar Minuten, die den Beybladeteams aber trotzdem wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, kehrte er wieder zurück: „In dieser Richtung liegt Kais Trainingssaal und eine Treppe, die in die oberen Stockwerke führt.“

„Dann sollten wir sofort nach oben und Kai suchen“, flüsterte Tyson und wollte sich auf den Weg machen, doch die Anderen hielten ihn zurück. „Erst die Bitbeasts, dann Kai!“, entschied Robert und wurde vom eifrigen Nicken der anderen Blader unterstützt. Tyson wollte widersprechen, doch auch Ray und Max nickten zögernd: „Es ist besser so. Wenn wir unsere Bitbeasts haben, sind wir stärker und haben demzufolge auch eine größere Chance Kai zu befreien.“ „Wenn er überhaupt befreit werden muss“, murrte Michael und fing sich damit zornige Blicke seitens der G Revolution ein.

Immer noch nicht recht überzeugt folgte Tyson seinem Bruder den rechten Weg entlang. Nach dem sie eine ganze Weile gegangen waren, kamen sie in einen großen Raum. Die steinernen, zum Teil rohen und unbehauenen Wände zeugten davon, dass dieser Ort einmal eine gewaltige Höhle gewesen sein musste, die Voltaire für seine Zwecke hatte umbauen lassen. Riesige Lampen hingen von der weit entfernten Decke und tauchten die ganze Szene in ein verwirrendes Geflecht aus kaltem Licht und undurchdringbaren Schatten.

Das unheimliche Schauspiel wiederholte sich auch auf der Oberfläche des Wasserlaufs, der am anderen Ende der Höhle schnell vor sich hinströmte.

Überall auf dem Boden lagen große, dicke Kabel und einzelne Drähte herum, die in einen ganzen Haufen Computer und in mehrere große, durchsichtige, aufrecht stehende Glasröhren führten.

Und in diesen Röhren zerrten die gefangenen Bitbeasts an unsichtbaren Fesseln, ohne sich auch nur einen Zentimeter rühren zu können.

„Dragoon“, mit einem leisen Aufschrei rannte Tyson zu seinem blauen Drachen und presste sie Hände gegen das Glas. Seine Handflächen kribbelten dabei leicht unangenehm. Dragoons weise Augen sahen ihn traurig an und das Bitbeast wand sich etwas, ohne sich jedoch befreien zu können. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte Tyson, dass die anderen Blader ebenfalls bei ihren Bitbeasts standen und sie ratlos anstarrten. Einige versuchten die Glasbehälter mit ihren Blades zu zerbrechen, doch die dicken Scheiben zeigten noch nicht einmal einen Sprung. Stattdessen prallten die Beyblades ab und flogen ihren Besitzern um die Ohren.

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Max unglücklich und starrte auf Draciel, der so nah und doch so weit entfernt war.

Kenny, der bis eben noch an den Computern gesessen hatte, zuckte mit den Schultern: „In das System komm ich auf jeden Fall nicht rein. Es ist zu sehr geschützt.“

„Und was nun?“, fragte Ray. Drigger ließ ein dumpfes Grollen hören.

Tyson sah sich um. Irgendetwas schien zu fehlen.

Da waren die Bitbeasts der F Dynasty, Julia war weinend neben des Behältnissen zusammengebrochen, während ihr Bruder versuchte alles mit Fassung zu tragen, und die der White Tiger X und der PPB Allstarz. Beide Teams versuchten gemeinschaftlich immer wieder das Glas zu zerbrechen und wenigstens eines zu befreien.

Da waren die der Majestics, die von ihren Herren ratlos angestarrt wurden, und die der Barthez Battalion und der Blitzkrieg Boys. Miguel und die anderen Mitglieder seines Teams sahen immer wieder aufmerksam und leicht besorgt zu den Russen hinüber, die scheinbar halb am Ausrasten waren und einige recht rabiate Methoden ausprobierten, um an ihre Bitbeasts zu gelangen. Die ehemaligen BEGA-Blader standen in der Nähe ihrer Bitbeasts und diskutierten offenbar, was sie nun tun sollten. Nur Brooklyn hatte sich etwas abseits an Zeus’ Behältnis gelehnt und guckte ernst zu seinem Freund hinein.

Neben Strata Dragoons Glas kauerte Daichi und jammerte, während Hillary versuchte ihn zu beruhigen. Auch Max neben Draciel hatte Tränen in den Augen, während Ray wütend auf die Scheibe einschlug. Kenny und Hiro versuchten verzweifelt noch immer das Sicherheitssystem zu überwinden, scheiterten aber immer wieder.

Plötzlich erkannte Tyson was fehlte.

„Dranzer…“, flüsterte er leise. Obwohl er so leise gesprochen hatte, wandten sich sofort alle nach ihm um. „Wo ist Dranzer?“, wiederholte Tyson noch einmal.

„Dranzer ist tot!“, sagte eine kühle Stimmer hinter ihm plötzlich.
 

Dunkel…

Eisige Kälte kroch seinen Körper hinauf, als pechschwarzes, leicht bläulich schimmerndes Wasser an seinen Füßen leckte und geräuschlos immer höher wanderte. Er wehrte sich noch nicht einmal mehr dagegen, hatte es aufgegeben, schrie nicht einmal mehr sondern litt nur stumm, während sein Innerstes zu erfrieren schien.

Eisige Augen, kälter als das dunkle Wasser es je sein könnte, beobachteten ihn. Eine schneidende Stimme verspottete ihn, beschimpfte ihn und konnte ihn doch nicht mehr verletzen.

„Ich habe dich erkannt“, wisperte er und der Jäger schwieg.

Das schwarze Wasser verschlang ihn, schlug über seinem Kopf zusammen und von einem Moment auf den anderen wurde es gleißend hell. Er brannte und fror doch gleichzeitig. Ging in Flammen auf, nur um gleich darauf wieder zu erfrieren. Fühlte sich schutzlos und ausgeliefert, doch wie sehr er auch litt, s kümmerte ihn nicht mehr.

„Ich habe die Wahrheit erkannt“, wisperte er erneut und der Jäger brüllte zornig.

Verschwommene Gestalten schälten sich aus Licht und Dunkelheit. Wie blasser Rauch verwehten ihre Gesichter, formten sich neu und wurden immer klarer.

„Warum?“, schienen sie zu fragen, zu rufen, zu schreien…

Er wusste es nicht, fragte es sich auch, immer und immer wieder, auch wenn ihm klar war, dass die Schatten und er nicht wirklich das Gleiche fragten.

„Warum?“, fragten die Gestalten erneut und wurden scharf. Er sah in lauter bekannte Gesichter, die ihn anklagend, hasserfüllt, ungläubig aber auch hoffnungsvoll ansahen.

„Ich habe euch erkannt“, wisperte er und Licht und Dunkelheit vergingen…

„Und ich habe erkannt, was ich zu tun habe…“

Der Jäger hatte verloren.

Endgültig.
 

Die Welt verschwamm in einem düsteren Dämmerlicht vor Kais Augen als er sie mühsam öffnete.

Er lag in seinem Zimmer, auf seinem Bett und konnte durch das vergitterte Fenster sehen, wie das Zwielicht gerade dem dunklen Schleier der Nacht wich.

‚Ich lebe noch’, stellte er fest. ‚Ich bin noch ich selbst… Aber warum?’

Ein dunkles Paar Schwingen glitten durch sein Bewusstsein und wischten die Frage fort, nur um eine neue entstehen zu lassen.

‚Warum hast du mir geholfen?’

Schwarze Federn wirbelten durch seinen Geist, doch die Antwort blieb aus.

‚Wie lange habe ich geschlafen?’, fragte Kai und setzte sich vorsichtig auf. Noch bevor sein Körper rebellieren konnte, verbrannte Black Dranzer jeglichen Schmerz zu Asche und schickte ihm etwas von seiner eigenen, brennenden Energie. Dunkle Flammen formten eine Zahl in Kais Gedanken: Drei.

‚Drei Tage?’

Ein heiseres, ungeduldiges Kreischen dröhnte durch seinen Schädel.

Kai versuchte aufzustehen. Zitternd gehorchten seine Muskeln. Mit einem dumpfen Geräusch fiel dem Jungen etwas aus der Tasche. Das kleine Buch, das er in der Bibliothek gefunden hatte…

Schweigend hob der Junge es auf, sorgsam darauf bedacht, die Seite, die gerade aufgeschlagen worden war nicht zu verblättern, und trat dann aus seinem dunklen Zimmer hinaus auf den helleren Gang. Niemand schien es für nötig gehalten zu haben, die Tür seines Zimmers zu versperren.

Die Zeilen des aufgeschlagenen Gedichts ließen ihn die Stirn runzeln.
 

Abschied
 

Sollte mehr sein wie du…

Sollte mehr träumen wie du…

Doch was geschieht,

wenn ich mehr denke, als ich soll?
 

Wollte mehr stark sein wie du…

Wollte mehr hart sein wie du…

Doch was ist,

wenn ich mehr bin, als ich will?
 

Hast dein Leben gelebt

Und ich hab dir dabei zugesehen

Und dabei ganz vergessen,

dass man auch selbst leben muss.
 

Und jetzt stehst du in der Ferne

Und ich seh dir hinterher,

denn ich hatte ganz vergessen,

dass man auch weitergehen muss.
 

Nun sieh mich an! Hör mir zu!

Denn ich habe mich entschieden.
 

Wer immer nur folgt und nie selbst den Rücken zeigt,

kann niemals von alleine fliegen.
 

Also gehe ich!
 

Mit einem seltsamen Gefühl schlug er die nächste Seite auf und las das folgende Gedicht. Sein Gesicht wurde noch bleicher, als es sowieso schon war und er klappte das Büchlein hastig zu und ließ es in seiner Tasche verschwinden. Doch es war zu spät. Die Zeilen hatten sich schon längst unauslöschbar in sein Gedächtnis eingebrannt.

Er schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen, dann machte er sich auf den Weg. Er hatte noch etwas zu erledigen…
 

„Dranzer ist tot“, die kalte Stimme hallte durch das Gewölbe, was ihr jedoch nicht den spöttischen Unterton nehmen konnte.

Tyson und die anderen Blader sahen erschreckt zu Voltaire, der auf einer kleinen Felsplattform über ihnen stand, die sie zuvor nicht bemerkt hatten. Hinter seinem Rücken konnte man gerade noch die letzten Stufen einer Treppe erkennen.

„Wie gut, dass ich meinen Termin umgelegt habe…“, sagte er mehr zu sich selbst als zu den Bladern und lächelte.

„Tot?“, flüsterte Tyson ungläubig. Das durfte nicht sein. Konnten Bitbeasts überhaupt sterben?

„Ja, tot. Gestorben nach dem Kampf meines nichtsnutzigen Enkels gegen diesen Rotschopf da“, Voltaire zeigte auf Brooklyn, der erbleichte, als er sich seiner Schuld bewusst wurde. „Das wollte ich nicht“, wisperte er erschrocken und fassungslos.

„Das ist mir egal, ich bin dir trotzdem Dank schuldig“, sagte Voltaire mit einem kalten Lächeln. „Natürlich hätte ich Kai auch ohne deine Hilfe in meine Finger bekommen, er ist schließlich ein Schwächling… Aber ohne dieses dämliche Bitbeast ist er noch schwächer und leichter zu beeinflussen.“

„Wo ist er? Wie geht es ihm?“, brüllte Tyson. ‚Tot… Ist Kai deswegen so seltsam? Er sagt immer, dass er niemanden brauchen würde, aber fehlt ihm Dranzer vielleicht doch? Ist er deswegen zu seinem Großvater gegangen? Weil Black Dranzer seinem toten Bitbeast am ähnlichsten ist?’, Ray, Max, Tyson, Tala und einige andere kamen gleichzeitig auf dieselben Gedanken.

„Kai ist in seinem Zimmer. Und wie es ihm geht ist mir ehrlich gesagt egal. Er hat seine Aufgabe erfüllt. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr. Natürlich wäre es schön, wenn er wieder aufwachen würde und dann noch halbwegs einsetzbar wäre, vielleicht kann er mir ja irgendwann noch mal nützlich sein, aber wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.“ Voltaire breitete die Arme aus: „Jetzt, wo ich die stärksten Bitbeasts der Welt in meinem Besitz habe, ist er ersetzbar geworden.“ Seine kalten, grausamen Augen streiften jeden einzelnen von ihnen: „Ihr könnt übrigens solange probieren sie zu befreien, wie ihr wollt. Ihr werdet es nicht schaffen. Ihr seid nicht stark genug.“ Er lachte.

Die Blader senkten die Köpfe. Er hatte Recht. Sie hatten endgültig verloren.

Ein scharfes Sirren ließ sie aufblicken. Irgendetwas raste auf die Glasbehälter zu – und durchschlug sie funkensprühend einen nach dem anderen. Ohne Probleme zerschmetterte das Ding eine Scheibe nach der anderen, nutze die Felsenwände um die Richtung zu ändern und hatte letztendlich alle Bitbeasts befreit, die sofort in die Blades ihrer Besitzer zurückkehrten. Diejenigen, deren Beyblades zerstört worden waren, fuhren in Anhänger oder irgendwelche persönlichen Gegenstände.

Mit einem lauten Sirren raste die unerwartete Hilfe auf Tyson zu und bohrte sich nur wenige Zentimeter neben ihm mit einem Krachen in den Felsboden. Als sich der Staub wieder gelegt hatte, starrte der Junge auf einen grünschwarzen Beyblade, der in einem kleinen Krater neben seinen Füßen steckte.

Im ersten Moment konnte Tyson es nicht glauben. „Kai…?“, flüsterte er. „Kai…!“
 

Seine Worte gingen in dem zornigen Gebrüll Voltaires unter: „Kai!!!“

Kais Großvater hatte seinen Enkel, der eben unbemerkt hinter ihm die Treppe heruntergekommen war und seinen Blade gestartet hatte, vorne am Schal gepackt und drängte ihn nun zum Rand der Pattform. „Warum hast du das getan? Bist du verrückt geworden? Du elende Missgeburt! Das war das letzte Mal, dass du mir alles kaputt gemacht hast!“

Erschrockene Rufe waren von unten zu hören, als er Kai immer näher zum Rand trieb und der Junge sich noch nicht einmal wehrte.

Schließlich stand der Junge nur noch mit den Zehenspitzen auf dem Stein. Nur noch die kräftige Hand seines Großvaters bewahrte ihn vor dem Absturz. Unter ihm schoss das dunkle Wasser des unterirdischen Flusses dahin.

„Das war das letzte Mal, hast du gehört?“, zischte Voltaire hasserfüllt. Sein Gesicht war voller Hass. Seine Lippen verzogen sich zu einem bösartigen Grinsen und er zog Kai noch einmal näher an sich heran. „Das letzte Mal… Ich weiß, dass du nicht schwimmen kannst…“, flüsterte er leise und sein Grinsen wurde noch verzerrter.

Dann hielt er Kai wieder von sich. Er erwartete, dass sich der Junge an ihn klammern würde oder um sein Leben winseln würde, doch nichts dergleichen geschah.

Kai sah ihn einfach nur mit einem schwer zu deutenden Ausdruck in den Augen an.

„Warum, Kai? Warum hast du das getan? Du hättest alles haben können! Macht, Geld… Alles! Warum also?“, brüllte Voltaire ihn an.

Die anderen Blader hatten sich inzwischen unter der Plattform versammelt, unfähig irgendetwas zu tun.

Schwach, aber gut verständlich konnten sie Kais Antwort hören.

„Glaubst du etwa wirklich, dass es das war, was ich wollte?“, fragte er leise. Seine Augen waren dunkel wie gerinnendes Blut und verloren immer mehr an Glanz und Leben, doch um seine Lippen spielte ein sanftes Lächeln.

„Was wolltest du dann?“, brüllte Voltaire.

„Alles was ich jemals wollte…“, Kais Lächeln wurde noch sanfter und friedlicher und seine Augen immer dunkler.

Blasse Zeilen stiegen in ihm hoch, schwappten ein letztes Mal durch sein Gedächtnis…

Hatten sie ihn noch vorher mit Schrecken erfüllt, weil sie so gut passten, erfüllten sie ihn dieses Mal nur mit einem schwachen Gefühl der Irritation und einem viel stärkeren Gefühl der Ruhe.
 

Alles, was ich jemals wollte
 

Mein Himmel steht in Flammen…

- und doch kann ich nichts spüren.

Der kühle Hauch des Windes

wispert Schreie in mein Ohr.

Mein Blick geht in die Ferne…

- und ich weiß doch nicht, warum.
 

Alles, was ich jemals wollte…

- ich erreiche es nie mehr.
 

Ich seh in deine Augen

und erblicke dein Herz.

Eine Kugel, kalt wie die Hölle

und heiß, wie ewiges Eis.
 

Und nun weiß ich,

dass auch Träume sterben können,

dass Engel brennend vom Himmel fallen

und Schlangen keine Eide schwören.

Ich habe mich gesehen – in dir.

Und nun weiß ich,

dass alles, was ich jemals hoffte und erträumte,

Alles, was ich jemals wollte,

stirbt mit meinem Bild von dir.
 

Doch das Leben geht weiter

und die Sonne zieht vorbei.

Erhellt mein Herz und meine Seele

- und doch ist da kein Licht in mir.
 

Alles, was ich jemals wollte,

ist verklungen, tief in mir.

Verborgen hinter tausend Schluchten,

tausend eisig blasse Burgen trotzen dir.
 

Und die Erde dreht sich weiter,

nur ich allein, ich bleibe stehen.

Denn mit diesem Schmerz im Innern,

kann ich nicht mehr weitergehen.
 

Alles, was ich jemals wollte

Ist egal, es zählt nicht mehr.

Denn Alles, was ich heute brauch’

Ist nur –
 

Vergessen!
 

Und nie mehr ein Wort von dir!
 

Kais Augen glichen zwei rötlichen Tunneln ohne Ende, zwei Seen aus geronnenem Blut, ohne Grund, doch er lächelte noch immer, als er antwortete:

„Alles, was ich jemals wollte, war eine Familie…“

Voltaires Augen weiteten sich für einen Moment.

Dann ließ er los…
 


 


 


 

My Heart

Background-Music: "Whisper" von Evanescence

Gedicht, Lied: Meins

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Trügerische Hoffnung
 

Erneut erhebt sich ein Stern aus der Finsternis

– doch sein Licht erstirbt…

Kein Leuchten durchdringt den Nebel.
 

Ich hebe meinen Blick zum endlosen Himmel.

Sehnsüchtig erwarte ich einen schwachen Schein,

obwohl mein Herz schweigt…
 

Gefangen in einem Netz aus Lügen,

merke ich nicht,

was ich mir verschweige…
 

Die Größte aller Lügen:
 

Hoffnung
 


 

Kai fiel, doch er hatte keine Angst.

Eine einzige Sekunde lang schien er in der Luft zu schweben, dann brach er durch die Wasseroberfläche und das eiskalte, schwarze Wasser schlug über seinem Kopf zusammen.

‚Wie in meinen Albträumen’, erkannte er und lächelte leicht, doch in ihm war alles leer.

Dunkelheit und Kälte war um ihn herum, während blasse, kaum erkennbare Luftbläschen aus seiner Kleidung nach oben strömten.

Kai sah ihnen nach, wie sie zerstoben, wenn sie den Schutz, den ihnen sein Körper und seine Kleidung boten, verließen und in die starke Strömung gerieten. Wie sie zerplatzten, in Millionen noch winzigere Bläschen, die das wenige Licht wie ihrem Inneren einfingen und wie eine ganze Galaxie voller strahlender Sterne aussahen…

Doch die ständig wabernden Lichter trieben nach oben und ließen den Jungen allein in der Dunkelheit zurück, die sich als ein stählerner Ring um seinen Brustkorb legte und immer weiter zuzog.

Es war kein schöner Tod, zu ertrinken, dass wusste Kai… Und doch spürte er keine Angst, noch nicht einmal Bedauern, als ihn die starke Strömung letztendlich vollkommen von seinem winzigen Universum blinkender Luftbläschen wegriss.

Alles war unwichtig geworden und er fühlte gar nichts mehr. Das Lächeln auf seinen Lippen erlosch, wurde weggewischt von den eisigen Fluten.

Der Ring drückte stärker zu, versuchte ihm die wenige verbliebene Luft aus den gepeinigten Lungen zu drücken, doch noch hielt er es aus.

Gesichter erschienen in der Dunkelheit und zerfaserten sofort wieder. Kai sah ihnen hinterher, während die Kälte immer tiefer in sein Inneres kroch und ihn vollkommen vereinnahmte.

Das Gesicht seines Großvaters war das Letzte, was er sah…

Es war kalt, hart, voller Hass und Verachtung, doch es tat ihm nicht mehr weh, das zu sehen. Es war bedeutungslos geworden…

Sein Traum wenigstens ein einziges Mal das Gefühl zu haben, eine Familie zu haben, war erloschen. Er hatte ihn schon gehabt, seit er klein gewesen war. Hatte sich nach etwas gesehnt, was er gar nicht kannte und nach dem er sich also eigentlich gar nicht sehnen konnte. Hatte immer auf ein freundliches Wort, eine liebevolle Geste gehofft und war immer und immer wieder enttäuscht worden. Und hatte es immer wieder verdrängt und verzweifelt weitergehofft. Ein einziges Mal eine Familie haben, sich geborgen fühlen, sicher sein, geliebt werden, akzeptiert werden als das, was er war…

Ausgeträumt. Vorbei. Für immer…

Voltaires Gesicht verblasste wie alle anderen vor ihm und ließ nichts als absolute Finsternis zurück…
 

~~~ I lost my way, my heart, my soul ~~~~~

~~~ But first of all I’ve lost control ~~~~~~~
 

~~~ 4. My Heart ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~ I always hide it, ‘cause it’s dark ~~~~~~~

~~~ I want to love but you’re too hard ~~~~~~

~~~ So it’s forever frozen into shining ice ~~~
 

Er wusste nicht genau, warum ihm jetzt, in diesem Moment, wo sein Körper dem Bedürfnis nach Sauerstoff endgültig nachgab, gerade dieses Lied einfiel, das ihn wie ein Fluch zu verfolgen schien, doch es war nun einmal so und ließ sich nicht mehr ändern. Aber wenigstens konnte es ihn dieses Mal nicht mehr erschrecken, denn es würde das letzte Mal sein, dass es in seinem Kopf herumspukte…

Etwas zerbrach tief in seinem Inneren mit einem feinen, kaum wahrnehmbaren, singenden Ton.

Ruhig und ohne Angst öffnete Kai die blassen Lippen und nahm seinen allerletzten Atemzug…

My Soul

Gedicht, Song: Meins

Background-Music: "Hello" von Evanescence (Anfang), "Fenster" von ich+ich (Ab Dojo)

verwendete Lyrics: "Fenster" von ich+ich

Das Gedicht Unstests Schicksal gehoert mir.... Der Rest ist @Fenster@

Sorry an die Leser und die Freischalter

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Unstetes Schicksal
 

Das Wesen der Menschen ist unstet,

es wechselt ohne Unterlass,

ohne Grenzen.
 

Voller Hoffnung

wartet man der Tage,

in denen sich das Schicksal

zu seinen Gunsten richtet.
 

Doch was,

wenn man sich dann auch

bereits verändert hat?
 


 

Kai fiel…

Tyson und die anderen Blader schrien entsetzt auf. Selbst Voltaire hatten sie so eine Grausamkeit nicht zugetraut.

Mit einem lauten Platschen tauchte Kai in das eisigkalte, tiefschwarze Wasser ein und wurde sofort von der starken Strömung mitgerissen. Die Blader rannten an den Rand des unterirdischen Flusses und versuchten ihn noch zu erwischen, doch es war bereits zu spät. Der Junge wurde von den Wassermassen mit durch eine Öffnung im Fels gesogen und verschwand damit aus ihren Blicken.

Voltaire, der das Ganze beobachtet hatte, gestattete sich ein abfälliges Grinsen und drehte sich dann um. Dieses Problem war endgültig erledigt.

Ein schrilles Kreischen ließ sowohl ihn, als auch alle anderen herumfahren. Black Dranzer befreite sich aus seinem Beyblade. Unter großer Anstrengung löste er sich aus dem kleinen Ding, das bisher sein Gefängnis gewesen war, dann warf er den Kopf in den Nacken und schrie.

Allen Anwesenden lief ein kalter Schauer über den Rücken und eine eisige Klaue schien sich um ihr Herz zu legen und zu zu pressen. Nie hätten sie gedacht, solch einen Laut von dieser schwarzen Ausgeburt der Hölle zu vernehmen.

Es war ein Schrei voller Kummer und Verzweiflung, voller Schmerz und Einsamkeit, aber auch Schuld. Ein schrilles Kreischen, dass nur einen einzigen Zweck zu haben schien: Kai zu erreichen.

Blutigrote Tränen, die Stein und Fels zerschmolzen, tropften aus den sonst so eisigen Augen Black Dranzers und brannten sich in alles, was sie berührten. Schwarze Flammen legten sich auf die zerstörten Behälter und die Computer und begannen gierig sie zu zerfressen.

Ein weiterer Schrei voller Schmerz und Verzweiflung verließ die Kehle des wunderschönen, nachtschwarzen Phönix, dann öffnete er seine Flügel und stürzte sich ebenfalls in die eisigen Fluten, seinem Herrn hinterher…

Die Blader sahen ihm benommen hinterher, unfähig zu glauben, dass selbst so ein Dämon trauern konnte.

Tyson spürte, dass ihm Tränen die Wangen hinunterliefen und zu Boden tropften. Kai war tot. Verloren, für immer. Und das, wo er ihnen doch geholfen hatte.

„Warum?“, brüllte er zu Voltaire hinauf, der dem schwarzen Phönix noch immer fassungslos hinterher starrte. „Warum? Warum haben sie das getan? Kai ist… war doch ihr Enkel! Er hat doch alles für sie getan, was sie wollten?“

Voltaire sah ihn an wie ein schmieriges Insekt.

„Er wollte doch nur eine Familie!“, Tyson schluchzte und konnte hören, dass es Max, der ein wenig hinter ihm stand, genauso ging.

Ray versuchte kurz sich zu beherrschen, dann liefen auch ihm Tränen über die Wangen. Eine Familie… Kai hatte sich eine Familie gewünscht…

„Aber warum hast du dir unbedingt IHN ausgesucht? Warum denn niemand anders?“, flüsterte er tonlos.

„Weil Blut dicker als Wasser ist. Und weil für jemanden wie Kai, der sowieso nur schwer Vertrauen fasst, ein Verwandter die einzige Möglichkeit zu sein scheint, eine Familie zu haben“, sagte Hiro und starrte Voltaire an, der sich ab gewandt hatte und nun langsam auf die Treppe zuging, als ob ihn das alles nichts angehen würde.

‚Kai, wenn du doch nur in der Lage gewesen wärst, zu begreifen, dass eine Familie nicht aus Verwandten bestehen muss… Auch Freunde können eine Art Familie sein… Und ich denke, dass hier mehr als einer bereit gewesen wäre, deine Familie zu sein’, er spürte, wie ihm eine einzelne Träne über die Wange lief und wollte sie wegwischen, ließ es dann aber bleiben.

‚Du hast zwar den falschen Weg gewählt, doch dein Traum ist es wert um ihn und um dich zu weinen.“ Hiro lächelte sanft. Kais Traum hatte sie wohl alle überrascht.

Ein berstendes Geräusch hinter ihm ließ ihn zusammenzucken und herumfahren. Schwarze Flammen leckten an Glas, Plastik und Stein. Ihre gewaltige Hitze ließ die Felsen bersten und schmelzen.

„Wir müssen hier raus!“, brüllte Hiro und zog Tala, der neben ihm auf den Boden kniete und fassungslos immer noch auf das schwarze, gurgelnde Wasser starrte, am Arm hoch. Der Russe war bleich und schien verzweifelt, fing sich aber wieder, nach dem ihn Hiro ein paar Mal anbrüllte, und half ihm, die anderen Blader zurück zum Geheimgang zu lotsen.

Hiro war der Letzte und trieb die anderen immer weiter an, bis sie letztendlich in Geheimgang stehen blieben.

Einige Blader ließen sich zu Boden sinken, andere blieben stehen und starrten glücklich ihre wieder gewonnenen Bitbeasts an, nur um sich plötzlich wieder daran zu erinnern, wie sie sie wieder bekommen hatten und wer den Preis dafür gezahlt hatte. Sofort schlug ihre euphorische Stimmung in Niedergeschlagenheit um und ihre Blicke wanderten immer wieder zu den G Revolution, denen immer noch die Tränen über die Wangen liefen. Auch Tala war, nun, nachdem sie vorerst in Sicherheit waren, wieder in seinen apathischen Zustand verfallen und saß wieder dumpf vor sich hin starrend auf dem kalten Felsboden, während seine Teamkameraden recht hilflos um ihn herumstanden und ohne Anführer nicht wussten, was sie tun sollten.

Brooklyn lehnte nicht weit entfernt an einer Wand und weinte stumme Tränen, die auf etwas leicht Schimmerndes hinuntertropften, das er in der Hand hielt. Er fühlte sich so schuldig. Es war seine Schuld, dass Dranzer tot war, dass Kai eine wahre Hölle durchlebt hatte und nun auch noch tot war. Heiße Tränen liefen über seine Wangen und fingen sich auf der goldenen Oberfläche des Kleinods.

Michael trat neben Tyson und seufzte: „Tyson… Ich… Es tut mir Leid.“ Er sah weg. „Es tut mir Leid, dass ich Kai die ganze Zeit so schlecht gemacht habe… Schließlich hat er letzten Endes doch noch die Kurve gekriegt. Und das er jetzt tot ist, tut mir auch Leid…“ Der Junge wünschte sich, es besser ausdrücken zu können, was er fühlte, denn seine Worte klangen selbst in seinen eigenen Ohren schwach und falsch.

Anscheinend sah Tyson das genauso. „Ich bin es nicht, bei dem du dich entschuldigen musst, sondern Kai! Aber da du es sowieso nicht ernst meinst, lass es lieber!“, brüllte er Michael an. Ray, Max und die anderen Mitglieder der G Revolution nickten beinahe eben so zornig. Der Amerikaner verzog sich mit einem schlechten Gewissen zu seinem Team.

„Wir sollten weitergehen“, durchbrach Hiro sie sich ausbreitende, unangenehme Stille.

Die Blader nickten schwach und gingen weiter.

Garland und Robert, die die Führung übernommen hatten, blieben, als sie die große Höhle mit dem unterirdischen Fluss erreichten, plötzlich stehen, sodass die nachfolgenden Blader beinahe in sie hineinliefen.

Ängstlich starrten beide auf einen großen, dunklen Schatten, der sich nahe dem Wasser bewegte und sie leise anfauchte. Die Konturen des unheimlichen Wesens schienen seltsam verwischt und unscharf zu sein und ein leises Rascheln ertönte, wenn es sich bewegte.

„Hiro?“, fragte Hillary zitternd, als die Gestalt noch lauter fauchte, was ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. „Stand in der Familiengeschichte der Hiwataris auch etwas über Schlossgespenster?“

Das Wesen regte sich, öffnete zwei große, schwarze Schwingen und zischte die Blader an, während seine kalten Augen jeden von ihnen kurz streiften und dann zu einer blassen Gestalt zu seinen klauenbewehrten Füßen wanderten. Dunkle Flammen tropften zu Boden, blieben an Steinen und Felsen hängen und tauchten die ganze Szene in ein schwaches, düsteres Licht.

„Black Dranzer!“, entfuhr es Johnny. Tyson und seine Freunde drängelten sich sofort nach vorne.

Der schwarze Phönix zischte erneut, schien aber sehr erschöpft zu sein und ließ die mächtigen Flügel hängen. Nach einem weiteren, kalten Blick in ihre Richtung senkte er den Kopf und betrachtete die bleiche Gestalt zu seinen Füßen.

„Kai!“, schrien Tyson, Ray und Max gleichzeitig und rannten auf ihren Freund zu. Black Dranzers Kopf ruckte sofort hoch. Er fauchte drohend und schnappte mit seinem mächtigen Schnabel nach ihnen. Gleichzeitig barg er den leblosen Körper seines Herrn in den dunkeln Schwingen.

„Bitte. Wir wollen ihm nichts tun. Nur helfen“, versuchte Ray das Bitbeast zu beruhigen. Eisige Augen musterten ihn und die anderen Beiden, schienen bis in ihre Seelen zu dringen und sie zu prüfen, dann wandte der schwarze Phönix den Kopf ab und gab Kais Körper frei.

Sofort waren die Drei neben ihrem ehemaligen Teamkameraden.

Er war bleich, die blauen Striche fast vollkommen weggewaschen und das nasse Haar wirr im Gesicht verteilt. Die Augen waren geschlossen und die Lippen halb geöffnet. Er sah aus, als ob er nur friedlich schlafen würde, doch er atmete nicht und als Ray nachprüfte, fand er keinen Puls.

Kai war tot.

Tyson spürte, wie erneut Tränen seine Augen füllten. „Kai“, flüsterte er. Max neben ihm schluchzte und Ray murmelte irgendetwas von „Das ist nicht fair.“ und hieb mit einer Faust auf den Boden.

Black Dranzer schrie erneut voller Trauer. Selbst er, eines der stärksten und mächtigsten Bitbeasts aller Zeiten, konnte nichts tun um Kai zu retten.

‚Das ist alles meine Schuld’, dachte Brooklyn und schloss die Finger fest um das goldene Objekt in seiner Hand. Während ihm Tränen über die Wangen liefen, bemerkte er, wie sich das Ding in seiner Hand immer mehr erwärmte.

Überrascht öffnete er die Hand und sah es an. Es war ein goldener Stein von ovaler Form, der inzwischen nicht nur richtig heiß war, sondern sogar leicht von innen heraus zu leuchten und zu pulsieren schien. Sein sanfter, warmer Schein wurde immer heller, so dass sich immer mehr Blader zu ihm umdrehten.

Plötzlich wurde der Stein so heiß, dass Brooklyn ihn nicht mehr halten konnte und ihn mit einem leisen Aufschrei fallen ließ. Mit einem hellen Klingen prallte der „Stein“ auf den Boden und rollte zu Tyson und seinen Freunden hinüber. Zarte Risse liefen über die Oberfläche und ein dumpfer, regelmäßiger Herzschlag war mehr zu spüren als zu hören.

‚Das ist kein Stein’, erkannte Brooklyn plötzlich und riss die Augen auf. ‚Das ist ein Ei!“

Mit einem Geräusch, das an das Zersplittern von Kristall oder feinem Glas erinnerte, zerbrach das Ei völlig und gaben eine stetig wachsende Feuerkugel frei. Die goldene Schale zerfiel zu Asche, während der Feuerball immer weiter wuchs und immer mehr Gestalt annahm, bis schließlich ein großer, roter Phönix majestätisch über ihren Köpfen schwebte und die ganze Höhle mit seinem Glanz erleuchtete.

Black Dranzer fauchte hasserfüllt und machte Anstalten ihn anzugreifen, wollte Kais Leiche aber anscheinend nicht allein lassen. Dranzers Blick fiel auf seinen toten Herrn und ein leiser, trauriger Schrei entwich seiner Kehle, während eine einzelne, glänzende Träne wie ein flüssiger Kristall aus reinem Feuer zu Boden tropfte.

Black Dranzer bäumte sich auf und kreischte den roten Phönix an, doch der gab nur einen erneuten leisen Schrei von sich und sah seine dunkles Ebenbild traurig und beinahe bittend an. Der schwarze Phönix sah von Kai zu ihm und wieder auf den Jungen, dann kreischte er und zog sich zurück.

Dranzer breitet seine Schwingen aus und verschwand, wie schon Black Dranzer einmal zuvor, in Kais Körper.

Die Blader beobachteten die ganze Szene sprachlos.

Lange Zeit tat sich gar nichts, dann lief plötzlich ein Zittern durch Kais Körper und er bäumte sich auf. Er begann gequält zu husten und zu würgen und erbrach eine Unmenge von Wasser. Ray drehte ihn rasch vom Rücken auf die Seite, so dass er sich nicht verschluckte oder an dem Wasser erstickte.

Dranzer löste sich wieder von der zuckenden Gestalt des Jungen und schwebte abwartend ein paar Meter über ihm. Auch Black Dranzer rückte wie ein lauerndes Raubtier wieder näher.

Erst nach einer ganzen Weile beruhigte sich Kai wieder und sein Röcheln wandelte sich zu einem normalen Luftholen.

Tyson, Max und Ray widerstanden nur schwer dem Drang ihn sofort vor Freude in die Arme zu schließen und rückten ein Stück weg, so dass er mehr Platz hatte. Die beiden Bitbeasts dagegen waren weniger geduldig. Black Dranzer näherte sich Kai – und prallte mit einem schrillen Kreischen zurück.

Überrascht wandten sich alle Blicke ihm zu. Auch Dranzer versuchte sein Glück, ließ sich vorsichtig neben Kai nieder und berührte ihn sanft mit einem Flügel. Erschrocken schrie er auf, als sich seine Federn zu einem Grau wie frische Asche verfärbten und seine zaghaft ausgestreckten Gedanken nur eisige Leere im Bewusstsein seines Herrn antrafen.

Der Phönix wich zurück und schrie unglücklich.

Endlich, nach ihm so unendlich lang vorkommender Zeit, war er Kai wieder nah und trotzdem wusste er, dass Kai sich nun weiter von ihm entfernt hatte als jemals zuvor. Unerreichbar…

Ein weiterer, verzweifelter Schrei verließ seine Kehle.

Kai richtete sich auf und kam auf die Füße. Erst jetzt nahmen die Blader die Schürfwunden und blauen Flecke wahr, die Kai sich bei seinen Zusammenstößen mit Steinen und dem Grund des Flusses zugezogen hatte. Zusammen mit den Spuren der Behandlung durch Voltaire, gab er kein sehr schönes und gesundes Bild ab.

Doch was die Blader wirklich erschreckte, war der Ausdruck seiner Augen. Sie waren leer und ohne Leben. Dunkel wie zwei bodenlose Gruben und kalt wie ewiges Eis.

Ohne seine Umgebung eines Blickes zu würdigen, ging er an den Bladern vorbei und verschwand Richtung Ausgang. Nur ein Hauch Kälte blieb von ihm zurück und ein verschmiertes Blatt Papier, das ihm wohl aus der Tasche gerutscht war.

Ray hob es auf, überflog es kurz und steckte es dann in seine Tasche.
 

~~~ I lost my way, my heart, my soul ~~~

~~~ But first of all I’ve lost control ~~~~~
 

~~~ 5. My Soul ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

~~~ Was crashed long time ago ~~~~~~~

~~~ Broken since I’ve known ~~~~~~~~~

~~~ These wounds don’t seem to heal ~~~
 

„Zerbrochen“, hörten sie eine dunkle, warme Stimme traurig sagen. „Seine Seele ist zerbrochen… Wenn ich nur mein Versprechen nicht gebrochen hätte. Es ist alles meine Schuld.“
 

Die Sonne neigte ihren Weg langsam gen Horizont und ein lauer Wind strich durch die Bäume und ließ die letzten bunten Blätter zu Boden treiben. Zitternd fanden sie ihren Platz auf der Erde, wurden manchmal noch ein Stück weitergeweht und konnten ihrem endgültigen Schicksal dennoch nicht entkommen. Ein weiterer Teil ihrer Reise hatte begonnen. Der Weg in die Erde, aus der sie einst entstanden waren…

Der Wind drängte weiter, huschte über die Gesichter einer Schar Leute, die im Garten eines Dojo saßen, streichelte beruhigend über ihr Haar und fing sich letztendlich in den feurigen Federn zweier riesiger Wesen.

Die Blader saßen im weichen Gras und hatten ihre Blicke aufmerksam auf den roten Phönix gerichtet, der nur wenige Meter von ihnen entfernt auf einem Flecken verbrannter Erde stand.

Es hatte sie alle überrascht, dass er gestern Nacht, als Kai gegangen war, gesprochen hatte. Der Einzige, dessen Bitbeast bisher ein oder zweimal mit ihm gesprochen hatte, war Tyson und das waren jedes Mal Ausnahmesituationen gewesen.

Black Dranzer kauerte ein Stück abseits, behielt sein strahlendes Ebenbild wachsam im Blick und zertrümmerte ein paar Steine mit seinen Klauen, was ein hässliches, malendes Geräusch verursachte.

Nach den wenigen Worten gestern Nacht, hatte sich Dranzer geweigert zu sprechen und schien seitdem eine Art inneren Kampf auszufechten. Worum es dabei genau ging, wusste keiner der Blader, doch sie hofften alle, dass Dranzer sich zu ihren Gunsten entschied und ihnen mehr erzählte.

Also hatten sie den Rest der Nacht und den darauf folgenden Tag zum Ausschlafen und Kraft tanken genutzt, wobei ihre Blicke aber immer wieder zu den beiden Bitbeasts gewandert waren, die sich weigerten in einem Bitchip oder etwas derartigem zu verschwinden und es sich stattdessen im Garten „gemütlich“ gemacht hatten.

Und nun, wo die Sonne immer weiter unterging, waren die Blader zu ungeduldig geworden und belagerten Dranzer, der sich allerdings immer noch weigerte, sie auch nur zu beachten.

Brooklyn rupfte mit einer Hand einige Grashalme ab und starrte zu Boden. Er hatte immer noch Schuldgefühle. Wegen ihm war Dranzer gestorben.

Matt erinnerte er sich an diesen verfluchten Tag zurück…

Kai hatte ihn besiegt und Brooklyn war außer sich gewesen. Er hatte getobt, gezittert, gebrüllt und es einfach nicht verstanden.

Immer und immer wieder war er in die Beyarena zurückgekehrt, hatte sie sich angesehen, nach Erklärungen gesucht und nie etwas gefunden…

Immer und immer wieder war er denselben Gang hinunter geschritten, hatte sich vor die zerstörte Arena gestellt und nach Hilfsmitteln gesucht, die Kai eingesetzt haben könnte. Doch wie oft er auch suchte oder das Match in Gedanken noch einmal durchspielte, es brachte nichts – nur Frustration und weitere Verwirrung…

Und dann hatte er plötzlich, völlig ohne Grund, einen anderen Gang genommen als sonst. Erst hatte er es nicht bemerkt, denn schließlich sah jeder Durchgang aus wie der andere, doch dann war ihm etwas auf dem Boden aufgefallen. Es war ein kleiner, goldener Stein gewesen, der matt im schwachen Licht des Ganges schimmerte.

Ohne weiter nachzudenken hatte Brooklyn ihn eingesteckt und seitdem immer mit sich herumgetragen…

‚Wenn mir früher aufgefallen wäre, dass es ein Ei war, hätte ich Kai vielleicht retten können…’, dachte Brooklyn und ein weiteres Grasbüschel wurde von seinen Fingern zerrissen.

„Es war nicht deine Schuld…“, hörte er plötzlich eine männliche Stimme, die man einfach nur als warm bezeichnen konnte. Ein blasses Fauchen schien darin mitzuschwingen, wie das Aufflammen eines Feuers, ein Knacken und Knistern wie sich erwärmende Glut, ein Röhren wie von Flammen und das Tosen einer Feuersbrunst… Und doch war sie nicht bedrohlich, sondern klang einfach nur warm, melodisch und beruhigend. Brooklyn spürte, wie die Schuldgefühle von ihm abfielen wie schmelzende Eisbrocken und sich alles in ihm erwärmte.

Er hob seinen Blick und sah direkt in Dranzers weise Augen, die ihn mitleidig und traurig beobachteten.

„Kai und ich kannten das Risiko, also trifft dich keine Schuld. Und dass mein Ei nicht zu Kai gelangt ist, war ein dummer Zufall, für den niemand etwas kann. Also trifft dich keine Schuld…“, Dranzer schrie leise und traurig und Black Dranzer antwortete mit einem gereizten Fauchen.

„Dranzer?“, es kam Ray seltsam vor mit einem Bitbeast zu reden wie mit einem Menschen. Nicht unangenehm oder unpassend, aber seltsam. „Erzählst du uns jetzt, was du mit zerbrochen gemeint hast? Und mit deinem gebrochenen Versprechen?“

Dranzer sah fort und für einen Moment kam es allen so vor, als ob er schweigen wollte, doch dann richtete er seinen Blick wieder auf sie und ein dunkles Seufzen war zu hören. Erst jetzt fiel den Bladern auf, dass sie zwar seine Stimme hörten, sich der Schnabel des gewaltigen Vogels aber nicht bewegte.

„Um euch das zu erklären, muss ich euch zunächst mehr über Kai erzählen…“, sagte er leise. Alle Blader wandten ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu und selbst Black Dranzer hörte auf mit seiner Beschäftigung und heftete den starren, kalten Blick fest auf den roten Phönix.

„Kais Vater kam drei Tage vor Kais Geburt bei einem Autounfall ums Leben. Seine Frau, Kais Mutter, war außer sich vor Trauer und konnte dem Stress nicht standhalten, vor allem, als sich dann auch noch die Presse auf die Geschichte stürzte. Um sie zu schützen, ließ Kais Großvater sie in die Abtei bringen, wo Kai schließlich auch auf die Welt kam. Seine Mutter starb bei der Geburt.

Im gleichen Augenblick wie Kai wurde auch ich geboren…“

Dranzer erinnerte sich zurück: Damals hatte er auch die Form eines kleinen, goldenen Eis gehabt. Kai hatte es in der kleinen, aber kräftigen Hand gehalten und seine Wärme genossen. Die einzige Wärme, die ihm die ersten Jahre seines Lebens zuteil wurde. Man hatte versucht dem Neugeborenen das seltsame Ding wegzunehmen, doch das goldene Ei war zu heiß für sie gewesen und hatte ihr Fleisch verbrannt. Schon damals, in den ersten Tagen seines Lebens, hatte Kais Seele die ersten Verletzungen davongetragen, als man ihn kaum beachtete hatte und ihm jede Wärme und Liebe vorenthalten hatte. Ohne dieses warme, goldene Ei, das er nie losließ, wäre er vermutlich schon damals vor Einsamkeit und fehlender Zuwendung gestorben…

„Kai wuchs in Russland, nahe der Abtei, auf. Als er drei war, bekam er seinen ersten Beyblade und ich wurde sein Bitbeast und konnte ihn endlich richtig unterstützen. Am nächsten Tag wurde Kai in die Abtei gebracht und dort ausgebildet.

Kai war damals ganz anders als heute…“

Erinnerungen an damals zuckten durch Dranzers Geist und Trauer und Schmerz stiegen in ihm hoch.
 

~~~+~~~
 

Du fühlst dich hässlich und klein

Ein alter, grauer Stein, im Dunkeln und allein und traurig

Verwirrt und verkehrt, ganz unten und nichts wert

Von niemandem begehrt und traurig
 

~~~+~~~
 

Kai stand in seiner Wohnung und blickte sich aus leeren Augen um…

Doch in Wahrheit sah er gar nichts.

Aus reiner Gewohnheit wechselte er seine Kleidung, ging ins Bad und erneuerte die Dreiecke auf seinen Wangen. Warum er das tat, hatte er vergessen, er wusste nur, dass er es immer machte und deswegen tat er es auch heute…

Sein Blick fiel auf den Spiegel und glitt über sein Spiegelbild, ohne es zu erkennen. Das Einzige, was er sah waren zwei rötliche, dunkle Augen, die wie lichtlose Höhlen wirkten, ohne Feuer, ohne Stolz, ohne Leben…
 

~~~+~~~
 

Von dir selbst getrennt, in Licht, das nicht mehr brennt

ohne Happy-End und traurig
 

~~~+~~~
 

Kai wandte sich ab und verließ seine einstige Wohnung…
 

~~~+~~~
 

Ein verlorener Sohn, ohne Religion

Ein hohler, dumpfer Ton und traurig
 

~~~+~~~
 

Dranzer sah wieder auf seine geduldigen Zuhörer und fuhr fort:

„Als Kai acht war, wurde Black Dranzer erschaffen. Er war sofort fasziniert von ihm und schlich sich in der Nacht zu ihm und stahl seinen Blade…

Doch er war zu jung und zu schwach um ihn zu kontrollieren und er Black Dranzer verbrannte sein Innerstes.“

Black Dranzer ließ aus seiner Ecke einen seltsam dumpfen Ton hören, den niemand genau deuten konnte.

„Er verlor damals die Erinnerung an das Geschehene, doch Voltaire hielt es trotzdem für besser, ihn zu sich nach Japan zu holen…“

Wieder erinnerte sich Dranzer an diese furchtbare Zeit und den Zustand, in dem sich Kai damals befunden hatte. Er war seiner heutigen Verfassung sehr ähnlich gewesen. Doch damals hatte Kai ihn wenigstens noch an sich heran gelassen…
 

~~~+~~~
 

Wer hat dich betrogen, so dermaßen belogen und gelähmt

Dich so klein gemacht und total beschämt

Wo ist deine Schönheit, deine Phantasie, dein inneres Licht

Wo ist deine Energie
 

~~~+~~~
 

Die beiden Bilder verschwammen, wurden unscharf und für einen Moment gewann Dranzers Trauer die Oberhand. Wenn er es damals doch nur hätte verhindern können, oder wenigstens heute. Aber er hatte es nicht geschafft und hatte hilflos mit ansehen müssen, wie Kai Zugrunde gerichtet wurde und hatte im Nachhinein nur den Schaden mindern können…

Die Erinnerungen taten ihm weh…
 

~~~+~~~
 

Es tut mir weh, dich so zu sehen

Du stehst am äußersten Rand

Völlig leer, kannst kaum noch stehen

Du hast nichts mehr in der Hand

Wer hat dich so gelähmt

Wer hat dich so beschämt
 

~~~+~~~
 

„Und was ist jetzt mit dem gebrochenen Versprechen?“, fragte Max leise, als das große Bitbeast nicht mehr weiter sprach.

„Als ich damals sein Bitbeast wurde und wir uns das erste Mal wirklich richtig gegenüberstanden, habe ich ihm versprochen, ihn zu beschützen… Dieses Versprechen habe ich nie halten können. Kai wurde immer wieder verletzt, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Aber das hat mir Kai immer wieder verziehen, egal wie sehr er gelitten hat und egal, wie sehr seine Seele daran zerbrach… Solange ich nur mein zweites Versprechen hielt, ihn nie allein zu lassen. Aber auch das habe ich letztendlich gebrochen und nun ist Kais Seele endgültig zersplittert…

Kai hatte noch nie eine heile Seele… Sie war schon immer verletzt und im Laufe der Zeit wurde sie immer stärker zerstört, doch solange ich bei ihm war, haben wir es immer irgendwie geschafft sie zusammen zu halten. Aber jetzt…“
 

~~~+~~~
 

Von niemandem gewollt, vom Schicksal überrollt

Ohne Mut und Stolz und traurig

Wie der letzte Dreck, für immer im Versteck

Ohne Sinn und Zweck und traurig
 

~~~+~~~
 

Kai stand auf dem Hochhaus und blickte auf die Stadt hinunter…

Die Welt drehte sich weiter, auch wenn er stillstand. Ein leises Miauen erklang hinter ihm und eine kleine, graue Katze tapste langsam auf ihn zu.

Der Junge drehte sich um und blickte aus leeren Augen auf sie herab.

Die Katze machte einen Buckel, ihre Haare richteten sich auf und sie fauchte ängstlich. Das war nicht ihr Freund, der ihr immer Milch brachte und an den sich die Straßen katze schon fast vollkommen gewöhnt hatte.

Dieses Wesen da vor ihr war nur leer und kalt. Es lebte schon gar nicht mehr richtig…

Die graue Katze drehte sich um und war mit wenigen Sätzen verschwunden.

Kai kümmerte das nicht.

Langsam ging er auf die Tür zum Treppenhaus zu und verließ das Dach…
 

„Und was wird nun aus Kai?“, fragte Tyson aufgebracht und sprang auf.

Dranzer sah fort: „Kai wird sterben. Ohne Seele kann man nicht leben. Er wird noch einmal alle Orte aufsuchen, die ihm etwas bedeutet haben und dann wird der letzte Rest seiner Seele endgültig verschwinden und er wird sterben…“

„Aber wir müssen doch irgendetwas tun können…“, begehrte Tyson auf.

„Wenn ich an ihn rankäme, könnte ich versuchen ihn zu retten, aber er weist mich ab. Er vertraut mir nicht mehr und lässt mich nicht mehr in seine Seele…“, sagte Dranzer traurig und ein schimmernde Feuerträne tropfte zu Boden.
 

Kai war auf dem Weg zu seinem allerletzten Ziel.

Über ihm trieben einige, dunkle Blätter im Wind, suchten nach ihrem letzten Ruheplatz und wurden in Wahrheit doch nur willenlos von den Böen mit sich gerissen…

Plötzlich rannte jemand in Kai hinein.

„Entschuldigung“, sagte ein kleines Mädchen mit dunkler Haut, aber hellem, ockerfarbenen Haar. Kai blickte sie aus leeren Augen an, hatte noch nicht einmal realisiert, was eben vorgefallen war.

Das Mädchen sah ihn an und legte den Kopf leicht schief. Ihr Blick wurde traurig, als sie seine Augen sah: „ Du tust mir Leid. Wenn man so viel Schmerz in seinem Innern trägt, sollte man weinen. Das hilft immer und lindert den Schmerz.“

Kai sah sie verständnislos an, der Blick kalt und unverändert leer, dann ging er weiter, ohne zu bemerken, dass ihm das kleine Mädchen noch lange nachsah und für ihn weinte…
 

~~~+~~~
 

Völlig abgedreht, erloschener Komet

Ein menschliches Paket und traurig
 

~~~+~~~
 

„Kannst du ihn denn nicht einfach zwingen, dich in seine Seele zu lassen?“, fragte Ray verzweifelt. Dranzer schüttelte den Kopf: „Das wäre eine Möglichkeit, aber dafür bin ich nicht stark genug…“

Plötzlich zerriss eine schrille, raue Stimme die Luft. Auch sie war voller Feuer, doch es war zerstörerisch und heiß, brannte sich in die Gedanken der Blader und ließ sie zusammenzucken. „Helfen… Zusammen…“

Ein Kreischen erklang und Black Dranzer landete neben Dranzer und fauchte ihn an. Immer wieder waren einzelne Wortbrocken zu hören, die der schwarze Phönix mühsam herausquälte: „Zusammen… Stark… Kai… Schützen… Kai…“

Max hielt sich die Ohren zu als Black Dranzer schrill kreischte und mit seinen zuckenden Klauen den Boden aufriss. „Was zum Teufel will er?“, brüllte er gegen die durchdringenden Schreie an.

Black Dranzer wandte sich ihm zu und fauchte bösartig: „Kai…“

Dranzer sah ihn an und die Blader glaubten leichte Überraschung in seinem Blick zu erkennen: „Er will helfen.“

Der schwarze Phönix kreischte zustimmend. Offensichtlich waren seine Sprachfähigkeiten stark beschränkt.

„Kann er nicht erstmal die Klappe halten?“, fragte Daichi stöhnend.

Black Dranzer fauchte noch einmal, war dann aber still. Ungeduldig krallte er seine Klauen in den Boden und öffnete immer wieder leicht die schwarzen Schwingen. Neben ihm schwelten bereits einige Grasbüschel vor sich hin.

„Glaubst du ihm?“, fragte Hiro Dranzer, als sich alle von den schrillen Schreien erholt hatten.

Der rote Phönix nickte und von Black Dranzer kamen erneut einige Wortfetzen: „Zerstört… Helfen… Leid… Kai… Helfen.. Zusammen…Kai…“

„Er bereut, dass er Kais Seele damals so schwer verletzt hat. Deswegen hat er ihn auch dieses Mal verschont. Er hat Kais Erinnerungen gelesen und seine Seele gesehen und dadurch hat sich sein Ziel geändert“, übersetzte Dranzer und Black Dranzer nickte zustimmend.
 

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Auf niemand ist Verlass, die Welt ist voller Hass

Dein Leben ist echt krass und traurig
 

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Hiro nickte, während die meisten Blader eher skeptisch guckten: „Er wollte nicht mehr die Kontrolle über ihn, sondern hat versucht ihn zu beschützen. Deswegen hat er sich auch zuerst geweigert diese eine Attacke einzusetzen.“

Dranzer nickte: „Und jetzt will er wieder mit mir verschmelzen, weil das die einzige Möglichkeit ist, Kai vielleicht noch zu retten.“

„Moment mal! Wieder?“, fragte Michael überrascht.

Dranzer nickte: „Black Dranzer und ich waren mal ein Wesen. In der Abtei hat man ihn sozusagen von mir abgespalten… Erst ist also mehr oder weniger meine böse Seite, aber unsere Ziele stimmen trotzdem überein: Wir wollen Kai beschützen. Selbst wenn Black Dranzer dafür wieder mit mir verschmelzen muss…“

Black Dranzer fauchte unwillig. Offenbar hielt er sich für das Original und Dranzer für den abgespaltenen Teil.

„Aber ich bin mir nicht sicher, ob unsere Kraft dann tatsächlich ausreicht um Kai zu überwinden… Und ob wir allein in der Lage sein werden, ihm zu helfen…“, Dranzer seufzte und eine weitere Träne verglühte noch ehe sie den Boden berührte. Black Dranzer kreischte wieder markerschütternd, erhob sich in die Luft und schoss auf Brooklyn zu, der verängstigt ein Stück zurückwich: „Er… Helfen… Kai…“ Dann wandte er sich den anderen Bladern zu, hieb mit seinem Schnabel nach Tyson, fauchte Ray an und versuchte mit einer seiner Klauen Max am T-Shirt zu erwischen: „Sie … mitkommen… helfen… Kai….“

Wütend, aber die Augen voller erschreckender Intelligenz, die man dem schwarzen Bitbeast auf Grund seines Verhaltens und seiner mangelhaften Sprachfähigkeiten nicht zutraute, starrte er Hiro an und zischte unwillig: „Du auch… Aufpassen… Kein Unsinn... Dumme Kinder…“

Auf die Gesichter einiger Blader stahl sich ein Schmunzeln oder sogar ein vorsichtiges Grinsen, während auf Tysons Gesicht Entrüstung zu sehen war: „Hey! Wir machen schon keinen Unsinn! Schließlich wollen wir Kai retten und ihm nicht noch mehr Schaden zu fügen!“

Black Dranzer zischte ihn kalt an und Tyson war sofort still…

Brooklyn hob vorsichtig eine Hand: „Und was habe ich dabei zu tun?“

Dranzer sah ihn mit seinen dunklen, unergründlichen Augen an: „Du kennst deine Fähigkeiten. Du wirst uns helfen und uns deine Kraft leihen… Wir brauchen Tyson, Ray und Max. Kai mag sie sehr, auch wenn er es nie zugeben würde… Sie können uns helfen.“

Die Drei nickten entschlossen.

Plötzlich erhob sich Black Dranzer in die Luft. Sein starker Flügelschlag riss alle in seiner Nähe um und drückte sie zu Boden. Mit einem schrillen Schrei stürzte er auf Dranzer zu. Noch im Flug wurde er zu pechschwarzen Feuerkugel, die einen Schweif aus grünen Flammen hinter sich herzog. Auch Dranzer hob vom Boden ab und wandelte sein Aussehen in einen roten Feuerball, um den gelbe Flammen züngelten.

Beide Bitbeasts trafen aufeinander und die lautlose, aber funkensprühende Explosion blendete alle. Als das gleißende Licht endlich wieder verblasste und die Blader ihre tränenden Augen wieder öffneten, schwebte nur noch Dranzer in der Luft.

Er war doppelt so groß wie zuvor und glühte in einem warmen, beruhigenden, aber auch einschüchternden Licht. Sein Aussehen hatte sich nicht verändert, doch seine Aura war voller neuer Macht und Stärke, Stolz und einer stummen Drohung an all seine Gegner. Majestätisch ließ er sich wieder auf dem Gras nieder und sah auf die Blader herab. Sein Blick hatte sich etwas verändert, war distanzierter und reservierter geworden und enthielt nicht mehr so viel Mitgefühl wie zuvor.

Auch als er seine Stimme erhob und sprach, war sie zwar immer noch sanft, aber in ihr lagen unausgesprochene Drohungen, Versprechen von Feuer und Zerstörung, züngelnden Flammen und Gnadenlosigkeit.

„Nun werden wir warten müssen“, sagte das Bitbeast und schloss seine Augen. ‚Kai, ich werde alles tun um dich zu retten. Ich lasse dich nie wieder im Stich.’
 

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Es tut mir weh, dich so zu sehen

Du stehst am äußersten Rand

Völlig leer, kannst kaum noch stehen

Du hast nichts mehr in der Hand

Wer hat dich so gelähmt

Wer hat dich so beschämt

Wo ist deine Energie
 

~~~+~~~
 

Während die anderen Blader sich wieder ins Gras setzten und stumm warteten, ging Tala in die Küche des Dojo um sich etwas zu trinken zu holen. Sein Blick wanderte zum Fenster und er beobachtete die Sonne, die nur noch halb zu sehen war. Um sie herum leuchtete der Himmel blutrot, ihr Licht dagegen war golden und schien alles in Feuer zu hüllen.
 

~~~+~~~
 

Aus meinem Fenster seh ich, wie die Sonne untergeht

Und der Himmel färbt sich rot
 

~~~+~~~
 

Plötzlich glitt Tala das Glas aus der Hand und es zerschellte mit einem durchdringenden Klirren auf dem Boden.

Eine dunkle Gestalt hatte sich vor die Sonnenscheibe geschoben. Das silbrige Haar schimmerte wie blutüberströmt, das Gesicht war im Schatten, der weiße Schal wehte wie ein lebendiges Wesen aus goldenem und roten Feuer im Wind, der hoch am Himmel leuchtende Wolken über den Horizont jagte.
 

~~~+~~~
 

Aus meinem Fenster sehe ich, wie die Welt sich weiterdreht

Und der Himmel färbt sich rot
 

~~~+~~~
 

Tala stürmte hinaus zu den anderen: „Er ist da!“

Er hielt nicht an um auf sie zu warten, sondern stürzte aus dem Garten auf die Straße.

Kai kam langsam auf ihn zu, eine einzelne, eiskalte Gestalt in warme, goldene Flammen getaucht und mit heißem Blut gekrönt, während die leeren Augen unerreicht vom Licht blieben.

Um ihn herum waberten die hellen, goldenen Strahlen der Sonne und sein Schatten zeichnete sich dunkelrot vor ihm ab, doch er selbst schien ein eisiger Fremdkörper in diesem warmen Bild zu bleiben.
 

~~~+~~~
 

Wo ist deine Energie

Es tut mir weh, dich so zu sehen

Du stehst am äußersten Rand

Völlig leer, kannst kaum noch stehen

Du hast nichts mehr in der Hand
 

~~~+~~~
 

Tala krampfte sich bei seinem Anblick alles zusammen. „Kai“, flüsterte er leise.
 

~~~+~~~
 

Es tut mir weh, dich so zu sehen

Es ist noch gar nicht lange her

Da warst du stark, da warst du schön

Du warst der Felsen im Meer

Wer hat dich so gelähmt

Wer hat dich so beschämt
 

~~~+~~~
 

„Kai…“
 

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Da ich für zwei Wochen nicht da bin, lad ich gleich mehrere Chaps hoch und hoffe, dass sie innerhalb dieser Zeit ongestellt werden...

Bitte mein Weblog anschauen...
 

*Dranzer-Fähnchen schwenk*

Und trotzdem Kommis schreiben...

Welcome to my private hell

Background und Lyrics: "My puzzle of dreams" von Vanilla Ninja

Hab ich sonst noch was dazu zu sagen?

Nein...

Außer, dass ihr hoffentlich viel Spaß beim Lesen haben werdet...^^

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Kai stand im goldenen Licht der untergehenden Sonne und blickte sie aus leeren Augen an. Keine Regung war auf seinem Gesicht zu sehen, kein Zeichen, dass er sie erkannte oder überhaupt wahrnahm.

Während die Welt um ihn herum in reinigenden Flammen zu stehen schien, blieb er dunkel, eine Gestalt aus Kälte und Leere…

Eine einzelne, einsame Puppe ohne Sinne und Seele, die immer näher auf einen Abgrund ohne Wiederkehr zustrebte…

„Kai“, sagte Dranzer leise und alle Aggressivität war aus seiner warmen, sanften Stimme verschwunden und hatten nur Trauer, Schmerz und Zuneigung zurückgelassen.

Brooklyn, der nur wenige Schritte von dem flammenden Phönix entfernt stand, spürte plötzlich, wie ihn ein mächtiger Flügel an der Schulter berührte und seine Kraft aus ihm herauszog.

Keuchend ging der Junge in die Knie, als ihm plötzlich eine gewaltige Menge Energie entzogen wurde. Garland und Mystel sahen ihn überrascht an und hockten sich neben ihn um ihn zu fragen, was los war, da blitzte plötzlich ein Licht auf, wie von einer kleinen Explosion.

Alle Blader kniffen die Augen zusammen, um sie vor dem blendenden Schein zu schützen und als Tyson, Ray, Max und Hiro sie wieder öffneten – waren sie an einem vollkommen fremden Ort…
 

Rauch lag in der Luft und erschwerte ihnen das Atmen, biss in ihren Augen und ließ sie tränen. Der Boden, auf dem sie standen, bestand aus unangenehm warmen, pechschwarzem Stein, der seltsame, wellenförmige Formationen bildete, die an erstarrte Lava erinnerten. Ray streckte zögerlich eine Hand danach aus und fühlte eine glatte, glasartige Oberfläche unter den Fingern, die leicht zu pulsieren schien.

Max sah sich um und entdeckte breite Risse und Schluchten, die sich quer durch die erhebungslose Landschaft zu ziehen schienen und von innen heraus blutig rot leuchteten. Die Ränder der Schluchten waren zackig und scharfkantig und dann und wann erbebte die Erde mit einem Laut, der an ein qualvolles Stöhnen erinnerte, und die Spalten und Einschnitte wurde breiter.

Tyson ging vorsichtig ein paar Schritte weiter und legte vorsichtig die Hand auf eine geborstene Säule aus pechschwarzem Kristall, die inmitten ihrer Splitter auf dem Boden lag. Die Oberfläche des Gebildes war schartig, voller scharfer Ecken und Spalten, und eiskalt.

Tyson hatte das seltsame Gefühl, solch ein Gebilde schon einmal gesehen zu haben.

Suchend sah er sich um und erblickte noch mehr zerstörte Kristallpfeiler, die sich kaum noch von dem dunkeln Untergrund abhoben.

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen…

„Ich war hier schon mal“, flüsterte er überrascht und erschrocken.

Die anderen Drei wandten sich ihm zu: „Wann? Und wo sind wir überhaupt?“

Tyson starrte auf die zerstörte Säule zu seinen Füßen: „Als ich damals gegen Kai gekämpft habe, waren wir für einen kurzen Moment hier. Aber damals sah es hier etwas anders aus… Nicht sehr viel anders, aber zumindest etwas…“ Er deutete auf den Kristall: „Diese Säulen hier waren noch heil und hatten eine andere Farbe-„

„Nein“, unterbrach ihn eine Stimme. „Diese Säulen hier sind schon seit langer Zeit zerstört. Du warst damals in einem anderen Teil von Kais Seele… In dem kleinen Teil, der damals noch halbwegs heil war“, sagte Dranzer, der plötzlich hinter ihnen aufgetaucht war. Eine flammende Träne tropfte zu Boden und wurde gierig von dem schwarzen Stein absorbiert. Für einen kurzen Moment schien er sich zu verändern, heller zu werden, doch dann erlosch der blasse Schein wieder.

„Ihr habt damals unbewusst so viel Kraft aufgebracht, dass Kai euch zufällig für einen kurzen Moment hierher versetzt hat. Es hätte genauso gut passieren können, dass ihr ein paar Sekunden in deiner Seelenwelt verbracht hättet, Tyson, aber es kam nun einmal anders…“, sagte Dranzer und seufzte.

„Heißt das jeder Mensch hat so einen Ort irgendwo in sich?“, fragte Max verwundert. Es würde ihm gar nicht gefallen, so einen ungemütlichen, beängstigenden Platz sein Eigen nennen zu können.

„Ja, aber bei jedem sieht er anders aus, abhängig von der Persönlichkeit und der Verfassung des Menschen“, antwortete Dranzer und eine weitere Träne fiel schimmernd zu Boden.

Mit einem lauten Krachen brach der Rand einer Spalte ab und fiel hinab in die blutigroten Tiefen.

Als ob dieser Laut ein Kommando gewesen wäre, war plötzlich lauter Donner zu hören und grelle, rote Blitze zuckten über den von dunklen Wolken verhangenen Himmel. Klebrige, lauwarme Tropfen fielen herab und blieben als schwarze Schlieren auf der Kleidung der vier Menschen hängen.

Dranzer schrie voller Trauer und Verzweiflung: „Selbst sein Himmel hat sich verdunkelt!“

Auch Tyson sah hinauf. Die samtig schwarzen Weiten voller strahlender Lichter waren verschwunden und keine Feuerkugel erhellte mehr die hier ewig herrschende Nacht.
 

~~~*~~~
 

Raindrops falling down from the sky

Feeling empty inside

Searching for reasons to hold on

No one sees the struggle in me

Or the wounds that won’t heel

Victim of choices that I’m making
 

~~~*~~~
 

Ein lautes Bersten ließ sie herumfahren. Nicht weit von ihnen entfernt hatte sich eine weitere Spalte verbreitert.

„Wir sollten weitergehen… Ich werde euch führen“, sagte Dranzer besorgt und erhob sich in die Lüfte. Der schwarze Regen verdampfte in seiner Gegenwart und die Wolken gerieten in Bewegung.

Hiro hörte nicht auf ihn, sondern trat vorsichtig an den Rand der Schlucht und sah hinab. Die Wände des Abgrunds waren blutig rot und leuchteten in einem schwachen Schein, doch das Licht verlor sich schon nach wenigen Metern und ließ nichts als alles verschlingende Dunkelheit zurück.

„Diese Einschnitte… Das sind Wunden, oder?“, fragte er den riesigen Phönix der ungeduldig über ihren Köpfen kreiste. „Ja. Wunden, die andere Menschen Kais Seele zugefügt haben. Und nun zerbricht sie daran. Wie sollten fort, die Dunkelheit steigt…“, hörte Hiro die Antwort des Bitbeasts so nah, als ob es direkt neben ihm stehen würde. Erneut starrte er hinunter in die Tiefe und tatsächlich schien die Schwärze an den Wänden hinauf zu kriechen.

Schnell wandte er sich ab und folgte mit den anderen Dranzer, der sie über die Ebene aus schwarzem Stein führte.
 

~~~*~~~
 

Welcome to my puzzle of dreams

Baby welcome to my heart

Trying hard to find pieces

In this puzzle of dreams

Fighting way out of the dark

Meet my puzzle of dreams
 

~~~*~~~
 

Immer wieder tauchten zerborstene Kristallsäulen und Schluchten vor ihnen auf. Spuren der Zerstörung und Verwüstung säumten ihren Weg.

Aus mehreren Spalten kroch Dunkelheit wie pechschwarzes Wasser und versuchte gierig ihre Füße zu erwischen und sie hinab in ihre Tiefen zu ziehen. Die Finsternis schien sie zu verfolgen, während um sie herum Kais Seele immer mehr zerbrach. An einer Stelle stießen sie auf eine weite Fläche, auf der schwarze Feuer wüteten und der Boden gleich rotglühende Lava immer in Bewegung war.

Kaum hatten sie einen weiten Bogen um diese Flammenhölle gemacht und hatten sich etwas davon entfernt, sahen sie noch einmal zurück, nur um zu sehen wie die Brände einfach so von einer Welle Dunkelheit verschluckt wurde.

Spätestens jetzt wurde den vier Menschen endgültig klar, dass das hier ein Wettlauf war und sie bemühten sich Dranzer noch schneller zu folgen.

Ihr Ziel tauchte so plötzlich vor ihnen auf, dass sie beinahe in es hineingerannt wären. Von einem Moment auf den anderen erschien ein Palast aus glänzendschwarzem Eis vor ihnen. Majestätisch ragte er vor ihnen auf, die meterdicken Mauern ohne Fenster oder irgendeine Öffnung. Vollkommen glatt und zu kalt, um ihn zu berühren trotzte er dem glühenden Boden und dem warmen Regen und schien es schon seit tausenden von Jahren getan zu haben.

Ray sah keuchend zu den wuchtigen Türmen und abweisenden Zinnen hinauf, die ganz sicher vor ein paar Sekunden noch nicht hier gewesen waren. An diesem Ort folgte wohl gar nichts den Naturgesetzen…

Niemand brauchte ihm oder den anderen zu sagen, dass das hier Kais letzte Zufluchtsstätte war. Dranzer hielt sich nicht lange mit dem Betrachten der Fassade auf sondern glitt einfach durch die Wand hindurch. Als Max eine Hand nach dem schimmernden Eis ausstreckte, verschwand auch seine Hand einfach in der Mauer. Entschlossen ging er durch die so fest und undurchdringbar scheinende Wand und erblickte einen langen Gang voller schwarzer, leicht spiegelnder Wände.

Obwohl es keine Fenster oder sonstige Lichtquellen gab, herrschte hier eine trübe Dämmerung, die es ihnen ermöglichte ihre Umgebung zu erkennen.
 

~~~*~~~
 

Pictures spinning round in my head

Feels that I’m almost there

But when I reach out it falls apart

In my mind I know what is real

Feel the power in me

Inside of my heart I have it all
 

~~~*~~~
 

Als sie zwischen die schwarzen Spiegel traten, erschienen Schatten und Schemen auf ihrer Oberfläche und folgten all ihren Bewegungen.

Eingeschüchtert und sich in die Mitte des Ganges drängend, folgten sie dem Gang immer tiefer ins Innere der eisigen Burg, während wispernde Stimmen ihnen unverständliche Worte zuflüsterten.

Die Spiegel zeigten immer klarere Bilder, je weiter sie kamen…

Bilder aus Kais Leben, wie er stark gewesen war, durchgehalten hatte, gewonnen hatte…

Doch je weiter die Vier gingen, desto mehr wandelten sich die Szenen, zeigten Schwäche und Angst, Versagen, Schmerz, Einsamkeit.

Die Stimmen um sie herum wurden klagend und auch wenn ihre Worte immer unverständlich blieben, so verstanden die Vier doch, dass sie ihnen zu sagen versuchten, dass Kai längst nicht so stark war, wie er ihnen immer glauben machen wollte…

Während einige Spiegel immer wechselnde Bilder zeigten, blieben auf einigen die Szenen immer die gleichen und als die Blader noch tiefer in den Eispalast vordrangen, begannen sie zu spüren, was in den jeweiligen Situationen in Kai vorgegangen war.

Wie durch einen Schleier konnten sie Kais Gefühle wahrnehmen, die meist sehr gegensätzlich waren. Da war Mut und zugleich Angst, Hass und Liebe, Sehnsucht und Abneigung, Freundschaft und Furcht, Verachtung und Respekt und immer wieder Verwirrung, Unverständnis und Schmerz…
 

~~~*~~~
 

When the hopes keep on fading

All the pieces I’m saving

Remind me that I am strong enough to

Make my puzzle of dreams
 

~~~*~~~
 

Und plötzlich endete der Spiegelgang und sie traten hinaus in einen weiten Saal. Dranzer schwebte in der Mitte und erleuchtete alles mit seinen züngelnden Flammen, doch die schwarzen Wände schienen das Licht einfach zu schlucken und die von dem Phönix ausgehende Wärme zu absorbieren und durch klirrende Kälte zu ersetzen.

Zitternd traten die vier Menschen in den Kern von Kais Eispalast, mit dem festen Vorsatz, ihr Möglichstes zu versuchen, um dessen Besitzer doch noch zu retten.

Und schon nach wenigen Schritten erblickten sie Kai…

Dranzer und Kai

Background + Lyrics: "Etwas zerstört" von Rosenstolz

>>>+<<< = Flashback

~~~*~~~ = Lyrics
 

Ich liebe diesen Song. Ich hab beim ersten Hören sofort an Kai und Dranzer gedacht. *Dranzer-Fähnchen schwenk*

*smile*

Noch ein Chap bis zu meinem Exilog *smile*
 

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VI. It never heals

I never find peace

I walk alone

And hope for tears

There in the dark

No loving heart

No face so smart

Only words, too hard
 

I lost my way, my heart, my soul

But first of all, I’ve lost control
 


 

Inmitten des schwarzen Saals stand ein riesiger, bläulich schimmernder Eiskristall, klarer als Glas und leicht von Innen heraus leuchtend.

Und in dieser kristallenen Säule ruhte Kai.

Die Vier hielten bei seinem Anblick die Luft an.

Er trug andere Sachen als sonst, ein helles Oberteil und eine gleichfarbige Hose, was ihn noch blasser als sonst erscheinen ließ. Sein Gesicht war ohne die blauen Streifen weiß wie Schnee und er wirkte sehr zerbrechlich, die Augen waren sanft geschlossen, die silbrig schimmernden Haare hingen ihm leicht ins Gesicht und schmiegten sich an die seltsam weich wirkenden Züge.

Wie ein Prinz aus Eis und Schnee ruhte er aufrecht in dem hellblauen Eis, ein Bild voller Ruhe, Schönheit, Anmut und Verletzlichkeit…

Mit einem Makel.

Zahlreiche Wunden zogen sich über seinen Körper und hatten blutige Flecken auf der einstmals reinen Kleidung hinterlassen. Die Blader begriffen gleichzeitig, dass jede dieser Verletzungen eine Wunde in Kais Seele bedeutete.

Ein plötzlicher Schimmer zog über die schwarzen Wände und sie wurden klar…

Die weite Ebene um den Eispalast versank in Dunkelheit, während rote Blitze über den gequälten Himmel zuckten.

„Kai“, flüsterte Dranzer und berührte den leuchtenden Kristall.

Die Gestalt im Innern öffnete langsam die Augen…

Die Rubine waren ohne Glanz, das ewige Feuer erloschen, nur Schmerz schien in diesen dunklen, aber wunderschönen Teichen aus Blut zu existieren, die so einen krassen Gegensatz zum restlichen Erscheinungsbild dieses Eisengels bildeten.

„Dranzer…?“, ein Flüstern wehte durch den Raum. Matt und schüchtern. Kai hatte seine Lippen nicht bewegt und doch konnte dieses ungläubige Wispern nur von ihm stammen.
 

~~~*~~~
 

Und langsam kommt es näher

Fast wie für uns gemacht

Kann endlich wieder sehen

Nach ewig langer Nacht
 

~~~*~~~
 

„Es ist schön, dass du da bist…Dranzer… Dann muss ich nicht alleine versinken…“

Kai regte sich nicht, doch seine Augen schienen traurig zu lächeln.

„Kai“, Dranzer lehnte seinen Kopf gegen das Eis und blickte den Jungen sanft an. „Du musst nicht versinken. Ich bin hier um dich zu retten…“

Die roten Augen zerbrachen beinahe an einem plötzlich aufwogenden Schmerz und der Himmel draußen glühte blutrot auf: „Warum sollte ich dir glauben? Du hast dein Versprechen gebrochen… Du hast mich allein gelassen!“

Das Bild der Wände änderte sich, zeigten Szenen der Vergangenheit, von endlosem Weiß und klirrender Kälte….
 


 

>>>+<<<
 

Ein kleiner Junge stand in einem tief verschneiten Garten und schaute zum dunkelgrauen Himmel empor, von dem winzige Schneeflocken fielen.

Er trug eine viel zu große, weinrote Jacke und einen überlangen, weißen Schal über einem dünnen T-Shirt und einer etwas zu großen Hose, ansonsten war er dem beißend kalten Wind ungeschützt ausgeliefert.

Er konnte nicht viel älter als drei Jahre sein, doch die viel zu alt erscheinenden, rubinroten Augen unter dem strubbeligen Silberhaar und die Narben, die sich quer über das weiße Gesicht und die halb in den Ärmeln verborgenen Hände zogen, zeugten davon, dass der kleine Junge in seinem kurzen Leben vermutlich schon mehr hatte durchmachen müssen, als andere Menschen in Jahrzehnten.

Mit einem sehnsuchtsvollen Blick verfolgte er die winzig kleinen Kristalle auf ihrem Weg zum Boden und seine Augen leuchteten jedes Mal, wenn ein eisiger Windstoß sie davon trieb, voller Neid auf. Auch er wollte fort, irgendwo anders hin. Wo es auch noch etwas anderes gab als Kälte und Eis.

Sanft legten sich die größer gewordenen Flocken auf sein Haar und sein Gesicht und bedeckten die leicht rötlich hervorstechenden Narben mit einem weißen Film. Das Kind schloss die Augen und ließ es geschehen. Genoss den kurzen Augenblick des Friedens, da es nicht wusste, wann es den nächsten erleben würde. Sein Atem bildete eine kleine Wolke in der eisigen Luft, doch die dicken Flocken auf seinem Haar und seiner Haut schmolzen nicht.

Eine Hand des Jungen wanderte in seine Tasche und zog einen kleinen Gegenstand hervor. Es war ein Beyblade, unscheinbar grau.

Der Junge öffnete die glühenden Augen wieder und sah den Blade an. Boris hatte ihn ihm heute morgen, dem Morgen seines dritten Geburtstages gegeben, mit den Worten, dass er ab morgen in einer Abtei unter seiner Leitung lernen würde, damit umzugehen.

Würde das besser oder schlechter sein als hier?

Der Junge drehte sich kurz um, betrachtete das baufällige Gebäude in seinem Rücken, durch dessen meist zerbrochene Fenster der Wind pfiff. Hier war er aufgewachsen, hatte er unter Boris’ Aufsicht die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht und er konnte schon jetzt sagen, dass er diese alte, zugige Villa irgendwo am Rande Moskaus nicht im Geringsten vermissen würde.

Sein Blick wanderte wieder zum Blade in seiner Hand. Dieses seltsame Ding veränderte also sein Leben, ob nun zum Guten oder Schlechten, konnte er nicht sagen.

Seine Hand wanderte erneut in seine Manteltasche, als er spürte, wie sich die Innenseite der Tasche erwärmte, und zog ein kleines, goldenes Ei hervor. Fasziniert beobachtete der Junge, wie es zu pulsieren begann. Er hatte es schon immer bei sich getragen, war mit ihm geboren worden und es hatte ihm schon sehr oft so manche dunkle Nacht erhellt.

Doch das was es jetzt tat, hatte er noch nie zuvor gesehen.

Mit neugierigen Augen beobachtete er, wie das Ei zersprang und eine Feuerkugel freigab, die schnell wuchs und letztendlich die Gestalt eines riesigen, brennenden Vogels annahm.

„Wer bist du?“, fragte der kleine Junge erstaunt. Vor diesem wunderschönen Wesen hatte er keine Angst, denn es strahlte eine Wärme aus, die bis tief in seine Seele vordrang.

„Dranzer“, tönte eine sanfte Stimme in seinem Kopf.

„Und was bist du?“, fragte der Junge und legte den Kopf schief.

„Ein Phönix… Und ein Bitbeast…“, antwortete die warme Stimme und das brennende Gefieder raschelte leicht.

„Bitbeast“, wiederholte das Kind leise. „Dein Bitbeast“, korrigierte Dranzer und eine weiche Flügelspitze strich zärtlich über das Haar des Jungen und ließ den darauf haftenden Schnee schmelzen.

Glitzernde Tropfen liefen dem Jungen ins Gesicht und fingen sich in den langen, dunklen Wimpern. Doch auch der Schnee auf seinem Gesicht löste sich auf und gab den Blick auf die hässlichen Narben frei, die sich wie glühende Streifen durch das blasse Kindergesicht zogen.

Die Augen des Phönix wurden dunkel vor Trauer und eine einzelne Träne fiel flammend in den Schnee.

„Was war das?“, fragte der Junge und schaute fasziniert auf die Stelle, an der sie den Schnee zerschmolzen hatte. „Eine Träne“, sagte Dranzer und beobachtete das Kind vor sich. Er sah die viel zu alten Augen in dem zarten Kindergesicht, die rötlichen Narben auf der schneeweißen Haut, die zitternden Hände, die in den viel zu großen Ärmeln steckten und den Schnee, der noch immer an einigen Stellen das teils silberne, teils schwarze Haar bedeckte.

„Wie heißt du, mein Kleiner?“

„Kai“, antwortete der Junge und starrte immer noch abwesend in den Schnee.

„Du frierst… Wir sollten hineingehen…“, Dranzer hob einen Flügel und schützte Kai so vor den immer dichter wirbelnden Schneeflocken. Erstaunt sah ihn der Junge an und glich für einen kurzen Moment dem Kind, dass er eigentlich sein sollte.

Dann führte er das Bitbeast in die Villa und in sein Zimmer, eine von Schimmel zerfressene, eiskalte Kammer, die bis auf ein Bett und einen großen Schrank leer war.

In einer Ecke gab es ein kleines Waschbecken mit einem verstaubten Spiegel darüber.

Kai setzte sich zitternd auf die klamme Bettdecke und sah zu Dranzer hoch. Der Phönix sah ihn mitleidig und besorgt an: „Du solltest bei solchen Temperaturen nicht draußen sein. Du wirst noch krank werden.“

Der blasse Junge nickte, die leicht bläulichen Lippen halb hinter dem weißen Schal verborgen: „Ich verspreche, dass ich von jetzt an besser auf mich aufpassen werde.“ Er hätte diesem wundervollen Wesen, dass da vor ihm in der Luft schwebte alles versprochen, solange es nur noch ein Weilchen bei ihm blieb und ihn weiterhin mit seinen schönen Augen auf diese seltsame Art und Weise ansah, die Kai nicht kannte.

Dranzer sah den vor sich sitzenden Jungen zärtlich an und schloss ihn dann sanft in seine Schwingen…
 

~~~*~~~
 

Du musst mir nichts versprechen

Ich kann es für dich tun

Ich wird dich ewig halten

Gedanken dürfen ruhen
 

~~~*~~~
 

Kai ließ es überrascht geschehen, genoss die Wärme, die durch seinen Körper strömte und die weichen Federn, die auf seiner Wange kitzelten. Er schloss die Augen und kuschelte sich noch dichter an das wärmende Bitbeast, dessen Flammen ihm nichts ausmachten…

„Kai“, hörte er Dranzer sagen. „Hm?“, er öffnete die Augen und sah hoch.

„Woher hast du diese Narben?“, fragte der Phönix und fuhr sanft mit einer Flügelspitze über zwei rötliche Striche, die sich parallel zueinander über Kais rechte Gesichtshälfte zogen.

„Boris hat mit einer kaputten Flasche nach mir geschlagen“, murmelte das Kind leise und fasste mit einer Hand vorsichtig nach einer von Dranzers Federn. Sie waren so wunderschön, hell und leuchtend, warm, ohne zu brennen und weich wie frisch gefallener Schnee…

Plötzlich spürte er ein Kribbeln, dass erst über sein Gesicht, dann über seinen ganzen Körper lief. Er hob eine Hand vor seine Augen und sah erstaunt winzige, rötliche Flammen über die Haut tanzen und züngeln. Sobald sie etwas Narbengewebe berührten, leuchteten sie golden auf und verbrannten es. Zurück blieb nur weiche, weiße Haut.

Kai sprang auf, befreite sich aus Dranzers Schwingen und rannte zum Spiegel. Er kletterte auf einen kleinen Hocker, der vor dem Waschbecken stand und starrte dann auf sein Spiegelbild, während noch immer ein paar Flammen kribbelnd über seinen Körper liefen.

Sein Gesicht war wieder frei von Narben, alles was er sah war blasse Haut, doch ob er sich darüber freuen sollte, wusste er nicht.

„Kai, bist du froh, die Narben los zu sein?“, fragte Dranzer besorgt und rückte an seine Seite.

Der Junge schluckte und starrte sein ungewohntes Spiegelbild an: „Ich soll ab morgen in einer Abtei leben. Dort sind alle älter und stärker als ich… Mit den Narben sah ich nicht ganz so… schwach aus… Ich hab Angst… Wie soll ich das nur überstehen? Was soll ich nur machen“ Der Kleine krallte die Finger um den Rand des Waschbeckens.

Dranzer sah besorgt auf ihn herab…
 

~~~*~~~
 

Du musst nur weitergehen

Ich kann dich auch mal tragen

Du musst auch nicht mehr reden

Und nicht mehr so viel fragen
 

~~~*~~~
 

Der Blick des Phönixes fiel auf eine kleine Dose, die auf dem Rand des Waschbeckens stand. „Was ist da drin?“, fragte er sanft.

Kai sah ihn aus unglücklichen Augen an: „Farbe. Blaue Farbe. Ich hab sie irgendwo mal gefunden.“ Trotz seiner Angst war nicht die Spur einer Träne auf seinem Gesicht zu sehen.

„Dann werde ich dir jetzt ein Geheimnis verraten“, wisperte der große Vogel geheimnistuerisch, in der Hoffnung, dass Kai noch genug Kind war um ihm zu glauben. Und tatsächlich sah er ihn erwartungsvoll aus leuchtend roten Augen an.

„Nimm dir die Farbe und mal dir vier Striche auf die Wangen“, raunte Dranzer verschwörerisch. Der Junge machte es sofort und betrachtete sein Werk dann im Spiegel.

„Das ist ein Zeichen, weißt du? Es zeigt, dass du eine Maske trägst und dass diese Maske auch dein wahres Gesicht werden soll. Du bist stark, stolz, mutig und standhaft. Auch wenn du die Zeichen wieder abwäschst, so sind sie doch immer da… Aber nur ein Eingeweihter kann sie lesen“, sagte Dranzer leise und fuhr mit einer Flügelspitze über die vier Dreiecke. „Und immer wenn du weinen musst, werden dich diese Zeichen beschützen und du wirst noch stärker werden.“

Kai sah ihn an: „Was ist weinen?“

Der Phönix blickte ihn ernst an: „Weißt du es wirklich nicht?“ Kai schüttelte den Kopf. Er hatte Angst etwas Falsches gesagt zu haben und dass Dranzer deswegen jetzt gehen würde.

Der große flammende Vogel berührte den Jungen leicht an der Stirn und las in seinen Erinnerungen. Was er sah, erschreckte ihn, doch er wusste, dass er es nicht mehr würde ungeschehen machen können. Doch so lange, wie er auch suchte, er fand keine Tränen. Noch nicht einmal in Kais frühsten Erinnerungen an die Zeit, als er noch ein Baby gewesen war, fand er einen Moment in dem Kai geweint hatte. Geschrien oft, aber niemals geweint…

„Weinen hilft, Kai. Es lindert den Schmerz“, der Phönix wusste, dass er dem Jungen nicht beibringen konnte zu weinen. Das musste er selbst lernen. Und wenn er es nicht lernte, würde sein Leben noch viel schwerer werden, als es sowieso schon war.

Kai sah ihn immer noch verständnislos an, unfähig zu verstehen, was er meinte. Dranzer sah dieses Kind mit den großen, glühenden Augen, die schon viel zu viel gesehen hatten, der blassen Haut und den blauen Dreiecken auf den Wangen an und sein Blick wurde entschlossen: „Ich werde dich beschützen, Kai. Das verspreche ich dir.“

Der Junge sah ihn kurz an, dann kuschelte er sich plötzlich an das weiche Bauchgefieder.

„Mir egal, ob du mich beschützt oder nicht… Aber lass mich bitte nicht allein“, murmelte er mit einem sanften Lächeln und schloss die Augen.

Wenigstens weiß er, wie man lächelt, dachte Dranzer und barg den kleinen Körper in seinen Schwingen.

„Ich verspreche es…“
 

~~~*~~~
 

Bitte bleib nicht stehen

Ich werde dich jetzt tragen

Wir sind schon ganz nah dran

Zu spät um umzukehrn
 

~~~*~~~
 

>>>+<<<<
 


 

„Warum? Warum, Dranzer? Du hast es mir versprochen…“, wisperte Kais Stimme anklagend. Die roten Augen waren voller Verzweiflung und Schmerz.

Dranzer weinte stumme Tränen: „Ich weiß und ich habe es gebrochen… Es tut mir Leid…“
 

~~~*~~~
 

Sind nur etwas zerstört

Vom ganzen Leben verwirrt

Ham auf uns nicht gut aufgepasst

Irgendwas lief verkehrt

Ham uns nicht mal gewehrt

Und es uns viel zu leicht gemacht
 

~~~*~~~
 

„Bitte Kai. Gib nicht auf. Verzeih mir… Ich konnte dich nie beschützen… Es tut mir so Leid…“, Dranzers Tränen tropften wie kleine Sternschnuppen zu Boden, während die Dunkelheit immer näher kam und bereits an den Mauern des Eispalasts leckte.

„Beschützen…“, flüsterte die scheinbar körperlose Stimme.

Erneut veränderte sich das Bild auf den Wänden…
 


 

>>>+<<<
 

Es war dunkel…

Überall war nur Schwärze und Leere…

Langsam öffnete Kai die Augen. Kaltes Licht strahlte ihm entgegen und blendete ihn, doch er spürte keinen Schmerz. Er spürte gar nichts…

Um ihn herum waren Leute und redeten hastig aufeinander ein. Irgendwo im Hintergrund erklang ein regelmäßiges Piepsen…

Ein fremdes Gesicht erschien kurz in seinem Gesichtsfeld, dann hörte er eine ihm bekannte Stimme: „Bekommen sie ihn wieder funktionstüchtig?“

Voltaire…

Kai setzte sich auf und schaute sich langsam um. Lauter Männer und Frauen in weißen Kitteln waren im Raum und unterhielten sich leise, aber aufgeregt. Sein Großvater stand in der Tür und sprach mit einem der Männer.

„Ich denke, dass er körperlich wieder vollkommen genesen wird, aber…“ Voltaire schnitt dem anderen Mann das Wort ab: „Das reicht mir.“

Er verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Kai sah ihm nach, während die Leute um ihn herum ihre Sachen einpackten und einer nach dem anderen das Zimmer verließen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

‚Nein, bitte… Bleibt hier… Lasst mich nicht allein!’, flehte Kai in Gedanken, doch aus seinem Mund kam kein Laut. Noch nicht einmal seine Lippen öffneten sich. Hilflos musste er mit ansehen, wie auch der letzte Mann den Raum verließ.

Kai starrte auf seine Hände. Sie waren dick bandagiert, doch er spürt keinen Schmerz. Überall an seinem Körper trug er Verbände und doch konnte er nichts fühlen.

Er erinnerte sich, was geschehen war, bevor er hier wieder aufgewacht war. Er hatte sich in den Keller der Abtei geschlichen…

Dort hatte er Black Dranzer gestohlen, dieses absolut perfekte, übermächtige Bitbeast. Er hatte es für seinen Großvater getan, hatte gewollt, dass er stolz auf ihn war…

Doch Black Dranzer war zu stark für ihn gewesen und hatte seine Seele in Brand gesteckt.

Es war furchtbar gewesen, er erinnerte sich noch an seine Schreie, seine Qual…

Er unterdrückte die Erinnerungen bevor sie ganz an die Oberfläche seines Bewusstseins gelangen konnten. Doch selbst die kurzen Augenblicke, die er noch einmal durchlebt hatte, raubten ihm fast den Verstand und ließen ihn sich zusammenkrümmen.

Sein Körper zitterte vor Schwäche und einige Wunden brachen wieder auf, doch er spürte nichts…

‚Wie ein Roboter…’, dachte er und starrte auf seine Hände, die sich unter den mittlerweile blutgetränkten Verbänden bewegten. ‚Vielleicht bin ich ja wirklich nur eine Maschine ohne Gefühle“, stellte er fest. ‚Deswegen sind auch alle gegangen. Maschinen brauchen niemanden, der bei ihnen ist. Das brauchen nur Menschen… Bin ich ein Mensch oder eine Maschine?’

Er starrte auf das Blut, das leuchtend rot über seine weißen Finger lief…

„Du bist ein Mensch, Kai“, vernahm er plötzlich Dranzers Stimme und der Phönix erschien vor seinem Bett. Er sah anders aus als früher und seine Flammen leuchteten nur noch halb so stark. Sein Blick war müde und dunkel vor Schmerz, Trauer und Schuld, als er seinen kleinen Schützling betrachtete.

Kai sah ihn mit leeren Augen an. ‚Aber wenn ich ein Mensch bin… Warum fühle ich dann nichts?’ Eine flammende Träne lief über Dranzers weiches Gefieder und blieb dort in goldenem Feuer glühend hängen.

„Weil der Schmerz zu schlimm ist, Kai… Er ist zu groß als dass du ihn noch mit deinem Sinnen erfassen könntest…“, eine weitere Träne fiel strahlend wie ein Stern zu Boden. „Es tut mir Leid, ich konnte dich nicht beschützen…“, immer mehr Tränen rannen aus den glänzenden Augen und malten goldene Spuren in die Luft.

Kais Blick folgte ihnen leer, während seine Seele immer weiter an dem was geschehen war, und das immer wieder an die Oberfläche drängte, zerbrach…

Plötzlich zog Dranzer den schwachen Körper des Jungen an sich und fuhr sanft mit einer Flügelspitze über Kais Stirn. Die Augen des Jungen weiteten sich, dann blinzelte er. Sein Blick wurde fragend und er starrte Dranzer an: „Wer bist du?“

Das Kind, dessen Erinnerungen der Phönix gerade versiegelt hatte um seine Seele vor der endgültigen Zerstörung zu retten, sah an sich herab: „Und wer bin ich?“

Eine weitere golden flammende Träne fiel zu Boden, bevor das Bitbeast zu erklären begann…
 

>>>+<<<
 

„Kann Dranzer seine Erinnerungen denn nicht einfach noch einmal löschen?“, fragte Tyson leise seinen großen Bruder.

Doch der Phönix selbst war es, der ihm antwortete: „Nein. Kai ist viel älter als damals und auch die Erinnerungen, die ich damals verbannt habe, kehren langsam wieder. Er würde sich sehr schnell wieder an das erinnern, was geschehen ist… Falls es mir überhaupt gelingen würde…“

„Eine Maschine…“, wisperte Kais Stimme. „Kein Mensch… Vielleicht ist es auch besser, nichts zu fühlen…“

„Das darfst du nicht denken, Kai“, flüsterte Dranzer.

„Aber ich bin so anders als die Menschen… Ich bin unvollkommen… Ohne heile Seele, ohne Familie… Schwach und ein ewiger Verräter… Es ist besser, wenn ich fort bin…“

Wieder zuckten Bilder über die Wände.

Nur kurze Szenen dieses Mal. Gestalten, die er Kai aus der Ferne beobachtet hatte…
 

„Vielleicht habt ihr Recht und es ist wirklich besser, dass er weg ist. Er hat uns ja wirklich nur Probleme bereitet“
 

Ray stockte der Atem, als er seine eigene Stimme hörte.
 

„Ich kann verstehen, wie ihr euch fühlt. Kai hat mehr als einen Fehler gemacht. Schon seit Jahren. Vielleicht… Vielleicht war es ja wirklich dieses Mal einer zuviel. Vielleicht ist es ja wirklich besser, wenn er einfach nie wieder kommt.“
 

Max senkte betreten den Kopf.
 

„Dieser Dreckskerl kümmert sich doch eh um niemanden, warum machen wir uns also überhaupt Sorgen um ihn!“
 

Hiro verzog das Gesicht, als er Hillarys Stimme vernahm.
 

„Ja, Kai ist wirklich sehr seltsam und mir geht seine gefühllose Art ganz schön auf den Geist. Andauernd haut er ab, lässt uns im Stich, verrät uns und kommt dann plötzlich wieder, als ob nichts geschehen wäre. Und immer wieder nehmen wir ihn wieder auf und lassen es zu, dass er uns weiter auf die Nerven geht und uns wie Dreck behandelt. Aber jetzt ist Schluss, soll Kai doch zusehen, wie er allein zu Recht kommt. Das wollte er doch eh immer. Mir egal ob er wiederkommt oder nicht.“
 

Tyson sah erschrocken auf die Wände, die zeigten, welche Wunden sie Kai mit diesen Worten zugefügt hatten.

„Sie haben ja so Recht…“, murmelte Kai und begann die traurigen Augen wieder zu schließen.

„Aber du hast doch immer nur die Hälfte mitgekriegt!“, brüllten Tyson und seine Freunde und stürmten neben Dranzer.
 

~~~*~~~
 

Bitte sei doch nicht so hart zu dir

Sieh dir ruhig den Himmel an

Was geschehen war das ist nicht mehr

Es fängt immer von vorne an
 

~~~*~~~
 

Verzweifelt hämmerten die Jungs mit den Fäusten gegen das Eis und tatsächlich öffnete Kai die Augen wieder.

„Wir waren zwar sauer auf dich, aber wir haben uns in Wahrheit nichts anderes gewünscht, als dass du wieder zurück kommst“, rief Ray. „Genau, wir haben uns nämlich Sorgen um dich gemacht und dich vermisst“, sagte Max, während ihm Tränen in die Augen stiegen.

„Wir sind nämlich eine Familie, weißt du… Auch Freunde können eine Familie sein. Man muss nicht unbedingt verwandt sein…“, meinte Tyson und versuchte Kai anzulächeln, in dessen Augen leichte Überraschung aufblitzte.

Hiro spürte etwas Eisiges an seinen Knöcheln und trat schnell einen Schritt vor. Dunkelheit kroch aus dem Spiegelgang und begann auf die Mitte des Saales zu zu kriechen. Hiro wich zurück, bis er neben seinen Bruder stand.

„Bitte Kai“, flüsterte Dranzer leise. „Versuch es noch einmal. Gib jetzt nicht auf, sondern sei stark und probier es noch ein letztes Mal…“
 

~~~*~~~
 

Ich kann dir nichts versprechen

Doch ich streng mich für dich an

Bevor wir untergehn

Fang’ wir zu schwimmen an
 

~~~*~~~
 

Tyson, Ray und Max nickten und lächelten Kai ermutigend zu, während die eisige Dunkelheit wie Wasser immer weiter anstieg.

„Aber es tut so weh…“, flüsterte Kai. „Ich halte das nicht mehr aus…“

Die Finsternis kroch sofort näher heran, umspielte die Füße der Anwesenden bereits.

Und Hiro begriff.

Er drehte sich zu Kai und sah ihm fest in die dunklen Augen voller Schmerz: „Dann lerne endlich zu weinen! Diese ganze Dunkelheit“, er breitete die Arme aus, „Das sind Tränen, Kai. Du nimmst immer nur Schmerz auf und empfängst Wunden… Aber du verarbeitest nichts und keine Verletzung heilt. Lerne endlich weinen, dann wirst du auch in der Lage sein, es noch ein letztes Mal zu probieren…“

Kai sah ihn an…
 

~~~*~~~
 

Du musst nur weitergehen

Ich kann dich auch mal tragen

Du musst auch nicht mehr reden

Und nicht mehr so viel fragen
 

Bitte bleib nicht stehen

Ich werde dich jetzt tragen

Wir sind schon ganz nah dran

Zu spät um umzukehrn
 

~~~*~~~
 

Plötzlich löste sich Kais Gestalt aus dem schimmernden Eis und er fiel in die wartend ausgestreckten Arme seiner Freunde.

Silbern schimmernde Tränen liefen über die schneeweiße Haut und hinterließen rosa Spuren, sobald sie sich mit Blut vermischten, doch auf seinen Lippen lag ein blasses Lächeln.

Die rubinroten Augen leuchteten schwach, als Kai Dranzers Blick suchte: „Ein letztes Mal noch…“

Der Phönix nickte und schloss den Jungen in seine flammenden Schwingen: „Ja, ein letztes Mal noch, mein kleiner Kai. Wir schaffen das. Dieses Mal schaffen wir es.“
 

~~~*~~~
 

Sind nur etwas zerstört

Vom ganzen Leben verwirrt

Ham auf uns nicht gut aufgepasst

Irgendwas lief verkehrt

Ham uns nicht mal gewehrt

Und es uns viel zu leicht gemacht
 

~~~*~~~
 

Die Dunkelheit verschwand und gab den Blick auf leuchtende, dunkelblaue Mauern aus Eis frei. Kais Eispalast war nicht länger ein Gebilde aus gefrorener Nacht, sondern nun milchig dunkelblau.

So blau wie vier blaue Streifen auf schneeweißer Haut…

Über dem Palast klarte sich der Himmel auf und die samtig schwarze Nacht umhüllte Kais Seelenwelt wieder mit ihren funkelnden Sternen.

Eine feurige Kugel wärmte die verbrannte Erde und nahm den ächzenden Spalten ihren kränklich roten Schein, während eine Kugel aus Wind und flirrenden Lichtern etwas weiter entfernt vor sich hin strahlte.

Noch zwei weitere Himmelsgestirne erleuchteten die Einöde. Tyson musste sie bei seinem letzten Besuch hier nicht gesehen haben.

Ein bläulicher, ständig in Bewegung scheinender Wasserball waberte über den Horizont, während eine Sphäre aus Grün und Gold ruhig auf der Stelle verharrte…

„Mein Himmel…“, flüsterte Kai und sah glücklich und mit Tränen in den Augen hinauf in die unendlichen Weiten, die nur für bestimmt waren.

Dann leuchtete plötzlich ein helles Licht auf…
 

Du musst nur weitergehn

Tears

Music: "My Immortal" von Evanescence

Wenn man den Text des Songs kennt ist es noch besser. Der passt nähmlich klasse, mal zu Dranzer, mal zu Kai...

Das hier ist also mein Exilog, Ex-Epilog. Damit wäre der erste Teil meiner FF also beendet.
 

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Kai stand im goldenen Licht der untergehenden Sonne und blickte sie aus leeren Augen an. Keine Regung war auf seinem Gesicht zu sehen, kein Zeichen, dass er sie erkannte oder überhaupt wahrnahm.

Während die Welt um ihn herum in reinigenden Flammen zu stehen schien, blieb er dunkel, eine Gestalt aus Kälte und Leere…

Eine einzelne, einsame Puppe ohne Sinne und Seele, die immer näher auf einen Abgrund ohne Wiederkehr zustrebte…

„Kai“, sagte Dranzer leise und alle Aggressivität war aus seiner warmen, sanften Stimme verschwunden und hatten nur Trauer, Schmerz und Zuneigung zurückgelassen.

Brooklyn, der nur wenige Schritte von dem flammenden Phönix entfernt stand, spürte plötzlich, wie ihn ein mächtiger Flügel an der Schulter berührte und seine Kraft aus ihm herauszog.

Keuchend ging der Junge in die Knie, als ihm plötzlich eine gewaltige Menge Energie entzogen wurde. Garland und Mystel sahen ihn überrascht an und hockten sich neben ihn um ihn zu fragen, was los war, da blitzte plötzlich ein Licht auf, wie von einer kleinen Explosion.

Alle Blader kniffen die Augen zusammen, um sie vor dem blendenden Schein zu schützen und als Tyson, Max, Ray und Hiro sie wieder öffneten, sahen sie sich überraschender Weise wieder in der Gesellschaft der anderen.

Während ihres Ausfluges in Kais Seele, der ihnen wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen war, waren in der wirklichen Welt wohl nur ein paar Sekunden vergangen. Die Blader um sie herum nahmen langsam die Hände von den Augen und blinzelten noch etwas geblendet in die Gegend.

„Was…? Was ist das?“, fragte plötzlich eine leise Stimme verstört. Durch die herrschende Stille drangen die beinah geflüsterten Worte an die Ohren aller Blader.

Kai stand noch immer im goldenen Licht der Sonne, in einen roten Schein gehüllt und starrte vollkommen verstört auf seine Hände. Besser gesagt, auf die schimmernden Tropfen auf seinen Handflächen.

Hiro sah ihn an und musste lächeln. Kais rote Augen blickten wach und klar, aber vollkommen verwirrt auf die glitzernden Perlen in seinen Händen, während unaufhörlich weitere silbrig schimmernde Tränen, dann und wann im Licht der Sonne glitzernd, über seine Wangen rannen und die blauen Streifen von der schneeweißen Haut wuschen.

„Das sind Tränen, Kai… Du weinst…“, sagte er sanft.

Kai starrte immer noch vollkommen verstört auf seine Hände, dann hob er sie plötzlich an seine Wangen und berührte die feuchten Spuren in seinem Gesicht, während seine Tränen immer rascher flossen.

„Tränen…? Aber ich kann nicht weinen… Ich habe noch nie geweint…“, murmelte er vollkommen hilflos und nicht in der Lage die Situation zu verstehen.

„Warum weine ich überhaupt…? Und was bringt es mir…?“, verzweifelt flüsterte er diese Fragen, mehr an sich selbst gewandt als an die anderen Blader, die er vollkommen vergessen zu haben schien. Die standen vollkommen fassungslos vor ihm und wussten nicht, was sie tun sollten. Kai, der Emotionen als Schwäche ansah und sie deswegen niemals zeigte, weinte vor ihren Augen und schien damit vollkommen überfordert zu sein.

Sie alle waren still, unfähig zu entscheiden, was sie tun sollten. Sie waren alle viel zu verdutzt um Kai in diesem Moment zu hassen oder wütend auf ihn zu sein. Sie konnten ihn nur anstarren und feststellen, dass Kai genauso ein Mensch war wie sie auch, dem man allerdings an den schmerzerfüllten Augen ansah, dass er schon einiges Schlimmeres erlebt haben musste als sie es sich vorstellen konnten…

„Du weinst wegen allem, Kai. Wegen allem, was geschehen ist und du erdulden musstest“, sagte Dranzer sanft und schloss den weinenden Jungen in seine Schwingen. „Weine ruhig, mein kleiner Kai. Du hast es dein ganzes Leben nicht gekonnt, also tu es jetzt… Es wird deinen Schmerz endlich lindern und deine Seele wird endlich heilen können…“

Kai sank in die Knie, während Tränen wie silbrig schimmernde Fäden über seine Wangen rannen und seinem Gesicht jede Härte und Kälte nahmen.

Er schluchzte nicht, gab keinen Laut von sich oder versuchte die Tränen sinnloser Weise zurückzuhalten, sondern kniete einfach nur da, immer noch verstört und unfähig wirklich zu verstehen, was geschah und weinte stumme Tränen, während Dranzer über ihm im goldenen Licht schwebte.

Tyson fasste sich als Erster ein Herz und kniete sich neben ihn. Ray und Max folgten seinem Beispiel.

Kai zitterte leicht, als sie ihm die Arme um die Schultern legten, um ihm so stumm Trost zu spenden, doch er ließ es geschehen und akzeptierte die ungewohnte Nähe, während er die über viel zu lange Zeit angesammelten Tränen vergoss und sie funkelnd wie kleine Sterne rot und golden zu Boden fielen…
 


 

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Ich mag meinen Exilog sehr gerne...

Vor allem, wenn ich mir die Szene vorstelle...

*schnurr* ;.;

Ich hoffe ihr lest den zweiten Teil ebenfalls und sagt mir, falls die Charas zu OOC werden.

Apropos, langsam dürfen Wunschepisoden eingelöst werden *smile*

Weakness

Also, hiermit beginnt also der zweite Teil meiner FF.

(Übrigens: Dem 200. Kommischreiber schenk ich wieder eine Wunschepisode ^^)

Die Leute, die von mir das Anrecht auf eine Wunschepisode bekommen haben, sollen sich bitte bei mir melden ^^

Mir ist übrigens ein kleiner Fehler beim Hochladen passiert, weswegen das 22. Kapitel erst später hinzugekommen ist. Deswegen sind beim Lesen einige Fragen aufgetreten. Bitte lest "My Soul", dann wird alles klar, hoff ich ^^".

Anmerkung: Der Kai in der Seele und der normale Kai sind nicht komplett derselbe (Seele und Bewusstsein sind ja auch nicht dasselbe, oder?) Deswegen weiß Kai nicht, was die anderen genau in seiner Seele gesehen haben...
 

So: Die kursiven Stellen innerhalb des normalen Textes sind ab jetzt Dranzers Kommentare *Dranzer-Fähnchen schwenk* ^^

Die kursiven Abschnitte die abgesondert sind, ist der Text von "Wherever" von Vanilla Ninja ^^
 


 

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„Wie geht es ihm?“

Ray schloss leise die Tür hinter sich und antwortete dann: „Er ist immer noch nicht aufgewacht…“ Tyson, Max und der Rest der ehemaligen Bladebreakers seufzten.

Es war nun schon vier Tage her, dass Kai zu ihnen zurückgekehrt war und seit fast genauso langer Zeit schlief er nun schon in Tysons Zimmer. Sie hatten einen Arzt gerufen, doch der hatte nur Kais Verletzungen behandeln und ihnen sagen können, dass ihr Freund vollkommen erschöpft war. Er hatte ihnen die Anweisung gegeben Kai einfach schlafen zu lassen und ihn, wenn er erwachte, unbedingt zum Essen zu bewegen.

Und seitdem warteten sie…
 

Kai schlug die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Wo war er?

Er blinzelte mehrmals bis sich seine Augen halbwegs an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, dann versuchte er den Kopf zu drehen um sich zu orientieren. Mit einem schmerzhaften Keuchen gab er den Versuch sofort auf. Hinter seiner Stirn schien ein Sturm zu toben, der drohte seinen Schädel bei jeder unvorsichtigen Bewegung einfach zu sprengen. Zugleich hatte er auch gar nicht die Kraft irgendeinen Muskel zu rühren.

Kai versuchte eine Hand zu heben, irgendetwas zu tun, doch sein Körper protestierte gegen jede Beanspruchung mit einem scharfen, reißenden Schmerz und bewegte sich nicht. Er forderte endlich die Ruhe ein, die Kai ihm so lange versagt hatte.

‚Wo bin ich?’, fragte sich Kai. ‚In Tysons Zimmer.’

‚Dranzer?’, plötzlich fiel Kai wieder alles ein, was in der letzten Zeit passiert war. ‚Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Ich habe dich vermisst…’, der Junge spürte, wie etwas Feuchtes über seine Wangen rann. Tränen. ‚Ich dich auch, mein kleiner Kai. Bitte verzeih mir. Ich habe mein Versprechen gebrochen und dich allein gelassen. Es tut mir Leid…’

Kais Gedanken waren voller Wärme und Flehen: ‚Bitte lass mich nie mehr allein.’ ‚Niemals mehr.’ Kai spürte, wie sich weiche Federn an seinen Geist drückten und mächtige Schwingen sein Bewusstsein umhüllten, um es wieder hinab in den Schlaf zu ziehen, den sein Körper so dringend benötigte. Der Junge ließ es geschehen, war froh, dass ihm anscheinend noch eine Ruhezeit gegönnt wurde, bevor er sich wieder mit dem Rest der Welt stellen musste.

Doch eine laute Stimme zerschnitt die Stille und wischte den Schlaf fort: „Verdammt! Warum setzt ihr euch immer noch für ihn ein? Er hat euch eure Bitbeasts gestohlen und euch wie Dreck behandelt! Und trotzdem helft ihr ihm! Warum?“ ‚Michael’, erkannte Kai. Er war also auch hier. Dann befanden sich die anderen Teams vermutlich auch im Dojo…

Eine zweite Stimme, die eindeutig Lee gehörte, bestätigte diese Vermutung: „Michael hat Recht! Warum bringt ihr ihn nicht einfach in ein Krankenhaus und fertig? Da wird er auch versorgt und wir müssen nicht länger seine Anwesenheit ertragen!“

Kai wusste nicht warum, doch irgendetwas zog sich bei den Worten der Beiden in ihm zusammen. Etwas was schmerzte. Nicht brennend, wie sein überanspruchter Körper, sondern eisig kalt und schneidend.

Er konnte ein Murmeln hören, glaubte die Worte „Seid leiser oder er wacht auf…“ zu hören, war sich aber nicht sicher. „ Leiser? Warum? Der wacht eh nicht auf… Nicht solange er euch damit Probleme bereiten kann! Und dass er sich verändert haben soll, glaub ich auch nicht! So ein paar Krokodilstränen machen noch keine Veränderung aus!“, Michaels Stimme war voller Hohn und Hass. Ein weiteres Murmeln war zu hören. Dieses Mal glaubte Kai Tysons Stimme zu erkennen.

Emily war es dieses Mal, die ihm antwortete. Sie brüllte zwar nicht herum, gab sich aber auch keine Mühe sonderlich leise zu sein: „Tyson. Menschen ändern sich nicht. Kai ist vom Charakter her nun einmal ein Opportunist und Egoist. Vermutlich sind alle in seiner Familie so gewesen, es liegt ihm also in den Genen.“ Erneutes Murmeln, lauter dieses Mal, doch immer noch unverständlich. Emily fuhr unbeeindruckt mit ihren Erläuterungen fort:„Es gibt zahlreiche Statistiken über die Möglichkeit seinen Charakter zu ändern und die meisten beweisen, dass man es nicht kann. Charakter hängt wie ich schon eben erklärt habe, von den Genen ab. Das Umfeld spielt natürlich auch eine Rolle, aber das war bei Kai ja auch nicht gerade das Beste.“ Eine andere, harsche Stimme mischte sich ein: Tala. Überrascht stellte Kai fest, dass der Russe sich alle Mühe gab leise zu sprechen, obwohl er anscheinend wütend war.

„Nein, ich will damit nicht sagen, dass du, Bryan und Spencer damit auch solche Idioten wie er seid. Bei euch liegt die Sache ganz anders. Warum? Nun ja…“, Emily kam ins Stocken. Nach ein paar Sekunden fing sie sich wieder: „Das ist letztendlich egal. Fakt ist, dass Kai sich nicht ändern wird!“

Protestierendes Gemurmel. „Verdammt! Wie könnt ihr bloß so dumm und stur sein? Wie lange wollt ihr ihn denn noch verteidigen? Es ist ja gut und schön, dass ihr die barmherzigen Samariter spielen und anderen Menschen helfen wollt, doch bei diesem Mistkerl ist doch Hopfen und Malz verloren! Gebt ihm eine weitere Chance und er wird euch ein weiteres Mal verraten!“, brüllte Johnny aufgebracht. Ein scharfer Kommentar von Robert brachte ihn dazu, seine Stimme wieder etwas zu senken: „Außerdem ist Kai es eh nicht wert… Charakterlich ein Schwein, physisch ein Wrack und wie es psychisch aussieht, will ich lieber gar nicht wissen… Es bringt euch nichts, ihm zu helfen, seht es endlich ein!“

Mehrere Stimmen begannen gleichzeitig lautstark zu protestieren, doch die Stimme von Tysons Großvater übertönte sie, bevor der Streit noch schlimmer werden konnte: „Ich finde, ihr solltet jetzt alle ins Bett gehen! Es ist schon spät! Und was Kai angeht, habe immer noch ich das letzte Wort, schließlich gehört dieses Haus mir! Und ich sage, der Junge kann bleiben, solange er will! Und jetzt ab ins Bett mit euch und wehe ich höre noch einen Mucks!“

Vereinzeltes Murren war zu hören, dann wurde es still…

‚Ich bringe echt nur Probleme… Egal ob für mich oder für andere…’, dachte Kai und ein bitteres Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Kai…

‚Dranzer? Ich möchte dich um einen Gefallen bitten…’ Was hast du vor, Kai? ‚Bitte!’, flehte der Junge. Der Phönix fing einen von Kais Gedanken ab und erriet sein Vorhaben: Kai! ‚Es ist meine Entscheidung, Dranzer!’, Kai versuchte stark zu wirken, entschlossen, furchtlos, doch in seinem Inneren zog sich alles zusammen. Aber es war besser so…

‚Bitte leih mir deine Energie.’ Und Dranzer gab nach…
 

Tyson lag in der Dunkelheit des Dojos und knüllte wütend seine Decke zwischen seinen Fingern. Wie konnten die Anderen nur so gemein zu Kai sein? Warum hassten sie ihn so? Ob er ihnen von Kais Seele erzählen sollte? Aber irgendwie erschien ihm das nicht richtig. Es war Kais Seele und dass er ihnen einen Blick in sein Innerstes gewährt hatte, war seine Entscheidung gewesen, ein Vertrauensbeweis. Sie hatten kein Recht über das zu sprechen, was sie dort gesehen hatten.

Aber wie sollten sie den Anderen dann klarmachen, dass Kai ganz anders war als sie glaubten?

„Ich kann echt nicht verstehen, wie man so naiv und gutgläubig sein kann und Kai eine weitere Chance gibt…“, hörte er plötzlich Johnnys Stimme von der gegenüberliegenden Seite des Dojos. Offensichtlich hatte er sich entschlossen noch ein bisschen zu stänkern. „Kai verdient noch eine Chance!“, hörte Tyson Max antworten. „Ach ja?“, fragte Johnny hitzig. „Woher wollt ihr das wissen? Und mit welchem Recht entscheidet ihr überhaupt für uns alle, dass wir ihm noch eine Chance geben müssen?“

„Ihr solltet lieber aufhören zu streiten und versuchen zu schlafen“, versuchte Ray den sich anbahnenden Streit zu schlichten. Doch auch in seiner Stimme schwang unterdrückte Wut mit. „Das ist wieder mal typisch!“, höhnte Michael von irgendwoher aus dem Dunkeln. „Ihr findet keine Antwort, also blockt ihr ab! Elende Feiglinge!“

„Wir sind keine Feiglinge!“, protestierte Daichi lautstark. „Wir haben Kais Seele gesehen, schon vergessen? Also wissen wir, wie es in ihm aussieht und wie es um ihn steht!“, schaltete sich letztendlich auch Tyson ein. „Kais Seele? Hat der überhaupt so etwas?“, spottete Lee. „Lee!“, rief Ray erbost. „Warum macht ihr das eigentlich? Als Kai tot war, konntet ihr ihm alle verzeihen, aber nun…?“, fragte Tyson wütend. „Muss Kai erst sterben, damit ihr ihm vergeben könnt?“ Michael wusste nicht was er antworten sollte. Er erinnerte sich an seinen misslungenen Versuch sich zu entschuldigen. Damals war er tatsächlich dazu bereit gewesen, Kai zu verzeihen. Warum also nicht jetzt? War ihm der Preis, den Kai zahlte nicht hoch genug? Wollte er ihn unbedingt tot sehen?

Auch die anderen waren jetzt still.

Eine Weile schwiegen sich alle an, dann war plötzlich Roberts Stimme zu vernehmen: „Ich denke wir sollten einen Kompromiss finden. Wer Kai noch eine Chance gibt, kann das tun. Wer es nicht machen will, lässt es. Und wer lieber abwarten will, ob Kai beginnt sich zu ändern, der beobachtet halt alles und hält sich mit jedem Kommentar zurück. Dann wissen wir alle, woran wir sind und können einander aus dem Weg gehen… Und dieser dämliche Streit wird dann auch beendet. Also, wer gibt Kai eine weitere Chance?“

„Ich!“, antworteten Tyson, Max, Ray, Daichi, Hillary und Kenny wie aus einem Mund. Robert grinste in die Dunkelheit: „Das war mir klar… Wie steht es mit den anderen?“ Getuschel war aus allen Ecken des Dojo zu vernehmen, als die einzelnen Teams sich berieten. Die F Dynasty meldeten sich zuerst. „Wir werden abwarten, auch wenn ich persönlich nicht damit einverstanden bin“, sagte Julia und warf Romero einen bösen Blick zu, „Zufrieden, Trainer?“

Die Barthez Battalion diskutierten immer noch aufgeregt.

„Wir sollten uns von Kai fernhalten. Er hat unsere Bitbeasts gestohlen!“, argumentierte Mathilda und umklammerte Pierce Hedgehog mit einer Hand. Claude stimmte zu: „Und uns kann auch niemand etwas vorwerfen, schließlich kennen wir ihn kaum… Wir waren also nie Freunde und brauchen uns demzufolge auch keine Mühe geben, ihm noch eine Chance zu geben.“ Aaron nickte.

„Aber jetzt denkt doch mal nach, Leute. Wir waren auch mal die Bösen. Wir haben beim Beybladen betrogen und absolut unfair gespielt. Aber als wir dann die Kurve gekriegt haben, haben uns alle freundlich behandelt und uns eine zweite Chance gegeben. Bei Kai ist das nicht anders. Sind wir also nicht geradezu dazu verpflichtet, ihm eine Chance zu geben und uns so zu bedanken?“, fragte Miguel ernst. Die anderen Teammitglieder schwiegen.

„Also schön“, flüsterte Mathilda schließlich. „Aber sobald er Mist baut, war’s das, klar?“ Miguel lächelte sie an: „Danke.“ Mathilda wurde leicht rot. „Wir geben Kai noch eine Chance!“, rief sie zu Robert hinüber um von ihrer Verlegenheit abzulenken.

Der nickte und wandte den Blick dann zu der Ecke, in der er die Blitzkrieg Boys vermutete: „Tala? Was ist mit euch?“ „Ist das nicht klar?“, war die gelangweilte Antwort des Russen. „Eine weitere Chance für Kai.“ Hinter ihm war ein Murren zu hören, dass Tala mit einem scharfen, russischen Wort sofort zum Verstummen brachte. Robert seufzte. Ob Teamentscheidungen auf Russisch immer so aussahen?

„Wir geben Kai einstimmig keine Chance!“, schallte es von den PPB Allstarz herüber. Die White Tiger X ließen sich ebenfalls vernehmen: „Wir auch nicht!“

Max und Ray sahen traurig zu Boden.

„Ich gebe ihm ebenfalls keine Chance!“, sagte Johnny. „Das gilt auch für mich“, murmelte Oliver leise und sah zu Boden. „Für mich auch“, nickte Enrique. Ein Zwitschern ertönte von der Seite her: „Für mich auch. Soll Kai doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.“ „Ming Ming“, ertönte Garlands wütende Stimme. „Es ist meine Entscheidung!“, beharrte das Mädchen stur auf seiner Entscheidung. Garland seufzte: „Brooklyn und ich sind für Kai, Ming Ming gegen ihn und die anderen beiden wollen abwarten.“ Robert nickte.

„Und was ist mit dir?“, fragte Johnny. Robert wusste, dass im Moment vermutlich alle Anwesenden in seine Richtung blickten. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er sich mit seiner Entscheidung gegen sein Team stellte, doch das würde er schon durchstehen: „Ich gebe Kai noch eine Chance.“

Enrique und Oliver ließen ein ungläubiges Keuchen hören, Johnny dagegen knirschte mit den Zähnen, schien sich erst auf ihn stürzen zu wollen, beherrschte sich dann aber und drehte ihm den Rücken zu. Robert gab sich alle Mühe es nicht zu beachten, aber die Reaktion seines Teams versetzte ihm einen Stich ins Herz und kurz zweifelte er an seiner Entscheidung. Doch es war zu spät. „Wenn das also jetzt geklärt ist, schlage ich vor, dass wie schlafen gehen.“
 

Es war eine kalte Herbstnacht. Kein Mond stand am Himmel und die Sterne wurden durch schnell über den Himmel treibende Wolkenfetzen verdeckt. Ein unangenehm kühler Wind fuhr durch die kahlen Bäume und ließ ihre Äste knarren und Knacken. Bald schon fand er ein neues Opfer und zerzauste die Haare eines Jungen, der einsam durch die leeren Straßen stapfte. Kai fröstelte, doch er versuchte nicht, sich vor den Windböen zu verstecken. Dranzers Energie sorgte dafür, dass er sich problemlos bewegen konnte, doch er wusste, dass dieser Effekt nicht allzu lange anhalten würde. Doch es würde reichen, bis er sein Ziel erreicht hatte.

Tief in seinem Inneren krallte sich Angst um sein Herz wie eine eisige Hand, brachte es dazu schneller zu schlagen und sich schmerzhaft in seiner Brust bemerkbar zu machen. Aber Kai wusste, dass es so besser war. Er bereitete allen immer nur Probleme. Er zerstörte alles, was anderen etwas bedeutete. Er war nicht fähig, dass für andere zu sein, was sie in ihm sahen. Er würde die Leute, die seine Familie sein wollte, obwohl er so große Fehler gemacht hatte, wieder verraten. Es würde ihn verletzen, wie jedes Mal, und trotzdem würde er es wieder machen. So war er nun einmal. Das war sein Charakter. Er würde sich niemals ändern. Und deshalb würde er nun gehen.

Oder waren das alles nur Ausflüchte, um eine feige Flucht zu begründen?
 

~~~+~~~
 

Wherever you may hide

The flashing light of evil you can’t fight

And they will hurt you

Hurt you

‘most every night
 

~~~+~~~
 

Aber selbst wenn er zurückgehen würde, sich alle Mühe geben würde, sich zu ändern… Würde man das akzeptieren?

Nein.

Zu vieles war geschehen, dass er niemals mehr würde rückgängig machen können. Dieses Mal waren es zu viele Fehler gewesen. Er hatte den Bogen überspannt. Endgültig. Man würde ihm nicht verzeihen. Und selbst wenn die Anderen es doch irgendwie schaffen würden…

Er könnte es nicht… Niemals.
 

~~~+~~~
 

Whatever you may try

The shadows of your crimes they won’t go by

Nightmares will haunt your mind

And you will find

They’ll never die
 

~~~+~~~
 

Deswegen gab es nur diesen einen Weg für ihn.

Er konnte nicht weglaufen, in der Hoffnung, dass die Anderen ihn niemals finden und vergessen würden, denn solange er um seine Verbrechen wusste, würde er niemals Frieden finden.

Er hatte sich selbst betrogen, hatte sich all die Jahre vorgemacht, dass er stark war. Dass er die Kontrolle über sich und seine Umwelt hatte. Lügen…

Er hatte sich immer wieder selbst belogen. Hatte sich vorgemacht, dass sein Großvater ihn lieben könnte, dass er eine Chance hatte. Doch stattdessen war er nur weiter in einen Abgrund gestürzt, aus dem es kein Entrinnen gab. Jede Hand, die sich ihm helfend entgegengestreckt hatte, hatte er weg geschlagen. Er hatte geglaubt, es alleine schaffen zu können.

All diese Fehler würden ihm nichts ausmachen, wenn er nur sich selbst ins Unglück gestürzt hätte, doch er hatte auch andere verletzt…

Andere, die ihm nur hatten helfen wollen.

Er wusste, dass er sich vermutlich niemals bei ihnen entschuldigen würde. Dafür war sein Stolz – sein Schutz, sein Schild, sein Fluch, sein Gefängnis – einfach zu groß. Also blieb ihm nur die Möglichkeit, ihnen einen Gefallen zu tun und endlich aus ihrem Leben zu verschwinden.
 

~~~+~~~
 

Wherever you may go there’s no escape

The memories in your soul you can’t reshape

Wherever you’re livin

There’s no forgivin

Cos you’re guilty of deceit
 

~~~+~~~
 

Kalte Gischt spritzte ihm ins Gesicht und bestätigte ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte: Das Meer…

Eine dunkle Masse aus Wasser, die selbst ohne Licht eher dunkelgrau als schwarz aussah. Aufgewühlt von den Küstenwinden und den wilden Strömungen, die in der Nacht herrschten. Eisigkalt, in der Farbe harten Stahls und doch weich und einladend in seiner ständigen Bewegung. Die Schaumkronen tanzten hell auf den sich ewig verändernden Wellen und schienen ihn zu rufen.

Eine fremde, völlig unbekannte Welt, von blassen Nebeln überhangen, die ihm Rettung versprach, Erlösung, Verderben und Stille. Ewige Stille…

Kai trat bis an den Rand des Betonstegs, der weit in das Wasser hinaus ragte. Normalerweise ging er nie weiter als einen Meter ans Meer heran, wenn er es beobachtete, doch dieses Mal war er nicht zum Nachdenken und in die Ferne starren gekommen. Er hatte anderes vor.

Die See tobte und gurgelte unter seinen Füßen, warf sich gegen den Beton und schien nach seinen Füßen zu greifen. Sie schien zu wissen, dass sie bald ein Opfer erhalten würde und hieß es willkommen.

Gischt spritzte hoch und benetzte Kais Wangen und Lippen. Kühle, salzige Tropfen, die wie Tränen über die blasse Haut liefen. Ein trauriges Lächeln umspielte die Mundwinkel des Jungen.

Er hatte gelernt zu weinen… Es linderte den Schmerz, doch hatte er das wirklich verdient? Hatte er es nicht eher verdient für das, was er getan hatte, noch mehr zu leiden? Waren diese Tränen überhaupt echt oder nichts als Lüge? Durfte jemand weinen, der nur Hass und Schmerz kannte? Durften andere um so jemanden weinen?
 

~~~+~~~
 

Whatever you may do there’s no release

The pain deep down inside will never cease

You’re even lying

When you’re crying

Cos your heart is filled with hate –
 

~~~+~~~
 

Aber nun war es egal…

Kais Blick wanderte über die dunkle See, die verlockend nach ihm zu rufen schien. Nur noch ein Schritt trennte ihn von der Ewigkeit.

Ein Schritt…
 

~~~+~~~
 

Wherever you will be you’ll meet your fate
 

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„Glaubst du wirklich, dass das der richtige Weg ist, Kai?”

Der Junge musste sich nicht umdrehen um zu wissen, wer hinter ihm stand: „Bist du hier um mich aufzuhalten, Hiro?“

Tysons Bruder kam ein paar Schritte näher, doch nicht nah genug um Kai zu erwischen, wenn dieser wirklich den letzten Schritt machen würde: „Ich bin mir nicht sicher… Es ist deine Entscheidung, ob du dein Leben beenden willst oder nicht… Aber ehrlich gesagt ist es nicht das, was ich von dir erwartet habe…“ Kai starrte aufs Meer: „Was hast du denn erwartet?“ „Das du nicht aufgibst. Das du kämpfst. Das du allen beweist, dass du stark bist und dich der neuen Herausforderung stellst. Das du all das bist, wofür du berühmt und berüchtigt bist.“

Kai drehte sich bei diesen letzten Worten, die in seinen Ohren wie blanker Hohn klangen, um, doch entgegen seiner Erwartung lächelte Hiro nicht, sondern blickte ihn ernst an.

„Du weißt, dass ich nicht der bin, für den mich alle halten…“, flüsterte Kai und drehte sich wieder zur See. „Nein. Der bist du nicht…“, stimmte Hiro ihm zu. “Du bist schwächer, verletzlicher, ängstlicher… Aber auch stärker und nobler… Du bist mehr, als alle anderen denken. Du solltest ihnen eine Chance geben, es zu entdecken. Und du solltest dir eine Chance geben, entdeckt zu werden. Aber das ist nur meine Meinung… Es ist deine Sache, wie du dich entscheidest.“

Kai konnte Dranzer am Rande seines Bewusstseins fühlen, doch der Phönix schwieg, überließ ihm die Entscheidung, genau wie Hiro es auch tat. Kai war frei, wenigstens einmal in seinem Leben. Er konnte entscheiden, brauchte sich nach niemandem zu richten… Nur nach sich selbst. Nach seinem Gewissen und seinen Wünschen.

Was sollte er also tun?
 

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Whenever you feel free

You’ll find out that you’ve got no chance to flee

Remember only

The lonely

Know what you’ve done
 

~~~+~~~
 

Egal was er tat, es würde die Hölle werden…

Aber die Hölle kannte er schon zu genüge, schließlich trug er sie in sich.

Das Meer schien ihn zu rufen, die hohen Wellen tränkten seine Kleidung mit eisigem Salzwasser… Oder wollten sie ihn wegstoßen, zurück aufs Land? Zurück ins Leben?

Aber selbst wenn er sich ändern könnte, würde das seine Seele nicht heilen können.

Oder doch?

Und seine Fehler konnte er auch nicht einfach so ausmerzen… Aber vielleicht wieder gutmachen? Aber es war so viel einfacher sich einfach dem Meer zu übergeben. Sich nie mehr falsche Hoffnungen machen. Nie mehr verletzt werden. Schwach sein, einmal in seinem Leben…

Das letzte Mal in seinem Leben…
 

~~~+~~~
 

Whatever you may say

You know you’ll never wash your sins away

You will forever

Bear those brandings

You are the one
 

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“Ich habe mich entschieden”, sagte Kai und machte den alles entscheidenden Schritt…
 


 

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Sorry, aber ich konnte mir diesen fiesen Cliffhänger nicht verkneifen...

Aber ich beeil mich mit dem nächsten Chap, versprochen.
 

Wunschepisodenbesitzer, bitte melden!!! ^^

Strength

Also, noch ma sorry für den Cliffi, aber es hat so gereizt...
 

Hintergrundmusik: "Sound the Bugle" von Bryan Adams und "Everbody's Fool" von Evanescence in eben dieser Reihenfolge.
 

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“Ich habe mich entschieden”, sagte Kai und machte den alles entscheidenden Schritt…

Nach hinten.

Hiro atmete auf, als er sah, wie der Junge der dunklen See den Rücken kehrte und sich ein weiteres Mal dem Leben stellte.

Kai trat an seine Seite, völlig durchnässt von der Brandung, zitternd im eisigen Wind und doch stärker als jemals zuvor. Es gehörte mehr Mut dazu sich nicht das Leben zu nehmen und weiterzumachen, als es doch zu tun. Hiro nahm sich vor sein Bestes zu tun, damit Kai seine Entscheidung nicht bereute.

Tysons Bruder zog seine Jacke aus und hängte sie Kai um die Schultern. Der Junge wehrte sich nicht, vergaß im kalten Wind seinen Stolz und zog sie stattdessen noch etwas fester um sich. Seine Lippen waren leicht bläulich verfärbt und die Energie, die Dranzer ihm geliehen hatte, nahm immer schneller ab.

„Wir sollten zurück gehen“, sagte Hiro. Kai nickte schwach, unsicher, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte – und ob er zurück zum Dojo wollte…

Doch mit Hiro, der ihn von der Seite her wachsam beobachtete, hatte er wohl keine andere Wahl.

Tysons Bruder behielt Kai fest im Blick und runzelte die Stirn. Eigentlich hätte Kai gar nicht die Kraft haben dürfen um aufstehen zu können… Und erst recht nicht um so eine weite Strecke zurücklegen zu können. Hiro hatte sich sehr erschrocken, als er nach dem Jungen hatte sehen wollen und nur noch ein leeres Bett vorgefunden hatte. Auch die Sachen, die er ihm aus Kais Wohnung zum Anziehen besorgt hatte, waren fort gewesen. Hiro war durch die Stadt gerannt und hatte Kai dann auch durch Zufall im Hafen entdeckt. Ein blasses Lächeln huschte über sein Gesicht. Irgendwie schien er ein Talent dafür zu entwickeln, Kai aufzuspüren…

Der Junge an seiner Seite zitterte und zog die Jacke noch enger um sich. Seine Bewegungen waren schwerfälliger geworden und steifer, anscheinend hatte er Schmerzen. Mit einem raschen Blick auf die Umgebung versicherte sich Hiro, dass sie nicht mehr weit vom Dojo entfernt waren.

Trotzdem wurde es knapp…

Sie waren gerade in Tysons Zimmer angekommen und Kai hatte sich mit Mühe und Not aus Hose und T-Shirt geschält, als die geliehene Energie endgültig aufgebraucht war und Kai zusammenbrach. Er wäre schmerzhaft auf dem Boden gelandet, wenn Hiro ihn nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätte. Tysons Bruder verfrachtet Kai wieder ins Bett und deckte ihn zu. Als er zurücktrat, begann ein rötlicher Schimmer um Kais Körper zu glühen, der sich dann von ihm löste und in einem Bitchip, der auf dem Nachttisch lag, verschwand. ‚Also hat Dranzer ihm geholfen’, stellte Hiro nüchtern fest.

„Versuch noch kurz wach zu bleiben, Kai. Ich werde dir etwas zu essen holen“, sagte Hiro und verschwand aus dem Zimmer.

‚Ich werde dir nie wieder meine Energie leihen…’ Kai lächelte, als er das Murren seines Bitbeasts vernahm. ‚Du machst nur Dummheiten damit…’ ‚Es tut mir Leid, Dranzer’, dachte er. Federn raschelten in seinen Gedanken und das Bild eines schimmernden Auges, voller Wärme und Zuneigung, erschien: ‚Schon gut.’ Ein schwaches Kreischen erklang irgendwo am Rande seines Bewusstseins. Es war melodischer als Black Dranzers Laute und obwohl es so schrill war, dass es den meisten Leuten vermutlich nicht gefallen würde, erschien es Kai schöner als jede Melodie, die er jemals zuvor in seinem Leben gehört hatte.

„Da bin ich wieder“, sagte Hiro und schloss die Tür hinter sich. In den Händen hielt er einen Teller Suppe. Kai versuchte sich aufzusetzen, mit dem Ergebnis, dass bunte Sterne vor seinen Augen tanzten und seine Muskeln zu zerreißen schienen. Er konnte ein schmerzerfülltes Stöhnen nicht unterdrücken. „Das wird ein Problem werden…“, sagte Hiro mit einem schiefen Lächeln. Er stellte den Teller auf den Nachttisch und half Kai beim Aufsetzen. ‚Dranzer! Ich glaube nicht, dass ich die Kraft habe alleine zu essen!’, ächzte Kai in Gedanken. ‚Und was hab ich damit zu tun?’ , fragte Dranzer gespielt dumm. Der Junge konnte ein leises Kreischen hören, dass er als Kichern identifizierte. ‚Dranzer! Bitte, hilf mir.’ ‚Willst du etwa nicht gefüttert werden, mein armer Kai?’ , lachte der Phönix in seinen Gedanken. Goldenes und rotes Feuer stahl sich vor Kais inneres Auge und bildete dort verwirrende Muster. ‚Dranzer!’ ‚Also schön…’ Die Muster verschwammen und bildeten sich neu, während der Phönix lachend etwas von seiner Energie an Kai weitergab. ‚Da gehen meine guten Vorsätze dahin…’

Ein rötlicher Schimmer löste sich von dem Bitchip und ging in Kais Körper über. Der Junge konnte sich von einem Moment auf den anderen wieder bewegen und die Schmerzen verblassten zu einem unangenehmen aber erträglichen Pochen. Hiro reichte ihm den Teller: „Können das alle Bitbeasts?“ Kai starrte auf die Suppe: „Ich weiß nicht…“ ‚Unsere Verbindung ist etwas Besonderes’, fügte er in Gedanken hinzu. ‚Etwas ganz Besonderes…’
 

Vorsichtig öffnete Tyson die Tür und versuchte sich so leise wie möglich ins Zimmer zu schleichen. Mit großer Sorgfalt achtete er darauf nur die Zehenspitzen aufzusetzen und kein Geräusch zu machen. Sogar den Atem hielt er an.

Plötzlich trat er auf ein herumliegendes Beybladeteil, das sich schmerzhaft in seinen Fuß bohrte. Tyson biss sich auf die Zunge um nicht laut loszubrüllen, während ihm Tränen in die Augen stiegen. In Gedanken fluchend hockte er sich hin und umklammerte seinen Fuß, bis der Schmerz endlich nachließ. Als er dann zum Bett guckte, in dem Kai lag, musste er feststellen, dass all seine Bemühungen nichts genutzt hatten. Rubinrote Augen blitzten ihn an, in denen es leicht amüsiert zu funkeln schien.

Für einen Moment war Tyson enttäuscht, dass er Kai geweckt hatte, dann wurde dieses Gefühl durch die Freude ersetzt, dass Kai endlich wach war. Mit einem Aufschrei fiel er seinem Freund um den Hals, der diese Geste erst mit einem schmerzerfüllten Stöhnen, dann mit Protest kommentierte. „Verdammt, Tyson! Lass mich los!“, Kai hasste es, sich nicht wehren zu können. Die anderen Blader hatten Tysons Freudenschrei vernommen und kamen nun, um zu sehen, was los war. Als Max und Daichi entdeckten, dass Kai wach war, taten sie es Tyson gleich und schlossen ihn in die Arme, was Kai offensichtlich gar nicht behagte. Ray hielt sich zurück, grinste aber übers ganze Gesicht und stellte sich neben das Bett.

Auch die anderen Blader grinsten beim Anblick dieser Szene: Ein recht hilfloser, wütender Kai, der von drei seiner Teamkameraden, die sein Geschimpfe offensichtlich nicht im Geringsten störte, beinahe erdrückt wurde. Je nach Einstellung gegenüber Kai und Charakter fiel das Grinsen der einzelnen Blader dabei entweder höhnisch oder fröhlich aus.

Plötzlich keuchte Kai vor Schmerz auf: „Verdammt! Ihr tut mir weh!“

Sofort ließen die Drei von ihm ab und musterten ihn besorgt. Das Gesicht ihres Teamkameraden war bleich und schmerzverzerrt. „Tut uns Leid, das wollten wir nicht“, murmelte Max schuldbewusst. Ray legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich glaub das weiß Kai. Keine Sorge. Er ist bloß noch ziemlich schwach.“ Er wandte sich an Kai: „Ich hole dir jetzt erst mal etwas zu essen.“

„Das mach ich schon!“, rief Tyson und rannte aus dem Raum, Daichi auf seinen Fersen. „Ich will auch helfen!“, krähte der Rotschopf. Einige Blader konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das die sich gleich so überschlagen, nur weil der Typ aufgewacht ist“, murrte Eddy. Michael zuckte mit den Schultern und wollte gehen, da fiel ihm plötzlich etwas ein und er begann fies zu grinsen. Während sich die meisten anderen Blader wieder im Haus verteilten und ihren zuvor unterbrochenen Beschäftigungen nachgingen, blieb er stehen und hielt auch Eddy und Lee zurück. Tala, der auf ihr Verhalten aufmerksam wurde und dem Michaels Grinsen gar nicht gefiel, blieb ebenfalls stehen.

„Warum bleiben wir?“, fragte Eddy seinen Teamleader. „Wenn Kai wirklich noch so schwach ist, wird er bestimmt nicht alleine essen können“, grinste Michael. „Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich will nicht verpassen, wie der große Kai gefüttert werden muss wie ein Kleinkind“, höhnte er. Kai, der die Augen inzwischen wieder geschlossen hatte und aussah, als ob er wieder eingeschlafen wäre, runzelte die Stirn: „Den Gefallen tue ich euch nicht.“

Max setzte sich neben ihn aufs Bett. „Und wie willst du dann bitte essen?“, fragte er vorsichtig. Sowohl für ihn als auch für Ray stand fest, dass sie Kai notfalls mit Gewalt füttern würden, wenn er sich weigerte zu essen. Der Arzt hatte gesagt, dass er unbedingt Nahrung zu sich nehmen müsste.

Ein Blick zu Tala, der Kai scharf ansah, bestätigte Max, dass er und Ray noch einen weiteren Verbündeten hatten, der vermutlich noch hartnäckiger war als sie.

Wie auf Kommando kam Tyson zurück, der in der einen Hand einen Teller balancierte und mit der anderen Daichi abwehrte, der wie ein junger Hund um ihn herum sprang und ebenfalls helfen wollte. Tala löste das Problem Daichi schließlich für Tyson, indem er den kleineren Jungen einfach am Kragen packte und hochhob, sodass er nur noch rumbrüllen und zappeln konnte.

Tyson atmete sichtlich auf und stellte den Teller auf den Nachttisch. „Und nun?“, fragte er ziemlich ratlos. Offensichtlich war ihm auch gerade bewusst geworden, dass Kai zu schwach war um alleine zu essen. Ein roter Schimmer lenkte seinen Blick auf den Bitchip, den Dranzer seit neuestem sein Heim nannte. Ein Glühen breitete sich von dort aus und floss in Kais Körper, der sich daraufhin aufsetzte und den Teller an sich nahm. Aus kalten Augen sah er Michael, Lee und Eddy an, die sich wütend umdrehten und ohne ein weiteres Wort verschwanden. Auch Tala drehte sich um und ging mit den Worten, dass er Daichi wohl eine kleine Abkühlung vertragen könnte. Nur wenig später war aus dem Garten ein lautes Platschen und ein noch lauteres Gebrüll zu hören.

Kai konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Dieses seltsame, faszinierende und nur allzu oft lächerliche Chaos, das er sein Leben nannte, hatte ihn tatsächlich wieder…
 

Seit Kais erstem offiziellen Erwachen waren mehrere Tage vergangen. Tage an denen Kai nichts weiter hatte tun können als im Bett zu liegen, die Decke anzustarren und nachzudenken, während die anderen Blader entweder im Garten oder in der Stadt die letzten warmen Tage des Jahres genossen.

Inzwischen waren sämtliche Bäume kahl und ragten grau oder dreckigbraun in den Himmel. Der Boden war dagegen mit einem leuchtend bunten Teppich bedeckt, der die Schritte weich abfederte und im lauen Wind raschelte und flüsterte.

Kai hörte Tyson und Daichi rumbrüllen, die sich offenbar gegenseitig mit Blätterhaufen beschmissen und Hillarys Zetern. Seit er aufgewacht war, benahmen sich die Beiden wie zwei Verrückte und stellten Mist an. Die restlichen Blader waren am Verzweifeln, denn noch nicht einmal die Blitzkrieg Boys oder ein Beybladematch schaffte es, die Beiden für längere Zeit zur Ruhe zu bringen.

Kai kam es dagegen ganz gelegen, dass die Anderen im Moment mit den beiden Nervensägen beschäftigt waren. Er hatte keine Lust mehr untätig im Bett zu liegen und Löcher in die Luft zu starren, doch bisher war immer jemand da gewesen, der seine Versuche aufzustehen vereitelt und ihn freundlich, aber bestimmt wieder zurück ins Bett verfrachtet hatte. Heute aber nicht und das hatte Kai vor auszunutzen.

Vorsichtig richtete er sich auf, doch sein Körper protestierte nur schwach gegen diese Bewegung, wobei sich dieser Protest allerdings immer noch wie ein sehr schwerer Fall von Muskelkater anfühlte. Kai unterdrückte ein Stöhnen und stand auf. Für einen Augenblick schien sich die Welt zu drehen, dann kam sie wieder ins Lot. Als Kai nach den Sachen griff, die in der Nähe auf einem Stuhl bereitlagen, hörte er Dranzer in seinen Gedanken aufseufzen. Doch der Phönix schwieg, da er wusste wie sehr Kai seine derzeitige Lage hasste.

Kai zog sich an und machte einen vorsichtigen Schritt, unsicher, ob seine Beine sein Gewicht schon wieder halten konnten, doch nichts passierte. Der Junge lief zur Tür, öffnete sie und ging zu den anderen in den Garten. Auf der Veranda blieb er stehen und genoss das Gefühl, endlich wieder sein eigener Herr zu sein. Ein schon recht kühler Wind strich um die kahlen Bäume und über den kleinen Gartenteich und wehte die Blätter, die Daichi Tyson gerade an den Kopf geworfen hatte, in alle Richtungen davon.

Die meisten Blader sahen dem Aufruhr, den die Beiden veranstalteten, mit gemischten Gefühlen zu: Zum Einen machte es ihnen Spaß bei der „Schlacht“ zu zu sehen, zum Anderen wünschten sie sich aber so langsam etwas Ruhe und Frieden – und keine Blätter mehr, die ihnen ins Gesicht klatschten, wenn einer der Beiden sein Ziel verfehlte.

Kai spielte kurz mit dem Gedanken Tyson und Daichi scharf anzufahren und sie zur Räson zu bringen, entschied sich aber dagegen. Dazu hatte er nicht das Recht. Er musste froh sein, dass Tyson und die anderen Teammitglieder der G Revolution gewillt waren ihm zu verzeihen, also konnte er sie nicht einfach anschreien. Also entschied er stattdessen, sich irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu suchen, von dem aus er das Schauspiel ungestört und ungefährdet beobachten konnte.

Beim Geräusch seiner Schritte drehten sich Hillary und Ray, die nicht weit entfernt standen, um. „Kai?“, sagte Hillary überrascht. „Bist du dir sicher, dass du schon aufstehen solltest?“, meinte Ray und musterte ihn scharf. Kai schenkte ihm einen eisigen Blick. Niemandem würde er jetzt noch erlauben ihn wieder zurück ins Bett zu stecken. Dranzer gab einen belustigten Laut von sich als er diesen Gedanken mitbekam.

Auch Ray schien zu bemerken, dass er keine Chance hatte an Kais Vernunft zu appellieren und wendete sich seufzend wieder der Blätterschlacht zu. Hillary dagegen lief auf Kai zu und packte ihn am Arm: „Kai! Du musst unbedingt was tun! Die beiden Idioten rauben mir noch den letzten Nerv.“ Der Junge sah sie an und hob eine Augenbraue: „Und was soll ich bitte tun?“ Hillary lächelte: „Na was du in solchen Situationen immer tust: Die Beiden zur Schnecke machen.“ Kais zweite Augenbraue wanderte nach oben und er sah fragend zu Ray, der sich neugierig zu ihnen umgedreht hatte. Der Chinese grinste und nickte. Auch er wollte endlich etwas Ruhe haben.

Kai wandte sich ab und machte sich auf den Weg ins Zentrum des Krisengebiets, in dem zwei johlende Wirbelwinde ein enormes Chaos verursachten. Je näher er kam, desto mehr Blader wurden auf ihn aufmerksam. Bei einigen zeigte sich Abneigung auf den Gesichtern, bei den anderen ein leichter Hoffnungsschimmer.

„Der wird auch nicht mehr Erfolg haben als wir“, brummte Bryan. Spencer nickte. Doch Tala grinste in sich hinein: „Kai schafft das. Da bin ich mir ganz sicher.“

Kai hatte sich inzwischen neben Tyson und Daichi gestellt, die ihn beide nicht bemerkten, und holte tief Luft.

„Wenn ihr Beide nicht sofort mit diesem Mist aufhört, hetz ich euch höchstpersönlich von einer Trainingseinheit in die nächste! Und zwar so lange, bis euer mickriges Hirn nicht mehr zwischen momentanem Schmerz und Muskelkater unterscheiden kann! Also lasst endlich diese Kindereien und geht mir nicht länger auf die Nerven, oder ihr werdet mich kennen lernen!“, Kais Ausbruch kam einer Explosion gleich. Sofort herrschte Stille bei den beiden angeschrienen Jungen, die aussahen, als ob sie gleich einen Herzinfarkt bekommen würden. Ihre Augen waren geweitet und ängstlich auf den Halbrussen gerichtet, der sie mit einem seiner eisigsten Blicke bedachte.

„Hey Kai… Ist ja schon gut…“, Tyson schwitzte sichtlich und versuchte sich irgendwie aus der Situation herauszuwinden. „Genau, wir hören sofort auf… Wir sind schon still…“, versuchte Daichi es mit einem, wie er meinte, versöhnlichem Grinsen. Als ihn ein eisiger Blick traf, hielt er sofort die Klappe, packte Tyson am Arm und zog in mit sich fort in die andere Ecke des Gartens.

Kai drehte um und trottete zum Haus zurück. Er unterdrückte den Impuls, mit seiner Hand über den feinen Schweißfilm zu fahren, der sich auf seiner Stirn gebildet hatte. ‚Verdammter Mist. Selbst so ein bisschen Rumbrüllen strengt mich bereits derart an?’

Er spürte die Blicke der anderen Blader in seinem Rücken, etwas, was er hasste wie die Pest.

„Wie hat er das gemacht?“, fragte Bryan mit einem leicht bewundernden Unterton in der Stimme. „Tja, Kai hat seinen Kindergarten halt im Griff“, grinste Tala. „Den beiden Nervensägen ist noch nicht einmal aufgefallen, dass das eben eine vollkommen haltlose Drohung war. Ich glaube nicht, dass Kai schon in der Verfassung ist, jemanden zu jagen, geschweige denn, zu trainieren.“ Sein Grinsen wurde noch fieser.

Auch Bryan und Spencer grinsten. „Jetzt wissen wir wenigstens, warum Kai immer so still ist. Der muss vom ganzen Rumbrüllen andauernd heiser sein“, spottete der violetthaarige Russe.

Daichi sah zu wie Kai sich neben Hillary, die in sich hineinkicherte, auf die Veranda setzte: „Oh Mann… Das ich das Gebrüll echt mal vermisst habe…“ Tyson nickte kurz, begann dann aber zu grinsen: „Aber es geht ihm besser.“

Kai lehnte sich an eine der Holzsäulen und schloss die Augen. Es tat gut mal wieder an der frischen Luft zu sein, aber er fühlte sich schon durch die paar Schritte, die er gemacht hatte, enorm ausgelaugt. Während die Blader um ihn herum wieder anfingen ihren Alltagsbeschäftigungen nachzugehen, schlief Kai ein, etwas, was ihm sonst nie passierte.

Er erwachte erst wieder, als die Blader nach drinnen gingen um zu essen.

Kai brauchte noch nicht einmal den Versuch zu machen, ob er aufstehen könnte, er wusste, dass er es nicht schaffen würde. Sein Körper fühlte sich schlapp an und seine Muskeln versagtem ihm wieder einmal komplett den Dienst. Er hatte sich allein schon mit den paar Schritten im Garten völlig übernommen.

Ray beugte sich zu ihm hinunter und lächelte ihm an: „Es gibt Essen. Kommst du auch?“ Kai schüttelte den Kopf: „Kein Hunger…“ „Dann bring ich dir nachher was ins Zimmer“, sagte Ray und ging ebenfalls ins Haus, in der Annahme, dass Kai einfach allein sein wollte.

‚Und wie kommst du jetzt wieder zurück in dein Zimmer? Ich helfe dir dieses Mal nicht.’ , ließ sich Dranzers belustigte Stimme vernehmen. ‚Ach, halt den Schnabel…’, murrte Kai in Gedanken. Wenn es nach Dranzer gegangen wäre, hätte er Ray um Hilfe gebeten.

Plötzlich fiel ein Schatten auf ihn und Kai blickte hoch, in Talas grinsendes Gesicht: „Na? Soll ich dir hoch helfen?“ „Wie kommst du darauf, dass ich Hilfe brauchen würde?“, fragte Kai kalt.

Talas Grinsen wurde noch breiter: „Intuition… Und die Tatsache, dass du jetzt nicht einfach aufstehst und weggehst, sondern gezwungenermaßen sitzen bleibst.“

Kai sah fort, hatte aber keine andere Wahl, als das Angebot anzunehmen. Also streckte er die Hand aus und ließ sich von Tala hochziehen und zurück in Tysons Zimmer bringen.

Das Grinsen des rothaarigen Russen ignorierte er dabei so gut es ging.
 

Nach diesem misslungenen ersten Ausflug blieb Kai doch lieber im Bett. Lieber sich zu Tode langweilen als noch einmal vollkommen hilflos sein. Erst fast eine Woche später fühlte er sich wieder stark genug, einen neuen Versuch zu wagen. Eine wichtige Rolle bei seiner Entscheidung spielte auch, dass die meisten Blader an diesem Tag in die Stadt gegangen waren. Nur Bryan, Spencer, Raul und Lee waren da.

Äußerst vorsichtig erhob sich Kai vom Bett und lief ein paar Schritte im Zimmer herum. Er fühlte sich zwar noch schwach, doch das Schwindelgefühl, das er beim ersten Aufstehen verspürt hatte, war verschwunden und seine Muskeln ziepten nur noch leicht. Erleichtert seufzte der Junge auf, was von Dranzer mit einem amüsierten Laut kommentiert wurde.

Als er in den Garten trat, saßen Raul und Lee auf der Veranda und bastelten an neuen Beyblades herum. Die Blicke, mit denen sie ihn bedachten, waren alles andere als freundlich, doch er störte sich nicht daran. Solche Blicke war er gewöhnt.

Kai setzte sich auf einen Stein am Teich und starrte auf das klare Wasser, auf dem der schwache Wind winzige Wellen bildete.

Er hatte viel Zeit gehabt, über sich und seine Situation nachzudenken und es erstaunte ihn jedes Mal aufs Neue, dass ihm seine ehemaligen Teammitglieder so leicht verziehen hatten. Sie hatten ihn wieder aufgenommen und schienen das, was er getan hatte, einfach als kleine Fehler wegzuwischen. War er sich denn letztes Endes wirklich nur selbst Rechenschaft schuldig?

Eine höhnische Stimme in seinem Rücken beantwortete ihm diese Frage: „Nun sieh mal einer an, wenn wir da haben!“

Ein bitteres Lächeln huschte ungesehen über Kais Züge. Nein, nicht nur sich selbst und seinem Team war er Rechenschaft schuldig… Den anderen Bladern auch.

Kai stand auf und drehte sich um.

Michael stand, die Arme lässig vor der Brust verschränkt und ein bösartiges Grinsen auf den Lippen, nur wenige Meter von ihm entfernt. Hinter ihm hatten sich Rick und Eddy wie zwei stumme Wächter aufgebaut, beide mit dem gleichen gehässigen Grinsen wie sein Teamleader.

„Wird Zeit, dass wir uns noch einmal über den Diebstahl unserer Bitbeasts unterhalten, oder was meint ihr, Jungs?“, grinste Michael und machte einen Schritt auf Kai zu, der sich allerdings nicht einschüchtern ließ. Lee ließ das Beybladeteil, das er in der Hand hatte liegen und gesellte sich zu den drei Jungen: „Ich bin auch dabei.“

Raul sah sich die ganze Szene mit einem blassen Gesicht an, dann verschwand er im Haus.

Rick ließ seine Fingerknöchel knacken: „Wird Zeit, dass du dafür bezahlst.“

Er und Eddy stellten sich seitlich neben Kai auf, der nun von drei Seiten eingekreist war. In seinem Rücken befand sich die Mauer, die er in seinem momentanen körperlichen Zustand unmöglich überwinden konnte.

‚Kai! Soll ich…?’ ‚Nein! Es ist ihr gutes Recht wütend zu sein. Und ich hab schon Schlimmeres überstanden’, dachte Kai und machte sich bereit.

Raul kehrte mit Bryan und Spencer im Schlepptau zurück, gerade als die ersten Schläge auf Kai einprasselten. Die beiden Russen sahen sich erst das Geschehen, dann sich gegenseitig an. Sie gönnten Kai die Prügel, die er ihrer Meinung nach mehr als verdient hatte. Zudem war Tala nicht da, um sie dazu zu zwingen zu helfen. Beide drehten sich um und verschwanden wieder im Haus, so als ob sie nichts bemerkt hätten.

Raul sah ihnen entgeistert hinterher, dann versuchte er Michael und seine Freunde zu beruhigen und zum aufhören zu bewegen. Nachdem er allerdings ebenfalls einen Schlag von Eddy abgekriegt hatte, beschränkte er sich darauf ängstlich zu zu sehen und zu hoffen, dass bald ein paar andere Blader zurückkehrten.

Kai spürte die schweren Schläge in Magen und Rippen, gegen Gesicht und Schultern, die hinterhältigen Tritte und hörte die Beschimpfungen, doch er hielt ihnen stand und gab keinen Laut von sich. Dranzer tobte in seinen Gedanken, schien die Angreifer am Liebsten zerfetzen zu wollen, doch Kai verbot ihm, sich einzumischen und hielt durch, bis die vier Jungen glaubten ihn endgültig zu Boden geprügelt zu haben und grinsend von ihm abließen. Doch jedes Mal gefror ihr triumphierendes Grinsen, wenn Kai sich wieder aufrichtete, die Schmerzen ignorierte und sie herausfordernd anstarrte. Und jedes Mal, ging es wieder von neuem los…

Kai wusste, dass er einfach nur liegen bleiben müsste und alles wäre vorbei, doch er hatte nicht vor, sich brechen zu lassen. Nie mehr. Er würde sich nie mehr von jemandem erniedrigen lassen, weder von seinem Großvater, noch von jemand anderem. Er würde nie wieder aufgeben, sich nie wieder in die Knie zwingen lassen, schwach sein…

Nie wieder!

Ein weiteres Mal rappelte sich Kai wieder auf und konnte sich beim Anblick der entgeisterten Mienen ein Grinsen nicht verkneifen. Ein weiterer Schlag warf ihn hart gegen die Mauer und ein ersticktes Keuchen kam über seine Lippen als ihm der Schmerz durch den Rücken schoss, doch er hielt sich schwankend aufrecht.

„Seit ihr von allen guten Geistern verlassen?“ Die Barthez Battalion waren soeben in den Dojo zurückgekehrt und starrten entsetzt auf die Szene. Miguel stürmte vor und hielt Michaels Arm fest, der Kai gerade wieder schlagen wollte: „Ihr seid wohl verrückt geworden!“ Michael riss sich los und sah den Teamleader der Barthez Battalions wütend an. „Der hat es nicht anders verdient“, zischte er. Zur Bestätigung seiner Worte verpasste er Kai doch noch einen Schlag, der ihn auf den Boden schleuderte. Miguel ging neben Kai auf die Knie, sicher, dass er bewusstlos war, doch der silberhaarige Junge regte sich noch und richtete sich mit einigen Schwierigkeiten sogar wieder auf. Schwankend stand er vor der Mauer, das blutverschmierte, dreckstarrende Gesicht zu einem arroganten Lächeln verzogen und sah die vier Angreifer aus brennenden Augen an: „War das etwa schon alles?“

Die anderen Blader konnten es nicht glauben. Kais Kleidung war dreckig und zerissen, überall konnte man die Spuren der Schläge und Tritte sehen, aus Mund und Nase lief Blut – und doch wirkte Kai stärker denn je. Unbeugsam, unbesiegbar, wie ein König, der auf vier Bettler herabstarrte, die es gewagt hatten, ihn schief anzusehen.

Lee machte einen Schritt auf ihn zu und hob drohend die Faust, doch Kais Augen blitzten nur belustigt auf und sein Lächeln wurde spöttisch: „Schlag ruhig zu, wenn du dich dann besser fühlst. Ich habe es verdient und das weiß ich auch.“ Seine Stimme wurde leiser und herablassender: „Aber gib dir wenigstens richtig Mühe, denn ich habe schon weitaus schlimmere Schläge eingesteckt als die hier. Und erwarte nicht, dass ich vor dir in die Knie geh oder aufgebe. Denn das werde ich nie mehr tun!“ Die letzten Worte hatte er gezischt und ein unheimliches Feuer loderte in seinen Augen auf, sein unbändiger Wille, der sich niemals mehr brechen lassen würde.

Die vier Blader sahen Kais schwankende, aber aufrechte Gestalt, die Schultern gestrafft, der Rücken durchgestreckt, das Gesicht stolz und voller Erwartung des nächsten Schlags vorgestreckt, die Augen zwei rubinrote Flammenmeere – und sie gaben auf.

Sie hatten Kai schwächen wollen, doch mit jedem Schlag wurde er nur stärker. Sie hatten Kai erniedrigen wollen, doch er hatte ihnen erlaubt, ihn zu schlagen. Sie hatten Kai wimmern und um Gnade winseln hören wollen, doch Kai litt stumm und sah auf sie herab. Sie hatten ihn bestrafen wollen, doch Kai hatte die Strafe klaglos angenommen und ihnen damit den Wind aus den Segeln genommen.

Sie hatten keine Chance, also gaben sie auf…

Kai sah sie an und wusste, dass es vorbei war. Erst jetzt gestattete er Dranzer ihm etwas von seiner Energie zu leihen.

Die Schmerzen verblassten, als sie wie Feuer durch seine Adern floss und mit goldenem Funkeln die ersten Narben auf seiner Haut verblassen ließ, die sich während der Zeit, die er im Dojo verbracht hatte, gebildet hatten. Stolz wandte sich Kai zu Miguel, der ihn ebenso anstarrte wie alle anderen Anwesenden: „Sag Tyson und den anderen, dass ich nach Hause gehe. Ich brauche etwas Zeit für mich allein um… um mein Leben wieder richtig in den Griff zu kriegen. Wenn sie etwas von mir wollen, sollen sie sich an Mr. Dickinson wenden.“

Miguel nickte stumm und Kai ging. Am Tor hielt er noch einmal inne: „ Und sag ihnen, dass ich ihnen danke…“

Miguel lächelte. Vielleicht konnte sich Kai wirklich ändern.

„Ich danke ihnen für alles…“
 

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Sobald ich den Namen fürs nächste Chap hab, geht's weiter...

Helfer sind immer willkommen.

Und zu Michael und co: Irgendwer musste halt die Bösen spielen und die waren meiner Meinung nach die Glaubwürdigsten vom Charakter her ^^

Atempause?

Also, dieses Kapitel ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen, ich gebs zu und hoffe, es ist nicht zu schlimm und Kai nicht zu OOC.

Aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen... XDDD

Also: Die kursiven Texte ist von Ich+Ich "Geht's dir schon besser"

Viel Spaß^^
 

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Mr. Dickinson brütete gerade über einigen Dokumenten als es kurz an der Tür klopfte, die gleich darauf ungeduldig aufgerissen wurde. Tyson und Daichi stürmten herein, gefolgt von dem ziemlich verlegen wirkenden Rest der G Revolution. Die beiden Jungen bauten sich sofort vor dem Schreibtisch und dessen überraschten Besitzer auf und fragten gleichzeitig: „Wo ist Kai?“

Mr. Dickinson blinzelte die Beiden ein paar Mal an, dann gewann er seine Fassung zurück und räusperte sich. Tyson und Daichi starrten ihn ungeduldig an.

Nach diesem bedauerlichen Vorfall waren die anderen Beybladeteams abgereist. Rick hatte sich vor dem Abflug bei den G Revolution für sein Verhalten entschuldigt und versprochen, es auch noch bei Kai zu tun. Ihn schien der silberhaarige Blader ungemein beeindruckt zu haben. Eddy, Michael und Lee hatten nichts dergleichen getan und die wütenden und vorwurfsvollen Blicke der anderen Blader verbissen ignoriert.

Noch zwei andere Blader hatten im Mittelpunkt des Interesses gestanden: Bryan und Spencer waren nach der Attacke auf Kai und ihrer unterlassenen Hilfeleistung von ihrem Teamleader in Grund und Boden gebrüllt worden. Tala hatte zwar auf Russisch gewütet, doch so bleich und klein wie Beide seitdem wirkten, konnte sich jeder vorstellen, dass da einige sehr harte Worte gefallen waren. Es war immer wieder überraschend, welchen Einfluss der rothaarige, wesentlich schmalere und auf den ersten Blick schwächer wirkende Russe auf seine Kameraden hatte.

Die G Revolution hatte dann, als sie wieder im Dojo gesessen hatten, entschieden, dass sie Kai, seinem Wunsch entsprechend, für eine Weile in Ruhe lassen würden.

Doch diese Weile war, laut Tysons und Daichis Meinung, nun, nach fast drei Wochen, schon mehr als vorbei.

Mr. Dickinson sah die beiden, vor Ungeduld platzenden Jungen an: „Was wollt ihr denn von ihm?“ Tyson glaubte sich verhört zu haben: „Wir wollen wissen, wie es ihm geht! Was denn sonst? Er hat sich schließlich schon eine ganze Weile nicht mehr bei uns gemeldet! Also, wo finden wir ihn?“

Hillary versetzte ihm eine Kopfnuss: „Beruhige dich und brüll nicht so rum! Wir machen uns auch Sorgen um Kai, aber du übertreibst es wieder einmal!“ Sie seufzte und sah dann Mr. Dickinson an: „Aber wir würden Kai wirklich gerne besuchen… Können sie uns nicht sagen, wo wir ihn finden?“

Der Chef der BBA seufzte: „Kinder, ihr wisst doch genau, dass Kai mich gebeten hat, euch seinen Aufenthaltsort nur bei dringenden Angelegenheiten zu verraten.“ Tyson sah ihn entrüstet an: „Aber das ist eine dringende Angelegenheit!“

Mr. Dickinson lächelte: „Nun, ich kann leider nichts machen… Aber könntet ihr mir vielleicht einen Gefallen tun?“

Die Blader glaubten sich verhört zu haben. Erst fertigte Mr. Dickinson sie so einfach ab und dann bat er sie um Hilfe? Doch noch bevor sie protestieren konnten, sprach der ältere Herr schon weiter: „Ich habe hier einen Brief von Robert, der unbedingt in nächster Zeit zugestellt werden muss. Leider bin ich selbst im Moment zu beschäftigt und kann auch keinen meiner Mitarbeiter entbehren… Wartet, ich schreibe euch schnell die Adresse auf…“

Er kritzelte etwas auf einen Zettel, den er Tyson dann zusammen mit einem Brief in die Hand drückte. „Und nun geht bitte. Ich habe noch etwas zu tun“, meinte er lächelnd und wandte sich wieder seiner Arbeit zu, ohne die völlig perplexen Blader noch weiter zu beachten.

Tyson versuchte zwar noch ein paar Mal ihn anzusprechen, doch Mr. Dickinson ignorierte ihn einfach.

Wütend verließ die G Revolution den Raum. „Das ist doch wohl die Höhe!“, schimpfte Tyson und knüllte den Brief in den Händen. „So etwas Gemeines“, pflichtete Daichi ihm bei. Max nickte zustimmend und Ray sah enttäuscht noch einmal zu Mr. Dickinsons Büro zurück. So etwas hätte er dem Chef der BBA nie zugetraut.

„Wer brüllt hier denn so rum?“, ließ sich eine bekannte Stimme vernehmen und gleich darauf bogen die Justice Five um die Ecke. Als Garland Tyson und Daichi entdeckte, grinste er: „Hätte ich mir ja denken können…“

„Was ist denn los?“, fragte er besorgt, als er die wütenden Mienen bemerkte. „Wir wollten Kai besuchen…“, meinte Ray, wurde aber sofort von Tyson unterbrochen: „Aber Mr. Dickinson gibt uns seine Adresse nicht! Stattdessen will er, dass wir für ihn einen Brief von Robert abliefern! Aber das kann er knicken!“ Er machte Anstalten den Umschlag samt Inhalt zu zerreißen. Mystel sprang vor und riss ihn an sich: „Immer langsam! Wir haben auch alle Briefe von Robert bekommen. Es waren Einladungen zu einer Weihnachtsfeier auf seinem Schloss… Habt ihr auch welche bekommen?“

„Das wird bestimmt lustig“, quietsche Ming Ming im Hintergrund.

Tyson überlegte. Weder er, noch sein Großvater, noch einer seiner Freunde hatte heute schon nach der Post gesehen. „Keine Ahnung“, gab er zu.

Brooklyn grinste und hielt den Brief hoch, den Mystel vor Tyson gerettet hatte: „Bestimmt!“ Er deutete mit einem Finger auf den Namen, der groß auf dem Umschlag stand: Kai Hiwatari.

Allen Mitgliedern der G Revolution wurde schlagartig klar, wessen Adresse dann auf dem anderen Zettel stand, den Tyson immer noch mit einer Hand zerknüllte. Sofort lockerte der Junge seinen Griff und strich das Papier, so vorsichtig als ob er ein Heiligtum in den Händen halten würde, glatt. Daichi sprang wie wild herum: „Juchuh! Danke, Mr. Dickinson!“

Der Chef der BBA hörte in seinem Büro die Jubelrufe und lächelte in sich hinein. Diese Kinder…
 

Erstaunt standen beide Teams, die Justice Five hatten sich der G Revolution bei ihrem geplanten Besuch spontan angeschlossen, vor einem großen Firmengebäude im Zentrum der Stadt. „Hier?“, fragte Garland zum wiederholten Mal, schnappte sich den Zettel aus Tysons Hand und studierte die Adresse. Aber es bleib dabei. Dieser Kasten aus Stahl und Glas war ihr Ziel.

Also passte Garland sein Verhalten wieder dem der anderen Blader an und starrte das Gebäude hoch, das leicht bläulich im Licht der Sonne schimmerte. Dann wanderte sein Blick zu dem Schild am Eingang des Baus: „Hiwatari Corporation… Heißt das, Kai macht immer noch gemeinsame Sache mit seinem Großvater?“

Ray, der neben ihm stand, antwortete nicht. Zu sehr erinnerte ihn dieses Gebilde aus blauem Glas an den Eispalast, den er in Kais Seele gesehen hatte. Ein kalter Hauch streifte über seine Hauch, der allerdings nicht von verborgenen Tränen und Hass, sondern von dem Wind herrührte, der inzwischen bereits empfindlich kühl durch die Stadt wehte und allen zeigte, dass es bis zum Winteranfang nicht mehr allzu lang war.

Ray fröstelte und reagierte endlich auf Garlands Frage: „Das finden wir jetzt heraus!“ Und damit ging er entschlossen auf den Eingang zu.

‚Kai’, dachte er. ‚Wie geht es dir?’
 

~~~*~~~
 

Geht’s dir schon besser

Geht’s dir besser
 

Bist du noch so einsam, wie du’s früher einmal warst

Ziehst du dich noch warm an, an einem brüllend heißen Tag

Sitzt du noch am Fenster und gehst tagelang nicht raus

Siehst du noch so müde und so fertig aus
 

~~~*~~~
 

Er erinnerte sich, wie Kai immer und überall am Rand stand und beobachtete, ohne sich einzumischen oder auf sich aufmerksam zu machen. Er schien in jeder Minute oder Sekunde tief in seinem Innersten bereits sämtliche Möglichkeiten, die sich aus einer Situation ergeben könnten, vorauszusehen und Strategien für den schlechtesten Fall zu entwickeln. Kai war immer und auf alles vorbereitet und überließ ungern etwas dem Zufall, dass hatte Ray ziemlich schnell herausgefunden. Diese Paranoia war zwar oft sehr hilfreich für das Team, verhinderte aber auch, dass Kai sich mal entspannte und jemandem vertraute.

Stattdessen konnte er immer nur weiter beobachten, ohne jemals wirklich Teil der beobachteten Situation zu werden.

Würde sich das jemals ändern?
 

~~~*~~~
 

Geht’s dir schon besser

Geht’s dir schon besser

Hat das Leben dich zurück

Geht’s dir besser

Geht’s dir schon besser

Nur ein kleines Stück
 

~~~*~~~
 

Als die Blader in die riesige, in grau gehaltene Eingangshalle traten, wurden sie von der jungen Frau, die hinter einer Art Empfangsschalter saß, skeptisch gemustert. Dann entspannten sich ihre Züge plötzlich und sie begann zu lächeln.

Hillary übernahm die Rolle des Sprechers, eine Rolle, die in solchen Situationen normalerweise immer Kai übernahm, weil er die meisten Menschen sehr schnell einschüchterte, wie ihr durch den Kopf schoss.

„Wir… ähem… suchen jemanden. Einen Freund von uns. Könnten sie uns vielleicht helfen ihn hier zu finden?“, fragte sie mit ihrem freundlichsten Lächeln. Die junge Frau lächelte ebenso freundlich zurück und drückte einen Knopf an ihrem Telefon: „Master Kais Freunde sind hier.“ Eine Antwort erklang, war aber so verzerrt, dass Hillary sie nicht verstehen konnte.

„Ihr werdet gleich abgeholt“, erklärte die Frau und musterte die Blader lächelnd. „Eigentlich sollte ich euch böse sein“, meinte sie und zog die Augenbrauen zusammen und runzelte gespielt zornig die Stirn. „Warum?“, fragte Max unsicher. „Nun ja. Ich hatte gewettet, dass ihr schon vor zwei Tagen kommt. Jetzt freut sich jemand anderer über den Jackpot.“

Die Blader sahen sie verwirrt an und die Empfangsdame sah sich gezwungen, die Sache näher zu erklären: „Wir haben eine Art Wette abgeschlossen, wann ihr kommt um Master Kai zu besuchen. Leute aus allen Etagen der Firma haben mitgemacht. Da ist inzwischen ein ganz schönes Sümmchen zusammen gekommen. Aber verratet Master Kai nichts davon“, fügte sie in verschwörerischen Tonfall hinzu und zwinkerte leicht.

Einer der Aufzüge öffnete sich und ein Mann im Anzug, das dunkle Haar streng zurückgekämmt und die lächelnden Augen hinter einer kühl wirkenden, randlosen Brille versteckt, kam auf sie zu: „Willkommen in der Hiwatari Corporation.“

Garland verzog leicht das Gesicht. „Wir wissen noch immer nicht, ob Kai immer noch seinem Großvater hilft. Schließlich ist das hier seine Firma“, raunte er Mystel zu. Die Empfangsdame hatte seine Bedenken mitbekommen und schüttelte den Kopf: „Nein, da irrst du dich, mein Junge. Mr. Voltaire Hiwatari gehört Biovolt. Die Hiwatari Corporation dagegen wurde von seinem Sohn, Daniel Hiwatari, gegründet und ist von Biovolt inzwischen wieder vollkommen unabhängig.“

„Inzwischen?“, fragte Kenny. „Wir hatten kurze Zeit einen Vertrag mit Biovolt, doch dieser ist vor ein paar Wochen geplatzt…“, meinte der Mann im Anzug. Er sah nicht so aus, als ob er deswegen sonderlich traurig wäre. „Sie scheinen Kais Großvater nicht sonderlich zu mögen“, stellte Max vorsichtig fest. „Nein“, gab der Mann offen zu und auch die Empfangsdame schüttelte bestimmt den Kopf. „Mr. Voltaire ist grausam und skrupellos. Master Kai dagegen ist ein sehr guter Mensch, auch wenn er alles tut um sich selbst und den Rest der Welt vom Gegenteil zu überzeugen.“ Er wandte sich um und machte eine einladende Bewegung in Richtung Aufzug: „Wir sollten nun gehen.“

Die Blader folgten ihm in den voll verspiegelten Aufzug. Aus den Lautsprechern klangen die sanften Töne einer Oper, während ihnen von allen Seiten ihre gespiegelten Ebenbilder entgegenblickten.

Max musste an den Spiegelsaal in Kais Seele denken und an das, was er ihnen gezeigt hatte. ‚Ach Kai… Ich hoffe, es geht dir gut.’
 

~~~*~~~
 

Siehst du noch am Himmel, wohin die Wolken ziehn

Nimmst du schon zum Frühstück die ersten Aspirin

Hörst du noch Nirvana und schläfst du noch so schlecht

Denkst du jeden Abend, die Welt ist ungerecht
 

~~~*~~~
 

Als Kai noch im Dojo gewesen war, hatte Max mehr als einmal bemerkt, wie sehr ihm das, was passiert war, zusetzte. Kai hatte oft abwesend gewirkt, den Blick zum Fenster gewandt und doch etwas vollkommen anderes sehend. Er hatte unter starken Kopfschmerzen gelitten und seine Nase hatte mehrmals, wenn er sich irgendwie überanstrengt oder zu lange wach gewesen war, geblutet.

Alle Mitglieder der G Revolution hatten versucht ihn aufzuheitern und ihm die Zeit seiner Krankheit so schön und erholsam wie möglich zu machen, doch Kai war abweisend und kühl geblieben, nur manchmal hatte er sie an seinen leicht schwermütigen, frustrierten Gedanken teilhaben lassen. Ansonsten hatten Max und die anderen nur vermuten können, wie es ihm tatsächlich ging. Am meisten hatte es sie geschockt, als sie eines Abends noch einmal ins Zimmer gekommen waren um nach Kai zu sehen und ihn tief schlafend vorgefunden hatten, während über seine Wangen stumme Tränen liefen.

Nur durch dieses Erlebnis hatten sie überhaupt den Hauch einer Vorstellung davon, wie es in Kai tatsächlich aussah.

Würde er jemals offener ihnen gegenüber werden?
 

~~~*~~~
 

Geht’s dir schon besser

Geht’s dir schon besser

Hat das Leben dich zurück

Geht’s dir besser

Geht’s dir schon besser

Nur ein kleines Stück
 

~~~*~~~
 

Plötzlich rauschte es in den Lautsprechern und die eicht einschläfernde Musik verstummte. Wenige Sekunden später dröhnte lauter Heavy Metal - Sound durch die Kabine und brachte alle dazu sich schnell die Ohren zu zu halten.

Kaum waren sie auf der richtigen Etage angekommen und die Türen des Aufzugs geöffnet, flüchteten die Insassen des Fahrstuhls erleichtert nach draußen.

„Was war das denn?“, herrschte Garland den Mann im Anzug an. Dieser seufzte: „Das versuchen wir gerade noch herauszubekommen. Irgendjemand scheint sich einen Spaß daraus zu machen alle paar Minuten die Aufzugsmusik zu ändern. Bisher haben wir den Übeltäter noch nicht erwischt, aber wir sind dran.“ Umständlich richtete er seine Krawatte und mied den skeptischen Blick der Blader.

„Wenn ihr zu Master Kai wollt, müsst ihr durch diese Tür dort gehen und dann die Treppe hinauf“, sagte er knapp und deutete auf eine Glastür am Ende des Korridors, hinter der geschäftiges Treiben zu sehen war. Vorsichtig und irgendwie eingeschüchtert gingen Tyson und die anderen auf die Tür zu und sahen in den Raum dahinter.

Riesenhafte Bildschirme flimmerten auf viele, überaus hektisch wirkende Männer und Frauen in weißen Kitteln herab, die Notizen verglichen, sich stritten, irgendetwas entwickelten oder einfach nur versuchten beschäftigt zu wirken, während sie in Wahrheit ihr Mittagessen zu sich nahmen. Tyson versuchte eine Weile die Zahlen- und Buchstabenkolonnen zu entziffern, die über die Bildschirme liefen, dann gab er auf, packte den selig lächelnden Kenny, der dieser Raum wie ein Paradies erschien, am Arm und schleifte ihn hinter sich her durch die Tür.

Einige Leute in der Nähe der Glastür sahen die Blader interessiert und etwas misstrauisch an, als sie eintraten, dann hellten sich die Mienen auf und einige begannen zu grinsen und zu tuscheln. Ein Mann huschte davon und wenig später war aus dem hinteren Teil des Raumes eine Art Freudenschrei zu hören.

„Was war das denn?“, fragte Tyson erstaunt und stellte sich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung, etwas sehen zu können. „Ich schätze, da hat einer den Jackpot geknackt“, grinste Brooklyn.

Mit so vielen Blicken im Rücken war es verdammt unangenehm die breite Treppe hinaufzusteigen und an die Tür an ihrem Ende zu klopfen. Noch unangenehmer war es, dass sie niemand hereinbat. „Können die nicht woandershin gucken?“, beschwerte sich Crusher und sah auf die wartenden Angestellten unten, die grinsend hochsahen. Es war kein böses, abwartendes Grinsen, eher ein freudiges. Offenbar freuten sich hier alle, dass Kai Besuch kriegte.

‚Außer Kai, vermutlich. Der wird stinksauer sein, dass wir hier aufkreuzen“, dachte Tyson und grinste nun auch. Entschlossen drückte er die Türklinke herunter und trat einfach ein.

Hell.

Das war der erste Eindruck, den er von dem Büro hinter der Tür hatte. Alles war hell. Und das kam nicht nur von dem strahlenden Sonnenschein, der durch die atemberaubende Fensterfront ins Zimmer fiel. Der Boden war von einem hellen, cremefarbenen Teppich bedeckt, der die gleiche Farbe hatte, wie die Jalousien, die die Glaswände verdeckten, die diesen Raum von dem darunter liegenden trennten. Ebenfalls helle Schränke und Regale voller Akten standen an einer Wand. Davor stand ein leicht futuristisch anmutender Schreibtisch, auf dem ein Computer leise vor sich hin summte.

Neben dem Bildschirm lag ein Stapel Papier, den Kai, der es sich in einem großen, mattschwarzen Sessel bequem gemacht hatte und offensichtlich schlief, als Unterlage für seine hochgelegten Füße nutzte.

Die Blader konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen und mehr als einer wünschte sich, jetzt einen Fotoapparat zur Hand zu haben.

Tyson lächelte und dachte an den Eiskristall im Saal der Spiegel. Das hier schien ihm ein wesentlich besserer und gemütlicherer Ort zu sein, um zu verweilen.
 

~~~*~~~
 

Ich wünsche mir so sehr, dass alles gut wird für dich

Und alle Fragen eine Antwort finden

Ich wünsche dir so sehr, dass alles gut wird für dich

Und die Drogen für immer verschwinden
 

~~~*~~~
 

‚Kai, ich hoffe, dass wir dich von jetzt an öfter so friedlich sehen werden’, dachte er und lächelte.

Dann stellte er fest, dass Garland gerade beschlossen hatte, Kais Frieden zu zerstören. Der Teamleader der Justice Five ging um den Schreibtisch herum und beugte sich zu Kais Ohr hinab: „Kai…?“ Ein unwilliges Murren war die Antwort.

„Glaubst du, dass dein Vater damit einverstanden ist, wenn deine Schuhe seine bestimmt sehr wichtigen Papiere beschmutzen?“, fragte Garland sanft, während sich ein amüsiertes Grinsen auf seine Lippen schlich.

Kai schlug ein rubinrotes Auge auf und fixierte den Störenfried: „Erstens, ist mein Vater tot. Zweitens, ist das hier demzufolge meine Firma und ich kann hier tun und lassen, was ich will. Drittens, sind meine Schuhe nicht dreckig. Viertens, sind diese Papiere absolut unwichtig. Und Fünftens, was zum Teufel machst du hier?“ Seine Stimme war mit jedem Wort kälter und schärfer geworden und hatte nun ungefähr das Niveau einer ewigen Eiszeit erreicht.

Garland wich zurück und ein betroffener Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit: „Tut mir Leid. Ich hatte vergessen, dass deine Eltern…“ Er schwieg unglücklich. Kai winkte ab, öffnete auch das zweite Auge, streckte sich kurz, nahm die Füße vom Tisch und stützte stattdessen die Arme darauf ab: „Also, was wollt ihr?“

„Wir freuen uns auch dich zu sehen, Kai“, sagte Max und lächelte ihn so freundlich an, wie er konnte. Eine Augenbraue wanderte nach oben, ansonsten ging Kai nicht darauf ein. „Wir haben dich vermisst“, strahlte Hillary ihn an. Die zweite Augenbraue wanderte nach oben.

Die Justice Five beobachteten die ganze Szene amüsiert. Es war immer wieder unglaublich, wie Kai es schaffte, jedem, der ihm gegenüberstand, den Wind aus den Segeln zu nehmen und ihn total zu verunsichern.

„Wir haben einen Brief für dich?“, fragte Ray unsicher und hoffte wenigstens dieses Mal auf eine Reaktion. Kai streckte fordernd die Hand aus. Nachdem Tyson ihm den Umschlag gegeben hatte, riss er ihn auf, las sich die Nachricht schnell durch und sah dann wieder seine Teamkollegen an: „Nein.“

Er legte den Umschlag neben sich auf den Tisch und streifte dabei wie zufällig über die Tastatur seines Computers. Kurz blitzte ein Bild auf dem Bildschirm auf, dann aktivierte sich wieder der Bildschirmschoner und alles wurde schwarz.

Nur Brooklyn hatte so gestanden, dass er einen kurzen Blick auf die geöffnete Datei hatte werfen können. Grinsend nahm sich der Junge die „absolut unwichtigen“ Papiere von Kais Schreibtisch und begann sie durchzublättern.

„Was nein?“, fragte Tyson unsicher. „Ich werde nicht auf so eine blöde Weihnachtsparty gehen“, sagte Kai und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

„Aber Kai!“, rief Tyson enttäuscht und aufgebracht. „Nein!“, unterbrach ihn der Angesprochene. Noch bevor der Streit richtig beginnen konnte, mischte sich Brooklyn ein: „Sag mal Kai, kannst du eigentlich singen?“

Alle starrten ihn an, als ob er verrückt geworden wäre. Selbst Kai entgleisten für einen Moment die Gesichtszüge.

Brooklyn sah von den Papieren, die er in der Hand hielt, auf und zu den Anderen: „Oder warum hast du hier Songtexte herum liegen?“ Kai fand seine Fassung wieder und antwortete recht unterkühlt: „Die Songtexte sind für eine CD, deshalb liegen die hier herum. Und nein, ich kann nicht singen.“ „Glaub ich dir nicht“, verkündete Brooklyn lächelnd.

Ray holte plötzlich ein Blatt aus seiner Tasche und reichte es Kai, bevor dieser dem anderen Jungen an die Gurgel gehen konnte: „Hier. Das hast du mal verloren…. Gehört das auch zu den Songtexten?“

Kai nahm das arg verschmierte Blatt mit so spitzen Fingern an sich, als ob er ein ekliges Insekt berühren müsste und legte es auf seinen Schreibtisch. Dieses dämliche Lied war ihm irgendwie unheimlich.

Er wurde sehr abrupt in seinen Gedankengängen unterbrochen, als Brooklyn plötzlich mit einem Blatt Papier vor seiner Nase herumwedelte: „Das hier gefällt mir.“

„Schön für dich“, presste Kai mühsam zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Er unterdrückte nur schwer das Verlangen, dem Rotschopf den Hals umzudrehen. Zu allem Überfluss begann sich nun auch noch Ming Ming für die Texte zu interessieren. Sie riss Brooklyn das Blatt aus der Hand, überflog es und quietsche dann vor Vergnügen auf: „Au ja! Das ist schön!“ Sie maß Kai mit einem seltsam abschätzenden Blick. Dann lachte sie wieder: „Genau. Das soll Kai singen!“

„Moment mal! Ich werde gar nicht singen!“, blaffte Kai sie an. Sein Gesicht war bleich vor Zorn. „Doch, wirst du“, grinste Brooklyn ihn an. „Oder ich verrate deinen Angestellten, dass ihr ach so toller Chef nichts besseres zu tun hat, als aus Langeweile die Aufzugsmusik zu manipulieren.“ Er lächelte Kai so unschuldig an wie es ihm möglich war.

Der Blick des silberhaarigen Jungen wanderte zu dem immer noch vor sich hin surrenden Computer, dann huschte ein deutlicher Rotschimmer über seine Wangen.

Die anderen Blader, die dem Geschehen bisher stumm gefolgt waren, brachen in Gelächter aus. „Das ist nicht dein Ernst, oder Kai?“, fragte Garland mit einem ungläubigen Blick. Kai schloss die Augen und verschränkte die Arme wie ein provisorisches Schild vor der Brust.

„Also?“, fragte Brooklyn zuckersüß und wedelte mit dem Text herum.

Kai riss ihn wütend an sich: „Also schön, ich mach es. Aber wie schon gesagt, ich kann nicht singen.“ „Hast du es überhaupt schon einmal versucht?“, fragte sein Gegenüber liebenswürdig. Ein gereiztes Knurren, dass er als „Nein“ deutete, war die einzige Antwort, die er bekam.

Plötzlich knuffte Tyson Kai kameradschaftlich in die Seite: „Das schaffst du schon, Kai. Aber um jetzt noch mal auf die Sache mit der Weihnachtsfeier zu sprechen zu kommen… Du kommst doch auch mit, oder?“ Sein Teamkamerad sah ihn böse an, doch Tyson ließ sich nicht abschrecken: „Brooklyn hat dir zwar versprochen nichts zu sagen, wir aber nicht. Wenn du mitkommst, könnten wir es uns aber noch einmal überlegen. Na, was sagst du dazu.“ Er grinste ihn an.

Kai murrte irgendetwas, was nach „Verpiss dich“, klang, nickte aber dann Schicksals ergeben…
 

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Bei der Stelle "und die Drogen endlich verschwinden" solltet ihr von Kais Definition von Drogen ausgehen: Macht, Hass, Angst...

Ansonsten: Kritisiert nicht zu hart....

Das nächste Kapitel ist ein kleines Extra. Das Lied, dass Brooklyn so gefällt (und mir auch ^^).

Wer noch Vorschläge für den weiteren Verlauf der FF oder Wünsche hat, bitte melden, ich schmettere sie dann ab XDDD

Unbesiegt (Engel der Nacht)

Unbesiegt (Engel der Nacht)
 

Seh aus dem Fenster

und tief in die Nacht.

Ein dunkler Schatten,

um das Licht gebracht.
 

Seh in die Wolken,

den Spiegel der Welt,

düster, bedrohlich,

von Blitzen erhellt.
 

Man hat mich um meine Schwingen gebracht

und alles was blieb, war der Anblick der Nacht…
 

Feuer im Herzen

und Kälte im Blick.

Das, was einst war,

in weite Ferne gerückt.
 

Der Nachtwind heilt Wunden,

die Menschenhand schlug.

Sein lindernder Hauch

grad zum Atmen genug.
 

Man hat mich um meine Schwingen gebracht

und alles was blieb, war der Anblick der Nacht…
 

Die Flügel gebrochen,

die Federn verschmiert.

Der Blick voller Schatten,

doch in mir die Gier.
 

Ich seh in die Wolken,

verfolge ihr Spiel.

Der Wind in den Bäumen

und in mir die Gier.
 

Doch was letztendlich bleibt, ist nichts als Dunkelheit

und Ketten aus Eis –

und ein einzelner Stern, der Hoffnung heißt…
 

Denn nichts kann mich halten,

weder Eisen noch Stahl.

Die Gier nach Freiheit,

wird stärker – jedes Mal.
 

Ich entfalte die Flügel

- es schmerzt mich sehr –

und tauch ein in die Nacht,

als ob nie was gewesen wär.
 

Seh meine Welt in Trümmern liegen

und kann doch immer noch fliegen, siegen…

Werde alles erbauen, was ich mir einst ersann,

weil man Engel wie mich

nie besiegen kann…
 

Man hat mich um meine Schwingen gebracht

und alles was blieb, war der Anblick der Nacht…
 

Was letztendlich bleibt, ist nichts als Dunkelheit

und Ketten aus Eis –

und ein einzelner Stern, der Hoffnung heißt…
 


 


 

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Alles meins *schnurr*
 

Apropos, suche Mitschreiber für ne FF... Bitte in mein Weblog gucken ^^

Merry Xmas?

Ungeduld: *Schild hochhält* "Unserer geschätzte Lyos-Chan/Ly-Chan ist leider zur Zeit nicht anwesend, da sie immer noch auf der gefahrvollen Suche nach den verloren gegangenen Monaten zwischen Herbstanfang und Weihnachten ist."
 

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Schnee…

Überall war Schnee. Eine feine, weiße Daunendecke, die alles unter sich verbarg. Die Wolken selbst schienen sich auf die Erde hinabgesenkt zu haben, um Bäume und Steine zu bedecken und die Berge mit einem Hut aus weißem Zuckerguss zu versehen.

Ein starker Wind wehte und ließ weiße Flocken wie Federn zu Boden rieseln, einem geisterhaften Vorhang aus winzigen Kristallen gleich.

Eine seltsame Ruhe schien sich über die ganze Welt gelegt zu haben. Eine ehrfürchtige Stimmung, die jeden dazu brachte leise zu sprechen und wie verzaubert auf die friedliche, weiße Landschaft zu starren.

Alle, bis auf zwei Blader, die sich staunend die Nase an der beschlagenen Scheibe eines Busses platt drückten, um so viel wie möglich zu sehen.

„Oh Mann, ist das klasse. So viel Schnee habe ich noch nie gesehen. Wie viele Schneemänner man damit wohl bauen kann? Das muss ich sofort ausprobieren!“, Daichi ballte grinsend die Fäuste. Tyson sah großspurig auf ihn herab: „Als wir in Russland waren, haben wir noch viel mehr Schnee gesehen.“ „Glaub ich nicht!“, krakeelte der kleinere Rotschopf und sofort war ein heftiger Streit im Gange.

Ray seufzte und wünschte sich wie Max einen CD-Player und Kopfhörer eingepackt zu haben. Dann müsste er das Gezanke jetzt nicht ertragen. Als sich auch noch Hillary einmischte, war es mit der Ruhe völlig vorbei. Kenny, der neben Ray saß, seufzte und widmete sich dann wieder ein paar Daten, die über den Bildschirm seines Laptops flackerten. Noch einer, der klug genug gewesen war, sich eine Beschäftigung mitzunehmen.

Ray schalt sich selbst in Gedanken einen Dummkopf und blickte dann zu Kai hinüber, der an eines der Fenster gelehnt dasaß und schlief. Ob er ihn wecken sollte, damit er für Ruhe sorgte?

Der Chinese entschied sich dagegen. Kai hatte schon im Flugzeug geschlafen und schien sich auch von dem zur Zeit herrschenden Lärm nicht stören zu lassen, also war er vermutlich noch nicht wieder so fit, wie er es gerne hätte und ihnen schon seit einiger Zeit vorzumachen versuchte.

Eine Veränderung in der Landschaft ließ Ray aufatmen: Statt schneebedeckter Bäume sah er plötzlich eine Art Schloss, das sich Ehrfurcht heischend von den Bergen abhob.

„Wir sind da!“, rief er fröhlich und brachte somit Daichi, Tyson und Hillary für einen kurzen Moment zur Ruhe. Dann brach sofort wieder Chaos aus, als die drei lauthals ihr Staunen kundtaten. Max nahm die Kopfhörer ab und sah erst zu Ray, dann zu Kai. „Schläft er schon wieder?“, fragte er besorgt. Auch er merkte, dass es Kai lange nicht so gut ging, wie er ihnen immer wieder versicherte.

Ray nickte seufzend und rüttelte ihren Teamkameraden sanft an der Schulter, der darauf hin die rot glühenden Augen aufschlug und ihn müde anblinzelte. Wenige Sekunden später wich sämtliche Erschöpfung aus seinem Blick und machte wieder dem vertrauten, intensiven Starren Platz, das für Kai so typisch war.

Der Bus hielt und die Blader machten sich eilig daran ihre Sachen zusammen zu sammeln, was nicht ohne einige Streitereien ablief, die Kai aber jedes Mal wieder schnell im Keim erstickte.

Endlich standen sie samt ihrer Koffer vor dem großen Eingangstor und klingelten.

Daichi schlang die Arme um den Körper und hüpfte herum: „Verdammt ist das kalt!“ Er bibberte und klapperte mit den Zähnen. „Ich glaube, ich geh doch nicht raus“, jaulte er. Tyson nickte und zog geräuschvoll seine Nase hoch. Auch ihm machte die Kälte zu schaffen und er überlegte, ob es eine gute Idee gewesen war, auf Roberts Einladung einzugehen. In Japan war es im Winter wesentlich wärmer.

Kai beobachtete die Beiden verständnislos und schüttelte den Kopf. Er hatte nur seine normale Kleidung an und störte sich nicht an dem bisschen Kälte. Seine Jacke lag achtlos auf seinem Koffer und flatterte leicht im Wind.

Ray überlegte kurz, ab wann der Halbrusse es wohl für nötig behielt, sie über zu ziehen, wurde aber von einer heftigen Windböe in seinen Gedankengängen unterbrochen und zog stattdessen seine eigene Jacke fester um sich. Max, der neben ihm stand, verschränkte die Arme und verbarg die Hände in den Armbeugen. Erst jetzt fiel Ray auf, dass er schon wieder Kopfhörer auf hatte: „Was hörst du eigentlich die ganze Zeit?“

Max grinste ihn an: „Die CD, die Kai uns zugeschickt hat. Ich versuche immer noch heraus zu finden, welches Lied er gesungen hat, aber ich finde es einfach nicht heraus und Kai verrät es mir nicht. Ich habe sogar schon Brooklyn und Ming Ming gefragt, aber die grinsen immer nur und sagen, ich müsste es selbst herausfinden.“ Er lächelte schief. „Wenn ich es nie herausfinde, ist es aber auch nicht so schlimm… Mir gefällt die CD eigentlich ganz gut.“

Ray nicke und wollte gerade antworten, dass er sie auch mochte, da öffnete sich plötzlich die Tür und sie standen Robert gegenüber: „Hallo. Tut mir Leid, dass ihr so lange warten musstet.“

Hinter ihm tauchten die Blitzkrieg Boys ihm Türrahmen auf und drängelten sich an ihm vorbei. „Bryan und Spencer wird es eine Freude sein, euch mit dem Gepäck zu helfen“, grinste Tala und sah seine Teamkameraden drohend an, die seufzend gehorchten.

Daichi sah die drei Russen mit offenem Mund an, die nur mit dünnen Pullovern bekleidet in der Kälte standen und sich an dem eisigen Wind nicht zu stören schienen.

„Mach den Mund zu, oder da kommt Schnee rein“, bemerkte Tala fies grinsend und wandte sich dann an Kai, der mit einer undeutbaren Miene zusah, wie sich Bryan mit Rays und Max Koffer abmühte: „Hätte nicht gedacht, dass du mitkommst.“

„Wurde gezwungen“, murmelte Kai und runzelte die Stirn. „Ach, echt? Wie denn? Das würde mich echt mal interessieren...“, meinte Tala und sein Grinsen wurde noch breiter. Kai sah ihn herablassend an: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das irgendjemandem erzähle, geht gegen Null. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ausgerechnet dir das erzähle, liegt sogar unter Null…“

Er wandte sich ab, packte seinen Koffer und folgte Bryan und Spencer ins Innere des Schlosses.

Der Eingangssaal war riesig, wie Daichi lautstark feststellte, doch Kai hatte dafür kaum einen müden Blick übrig. „Wo sind wir untergebracht?“, fragte er Robert knapp. „Ich zeige es dir. Es gibt ein Vierbettzimmer und drei Einzelzimmer“, ihr Gastgeber führte Kai eine breite Treppe hinauf und dann einen langen Gang entlang. „Die anderen Teams sind alle schon da und essen gerade im Speisesaal. Falls der noch steht“, fügte Robert mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Sie benehmen sich schlimmer als eine Horde Kleinkinder und machen einen Radau wie ein Rudel hungriger Wölfe.“ „Dass es nicht leicht wird, hätte ich dir gleich sagen können“, bemerkte Kai. „Sowieso ist diese ganze Weihnachtsfeier eine bescheuerte Idee!“

Robert blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie: „Eines der Einzelzimmer. Ich schätze mal, du wirst etwas Privatsphäre bevorzugen?“ Ohne eine Antwort ging Kai an ihm vorbei und warf seine Tasche auf das Bett.

Das ganze Zimmer machte einen angenehmen, warmen Eindruck. Es gab einen Schreibtisch, einen Nachtschrank, einen Schrank und ein Bett, alles aus warmem, roten Holz gefertigt, das sich gut, aber nicht unangenehm vom weichen, hellbraunen Teppich abhob. Die Farbe der Möbel fand sich in der Wandtäfelung wieder, die ungefähr in halber Höhe der Wand von einer gelblichen Tapete abgelöst wurde.

Eine nur leicht angelehnte Tür schien in ein kleines Badezimmer mit Dusche zu führen.

Kai ging zum Bett, dass direkt unter dem Fenster stand, beugte sich darüber und spähte nach draußen: Er blickte auf eine weite, schneebedeckte Fläche und die dunkle Linie eines Waldes.

Der Junge betrachtete kurz eine Eisblume, die sich am Rand des Fensters gebildet hatte, dann drehte er sich wieder zu Robert um: „Ganz nett.“

Der andere Junge nickte und drehte sich um: „Dann zeige ich dir jetzt den Weg zum Speisesaal.“ Eigentlich hatte Kai keinen großen Hunger, doch er folgte Robert trotzdem und prägte sich dabei den Grundriss des Gebäudes ein: Er hatte keine Lust sich irgendwann mal zu verlaufen und dann beißenden Spott über sich ergehen zu lassen.

„Du magst keine Weihnachtsfeiern?“, versuchte Robert den Beginn eines Gesprächs. Kai schüttelte den Kopf. „Warum nicht?“ „Sie sind sinnlose Zeitverschwendung. Überhaupt ist dieser ganze Weihnachtsquatsch absoluter Schwachsinn. Nur dem Umsatz tut er gut“, ratterte Kai herunter. Robert schien mit dieser Meinung ganz und gar nicht einverstanden zu sein, hielt aber den Mund.

Den Rest des Weges zum Speisesaal legten die beiden Blader schweigend zurück.

Auf halbem Weg kam ihnen plötzlich ein kleines Mädchen mit dunkler Haut und hellem, ockerfarbenem Haar entgegen. Irgendwie kam sie Kai bekannt vor, doch er wusste nicht, woher. Während Robert mit einem kurzen Lächeln und den Worten: „Hallo, Monica“, einfach weiterging, blieb Kai stehen und musterte sie.

Auch das Mädchen verharrte und sah ihn aus großen Augen an. Dann lächelte sie plötzlich: „Also hast du doch noch gelernt zu weinen. Das freut mich für dich.“

Kai entgleisten die Gesichtszüge, als ihm plötzlich einfiel, wo er die Kleine schon einmal gesehen hatte: Er wusste nicht mehr allzu viel von der Zeit, als er mit zerbrochener Seele umhergewandert war, doch die Begegnung mit diesem Mädchen, war ihm irgendwie im Gedächtnis haften geblieben.

Das Mädchen lächelte freudig und stellte sich vor: „Hallo. Ich bin Monica, Crushers Schwester. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Kai.“ Der Angesprochene nickte stumm. Woher hatte die Kleine gewusst, was er damals gebraucht hatte?

Monica störte sich nicht daran, dass Kai ihr nicht antwortete, sondern ging einfach weiter und verschwand hinter der nächsten Biegung. Der Junge schüttelte den Kopf, so als ob er damit auch alle Fragen einfach abschütteln könnte und beeilte sich dann Robert zu folgen, der bereits einige Gänge Vorsprung hatte.

Bevor die beiden Jungen auch nur die Tür des Speisesaals sahen, hörten sie bereits den Krawall der Blader, die offensichtlich jede Menge Spaß hatten. Robert und Kai tauschten einen genervten Blick und seufzten.

Im Speisesaal des altehrwürdigen Schlosses war die Hölle los. Tyson und Daichi stritten sich über den breiten Tisch hinweg, angefeuert oder beschimpft von den anderen Bladern. Einige ernsthaftere Charaktere saßen am anderen Ende des Tisches und versuchten sich von dem Radau nicht stören zu lassen, was ihnen aber nicht wirklich gelang.

Kais Augenbrauen wanderten zornig nach unten: Warum musste sich eigentlich immer sein Team daneben benehmen?

Wütend baute er sich vor Tyson und Daichi auf, die unter seinem eisigen Blick zusammen zuckten und sofort ihren Streit beendeten. Furchtsam blickten die beiden zu ihrem Teamkameraden hoch, der immer noch mit seinem Zorn kämpfte. ‚Kai. Nimm nicht immer alles so ernst’ , mischte sich Dranzer beruhigend ein und versuchte Kais Wut zu dämpfen.

Der Blader seufzte und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.

Die Anderen sahen ihn überrascht an: Sie hatten alle mit einem großen Knall gerechnet. Kai ignorierte ihre verwunderten Blicke und nahm sich stattdessen etwas zu essen. Er hatte vor, die wenigen ruhigen Minuten zu nutzen.

Auch die anderen Blader wandten sich wieder ihrer Mahlzeit zu und für eine kurze Zeit herrschte eine beinahe andächtige Stille…

Bis Daichi mit einer ungeschickten Bewegung seine Tasse umwarf und seinen heißen Tee über den gesamten Tisch und einige seiner Sitznachbarn verteilte. Kai wich den glühend heißen Spritzern geschickt aus, nahm sich noch ein Brot und verließ dann den Speisesaal, noch bevor das Geschrei hinter ihm richtig losging.

Das würde keine einfache Zeit werden…

Er seufzte und sah auf, als die Tür zum Speisesaal kurz geöffnet wurde und Rick sich ebenfalls in den Gang flüchtete. Als der andere Junge Kai sah, kam er zielstrebig auf ihn zu. „Ich… na ja…“, er stockte. Kai beobachtete ihn skeptisch. Im Speisesaal klirrte etwas, dann war es kurzzeitig still. Wenige Sekunden später begannen wieder dutzende Stimmen wild durcheinander zu reden. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für… Na du weißt schon…“, Rick druckste rum und wartete auf eine Antwort. Doch Kai nickte nur, drehte sich dann um und ging in Richtung seines Zimmers davon. Rick starrte ihm hinterher und spürte, wie wieder Wut in ihm aufstieg. Konnte Kai denn nicht wenigstens einmal die Klappe aufkriegen und ihm sagen, dass er die Entschuldigung annahm? Zornig knirschte er mit den Zähnen.

„Mach dir nichts draus. Er hat genickt, das ist schon mehr, als die meisten Anderen als Reaktion kriegen.“ Rick fuhr herum und sah Tala, der hinter ihm an der Wand lehnte. Er musste den Speisesaal in dem kurzen Moment verlassen haben, in dem es still gewesen war.

„Belauscht du immer fremde Gespräche?“, fragte Rick immer noch sauer. Tala zuckte mit den Schultern und grinste: „Klar, warum nicht? Ist so eine Art Hobby von mir, weißt du?“ Er wurde wieder ernst: „Ich werde dann mal unseren schweigsamen Freund wieder zurückholen. Die Anderen wollen gleich besprechen, wie wir diese Weihnachtsfeier nun gestalten wollen.“

Er ging an Rick vorbei und verschwand dann hinter der nächsten Biegung.
 

„Verdammt Kai! Es ist doch nur eine Weihnachtsfeier! Du wirst dich doch wohl für einen Monat am Riemen reißen und nett sein können! Und wenn das zu viel verlangt ist, dann eben für drei Tage!“, man hörte Tala mit Kai streiten, noch bevor die Beiden den gemütlichen Salon, in dem die restlichen Blader saßen und warteten, erreicht hatten. Die Tür flog auf und Tala stürmte herein und zog Kai am Arm hinter sich her.

Kais Antwort fiel so leise aus, dass nur der rothaarige Russe sie mitbekam, der Kai darauf hin losließ, sich zu ihm umdrehte und ihn anschrie: „Mir Scheißegal ob du Weihnachten für totalen Schwachsinn hältst und nur hier bist, weil man dich dazu gezwungen hat! Du bist hier, also wirst du dich gefälligst auch etwas umgänglicher benehmen als sonst!“

Kai sah ihn kalt an: „Wer bist du eigentlich, dass du glaubst mir befehlen zu können, wie ich mich zu verhalten habe?“ Im Gegensatz zu Tala wirkte er völlig ruhig und beherrscht. Der andere Blader wollte irgendetwas erwidern und seine Hand zuckte verräterisch nach vorne, dann wurde er sich all der Leute bewusst, die ihn und Kai anstarrten und er fing sich wieder. Mühsam unterdrückte er seine Wut und senkte die zur Faust geballte Hand wieder.

Kai lächelte herablassend und ließ sich in einen der freien Sessel fallen.

Tala zählte langsam in Gedanken bis zehn und setzt sich ebenfalls. Allerdings spürte er immer noch das brennende Verlangen, Kai sein arrogantes Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Wie konnte man nur so stur und verbohrt sein?

„Also, da wir nun endlich alle anwesend sind, sollten wir jetzt endlich mal klären, wie wir überhaupt Weihnachten feiern wollen“, Robert war aufgestanden und versuchte die Situation unter Kontrolle zu bekommen. „Da die meisten von uns aus verschiedenen Ländern kommen, haben wir auch verschiedene Arten, Weihnachten zu feiern. Einige feiern es Heiligabend, andere am Morgen des ersten Weihnachtstages, andere wiederum sogar an völlig anderen Daten. Also, wie wollen wir es dieses Jahr feiern?“, er blickte fragend in die Runde.

Verschiedene Stimmen wurden laut, die begeistert Vorschläge machten. Andere wiederum widersprachen und schon bald war wieder die schönste Streiterei im Gange.

Kai griff sich an den Kopf und massierte sich die Schläfen, hinter denen ein stetiger, dumpfer Schmerz pochte. Wie er diesen Lärm und dieses Gewirr hasste. Er schloss die Augen und versuchte das Gefühl, dass sein Schädel gerade von einer riesigen Hand zusammen gedrückt wurde, zu verdrängen, doch es misslang, als sich zu dem halbwegs erträglichen Pochen auch noch ein brennendes Ziepen gesellte, dass sich wie ein Blitz durch sein Gehirn zu brennen schien.

Matt spürte er, wie etwas Feuchtes über seine Haut rann und er brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass seine Nase angefangen hatte zu bluten. Er öffnete die Augen und sah in die Runde, die Robert inzwischen wieder halbwegs zur Ruhe gebracht hatte.

Emily schien gerade einen Vorschlag zu machen: „Ich bin dafür, dass wir Heiligabend feiern. Die Geschenke kann ja jeder öffnen, wann er will, aber wenn es draußen dunkel und kalt, innen aber warm, hell und gemütlich ist, ist die Stimmung einfach am Besten.“

„Apropos Geschenke? Woher sollen wir überhaupt wissen, was sich wer wünscht? Und sollen wir überhaupt für jeden Geschenke besorgen?“, wollte Julia wissen.

Kai nervte diese ganze Sache und seine Kopfschmerzen machten die Situation, in der er sich befand, auch nicht gerade erträglicher. Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Arm und sah zur Seite. Monica stand neben ihm und hielt ihm eine Packung Taschentücher hin. „Deine Nase“, flüsterte sie leise und lächelte.

Kai nickte ihr schwach zu und wischte sich dann verstohlen das Blut aus dem Gesicht. Allerdings achtete sowieso niemand auf ihn: Selbst der vor Wut schäumende Tala, der ihm bis vor kurzen noch mörderische Blicke zugeworfen hatte, hatte sich inzwischen an den allgemeinen Streitereien beteiligt. „Was für ein alberner Kindergarten. Streiten sich wegen so einem Mist wie diesem nervtötenden Weihnachtsrummel“, zischte Kai genervt und beobachtete, wie Robert wieder einmal versuchte für Ordnung zu sorgen.

„Wir könnten doch jeder einen Wunschzettel schreiben“, rief Mariah und schaffte es tatsächlich, sich Gehör zu verschaffen. „Wunschzettel? Aber das ist doch was für kleine Kinder“, unkte Daichi und sah sie zweifelnd an. Mariah ließ sich nicht beirren: „Jeder von uns schreibt das, was er sich wünscht auf einen Zettel und hängt ihn hier in den Raum. Dann können alle gucken, was sich die anderen wünschen.“ „Schön und gut, aber es bleibt noch die Frage, ob sich alle gegenseitig beschenken sollen oder nicht“, warf Johnny ein. Robert seufzte: „Ich schätze mal, jeder darf selbst aussuchen, für wen er Geschenke besorgt und für wen nicht.“

‚Geschenke hier, Geschenke da… Warum überhaupt?’, Kai seufzte. ‚Wunschzettel, Heiligabend, erster Weihnachtstag… Was für ein Blödsinn…’

„Dann weiß ich schon, wer überhaupt keine Geschenke bekommt“, sagte Michael und grinste. „Schließlich waren einige von uns im letzten Jahr alles andere als brav…“, fügte er mit einem boshaften Seitenblick auf Kai hinzu, den dieser natürlich mitbekam. ‚Brav?’

Kai stand auf und sah den herausfordernd grinsenden Amerikaner frostig an: „Wenn du wüsstest, wie scheißegal mir das ist…“ Das Grinsen auf Michaels Gesicht gefror. „Meinetwegen könnt ihr machen, was ihr wollt, es ist mir gleich… Aber lasst mich gefälligst mit eurem dämlichen Weihnachtsschwachsinn in Ruhe! Mir geht euer kindisches Rumgezanke nämlich gewaltig auf den Geist! Überhaupt weiß ich nicht, was an ein bisschen Schnee und drei Tagen des Jahres so toll sein soll… Weihnachten ist etwas für schwachsinnige Idioten und naive Kinder… Eine reine Geldverschwendung ohne Sinn und Nutzen. Alles steht still, nichts geht mehr und lauter nervtötende Gören wie ihr, haben in dieser Zeit nichts als Flausen und Unfug im Kopf… Meiner Meinung nach sollte man diesen Mist endlich abschaffen!“, Kai sah in die bleichen, wütenden Gesichter um sich herum. Er hatte sich mit einem Schlag alle zum Feind gemacht, aber das war ihm gleich. Er war gezwungen worden, hier zu sein, also mussten sie auch mit ihm und seinen Ansichten leben.

Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, stapfte er aus dem Raum und warf die Tür hinter sich ins Schloss.
 

„Ist Kai jedes Weihnachten so?“, fragte Miguel zögernd und sah Tyson an.

Einige Köpfe drehten sich neugierig in ihre Richtung.

Nach Kais Abgang hatten die Blader einstimmig beschlossen, Mariahs Vorschlag anzunehmen und saßen nun im ganzen Raum verteilt und schrieben eifrig an ihren Wunschzetteln. Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die Stimmung wieder aufgelockert hatte, doch inzwischen verglichen die Blader einzelne Listen miteinander, lachten über die Wünsche anderer und hatten Spaß.

Tyson starrte auf sein eigenes, dicht beschriebenes Blatt und erinnerte sich an die letzten Weihnachten zurück: „Kai ist sonst immer kurz vor Weihnachten verschwunden und war dann den Rest des Jahres nicht mehr aufzutreiben. Erst irgendwann Ende Januar kam er dann wieder vorbei und hat jede Frage zu seinem Weihnachtsfest und warum er verschwunden ist abgeblockt. Geschenkt hat er uns nie etwas und Geschenke, die wir ihm machen wollten, hat er einfach ignoriert.“

Er begann verworrene Kringel auf den Rand des Blattes zu kritzeln: „Es ist meine Schuld, dass es jetzt Ärger gibt… Schließlich habe ich ihn gezwungen mitzukommen… Tut mir Leid…“

„So ein Quatsch!“, sagte Lee und sah Tyson wütend an. „Du kannst nichts dafür, dass Kai ein Arsch ist. Es ist nun einmal so. Und es ist, wenn man es genau nimmt, verdammt nett von dir, dass du versucht hast, sogar so einem Mistkerl ein schönes Fest zu bereiten.“ Michael nickte: „Genau. Wir lassen uns von Kai schon nicht die Stimmung vermiesen. Das wäre ja noch schöner!“

Tyson nickte entschlossen: „Wir zwingen Kai einfach dazu Spaß zu haben und wenn nicht, soll er sich eben solange in seinem Zimmer verkriechen!“
 

Während der folgenden Tage kam es immer wieder zu Reibereien zwischen Kai und den anderen Bladern: Mühsam angebrachte Dekorationen wurden verspottet, die vollen Einkaufstüten nach den Besuchen in der Stadt mit einem herablassenden Blick bedacht und nicht einmal die liebevoll gebackenen und verzierten Plätzchen fanden Gnade vor den eisigen, roten Augen.

Als Kai sich über den prächtigen Weihnachtsbaum, den einige Jungen mühsam in den Salon geschleppt hatten, lustig machte, wären ihm einige Blader am liebsten an die Gurgel gegangen und wurden nur mühsam von den anderen, die beinahe ebenso wütend waren, zurückgehalten.

Überall gab es Streit und eine angespannte, gereizte Stimmung breitete sich aus, gegen die sich die meisten Blader tapfer zu wehren versuchten.

Das Ende vom Lied war, dass einige Tage vor Weihnachten selbst die Bladebreakers schlecht auf ihren Teamkameraden zu sprechen waren und ihm aus dem Weg gingen, wo sie nur konnten.

So war Kai mehr als überrascht, als er ein paar Tage vor Heiligabend schnelle Schritte hinter sich hörte und eine Stimme, die fröhlich seinen Namen rief.

Neugierig, wer ihn da noch nicht im Stillen verfluchte, drehte er sich um und sah Monica, die mit Mantel, Schal und Mütze auf ihn zu lief: „Kai! Warte bitte!“ Seufzend tat er ihr den Gefallen und blieb stehen: „Was willst du?“

Das Mädchen schnappte kurz nach Luft, dann lächelte es ihn immer noch etwas atemlos an: „Ich habe vergessen ein Geschenk zu besorgen und Crusher hat keine Zeit, mit mir in die Stadt zu gehen. Und alleine gehen darf ich nicht… Gehst du mit mir in die Stadt? Dann aht er bestimmt nichts dagegen.“

Kai sah sie überrascht an: „Wie kommst du auf die Idee, dass gerade ich mit dir so ein paar dämliche Mitbringsel kaufen gehe?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging weiter den Gang entlang: „Vergiss es!“

Das Mädchen sah ihm enttäuscht hinterher. Plötzlich kam ihm eine Idee: „Und wenn ich dir dafür auch einen Gefallen tue?“

Kai drehte sich um und sah sie arrogant an: „Was könntest du mir schon für einen Gefallen tun?“

Monica lächelte ihn an: „Ich könnte dir erklären, was Weihnachten ist.“
 

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So, wieder da...

Sorry, aber mir ist nicht viel mehr eingefallen, was Kai sabotieren könnte. Ich freue mich aber schon total auf das nächste Chap *smile*

Aber wisst ihr eigentlich, wie hart es ist, ein Winterchap im Sommer zu schreiben? *stöhn*

Also, bis dann *smile*

Merry Christmas

Also...

Dieses Kapitel war verdammt hart zu schreiben... *Uff*

Ich bedanke mich bei Sasuke_Uchiha, den ich zitiert habe.

Zudem grüße ich Lindele ^^ : Hey, ich hab dir gesagt, dass bei Wunschkapiteln immer der Lyos-Faktor mit dazu kommt *smile*
 

So...

Die Musik ist von Andy Knote und heißt "Ein Traum wird wahr". Bei dem Lied krieg ich immer Weihnachtsfeeling *smile*

Noch etwas: Fällt euch etwas beim Flaschback auf?

Flashback: gekennzeichnet durch ~~~>>+<<~~~
 

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Der Himmel war strahlend blau und kristallklar.

Wie eine leuchtende Schale spannte er sich über einer glitzernden Welt aus glänzendem Weiß.

Der Schnee leuchtete wie ein feines, frisch gewaschenes Tuch und verhüllte jeden Makel der Landschaft und die dürren Äste der Bäume. Wie ein eisiger Pelz hüllte sich die Natur in ihr neuestes Kleid und blendete jeden mit ihrer Pracht, der es wagte, sie zu lange anzuschauen.

Kai stapfte neben Monica her, die fröhlich den Schnee auf ihren Schuhen betrachtete und im stillen Wald nach Tierspuren Ausschau hielt.

Im Gegensatz zu dem kleinen Mädchen trug er keinen Mantel sondern hatte seine normalen Alltagsklamotten an, fror aber nicht, sondern genoss die vertraute Kälte sogar. Es war lange her, dass er durch so hohen Schnee gelaufen war und er genoss das Gefühl der hellen, aber kühlen Wintersonne auf seiner Haut.

Während alles um ihn herum in blendendem Weiß strahlte und jeder Laut erstickt schien, dachte er an lange zurückliegende Zeiten zurück…
 

~~~>>+<<~~~
 

„Großvater?“, ein kleiner Junge mit silbrig schimmernden Haar und rötlichen Augen lugte vorsichtig in das Kaminzimmer des großen Hiwatari-Anwesens. Auf seine Wangen hatte er sich blaue Dreiecke gemalt und ein weißer Schal lag um seinen Hals und streifte fast den Boden. Er konnte nicht viel älter als neun Jahre sein und seine strahlenden Augen wanderten auf der Suche nach seinem einzigen, lebenden Verwandten durch das Zimmer.

„Was ist, Kai? Ich bin beschäftigt“, Voltaire drehte sich nicht zu seinem Enkel um, doch seine Stimme klang gereizt und genervt. Der Junge zog den Kopf ein, er hatte erkannt, dass er einen schlechten Zeitpunkt erwischt hatte, um die Frage zu stellen, die ihn schon seit mehreren Tagen beschäftigte. Aber sie brannte auf seiner Zunge und wartete darauf, gestellt zu werden.

Kai trat vorsichtig weiter in das Zimmer hinein und stellte sich hinter die Couch und behielt den Rücken seines Großvaters wachsam im Blick.

„Ich… ich war gestern in der Stadt…“, begann er zögernd. „ Ich weiß, Kai! Schließlich habe ich dir erlaubt raus zu gehen!“, unterbrach ihn Voltaire unwirsch und studierte einige Akten, die er in den Händen hielt.

Kai sah kurz zu Boden und sammelte seinen Mut zusammen. Dann sah er wieder auf: „Dort war alles geschmückt und alle hasteten umher, lachten, waren fröhlich… Sie haben einander „Frohe Weihnachten!“ zugerufen…“ Er stockte kurz, dann sprudelte seine Frage förmlich aus ihm heraus: „Großvater? Was ist Weihnachten?“

Vor Neugier leuchtende Augen richteten sich voller Bewunderung für die schön geschmückten, hell erleuchteten Straßen auf den Rücken Voltaires und erwarteten sehnsüchtig die Antwort. Sie bemerkten nicht, wie sich die eindrucksvolle Gestalt vor ihnen versteifte und der kleine Junge war zu sehr in seine Erinnerungen vertieft, um schnell genug zu reagieren, als Voltaire herumfuhr und ihm eine heftige Ohrfeige versetzte. Kai landete unsanft auf dem Hosenboden und eine Hand zuckte zur schmerzenden Wange. Ängstlich beobachtete er, wie Voltaire um die Couch herum trat und auf ihn zu kam: „Du wagst es, mir mit so einem Kinderkram zu kommen? Du solltest lieber lernen oder deine Beybladetechnik verbessern, als über solch einen Unsinn nachzudenken. Weihnachten!“, er spuckte das Wort förmlich aus und trat nach Kai. „Weihnachten ist etwas für schwachsinnige Idioten und naive Kinder, nicht für einen Hiwatari! Eine reine Geldverschwendung, ohne Sinn und Nutzen!“, er hatte Kai am Schal nach oben gezerrt und versetzte ihm mit jeden Satz eine weitere Ohrfeige.

„Weihnachten ist eine Belastung! Es behindert das Geschäft und kostet nur Nerven! Alles steht still, nichts geht mehr und lauter nervtötende Gören wie du, haben in dieser Zeit nichts als Flausen und Unfug im Kopf! Und das Ende vom Lied ist, dass sie ihren Platz vergessen und den Blick für das wirklich Wichtige im Leben verlieren! Meiner Meinung nach, sollte man diesen Mist endlich abschaffen!“

Er ließ Kai los und trat noch einmal nach: „Und jetzt schlag dir diesen Mist endgültig aus dem Kopf!“
 

~~~>>+<<~~~
 

Kai hatte es versucht…

Doch am 24. Dezember, einem Datum, das für ihn bisher nicht wichtiger als jeder andere Tag im Jahr gewesen war, hatte Voltaire ihn verprügeln lassen und Kai hatte durch die Schmerzen gelernt, Weihnachten zu hassen und es so gut wie möglich zu ignorieren.

Jedes Jahr aufs Neue…
 

Weihnachten…

Das Fest der Familie, wenn er Monicas Erklärungen richtig verstanden hatte. Kein Wunder, dass Voltaire es hasste…

Und er hatte sich wieder einmal von ihm beeinflussen und unterdrücken lassen und sich seinen Freunden gegenüber wie ein Arsch benommen, um ihnen dieses verhasste Fest so gut wie möglich zu verderben.

Er seufzte unbewusst.

Plötzlich fasste eine schmale, behandschuhte Hand nach seinen Fingern und schloss sich zögernd um sie. Er sah nach unten, in Monicas Gesicht. Sie lächelte ihn an und drückte seine Hand etwas fester: „Schenkst du Tyson und den anderen etwas zu Weihnachten?“

Kai sah sie an. Seltsam, dass so ein argloses Kind einen manchmal besser durchschaute, als jeder erfahrene Erwachsene und immer dann Vorschläge machte, wenn man sie gerade brauchte.

Er nickte und sah auf die Stadt, die vor ihnen aufgetaucht war. Sie wirkte wie aus einem Bilderbuch: Die roten Dächer weiß überzuckert, die Gärten voller Schneemänner und die Straßen voller reich geschmückter Tannenbäume. In der Nähe des Ortsausganges rodelten ein paar Kinder und Kai musste sich ducken, um einem tief fliegenden Schneeball auszuweichen.

‚Ich hätte schon viel früher meinen Stolz vergessen und einfach irgendjemanden nach Weihnachten fragen sollen’, dachte er und folgte Monica in das bunte Gewühl auf den Straßen.
 

Kai legte den Hörer auf und seufzte.

Ihm war klar gewesen, dass es wirklich sehr kurzfristig war um Weihnachtsgeschenke zu besorgen, aber dass es so schlimm werden würde…? Wenigstens war ihm noch eine Idee gekommen, die sich schnell umsetzen ließ und den anderen Bladern bestimmt gefallen würde.

Trotzdem würde es bis Heiligabend verdammt knapp werden…

Sein Blick wanderte nach draußen, zu den eiligen, fröhlichen Gesichtern der Menschen, die an der Telefonzelle, in der er stand vorbei eilten. Sie wirkten geschäftig, ausgelassen und hektisch, schienen sich in ihre Haut absolut wohl zu fühlen und den Trubel und das Chaos zu genießen.

Kai kam sich wie schon so oft zuvor wie ein Ausgeschlossener vor. Eine Art Rarität, ein einzigartiges Lebewesen, ganz anders als der Rest der Welt und für immer von ihm abgesondert. Wie er so durch die Scheiben blickte und das rege Treiben draußen beobachtete, während aller Lärm seltsam gedämpft zu ihm hereindrang, kam er sich wie ein fremdes, exotisches Tier vor, dass von allen Seiten bestaunt und misstrauisch gemustert wurde…

Dabei war er es doch in Wahrheit, der starrte und den Rest der Menschheit musterte, als ob er ihn angreifen könnte.

Kai seufzte und öffnete die Tür der Telefonzelle. Sofort schwappte der Lärm der Stadt in den engen Raum und verdrängte die Stille. Der Junge ging zu dem kleinen Laden hinüber, in dem Monica nach einem Geschenk suchte und trat ein. Ein paar kleine Glöckchen klingelten über der Tür und das Mädchen sah sich nach ihm um. Ihr Lächeln war verschwunden und die Augen blickten traurig, doch trotzdem mühte sie sich, fröhlich zu klingen, als Kai auf sie zu trat: „Erfolg gehabt?“ Kai nickte und sah ihr in die Augen: „Was ist los?“

Das Mädchen senkte den Kopf und sah unglücklich zu Boden: „Ich wollte noch ein Geschenk für meinen Bruder kaufen… Doch ich habe nicht mehr genug Geld.“ Eine winzige Träne perlte zu Boden.

Kai seufzte: „Ich gebe dir Geld. Sie es als… verfrühtes Weihnachtsgeschenk oder als Dankeschön für die Erklärungen.“ Er zuckte zusammen als ihn das Mädchen fröhlich umarmte, die Augen leuchtend vor Dankbarkeit.

Kai sah aus dem Fenster und seufzte erneut, während Dranzer irgendwo am Rande seiner Gedanken vor sich hin kicherte.
 

„Kai?“

Die Stimme störte…

Kai murrte unwillig und kniff die Augen noch etwas fester zusammen.

Dunkelheit umgab ihn. Sie war warm und weich, umhüllte ihn wie eine Decke und schenkte ihm seliges Vergessen. Hier gab es nichts, was ihm wehtun oder ängstigen konnte, nur diese freundliche Dunkelheit, die sich an ihn schmiegte und ihn schützte.

Ka~hai…?

Die Dunkelheit wurde durchbrochen von einem seltsamen, grellroten Schimmer, der sich immer weiter ausbreitete und alle Schwärze mit sich nahm. Das Rot war hell, zu hell, und unangenehm, wenn er es genauer bedachte. Zusätzlich schien sie noch zu pulsieren. Immer wieder leuchtete sie in einem langsamen Takt auf und störte seine Ruhe…

„Kai! Da ist jemand am Telefon für dich!“, sagte die störende Stimme nun etwas lauter und nicht mehr im mindesten sanft. Es klang schon beinahe etwas eingeschnappt, weil Kai so gar nicht auf die Versuche ihn zu wecken zu reagieren schien.

Der silberhaarige Blader bewegte leicht den Kopf: Wenn jemand ihn anrief, würde er auch noch später einmal anrufen, wenn es was Wichtiges war…

Was könnte man überhaupt von ihm wollen?

Das Rot wurde greller und greller. An Schlaf war gar nicht mehr zu denken…

Plötzlich schreckte Kai hoch, als ihm wieder einfiel, was für ein Tag heute war und wer ihn anrufen könnte. Mit einem Satz war er von der Couch, auf der er gegen seinen Willen eingenickt war, hoch und verschwand in Richtung Telefon.

Tyson, der bis eben noch krampfhaft versucht hatte, ihn zu wecken, starrte ihm perplex hinterher, dann drehte er sich zu einigen anderen Beybladern um, die ihm Zimmer saßen und Kai verwirrt hinterher guckten: „Na das nenn ich einen Blitzstart…“

Der silberhaarige Blader bekam die allgemeine Verwunderung, die er hinterlassen hatte, allerdings nicht mit, sondern stand bereits am Telefon und hörte zu, was der Mann am anderen Ende der Leitung ihm zu sagen hatte: „Wir sind gerade noch rechtzeitig fertig geworden, Master Kai. Ich habe die besagten Gegenstände bereits jemanden mitgegeben, der sich dann in etwa drei Stunden mit ihnen in der Stadt treffen wird.“ „In Ordnung“, sagte Kai und wollte schon wieder auflegen, doch sein Sekretär, der Tyson und die anderen vor nicht allzu langer Zeit durch die Hiwatari Corp. geführt hatte, musste noch eine kleine Spitze loswerden: „Vielleicht sollten sie nächstes Mal etwas früher über die Weihnachtsgeschenke nachdenken und sie nicht erst Heiligabend besorgen.“ Er kicherte und Kai legte auf.

‚Drei Stunden… Eine brauche ich bis zur Stadt, also bleiben mir noch zwei Stunden, in denen ich nichts zu tun habe’, überlegte Kai. ‚Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals nichts zu tun hattest’, bemerkte Dranzer spitz. ‚Du findest immer irgendetwas, damit du auch ja keine Freizeit hast.’ Kai verzichtete auf eine Antwort, da er und sein Bitbeast schon öfter über diesen Umstand gestritten hatten.

Stattdessen ging er den Gang entlang zu seinem Zimmer. ‚Was hast du jetzt vor?’, wollte Dranzer misstrauisch wissen. ‚Ich hole einen meiner alten Beyblades und gehe trainieren. Irgendwann muss ich ja mal wieder damit anfangen.’ Der Phönix raschelte besorgt mit seinem Gefieder und ein dunkles, samtiges Auge tauchte für kurze Zeit in Kais Bewusstsein auf: ‚Es ist noch zu früh, Kai. Gönn dir noch mehr Ruhe. Ich bitte dich.’

Der junge Blader trat in sein Zimmer und fischte einen alten Beyblade aus den Tiefen seines Seesackes, den er an Stelle eines Koffers hatte. Dann machte er sich auf den Weg zu Roberts Beyarena. Dranzers flehentliche Bitten und böse Vorahnungen überhörte er geflissentlich.

Es war ein gutes Gefühl, als er endlich wieder auf dem vertrauten Boden einer Beyarena zu stehen.

Kai warf in einem für ihn vollkommen untypischen Anflug von Ausgelassenheit seinen Blade hoch in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf. Dieses Spiel wiederholte er noch ein paar Mal, während er immer näher an den Rand des Stadiums ging. Dranzer lächelt unbemerkt in seinen Gedanken. Als Kai seinen Starter hervorholte und den Blade daran befestigte, machte Dranzers sanftes Lächeln wieder nagender Besorgnis Platz. Verzweifelt versuchte er Kai doch noch umzustimmen, doch der Junge hörte ihm nicht zu und startete sein Beyblade.

Noch bevor der Beyblade den Boden des Stadiums berührt hatte, schoss Kai ein scharfer Schmerz durch den Kopf und ließ ihn in die Knie gehen. Er umklammerte seinen Kopf und versuchte die roten Schlieren, die sich durch sein Blickfeld zogen, durch heftiges Blinzeln zu vertreiben.

Der Blade schlingerte und verlor an Spin, dann blieb er liegen. Die Schmerzen verblassten zu einem quälenden Poch hinter Kais Schläfen. Dranzer enthielt sich rücksichtsvoller Weise jeden Kommentars.

‚Das geht also nicht… Verdammter Mist! Wenn das alles doch nur nie passiert wäre!’, dachte Kai, richtete sich auf und griff nach seinem Blade. Die Schmerzen nahmen immer weiter ab und verflogen schließlich ganz. ‚Dann eben anders…’, entschied Kai und begann Liegestütze zu machen.

Sein Kopf war vielleicht nicht in der Lage einen Beyblade zu steuern, doch sein Körper hatte gefälligst wieder belastungsfähig zu sein.

Tatsächlich lief sein Training ganz gut – bis Tala und sein Team ihn entdeckte…

Der rothaarige Russe beobachtete ihn kurz, dann trat er neben ihn und beugte sich zu ihm herunter: „Bist du dir sicher, dass du dich schon wieder derart anstrengen darfst?“

Kai knurrte irgendetwas Unverständliches und machte stur weiter. Tala seufzte…

Und setzte sich einfach auf Kais Rücken, dessen Arme daraufhin prompt einknickten. Überrascht landete der Junge mit dem Bauch auf dem Boden.

Tala streckte die Beine aus und machte es sich auf Kais Rücken bequem. „Was ist denn los?“, fragte er unschuldig und blinzelte zu Kai hinunter. Der musste sich stark beherrschen um nicht auszurasten. Dass Bryan und Spencer nicht weit von ihm entfernt standen und feixten, erleichterte ihm die Sache nicht gerade.

„Geh. Runter. Von. Mir!“, presste er zwischen den zusammengebissenen Zähnen heraus. Tala legte einen Finger ans Kinn und tat, als würde er überlegen: „Hm…. Nö!“ Er lehnte sich zurück und rutschte auf Kais Rücken herum, bis er etwas bequemer saß. Offensichtlich hatte er vor dort durchaus länger zu verweilen, wenn Kai nicht nachgab.

„Weißt du, Kai…“, begann er im Plauderton. „Wenn du fit wärst, würdest du einfach mit deinen Liegestützen weitermachen und dich an mir gar nicht stören. Aber du bist nicht fit und das wissen wir Beide.“

Kai nahm all seine Kraft zusammen und drückte die Hände gegen den Boden. Er schaffte es tatsächlich sich vom Boden abzudrücken und Tala fragte sich bereits, ob er Kai unterschätzt hatte, doch nach ein paar Sekunden knickten seine Arme wieder ein und er fiel mit einem erstickten Keuchen zu Boden. Der Russe auf seinem Rücken gestattete sich ein triumphierendes Grinsen.

„Verdammt noch mal! Geh von mir runter, Tala!“, brüllte Kai und versuchte sich umzudrehen, doch das zusätzliche Gewicht auf seinem Rücken ließ sich nicht bewegen. Egal wie wild er auch zappelte, er kam nicht frei, sondern lieferte den drei lachenden Russen nur weiteres Material für ihre blöden Witze.

In einer kurzen Pause zwischen zwei Wutausbrüchen Kais, verlagerte Tala sein Gewicht etwas und drückte Kai damit die Luft ab: „Gibst du nun Ruhe und bist brav? Oder muss ich meinen Platz erst mit Spencer tauschen? So langsam schlafen mir hier nämlich die Beine ein und mir wird langweilig.“ Der Rotschopf beobachtete amüsiert, wie Kai zu Spencers massiger Gestalt schielte und blass wurde. Ein ersticktes „Ja“ kam über seine Lippen. Tala beugte sich ein Stück zu ihm herunter: „Ja? Zu was?“ „Du drückst mir die Luft ab, du Idiot!“, fauchte Kai atemlos. Der andere Russe störte sich nicht daran: „Deine Antwort…!“ „Ich hör mit dem Training auf“, stieß Kai mit dem letzten bisschen Luft hervor, dass seine Lungen noch hergaben. Als Tala aufstand schien sein Rücken vor Dankbarkeit zu jubeln, doch Kai wandte sein Gesicht zur Erde. Wie er es hasste so gedemütigt und erniedrigt zu werden.

Tala gab seinen Teamkameraden ein Zeichen, die daraufhin lachend und grinsend abzogen. Dann kniete er neben Kai nieder: „Kai… Ich will doch nur, dass du dich nicht überanstrengst. Du bist noch viel zu schwach um schon wieder zu trainieren.“ „Verpiss dich!“, war die einzige Antwort, die er erhielt.

Mit einem traurigen Seufzen stand er auf und ließ Kai allein, der sich langsam wieder aufrappelte. ‚Verdammt! Warum wollen mir in letzter Zeit alle vorschreiben, was ich kann und was nicht?’ ‚Weil sich alle Sorgen um dich machen, Kai.’ „Ich kann auf mich allein aufpassen“, stieß Kai hervor und trat auf den Gang. Er wollte sich schon auf den Weg in das Kaminzimmer machen, als ihm einfiel, dass er ja noch etwas besorgen musste.

Sofort besserte sich seine Laune etwas.

Er ging hinunter in die Eingangshalle und öffnete die Tür.

„Wo gehst du hin?“, erklang eine überraschte Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah in Monicas verwirrtes Gesicht: „Du solltest nicht raus gehen. Es soll heute noch einen Schneesturm geben.“ ‚Nicht die auch noch’, dachte Kai und er spürte, wie Zorn und Wut wieder in ihm aufloderten. Mit einem Ruck öffnete er die Eingangstür und trat nach draußen.

Die Luft war kalt und rein, ein scharfer Wind wehte und ließ die dicken Stämme der Bäume erzittern. Hinter den Bergen sah Kai die ersten Ausläufer einer dichten, dunklen Wolkenmasse, dich sich schwer und bedrohlich immer näher heran schob. Der Kern der dunkelgrauen Wolken war leicht violett angehaucht und der eisige Hauch, der von ihnen herüber wehte, roch förmlich nach Schnee.

Kai kannte solche Wolken von früher und wusste, dass es tatsächlich einen Sturm geben würde. ‚Bis er losbricht, bin ich wieder zurück’, legte er fest und stapfte entschlossen hinaus in den Wald. Hinter sich hörte er Monica besorgt rufen, ignorierte sie aber.
 

„Master Kai?“, erleichtert fuhr Kai herum und stand einem freundlich aussehenden Mann gegenüber, der eine große Tüte in der Hand hielt und ihn fragend anblickte. „Ist ihnen nicht kalt?“, rutschte dem Mann beim Anblick von Kais dünnen Sachen heraus. „Mein Mantel liegt ganz in der Nähe in einem Cafe. Ein Freund von mir passt auf ihn auf“, log Kai ohne mit der Wimper zu zucken. Der Bote nickte zufrieden. Kai kannte ihn flüchtig: Er arbeitete in einem Außenposten seiner Firma hier in Deutschland und war im letzten Jahr bei einer Tagung anwesend gewesen. „Ich habe hier Ihre Bestellung“, sagte der Mann und übergab ihm lächelnd die Tüte. Sein Gesicht war freundlich und ehrlich und drückte Besorgnis aus: „Sie sollten lieber wieder schnell ins Warme, oder Sie holen sich noch einen Schnupfen.“ Kai nickte nur. ‚Seit wann achte ich denn bitte darauf, wie andere Menschen aussehen?’, dachte er verwirrt. Und seit wann schätze ich jemanden als freundlich und vertrauenswürdig ein, ohne, dass ich ihn kenne?

„Ich geh dann jetzt. Meine Familie wartet schon auf mich“, sagte der Mann mit einem sanften, warmen Lächeln voller Vorfreude. „Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten.“

Kai lächelte: „Ja, Ihnen auch eine frohe Weihnacht.“

Er sah dem Mann hinterher, wie fröhlich pfeifend in einer der Straßen verschwand und machte sich dann auch auf den Weg.

Es war inzwischen dunkel geworden und die Lichter der Straßenlaternen leuchteten über seinem Kopf, unterstützt von den roten, grünen und goldenen Glanzlichtern der vielen Weihnachtsdekorationen. Es kam Kai so vor, als ob er mitten durch ein Feuerwerk laufen würde. Der Schnee auf den Straßen und den Dächern der Häuser glühte golden im Schein der vielen Fenster und Kai stellte sich vor, wie die Stadt wohl aus der Ferne aussehen musste: Wie ein großer, goldener Stern voller flirrender, bunter Lichtpunkte, die miteinander um die Wette strahlten.
 

~~~*~~~
 

Der Winter legt sein Kleid

Weiß über die Stadt

Sie leuchtet wie ein Stern

Der tausend Lichter hat

Und ich warte hier

Denn die Träume von dir

Werden wahr
 

~~~*~~~
 

Kai erinnerte sich lächelnd an eine Zeit zurück, in der ein kleiner Junge mit ähnlichen Gedanken durch eine festlich geschmückte Stadt gelaufen war, den Mund offen vor Bewunderung, die Gedanken voller Fragen.

Damals wie heute erschien ihm alles wie ein Traum. Ein Traum von Wärme und Licht, von etwas, dass er nicht kannte und unbedingt kennen lernen wollte. Der Traum von Weihnachten.

Ein schneidend kalter Wind fuhr durch die Straßen und drang bis unter Kais Kleidung. Er trug erste, kleine Schneeflocken mit sich, die dem Jungen genau in die Augen wehten und sie zum tränen brachten. Kai ließ sich nicht stören und wischte den schmelzenden Schnee einfach fort. Immer dichter fielen die Schneeflocken, glänzend wie weiche, kleine Wolken aus Gold, die vom Himmel fielen um sich auf Kais Haaren und Schultern nieder zu lassen. Der Junge streckte die Hände aus und blickte nach oben. „Als wir uns damals begegnet sind, Dranzer, hat es auch so stark geschneit“, murmelte Kai und lächelte, als sich einige der Flocken in seinen Wimpern fingen. Der Phönix schmiegte sich irgendwo am Rande seines Bewusstseins an ihn.
 

~~~*~~~
 

Der Winter bläst das Eis

Kalt in mein Gesicht

Doch der kalte Wind

Stört mich einfach nicht

Und ich warte hier

Denn die Träume von dir

Werden wahr
 

~~~*~~~
 

Lächelnd ging Kai weiter, während der Schnee immer dichter um ihn wirbelte. Die hellen Fenster verschwammen hinter einer goldenen Wand aus tanzenden Flocken und der Himmel hatte sich mit einer dunklen Decke überzogen, die Kai nicht weiter störte.
 

~~~*~~~
 

Jedes Jahr in dieser Nacht ist ein neuer Traum erwacht

Nur für dich

Jetzt ist es bald soweit, jetzt kommt endlich deine Zeit

Sei bereit
 

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Kai untersuchte kurz die Tüte, die er trug und stellte fest, dass sie Wasser abweisend und gut verschlossen war. Den Geschenken konnte also nichts passieren, stellte er erleichtert fest. Er genoss es zwar, durch den wirbelnden Schnee zu gehen, doch dass den Geschenken etwas passierte, wollte er unbedingt verhindern.

‚Meine Entschuldigung für mein schlechtes Benehmen’, dachte er wehmütig. ‚Wenn man es genau nimmt, habe ich ihnen die gesamte Vorweihnachtszeit verdorben. Ich hoffe, sie verzeihen mir.’

Er lächelte und stellte fest, dass er sich bereits Gedanken darüber machte, was für Gesichter die anderen wohl machen würden, wenn sie seine Geschenke öffneten. ‚Wie seltsam? Liegt das an Weihnachten?’, grinste er.
 

~~~*~~~
 

MERRY CHRISTMAS…

Jedes Jahr

Wird ein Traum

Einmal wahr

Ganz egal

Was geschieht

Es wird wahr

Dein Traum wird wahr!
 

~~~*~~~
 

Kai hatte den Ortsrand erreicht und trat aus dem Schutz der Häuser.

Sofort fiel der tosende Wind wie mit Klauen über ihn her, riss an seiner Kleidung, blies ihm Schnee und Eis unter die Sachen und nahm ihm die Sicht.

Keuchend wich Kai einen Schritt zurück…
 

~~~*~~~
 

Der Winter bringt den Tag

An dem Freunde sich verstehen

Bringt den schönsten Platz am Feuer

Wo sich alle wieder sehen

Darauf warte ich hier

Denn die Träume von dir

Werden wahr
 

~~~*~~~
 

Die Blader hatten sich im Kaminzimmer versammelt und warteten auf die Bescherung. Sie hatten sich entschlossen, den großen Weihnachtsbaum im Salon aufzustellen und den Raum nach dem festlichen Schmücken offiziell nicht mehr zu betreten.

Inoffiziell gab es so für jeden die Gelegenheit mit irgendeiner fadenscheinigen Begründung mal kurz aus dem Kaminzimmer zu verschwinden, die Geschenke aus ihren Verstecken zu holen und sie ungesehen von den anderen unter den Baum zu legen.

Inzwischen waren alle Blader, Emily und Kenny hatten aufgepasst, einmal nach draußen verschwunden und abgehetzt wieder zurückgekehrt. Nur einer nicht, aber das hatte auch keiner so richtig erwartet.

„Was für ein mieses Wetter“, sagte Johnny und starrte aus dem Fenster. Die dunkle Linie des Waldes lag irgendwo hinter dem dichten Schneetreiben verborgen. Enrico nickte und sah zu den Russen: „Da müsstet ihr euch ja wie zu Hause fühlen.“ Er grinste und Tala schnitt eine Grimasse: „So ein Sturm ist auch in Russland nicht unbedingt alltäglich. Bei so einem Wetter würde ich nicht gern und wenn dann nur mit dicker Jacke rausgehen.“ Bryan schüttelte heftig den Kopf. „Bei dem Wetter rausgehen? Das wäre verrückt! Da würde ich noch nicht mal ’nen Hund vor die Tür jagen“, meinte er. Ihm fröstelte allein schon beim Anblick und er fühlte sich hier, im warmen Kaminzimmer, mit einer heißen Tasse Tee in den Händen, verdammt wohl.

„Kai ist draußen“, ließ sich leise und zögernd Monicas Stimme vernehmen.

Die Balder sahen einander an und seufzten. „War ja klar!“
 

Kai stemmte sich gegen den Sturm, der ihn höhnisch heulend auszulachen schien. Dicke weiße Flocken wirbelten um ihn herum und nahmen ihm die Sicht. Sie legten sich auf Haare und Haut des Jungen und bedeckten sie mit einem feinen Film, der schnell immer dicker wurde.

Kai schüttelte trotzig den Kopf, doch der Schnee haftete an ihm und ließ sich nicht lösen. Der Junge sah die Hand kaum noch vor Augen und doch wusste er, dass er weiter musste. Wenn er jetzt stehen bleib, seinen schmerzenden Beinen eine Pause gönnte, wurde er zusammenbrechen und nicht wieder aufstehen.

Bereits viermal hatte Dranzer ihm seine brennende Energie zur Verfügung gestellt, doch der Effekt hielt in diesem Tosen der Elemente nicht lange an. Kai spürte, wie seine Lieder schwerer wurden und seine Beine einknickten. Sofort rief er sich zur Ordnung, straffte sich wieder und lief weiter.

Wenn er doch wenigstens eine Jacke mitgenommen hätte…

Aber er hatte nicht riskieren wollen, dass jemand von seinem Vorhaben Wind bekam und ihn zurückhielt. Er erinnerte sich schwach, dass Talas Jacke in der Eingangshalle herumgelegen hatte. Warum hatte er die denn nicht einfach angezogen? Sie wäre zwar etwas zu groß gewesen, aber sie hätte ihn gewärmt und wenigstens halbwegs vor dem grausamen Wind und seinen eisigen Fingern geschützt.

Stolz. Er war zu stolz gewesen, sich diese verdammte Jacke einfach auszuleihen, vor allem nach dem, was kurz zuvor geschehen war. Sein idiotischer Stolz hatte ihn auch hier hinaus in die Kälte gejagt, hatte ihn die Gefahr des Schneesturms unterschätzen lassen, obwohl er, abgesehen von den Blitzkrieg Boys, wohl am Besten wusste, wie tückisch solch eine launische Masse aus Eis, Schnee und Wind war.

Sein Stolz hatte ihn in diesen Schlamassel hineingeritten, wie schon so oft davor…

Aber Kai wusste, dass er ihm auch wieder heraus helfen würde…

„Ich werde nicht aufgeben“, flüsterte er in den Wind und sein Atem, der zuerst noch deutlich sichtbar in der Luft gehangen hatte, war gerade noch als blasser Schatten zu erkennen. Kai wusste, dass sein verfluchter, verhasster Stolz, sein Schild, sein ewiger Fluch, verhindern würde, dass er aufgab, sich einfach in den Schnee sinken ließ und dem süßen schlaf und der trügerischen Wärme nachgab, die der Erfrierungstod mit sich brachte. Er würde weitergehen, bis er sein Ziel erreicht hatte und erst dann seinem Körper eine Schwäche erlauben.

Kai stapfte weiter, zog die Eisklumpen, die er an Stelle von Füßen zu besitzen schien aus dem fast knietiefen Schnee und stemmte sich gegen den Wind, während sich der Schnee wie eine zweite Haut um ihn legte und das scharfe Eis, dass der Sturm mit sich trug, sein Gesicht zerkratzte…
 

Heftig zitternd und bibbernd trat Kai aus dem Salon.

Die Geschenke hatte er einfach unter dem Baum verteilt, Namen standen ja drauf, also war dass, was er sich vorgenommen hatte, erledigt.

Jetzt konnte er nur noch an Eines denken: Eine heiße Dusche.

Eine heiße Dusche, die diese erbärmliche Kälte aus seinen schlotternden Gliedern vertrieb und ihm wieder das Gefühl gab, ein lebendiger Mensch zu sein und kein wandelnder Eiszapfen, der bei jeder Bewegung mittendurch zu brechen drohte. Sein ganzer Körper schien im Takt seiner aufeinander schlagenden Zähne zu zittern und fühlte sich seltsam taub und gefühllos an. Nur die Kälte war allgegenwärtig.

Kai machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Er musste sich dabei immer wieder an den Wänden abstützen, da seine Beine, die schon längst nicht mehr schmerzten, sondern einfach nicht mehr vorhanden zu sein schienen, unter ihm nachzugeben drohten. Dabei vermied er jeden Blick auf seine Finger, die besorgniserregend bläulich aussahen.

Endlich hatte er sein Zimmer erreicht und er schlug erleichtert die Tür hinter sich zu. ‚Jetzt duschen und ich überlebe meinen beschissenen Stolz dieses Mal vielleicht doch noch!’, schoss es ihm durch den Kopf.

Ein ungeduldiges Klopfen an der Tür machte seinem Vorhaben ein jähes Ende. Kai machte die Tür auf und stand dem Rest seines Teams gegenüber. „Oh. Wie nett. Wir dachten schon, du hättest dich jetzt endgültig davon gemacht“, bemerkte Ray frostig. Auch Max, Tyson, Daichi, Kenny und Hillary schienen nicht sonderlich gut auf Kai zu sprechen zu sein. Ihre Mienen waren voller Wut und Zorn, weil ihr sturer Teamkamerad anscheinend beschlossen hatte, ihnen nicht nur die Vorweihnachtszeit, sondern auch Heiligabend selbst zu verderben.

Sie sahen nicht die nassen Haare, die Kai wirr und halb gefroren ins kreidebleiche Gesicht hingen, die bläulichen Lippen, die hinter dem weißen Schal verborgen waren und verräterisch zitterten. Sie sahen nicht, dass seine Kleidung vollkommen durchnässt war und Reste von Schnee aufwies und auch nicht den unkontrolliert bebenden Körper.

Sie sahen nur den Jungen, der ihnen anscheinend ihr geliebtes Weihnachtsfest verderben wollte.

„Zieh dich gefälligst um! Wenigstens an Weihnachten könntest du mal in Zivil erscheinen“, meinte Tyson scharf und sah Kai wütend an. Sein Gegenüber blickte ihn an aus matten, roten Augen an, deren Feuer beinahe erloschen zu sein schien.

„Mach!“, sagte Hillary scharf. „Wir haben keine Lust ewig auf dich zu warten! Wir wollen Weihnachten nämlich feiern, mit dir, ob du nun willst oder nicht!“, fügte Max mit einem für ihn vollkommen untypischen, zornigen Gesichtsausdruck hinzu. „Es ist echt das Letzte, wenn du jetzt auch noch trödelst!“, stellte Daichi fest und bedachte Kai mit einem bösen Blick. Sogar Kenny überwand durch seine Wut seine Scheu vor dem silberhaarigen Blader und schaffte es, ihn anzublaffen: „Die Anderen warten ebenfalls, also beeil dich!“

Kai schloss die Tür ruckartig und lehnte sich erschöpft dagegen. Er wollte nur noch duschen, diese elende Kälte loswerden und sich dann in sein Bett sinken lassen.

‚Das wird wohl nix’, stellte sein Gehirn träge fest, als schon wieder ungeduldig gegen seine Tür geklopft wurde. ‚Tja, das hab ich wohl mal wieder selbst verbockt. Wäre ich etwas netter gewesen, hätten sie vielleicht ein Einsehen und würden mich wenigstens noch duschen lassen.’ ‚Sag ihnen doch die Wahrheit’, schlug Dranzer vor. Auch er klang erschöpft und müde. Kai schüttelte schwach den Kopf: „Ich will, dass sie ein schönes Weihnachtsfest haben, ohne dass sie sich um irgendetwas Sorgen machen müssen… Am Allerwenigsten um mich, schließlich habe ich ihnen schon die Vorweihnachtszeit ruiniert.“

Dranzer schwieg und ein harsches Klopfen zeigte Kai, dass man noch immer auf ihn wartete.
 

Die anderen Blader, die ungeduldig vor dem Salon warteten, waren überrascht, dass die G Revolution es tatsächlich geschafft hatten, Kai zum Mitfeiern zu überreden.

Aber beinahe noch überraschter waren sie, als sie denn silberhaarigen Jungen ohne seine gewohnten Streifen und in Jeans und einem weißen Rollkragenpullover auf sich zukommen sahen. Kais helle Haut wirkte noch blasser als sonst und die roten Augen fielen noch mehr auf als gewöhnlich. Schmal und bleich wie ein Gespenst stand er etwas abseits von den Anderen und wirkte ungewohnt sanft und verletzlich.

Die anderen Blader rissen sich von dem nicht gerade alltäglichen Anblick los und öffneten die Tür zum Salon.

Ein warmer, hellgoldener Lichtstrahl fiel in den etwas dunkleren Gang und erhellte ihre Herzen. In einem kleinen Kamin an einer Wand brannte ein kleines Feuer munter vor sich hin und füllte den großen Raum mit einer angenehmen Wärme. Sein leicht rötlicher Schein wurde von hundert brennenden Kerzen auf dem prächtig geschmückten Weihnachtsbaum zu einem sanften Gelb abgemildert. Fein verzierte Christbaumkugeln funkelten wie kleine Sterne vor sich hin und glänzten hier und da zwischen dem silberweißen Lametta hervor, dass sich wie ewiger Schnee auf die dunkelgrünen Tannenzweige gelegt hatte. Bunter Holzschmuck hing in stummer Eintracht neben Zuckerstangen und schlichten Strohsternen.

Die Einflüsse verschiedener Kulturen vereinten sich in diesem geschmückten Baum und dem Raum, in dem er stand und erinnerten alle an die Botschaft von Weihnacht.

Die andächtige Stimmung war sofort vorbei, als Daichis Blick auf die bunten Päckchen unter dem Baum fielen: „Geschenke!“

Sofort wurden auch die anderen Blader auf den Haufen aufmerksam und ein fröhliches Grinsen machte dem vorherigen Staunen Platz. Die Schönheit des Augenblicks war vergangen und vergessen, genau wie die schlechte Laune, die zuvor noch wegen einem gewissen Weihnachtssaboteur und Miesmacher gehabt hatten.

Das Einzige worauf sie jetzt noch achten mussten, waren die Mistelzweige, die überall von ein paar romantischen, übereifrigen Mädchen im Raum verteilt worden waren.

Während die Blader völlig mit ihren Geschenken beschäftigt waren, ging Kai zu einem niedrigen Tisch, der fern vom Weihnachtsbaum an der Wand stand und nahm sich eine der Teetassen, die darauf standen.

Dichte Dampfschwaden steigen von der Tasse auf, doch die Finger, die der Junge um das Porzellan schloss, spürten nichts von der erhofften Hitze. Erschöpft und immer noch zitternd verzog sich Kai in eine Fensternische, lehnte den Rücken an die von Eisblumen überzogene Glasscheibe und klammerte sich an seiner Tasse fest.

Er beobachtete die lachenden, fröhlichen Gesichter der anderen Blader, wie sie herumalberten, einander mit ihren Geschenken aufzogen, oder in einem Wust aus buntem Papier beinahe verschwanden und rang seinen bläulich verfärbten Lippen ebenfalls ein schwaches Lächeln ab. Auf einigen Gesichtern glitzerten kleine Schweißperlen, es war inzwischen richtig mollig warm im Zimmer, doch Kai fror noch immer und wünschte sich noch immer nichts sehnlicher, als dass die quälende Kälte endlich verblasste und ihn freigab.

„Hey! Das ist ja klasse!“, brüllte Daichi irgendwo am anderen Ende des Raumes. Er hielt ein großes Poster hoch, auf dem sein Bitbeast in allen Einzelheiten abgebildet war. Es schien beinahe so, als ob Strata Dragoon die Blader mustern und ihnen herausfordernd entgegenbrüllen würde, nur um sich gleich auf sie zu stürzen.

Rufe der Bewunderung und des Erstaunens wurden laut, als auch die anderen Blader dünne Rollen zwischen ihren Geschenken entdeckten, die sich bei näherem Hinsehen ebenfalls als Poster entpuppten. „Ist das cool!“, rief Mariah und umarmte das Abbild ihres Gallux.

Emily nahm ihre Brille ab und untersuchte eines der Poster genauer: „Die sind wirklich gut gemacht.“

Kenny, der neben ihr saß, hörte ihr nicht zu, sondern war dabei, einen neuen, enorm leistungsfähigen Speicherchip in seinen Laptop einzubauen, während Hillary eine neue, im Kerzenlicht funkelnde Brosche bewunderte.

Kai lächelte noch einmal und krampfte die Hände um die inzwischen abgekühlte Tasse…
 

Ein lästiges Piepen weckte Kai aus unruhigen, von Feuern getränkten Träumen.

Er war erst irgendwann gegen drei Uhr morgens ins Bett gegangen und war zu müde gewesen, um doch noch zu duschen. Deshalb hatte er sich einfach komplett mit Sachen ins Bett fallen lassen, hatte sich die Decke über den Kopf gezogen, die Arme um den Körper geschlungen und war beinahe sofort in einen dämmrigen Halbschlaf gefallen.

Jetzt war es halb neun und er war sich ziemlich sicher, der Erste zu sein, der aufstand. Als er sich aufrichtete bohrte sich ein quälender Schmerz durch seinen Kopf und ihm war schwindelig. Sein Nacken schmerzte und ließ sich nicht richtig bewegen, seine Beine waren schwer und ziepten bei jeder Bewegung und er war am ganzen Körper nass geschwitzt.

Irgendwie gelang es ihm, sich ins Bad und unter die Dusche zu schleppen und das Wasser anzumachen. Danach ging es ihm besser.

Er wechselte die inzwischen klatschnasse Kleidung gegen neue, machte sich fertig und ging hinunter in die Küche, in der, wie er von Robert wusste, der Erste-Hilfe-Kasten und einige Medikamente aufbewahrt wurden. Dort angekommen holte er sich ein Mittel gegen Erkältung, nahm es mit einer Grimasse ein und ließ sich dann auf einen herumstehenden Stuhl fallen.

Er hatte rasende Kopfschmerzen und er konnte seinen eigenen Herzschlag unangenehm verstärkt in seinem Schädel hallen hören. Ihm war gleichzeitig heiß und kalt und ein Netz von kleinen Schweißperlen hatte sich auf seiner Stirn gebildet.

„Oh! Guten Morgen, Kai. Ich hab nicht gedacht, dass schon jemand außer mir wach ist“, hörte er Hillary plötzlich neben sich sagen. Er öffnete die Augen – wann hatte er sie geschlossen? – und sah zu einer Uhr, die gegenüber der Küchentür hing: Elf Uhr Fünfzehn.

Er musste eingeschlafen sein.

„Kai!“, hörte er Hillarys genervte Stimme. Sie seufzte und nahm sich eine Tasse Milch. „Danke, dass du dich wenigstens gestern einigermaßen benommen hast“, sagte sie schnippisch. „Es gibt übrigens bald Frühstück, wir sollten also nach oben in den Speisesaal und nicht hier die Küche blockieren.“ Sie drehte sich zu Kai um, der noch immer in sich zusammengesunken auf seinem Stuhl verharrte und sie nicht beachtete.

Mit einem wütenden Seufzen griff sie nach seinem Arm, um ihn hochzuziehen, nur um ihn kurz darauf mit einem überraschten Keuchen wieder loszulassen: „Kai! Du glühst ja!“

Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn und sah ihn besorgt an. Ihre Wut hatte sie sofort vergessen: „Du musst ins Bett!“

Kai schüttelte ihre Hand ab und stemmte sich auf die Füße. „Es geht schon“, murmelte er. „Aber Kai…!“ Der Junge schnitt ihr das Wort ab: „Ich habe schon etwas gegen das Fieber genommen. Außerdem habe ich euch schon die Vorweihnachtszeit verdorben, da sollt ihr wenigstens ein schönes Weihnachtsfest haben.“ Mit ein paar schnellen Schritten war er verschwunden und ließ eine erstaunte und besorgte Hillary zurück.
 

Kai erinnerte sich später nicht mehr, wie er diesen Tag herumgebracht hatte, ohne irgendwann zusammenzubrechen. Er konnte sich noch blass erinnern, dass Hillary ihm am Abend, als wieder alle im Salon feierten, ihm besorgt eine Tasse Tee aufgedrängt und noch einmal gebeten hatte, ins Bett zu gehen, aber ansonsten verschwamm alles irgendwie in grauen Schlieren und blutroten Nebeln.

Er fiel gegen Zwölf Uhr ins Bett, wurde am nächsten Tag wieder von seinem Wecker um halb Neun aus seinem zuckenden, unruhigen Schlaf gerissen und erhob sich mit noch schlimmeren Kopfschmerzen als am Tag zuvor. Auch dieser Tag zog irgendwie an ihm vorbei, ohne dass er groß etwas davon mitbekam.

Am Abend lehnte er wieder in seiner Fensternische und versuchte den Geschehnissen um sich herum zu folgen. Mehr als unscharfe, verwischte Umrisse und ein paar neblige, verschwommene Umrisse sah er nicht mehr, doch das bemerkte er kaum noch. Es fiel ihm schwer zu atmen und ihm war abwechselnd heiß und kalt. Sein Kopf schien aus zermatschtem, brennenden Brei zu bestehen und sein Herz raste schmerzhaft vor sich hin. Die Stimmen der Anderen drangen als fernes, unverständliches Gemurmel in seinen Kopf und ergaben keinen Sinn.

‚Nur noch heute… Dann hab ich es geschafft…’

Tala kam auf ihn zu und stellte sich vor ihn. „Du kannst ja richtig nett sein, wenn du willst“, meinte er scherzhaft. „Du solltest nicht so allein rumhängen. Komm zu uns!“

Erstaunt bemerkte er plötzlich, dass Kai langsam an der Wand zu Boden rutschte: ‚Nur weil ich ihn zu uns bitte, muss er doch nicht gleich vor mir in die Knie gehen und mich anbeten.’

Er hockte sich neben den Jungen und versuchte seinen Blick zu fixieren. Rote, fiebrig glänzende Augen starrten verschwommen durch ihn hindurch und registrierten ihn nicht einmal. „Kai?“, Tala legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Scheiße!“, presste er hervor.

Kurz darauf sackte Kai bewusstlos nach vorne und ihm in die Arme…

Reden ist Silber. Schweigen ist Gold...?

Also...

Sorry, dass es so verdammt, verflucht lange gedauert hat...

Es tut mir wirklich Leid.
 

Aber ich musste auf Anraten einger Leute, besonderd einer Person, meinen Polt verändern.

Herausgekommen ist die Tatsache, dass vermutlich nur noch dieses und drei weitere Kapitel erscheinen werden, dann ist Losing Control beendet.

Ich denke 35 ist eine schöne Zahl und ich kann euch auch mit dem letzten Rest noch einmal umhauen ^^.
 

Danke möchte ich Amadare, die mir bei diesem Kapitel sehr geholfen hat. Außerdem hat sie sich leichtsinnigereise bereit erklärt, jegliche Morddrohungen auf sich zu nehmen, also schickt ruhig viele XDDD

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„Kai!“, rief Tala erneut und die Lider des Angesprochenen flatterten leicht. Die anderen Blader wurden auf die beiden Jungen aufmerksam.

Der silberhaarige Blader starrte aus verschleierten Augen auf den Boden und schien kaum etwas um sich herum wahrzunehmen. Seine Haut sah ungesund blass aus und seine Hände zitterten unkontrolliert. Feine Schweißperlen standen auf seiner Stirn und seine Kleidung erwies sich bei näherem Hinsehen als vollkommen durchgeschwitzt.

Bibbernd drängte er sich an Tala. „Mir ist so kalt…“, flüsterte er leise und wimmerte schwach.

Die anderen Blader hatten sich inzwischen um Tala und Kai versammelt. Ray und Tyson knieten besorgt neben ihnen nieder und der Chinese legte Kai eine Hand auf die Stirn. Scharf zog er die Luft ein: „Er hat ziemlich hohes Fieber.“

„Aber das kann er doch nicht von heute auf morgen gekriegt haben, ohne, dass wir etwas bemerkt haben“, stieß Tala hervor und musterte seinen kranken Freund.

Hillary, die schon die ganze Zeit herumgedruckst hatte, sah zu Boden: „Ich … ich habe schon gestern gemerkt, dass er Fieber hat… Aber er hatte mich gebeten nichts zu sagen.“

„War ja klar… Da denken wir schon, dass wir wenigstens Weihnachten mal Ruhe vor ihm haben… Aber nein… Er schafft es doch noch, uns alles zu vermiesen…“, unkte Michael und gestikulierte theatralisch mit den Händen.

Hillary stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor ihm auf. Ihr Gesicht war vor Zorn gerötet, aber in ihren Augen standen Tränen: „Aber er wollte doch nur nichts sagen, damit wir Weihnachten genießen können und uns keine Sorgen um ihn machen!“

„Und woher der plötzliche Sinneswandel?“, fragte Lee spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

Hillary schwieg. Das würde sie selbst gerne wissen.

Lee grinste breiter: „Also woher willst du wissen, dass Kai uns nicht doch noch das Fest versauen wollte?“ Zustimmendes Gemurmel ertönte von einigen Bladern.

„Ist doch erst einmal egal! Er muss ins Bett!“, herrschte Tala und winkte Bryan heran. Gemeinsam brachten sie den halb bewusstlosen Jungen auf die Beine und trugen ihn aus dem Raum. Der Rest starrte ihnen verlegen hinterher, nur Hillary und Ray gingen ihnen nach.

Das Mädchen eilte schnell in die Küche und besorgte dort aus dem Medikamentenschrank geeignete Medizin, während Ray Tala und Bryan zur Hand ging.

Gemeinsam zogen sie dem inzwischen besinnungslosen Kai die verschwitzten Sachen aus und legten ihn ins Bett. Ray legte ihm ein kühles Tuch auf die Stirn, was dem Kranken ein leises Wimmern entlockte und ihn sich unruhig bewegen ließ. Er murmelte etwas von Kälte und Wind und versuchte sich noch tiefer in die Decke zu verkriechen. Allen drei Jungen fiel gleichzeitig ein, dass Kai laut Monica bei dem furchtbaren Sturm vor ein paar Tagen draußen gewesen war. Sie seufzten synchron: Also daher die Krankheit…

Hillary klopft leise an und kam dann ins Zimmer. Sie hörte Kais Gemurmel und wurde blass: „Er phantasiert?“ Ray nickte stumm.

Sie verabreichten Kai seine Medizin, dann kehrten Bryan, Tala und Ray zu den anderen zurück.

Sie wurden bereits erwartet.

„Und? Wie geht es ihm?“, fragte Max. Johnny lachte hinter ihm: „Sie haben ihn doch gerade erst ins Bett gebracht. Ich glaube kaum, dass das viel an seinem Zustand verändert hat. Aber wenigstens ist Klein-Kai nun in der Heia…“

Für diese Bemerkung fing er sich einige sehr böse Blicke ein… Auch von Seiten seiner Teamkameraden.

Er hörte auf zu lachen und grummelte irgendetwas Unverständliches. Lee nutzte die Chance, um sich wieder vor den Bladebreakers aufzubauen, Michael und Eddy zu seinen Seiten: „Und? Habt ihr inzwischen herausgefunden, warum Kai uns Weihnachten, laut Hillary, nicht auch noch vermiesen wollte?“, seiner Stimme war anzuhören, dass er die Geschichte des Mädchens nicht im Geringsten glaubte. Sie troff geradezu vor falscher Liebenswürdigkeit und Hohn.

In einer anderen Ecke des Zimmers sah Monica besorgt auf. Crusher saß neben ihr auf dem Boden und bewunderte ihr Geschenk: „Das ist wirklich schön. Aber woher hattest du eigentlich das Geld so etwas Wundervolles zu kaufen?“ Er hielt es in die Höhe und betrachtete es genauer. Es war wirklich schön und von seiner Schwester: Zwei gute Gründe um sich nicht daran satt sehen zu können.

Monica beobachtete unglücklich, wie Lee, Michael und Eddy mit den Bladebreakers stritten. „Ich habe Kai einen Gefallen getan… Da hat er mir das Geld gegeben“, murmelte sie abwesend. Crusher sah sie verwundert an. „Kai hat dir das Geschenk bezahlt, weil du ihm einen Gefallen getan hast?“, wiederholte er unabsichtlich laut. Laut genug, um alle im Raum auf sich aufmerksam zu machen.

Monica zuckte unter all der plötzlichen Aufmerksamkeit zusammen, senkte den Blick und kniff die Lippen zusammen. Sie hatte doch versprochen, Kais Geheimnis nicht zu verraten…

Plötzlich erschien ein Gesicht in ihrem Blickfeld und musterte sie neugierig. „Also, Monica… Was hast du für den großen Kai getan, was er nicht selbst tun konnte und wofür er die Hilfe eines kleinen Mädchens brauchte? Das würde mich wirklich mal interessieren“, Brooklyn lächelte sie an.

Monica rutschte ein Stück von ihm weg und wandte sich ab: „Nein!“ Brooklyn, der sich inzwischen auf Hände und Knie niedergelassen hatte, um mit ihr auf einer Höhe zu sein, krabbelte ihr nach: „Jetzt komm schon.“

Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf: „Ich habe ihm versprochen, nichts zu sagen!“ Brooklyn hockte sich neben sie und begann sie zu kitzeln: „Nun komm schon. Du kennst mich doch! Ich bin lieb und nett und schweigsam wie ein Grab. Ich erzähle garantiert nichts weiter!“

Die anderen Blader beobachteten die ganze Szene grinsend und kopfschüttelnd. Die Sorge um Kai war für einen Moment vergessen. Nur Monica fand das Ganze nicht so angenehm und hielt sich mit beiden Händen den Mund zu, während Brooklyn sie erbarmungslos durchkitzelte. Erst als Crusher besorgt über die knallrote Gesichtsfarbe seiner Schwester das Ende der Neckerei anordnete, kehrte wieder Ruhe im Raum ein.

Nur Brooklyn schmollte enttäuscht.

„Wahrscheinlich hat sie ihm nur bei einer seiner Weihnachtssabotageaktionen geholfen“, mutmaßte Michael und lachte. Monica sah ihn böse an und stand auf. Sie hatte vielleicht versprochen Kais Geheimnis nicht zu verraten, aber er hatte nicht verdient, so fertig gemacht zu werden.

Sie stellte sich genau vor Michael, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und stemmte mit einem bitterbösen Blick die Arme in die Hüften: „Du willst also wissen, was ich Kai für einen Gefallen getan habe? Gut, ich sage es dir! Ich habe ihm erklärt, was Weihnachten ist, das wusste er nämlich nicht und ihr habt es alle nicht bemerkt!“

Von einer Sekunde auf die andere wurde es totenstill im Raum.

Monica fühlte sich durch das Schweigen nur noch mehr angestachelt. Sie streckte den Arm aus und piekste Michael mit dem Finger gegen die Brust: „Und weißt du, warum Kai jetzt krank ist? Weil er euch trotz des Schneesturms noch Geschenke besorgen wollte, weil er sich so mies benommen hat! Und deswegen hat er auch nichts über sein Fieber gesagt!“

Peinliche Stille erfüllte den Raum.

Die meisten Blader sahen zu Boden oder sonst wohin, nur nicht zu Monica, die sich mit verschränkten Armen und Schmollmund wieder auf ihren Platz setzte…
 

Blutrot brannte es sich durch seine Lider bis tief in seinen gemarterten Kopf. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich ihm und verwandelte sich kurz darauf in ein kratzendes, raues Husten. Er bekam kaum Luft und schnappte verzweifelt nach Atem.

Erst nach mehr als einer Minute hörte das Husten auf und ließ ein furchtbares Brennen in seiner Kehle zurück.

Kai öffnete die Augen und sah sich um. Er lag in seinem Zimmer, es war dunkel und warm. Auf seiner Stirn fühlte er einen feuchten Lappen, den erst vor kurzem jemand gewechselt haben musste. Aus den Augenwinkeln konnte er am Tisch einen kleinen Lichtkegel ausmachen.

Erneut musste er husten. Jemand bewegte sich und ein vertrautes Gesicht erschien in seinem Blickfeld: Michael.

‚Was für ein wunderbarer Anblick’, dachte Kai träge und verzog das Gesicht. Wenigstens half ihm der andere Junge etwas hoch und hielt ihm ein Glas Wasser an die rissigen Lippen. Die kühle Flüssigkeit erstickte das Kratzen für ein paar wunderbare Sekunden und ließ eine angenehme Kälte in seinem Hals zurück.

Michael stellte das Glas ab, deckte Kai wieder gut zu und setzte sich dann auf die Bettkante. Er sah ziemlich verlegen aus und druckste herum: „Ähm… Kai… Hör mal…“

‚Bleibt mir etwas Anderes übrig?’, dachte Kai genervt und versuchte seine bohrenden Kopfschmerzen zu verdrängen.

„Ich… ich…“, Michael sah wieder weg und schien nicht zu wissen, wie er es ausdrücken sollte. ‚Vielleicht sollte ich die Augen einfach wieder schließen und weiterschlafen’, schlich es sich durch Kais Gedanken und er hustete kurz.

„Es tut mir Leid, Kai… Ich… Na ja… Ich habe mich dir gegenüber nicht unbedingt fair benommen“, sagte Michael ohne den Kranken anzusehen.

Kai starrte ihn an.

Erst nach einem weiteren, heftigen Hustenanfall fing er sich wieder und nickte schwach. „Beruhte auf Gegenseitigkeit“, krächzte er mühsam und schloss die Augen.

Michael wollte noch etwas sagen, seufzte dann aber nur, als er sah, dass Kai bereits wieder schlief. Er musste wohl einfach hoffen, dass der Blader seine Entschuldigung eben akzeptiert hatte.
 

Wenig später wurde Michael von Johnny abgelöst.

Die Blader hatten beschlossen abwechselnd auf Kai aufzupassen. In dem warmen, stickigen Zimmer war es nicht gerade angenehm, aber da der Kranke in seinen Fieberträumen immer wieder über Kälte klagte, hatte es bisher noch niemand gewagt ein Fenster zu öffnen, was allerdings dazu führte, dass die Krankenwache an den Nerven der Blader zehrte und sie Kais Zimmer jedes mal vollkommen durchgeschwitzt verließen.

Auch Michael zog sich erst einmal um, bevor er in den Salon ging.

Die anderen Blader saßen gelangweilt herum und machten sich Sorgen oder versuchten sich irgendwie abzulenken. Der Amerikaner musste bei dem Anblick unwillkürlich grinsen. Er freute sich schon darauf, ihnen nach drei Tagen bangem Warten endlich eine frohe Botschaft verkünden zu können.

Er lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete die anderen genau, während er wie beiläufig erwähnte: „Kai war wach.“

Sofort hatte er die volle Aufmerksamkeit der gesamten Truppe. „Und? Wie geht es ihm?“, fragte Max aufgeregt.

Michael musste zugeben, dass er das nicht so genau sagen konnte. Aber er war wach gewesen, dass war also schon einmal ein gutes Zeichen. Außerdem phantasierte er seit ein paar Stunden nicht mehr und sein Fieber war etwas gesunken. Nur sein Husten war schlimmer geworden.

„Der wird schon wieder“, legte Tala fest und ließ sich entspannt in einen der Sessel sinken. Kai hatte seinem Großvater und einem durchgeknallten Bitbeast widerstanden, da würde ihn eine Grippe schon nicht umbringen. Trotzdem war er froh, die kleinen Verbesserungen des Zustands seines Freundes zu hören.
 

Und schon wieder schneite es.

Winzige Flocken rieselten auf die Erde und der Himmel war mit einer dunklen Wolkendecke bedeckt.

Es war bereits dunkel und das flirrende Weiß vor der Schwärze der Nacht wirkte unheimlich und verwirrend.

„Wenn es so weiter schneit, gibt es heute kein Feuerwerk“, jammerte Daichi und sah seufzend nach draußen. Tyson saß neben ihm in der Fensternische und warf einen ungeduldigen Blick zur Uhr. Nur noch eine Stunde bis zum Ende des Jahres.

Auch die anderen Blader sahen besorgt auf das Schneegestöber. Sie hatten Becher mit heißem Tee oder Kakao in den Händen und Teller mit Plätzchen vor sich stehen. Daneben lagen noch nicht angezündete Wunderkerzen, Knallbonbons und einige kleinere Kracher.

Die Blitzkrieg Boys hatten zusätzlich noch von irgendwoher Sekt und Wodka gezaubert, wobei das letzte von beiden Getränken sehr schnell von Robert eingezogen worden war. Nun saßen die drei Russen mit bösem Blick herum und schwiegen den Rest der Welt an.

Wieder ein Blick auf die Uhr: Noch fünfundfünfzig Minuten bis Mitternacht.

Monica hatte sich auf einem Sessel zusammengerollt und schlief, sorgsam bewacht von ihrem Bruder. Auch Ming Ming gähnte immer wieder hinter vorgehaltener Hand.

Der Rest spielte Karten oder etwas anders und versuchte die ungeduldigeren Charaktere unter ihnen bei Laune zu halten. Brooklyn und Mistel saßen etwas abseits von den anderen und nutzten ein paar verunglückte Plätzchen als Wurfgeschoss, was bei mehr als einem Blader ein Kopfschütteln auslöste.

Daichi sprang auf die Füße und schloss sich ihnen kurzer Hand an. Wenig später erhielt er Unterstützung von Max und Ian.

Ray beobachtet grinsend das Schauspiel, bis sich Garland einschaltete, der einen Keks an den Kopf bekommen hatte. Sofort herrschte Ruhe und gelangweilte Gesichter schauten alle paar Sekunden auf die Uhr.

Noch vierzig Minuten.

Irgendjemand kam auf die Idee Flaschen drehen zu spielen und schon bald saßen mehrere Blader im Kreis und begannen entweder mit hochroten Köpfen seltsame Fragen zu beantworten oder den größten Schwachsinn zu machen.

Jeder, der es verstanden hatte, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen und das Mitmachen zu verweigern, hatte seinen Spaß.

Fünfundzwanzig Minuten.

Leider verloren einige Blader schnell das Interesse, nach dem sie mehrmals an der Reihe gewesen waren und wandten sich stattdessen wieder der Uhr oder dem flackernden Kaminfeuer zu.

Max holte seine CD und ließ sie in Ricks Ghettoblaster laufen und die Blader verbrachten ihre Zeit damit, zu raten, welchen Song Kai gesungen hatte. Brooklyn und Ming Ming sahen sich nur wissend an und grinsten überlegen.

Fünfzehn Minuten, dann begann das neue Jahr.

Ray schaute wieder nach draußen und lächelte: „Es hat aufgehört zu schneien!“

Sofort drängten sich alle anderen Blader an den Fenstern. Einige begannen zu jubeln und es wurde einstimmig beschlossen, den Rest der Wartezeit draußen zu verbringen.

Plötzlich stand Tala auf, der die ganze Zeit mit Leichenbittermiene in einem Sessel gehangen hatte, auf und winkte Bryan ihm zu folgen. Die Anderen wunderten sich kurz über das Verhalten der Russen, dann zuckten sie mit den Schultern und holten ihre Jacken um nach draußen zu gehen.
 

Bryan folgte seinem Teamleader durch die hellen Gänge des Schlosses bis vor Kais Zimmer.

Dieses Mal war keiner bei dem Kranken geblieben, da das Fieber schon wieder etwas zurückgegangen war.

„Was wollen wir hier?“, fragte Bryan stirnrunzelnd. Tala öffnete vorsichtig die Tür und lugte hinein. Im schwachen Licht der Schreibtischlampe konnte er Kais schlafende Gestalt sehen. Auf der Stirn des Silberhaarigen glänzten kleine Schweißperlen und er war sehr blass, doch sein Atem ging recht ruhig und seine Züge wirkten entspannt.

Tala ging in das Zimmer hinein und legte Kai eine Hand auf die Stirn: Seine Temperatur war zwar noch überhöht aber eindeutig gesunken.

Mit einem unbewussten Nicken traf der rothaarige Russe eine Entscheidung.

„Mach mal Licht an, Bryan!“, befahl er und stellte sich so, dass er zwischen Kai und der Deckenlampe stand. Trotzdem zuckten die Lider des Jungen beim Aufflammen der Birne und er murmelte irgendetwas. Tala packte vorsichtig seine Schulter und schüttelte ihn sanft: „Aufwachen Kai! Los! Komm hoch!“

Bryan sah verwundert zu, sagte aber nichts. Also beobachtete er nur, wie sein rothaariger Freund Kai so lange piesackte, bis sich dieser mit seiner Hilfe aufrichtete.

„Hilf mir, ihn anzuziehen!“, sagte Tala leise und Bryan gehorchte sofort.

Wenig später schleppten sie den inzwischen aufgewachten und leise murrenden Kai gemeinsam nach draußen.

Die anderen Blader staunten nicht schlecht, als die drei aus dem Schlosstor traten. „Seid ihr euch sicher, dass das gut für Kai ist? Ich meine, er ist schließlich schon krank…“, sagte Ray leise und sah seinen Freund besorgt an, der die Augen geschlossen hatte und in der Dunkelheit der Nacht ziemlich blass aussah.

„Der hält den kurzen Ausflug schon aus“, sagte Tala und grinste Ray an. Offensichtlich freute er sich über was, worüber, wollte der Chinese vielleicht lieber gar nicht wissen.

Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit der Beiden von Roberts Stimme abgelenkt: „Noch zehn… neun… acht…“ Die anderen Blader fielen begeistert in den Countdown mit ein.

Tala stupste Kai an, der anscheinend dabei war, wieder einzuschlafen.

Gerade rechtzeitig öffnete der Silberhaarige seine Augen und wandte den Blick zum Himmel:

Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifen und Krachen schossen funkensprühende Raketen in den Himmel und zerplatzten zu Myriaden von bunten Sternen.

Blaue Wolken aus glitzernden Sternen, rote Feuerbälle, goldene Vorhänge und silberne Kaskaden tanzten über den Himmel und ließen die Blader in Bewunderungsrufe ausbrechen. Immer wieder stiegen die leuchten Farbenspiele gen Himmel und rannen daran herab wie an einer Schüssel aus schwarzem Glas, begleitet von Heulern und dem vielfältigen Krachen. Der Schnee reflektierte die Blitze und schien sich alle Mühe zu geben dem Himmel Contra zu geben, doch auch die reine, weiße Schönheit verblasste neben den Feuern am Horizont und ihrem wechselhaften Zauber.

Ray blickte zu Kai, der die Augen nun weit geöffnet hatte und ihn einer Art ehrfürchtigen Staunen zum Himmel starrte. Die flackernden, zerfasernden, zersplitternden Lichterkugeln spiegelten sich in seinen glühendroten Augen und erhellten seine bleiche Haut.

Tala, der ihn immer noch stützte, lächelte.

Schon früher, noch in der Abtei, hatte Kai einfach alle Beschwerden und jede Strafe auf sich genommen, nur um das Feuerwerk über Moskau sehen zu können. Er hatte damals vielleicht noch nichts von Weihnachten gewusst, aber der flirrende Funkeregen war immer zu prächtig und zu anziehend gewesen, um ihn zu ignorieren.

Jeder in der Abtei hatte gewusst, dass Kai am 31. Dezember um 12 Uhr nicht mehr in der Abtei sein würde und sogar Boris hatte schnell aufgegeben ihn von den feurigen Lichtern und tanzenden Farben abhalten zu wollen und es zähneknirschend toleriert.

Der rothaarige Russe bemerkte, dass Kai zitterte und ließ ihn los, so dass der überraschte Bryan kurzzeitig Kais ganzes Gewicht tragen musste. Tala zog rasch seine Jacke aus und hängte sie seinem Freund um die Schultern, dann stützte er ihn wieder.

Ray wandte sich grinsend ab und genoss weiterhin das farbenfrohe Schauspiel.
 

Etwas weißes Weiches prallte mit einem seltsam dumpfen, erstickten Ton von außen gegen die Fensterscheibe und ließ Kai erschrocken aus seinem unruhigen Halbschlaf hochfahren.

Sein Kopf fand diese Aktion gar nicht lustig und reagierte mit einem gereizten Stechen.

Der Junge massierte sich mit der einen Hand die Schläfen, mit der anderen stütze er sich an der kühlen Scheibe ab, um nach draußen sehen zu können, wo die Blader gerade eine Schneeballschlacht abhielten.

Ein weiterer kleiner Ball aus puderiger, kalter Masse klatschte gegen sein Fenster und er wich reflexartig zurück.

Das raue Kritzeln, das er zuvor noch die ganze Zeit im Hintergrund gehört hatte, brach ab. „Alles in Ordnung, Kai?“, fragte Monica, die an seinem Schreibtisch saß, besorgt.

Vor ihr lagen ein paar Bögen weißes Papier, ein Haufen Buntstifte und ein paar halbfertige Bilder. Nachdem sie heute Morgen leicht gehustet und geschnieft hatte, hatte ihr Bruder ihr verboten nach draußen zu gehen und sie hatte schmollend beschlossen Kai Gesellschaft zu leisten. Als dieser müde und sehr heiser hatte protestieren wollen, hatte sie nur gesagt, dass es nicht schön wäre, allein zu sein, wenn man krank war, und versprochen, dass sie ihn nicht stören würde.

Und tatsächlich hatte sie sich zu seinem größten Erstaunen daran gehalten – ganz im Gegensatz zum Rest der Welt, in diesem Fall Tyson und Co, die draußen laut kreischend herumtollten und seine wohlverdiente Ruhe störten.

„Wenn die nicht gleich still sind…“, wollte er knurren, brach dann aber verwirrt ab. Seine Lippen hatten sich zwar bewegt, aber er hatte nicht das Geringste gehört. Er sah zu Monica, die genauso ratlos zurückstarrte, dann versuchte er es noch einmal…

Heute ging die Welt unter, ganz bestimmt.

Mit dem Gefühl, den miesesten Tag seines ganzen Lebens zu erleben, ließ sich Kai auf das Kissen zurücksinken und presste die Hände gegen die pochenden Schläfen.

Er brachte keinen Ton mehr heraus…

Monica kicherte leise hinter vorgehaltener Hand, packte dann ihre Sachen und setzte sich neben ihn auf das Bett. Sie zog eines ihrer Blätter hervor und begann eine kleine Figur zu zeichnen, die irgendetwas in der Hand hielt, dann gab sie das Blatt an Kai weiter und sah ihn erwartungsvoll an.

Der Junge musterte die Gestalt aufmerksam und erkannte sich selbst anhand einiger blauer Streifen in Gesichtshöhe und einem langen, wehenden Schal wieder. Sollte das in seiner Hand ein Glas sein?

Er runzelte die Stirn, schnappte sich einen Stift und schrieb etwas auf das Blatt, um es dann an Monica zurück zu reichen. Sie las es sich durch: „Ich habe keinen Durst. Was soll das?“ Sie verschränkte die Arme und schmollte: „Ich wollte dir nur helfen… Mal oder schreib mir einfach auf, was du willst.“

Kai verstand genau, wie sie „Mal“ noch einmal extra betonte.

Er seufzte tonlos.

Nach einigen Minuten vergeblichen Wartens stand Monica wieder auf und kehrte an den Tisch zurück um weiter zu malen.

Eine halbe Stunde verging, dann griff Kai nach dem zurückgelassenen Blatt und einem Stift und begann zögernd etwas darauf zu malen. Monica wurde sofort darauf aufmerksam und sah gespannt zu. Als Kai fertig war, riss sie ihm das Blatt geradezu aus den Fingern und quietschte entzückt auf: Eine chibiähnliche Gestalt, die Monica sehr ähnlich sah, hatte einen Teller mit Essen in der Hand und hielt ihn einem Emblem hin, das wie der rot ausgefüllte Umriss eines Phönix aussah.

Monica sprang auf die Beine und salutierte kichernd: „Ich hole dir sofort etwas zu Essen.“ Dann stürmte sie aus dem Zimmer und ließ den lautlos seufzenden Kai allein zurück.

Emily, Crusher und Brooklyn, die sich vor den umherfliegenden Schneebällen nach drinnen gerettet hatten, sahen dem Mädchen, dass an ihnen vorbei zur Küche stürmten verwundert hinterher.

„Was ist denn mit der los?“; fragte Brooklyn und sah zu, wie Monica mit einem gefüllten Teller beladen wieder zurückkam.

„Für wen ist denn das?“, fragte Crusher als seine Schwester mit leicht gerötetem Gesicht und einem freudigen Lächeln an ihm vorbeihastete. Monica lächelte noch breiter und winkte ihm kurz zu, wobei ihr der Teller fast aus der Hand fiel: „Kai hat Hunger.“

Emily lächelte zögernd: „Das ist doch eine gute Nachricht, denke ich.“ Die anderen Beiden nickten.

Plötzlich grinste Brooklyn und sah Crusher von der Seite her an: „Sag mal, kann es sein, dass deine Schwester ein ganz kleines bisschen für Kai schwärmt?“ Der folgende Blick von seinem Teamkameraden war einfach göttlich.
 

Ein paar Tage später konnte Kai wieder aufstehen.

Sein Fieber war wieder gesunken und seine Temperatur nur noch leicht überhöht. Mit Monica im Schlepptau und mieser Laune, weil seine Stimme noch immer streikte, machte er sich auf den Weg in den Salon.

Die anderen Blader erwarteten ihn bereits.

Kaum war er eingetreten, sahen ihn alle gebannt an. Kai zog eine Augenbraue hoch und blieb stehen. Was hatte er denn jetzt schon wieder verbrochen?

Monica drängte sich an ihm vorbei und guckte die anderen neugierig an.

Ein ersticktes Kichern kam von irgendwo aus dem Raum.

Kais andere Augenbraue wanderte nach oben.

Max, dessen Miene zwischen Grinsen und Betroffenheit hin und her wechselte, zeigte stumm mit einem Finger nach oben. Ray, der neben ihm stand, biss sich auf die Unterlippe, doch seine Mundwinkel zuckten leicht. Tyson dagegen hatte den Blick abgewandt und murmelte irgendetwas von „Ich kann nicht hinsehen, er bringt sie um…“. Daichi hockte neben ihm und hatte den Mund weit aufgerissen. Crusher, der direkt neben ihm stand, blickte dagegen eher forschend und auch etwas wütend.

Kai folgte Max ausgestrecktem Finger und erblickte einen Mistelzweig, der über seinem Kopf hing.

Er runzelte die Stirn. Was zum Teufel sollte das? Diese Dinger hingen hier überall, aber Monica hatte ihm damals vergessen zu erklären, was es bedeutete… Oder sie hatte es nicht erklären wollen.

Ratlos sah er wieder die anderen Blader an.

„Du hast also wirklich nicht den blassesten Schimmer…“, stellte Robert nüchtern fest.

Kai sah ihn kalt an und ließ den Blick über die anderen Blader schweifen, die nun eindeutig zu kichern begonnen hatten. Anscheinend freuten sie sich über die Tatsache, dass Kai nicht wusste, was das alles bedeutete… und auf die Auflösung des Rätsels!

Das konnte nur etwas werden, was Kai ganz bestimmt nicht gefallen würde.

Schließlich erbarmte sich Monica seiner: Sie zupfte ihn am Pullover und bedeutete ihm, sich zu ihr herunter zu beugen.

Dann gab sie ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange.

Die anderen Blader johlten auf, als sie Kais überrumpeltes Gesicht sahen und klatschten Monicas Mut Beifall.

Nur Crusher wirke nicht sonderlich glücklich.

Nachdem sich Ray erbarmt hatte und den immer noch ziemlich dumm aus der Wäsche guckenden Kai über die Bedeutung von Mistelzweigen aufgeklärt hatte, wurde es plötzlich erneut sehr still im Raum.

‚Noch etwas?’, dachte Kai und seufzte tonlos. Was konnte denn jetzt noch passieren?

Michael wurde von Lee und Eddy nach vorne geschubst. Verlegen blieb er vor Kai stehen: „Nun... Ähm… Also…“, er stockte kurz. „Wir … ähm… haben beschlossen, Weihnachten noch mal zu feiern… Zumindest einen Tag lang… Und nur für dich! Viele von uns hatten dir ja eigentlich nicht geschenkt und das… haben sie dann im Nachhinein bereut. Außerdem hattest du ja nicht viel von Weihnachten und…“ Er stockte erneut und seufzte dann: „Ach was soll’s! Frohe Weihnachten Kai!“ Er hielt dem verdutzten Jungen ein Päckchen entgegen.

Auch von den anderen kamen nun Glückwünsche und viele hatten Geschenke in der Hand.

Zögernd und verwirrt nahm Kai sie entgegen. Er machte sich nicht viel aus diesem eingewickelten Schnickschnack…

Schenken, ja, gut und schön… aber selbst beschenkt werden?

Trotzdem versuchte er eine gute Miene zu machen und öffnete die Pakete alle. Beim letzten konnte er sich allerdings nicht mehr zurück halten und seine Gesichtszüge entgleisten: Ein eigentlich hübscher, dunkelroter Pullover fiel heraus – nur eben mehr als vier Nummern zu groß.

Die Bladebreakers, von denen dieses Geschenk gekommen war, kicherten in sich hinein. „Damit hast du es warm, Kai, und er ist zu groß, als das du ihn vergessen könntest“, grinste Ray und ging lieber schnell in Deckung.

Tala, bis über beide Ohren grinsend, setzte noch eins drauf und legte Kai vertrauensvoll einen Arm um die Schulter: „Guck nicht so… Du kannst ja noch reinwachsen – Kleiner!“
 

Der Rest des Tages war für Kai gelaufen.

Die anderen bekamen ziemlich schnell mit, dass er noch schweigsamer war als sonst und errieten bald, dass er keinen Ton mehr herausbekam.

Es war erstaunlich.

Kai hasste es normalerweise zu reden und hatte bisher immer gedacht, dass es keinen Unterschied machen würde, ob er es nun konnte oder nicht, aber…

Falsch gedacht!

Ohne seine Stimme, seinen scharfen Kommentare und bissigen Attacken wurde er von niemandem mehr wirklich ernst genommen.

Vor allem nicht von den drei Russen, die die Situation schamlos ausnutzten.

„Hey Kleiner, ich meine, hey Kai! Was war es denn für ein Gefühl die Titanik zu versenken?“, fragte Bryan und amüsierte sich selbst am Meisten über seinen dämlichen Witz. „Jetzt komm schon, lass King Kai in Ruhe, Bryan“, grinste Spencer.

Es war erstaunlich, wie gesprächig der sonst so stille Hüne auf einmal war. Robert vermutete für sich, dass sie den sorgsam versteckten Wodka inzwischen wieder gefunden hatten.

„Stimmt… Er ist ja schließlich so zerbrechlich“, grinste Bryan und war dem scheinbar unberührten Kai einen scheelen Blick zu. Ohne Streifen und in normalen Klamotten wirkte er offensichtlich nicht mal ein Viertel so einschüchternd wie sonst auf ihn.

„Wie so’ne Puppe“, nickte Spencer. Seine Stimme klang eindeutig etwas schleppender als sonst. „Deswegen mag ihn die Kleine vermutlich auch so…“ Er lachte dröhnend.

„Hey! Langsam reicht es aber!“, mischte sich Tala ein, der in einem de Sessel saß und ins Feuer starrte. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen, doch trotzdem schien er erreichen zu wollen, dass seine beiden Teamkollegen aufhörten.

Die störten sich allerdings gar nicht daran. „Der muss echt aufpassen, dass er nicht weggeweht wird, wenn er mal wieder irgendwo oben auf so’ner Klippe steht“, grinste Spencer. Bryan lachte, dann beugte er sich etwas vor und setzte ein verschwörerisches Gesicht auf: „Weißt du eigentlich, warum der immer an hohen Orten herumsteht und sich den Wind um die Nase wehen lässt?“

Spencer blinzelt ihn fragend an: „Weil er ein arrogantes, asoziales Arschloch ist?“

Bryan schüttelte energisch den Kopf: „Nein! Weil er einen Ort sucht, an dem er in den Wind pissen kann, ohne dabei nass zu werden!“

Stille…

Dann brachen sowohl Bryan und Spencer als auch der Rest der Anwesenden in schallendes Gelächter aus. Diese Vorstellung war einfach zu genial.

Nur Kai fand das nicht sonderlich witzig, mit ruhigen, aber schnellen Schritten trat er hinter Bryan und Spencer, die gemeinsam auf einer Couch saßen, streckte die Hände aus… Und donnerte ihre Schädel mit voller Wucht gegeneinander.

Niemand hätte es jetzt noch gewundert, wenn es hohl geklungen hätte.

Dann verließ Kai so schnell er konnte das Zimmer, während sich auf seinem Gesicht deutlich Zorn abzeichnete.
 

Erst gegen Abend gesellte er sich wieder zu ihnen und schaute desinteressiert zu, wie Tyson, Bryan, Tala und ein paar andere Blader Karten spielten.

Es war warm und gemütlich im Zimmer, das flackernde Feuer des Kamins malte tanzende Schatten an de Wände und hüllte Kais Blick in rote und goldene Flammen, die in beruhigend zu wiegen schienen und ihn bis ins tiefste Innere zu wärmen schienen.

Ohne es wirklich zu bemerken ließ er sich von der züngelnden Glut einlullen und fiel in einen ruhigen Schlaf.

Langsam rutscht er an der Couchlehne hinunter und nur eine hilfreich zupackende Hand verhinderte eine schmerzhafte Begegnung mit dem Boden.

Tala hievte Kai so auf die Couch, dass er seitlich lag und deckte ihn mit einer Decke, die Brooklyn ihm grinsend reichte, zu. „Scheint, als wäre Kai doch noch nicht wieder so gesund, wie er gedacht hat“, kicherte der BEGA-Blader.

Tala nickte nur schief grinsend und wandte sich dann wieder den anderen zu, die gerade begonnen hatten, Flaschen drehen zu spielen.

Zu seinem Vergnügen entdeckte er auch Bryan und Spencer unter dem am Boden kauernden und gebannt auf eine Flasche starrenden Bladern.

Nachdem einige sehr peinliche Aufgaben zu erfüllen gewesen waren, kam plötzlich der Auftrag jemanden zu küssen. Bryan ächzte auf, als die Flasche auf ihn zeigte und vergrub das Gesicht in den Händen.

Mit einem vielstimmigen Kichern setzte sich die Flasche erneut in Bewegung…

Gespannt beobachteten alle, wie sie immer langsamer wurde…. Und… genau auf eine Lücke zwischen zwei Sitzenden zeigte. Bryan seufzte schon auf, froh, um diese Aufgabe herum gekommen zu sein, da grinste Mariah plötzlich und zeigte auf den friedlich schlafenden Kai, der genau in der Linie des Flaschenhalses auf der Couch lag.

Bryan wurde kreidebleich: „Nein! Nie im Leben! Das überlebe ich nicht! Er wird mich umlegen!“

Lee grinste und legte ihm aufmunternd eine Hand auf die Schultern: „Er schläft, Bryan… Also gib dir einen Ruck und sei ein Mann! Trau dich! Du musst!“ Er und die anderen Blader schienen die ganze Sache zum Totlachen zu finden und warteten gespannt auf den Kuss.

Doch Bryan zierte sich weiter und weigerte sich Kai zu küssen.

Erst als ihm immer mehr drängten und Brooklyn grinsend einen Mistelzweig über Kais Schlafplatz aufhängte, zur Tarnung, wie er meinte, ließ er sich dazu bewegen, steifbeinig, mit hochrotem Gesicht und einem ungemein leidenden Ausdruck zu Kai zu staksen und sich neben ihm hinzuhocken.

Die anderen Blader folgten ihm grinsend und stellten sich andächtig schweigend um die Couch herum auf. Niemand wollte diesen bedeutenden Augenblick verpassen, obwohl einige durchaus ein schlechtes Gewissen Kai gegenüber bekamen.

Bryan nahm all seinen Mut zusammen – die Anderen hielten gespannt den Atem an – und gab Kai einen schnellen Schmatzer auf den Mund.

Die Blader seufzten synchron auf. Wie enttäuschend.

„Los“, Spencer knuffte Bryan in die Seite. „Richtig!“

Die Anderen nickten zustimmend und grinsten erwartungsvoll. Immer mehr fordernde Stimmen wurden laut und Bryan war kurz davor zu heulen.

In Gedanken bereits sein Testament verfassend beugte er sich ein weiteres Mal der Mehrheit, kniff die Augen zusammen und legte seine Lippen auf Kais.

Weich, warm und sanft…

Das war sein erster Eindruck.

Eigentlich seltsam. Wenn man bedachte, was sonst so seinen Weg über diese Lippen fand, müssten sie eigentlich scharf wie Rasierklingen und rau wie Stein sein.

Stattdessen fühlte sich das eigentlich gar nicht mal so schlecht an – wenn man mal davon absah, dass Kai ein Junge war.

Das Kichern um ihn herum brach plötzlich ab und er hörte stattdessen ein leises „Oh oh…“, das seiner Meinung nach von Tyson kam.

Mit einer bösen Vorahnung öffnete er die Augen – und starrte direkt in zwei blutrote, funkensprühende Höllentore, die kurz vor der Explosion zu stehen schienen.

Sofort löste er sich von Kai und prallte zurück. Den Schmerz, der durch seinen Hintern fuhr, als er sich ungewollt auf dem Boden wieder fand, bemerkte er gar nicht. Er riss einfach nur die Hände hoch und versuchte verzweifelt Schadensbegrenzung zu betreiben: „Kai! Wir haben Flaschen drehen gespielt… Es war ihre Idee… Ich wollte ja gar nicht… Aber … Sie haben mich gezwungen und… Sieh mich nicht so an! Bitte!“

Kai sagte kein Wort, sondern stand einfach nur auf, ohne die anderen Blader, die sich gerade alles andere als wohl fühlten und Bryan bemitleideten, auch nur eines Blickes zu würdigen. Langsam kam er auf Bryan zu, einen schrecklichen Ausdruck in den Augen. Er fand den Kuss eindeutig gar nicht lustig.

Der am Boden sitzende Russe gab jegliche Unschuldsbeteuerungen auf und erwartete nur noch seinen Tod.

„Und? Wie war’s Kai?“

Alles starrte auf Brooklyn, der Kai unschuldig anlächelte und geduldig auf eine Antwort wartete. Selbst Bryan vergaß für einen Moment seine Todesängste und blickte mit offenem Mund zu dem Rotschopf.

Kai fuhr herum und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, was seinen Blick noch mörderischer erscheinen ließ. Alles um Brooklyn herum ging vorsorglich in Deckung.

„Was bitte?“, formten Kais Lippen.

Brooklyn ignorierte die Gefahr und legte grinsend den Kopf schief: „Ich habe gefragt, wie es war.“

Keiner machte sich jetzt noch Sorgen um Bryan. Kai hatte ihn anscheinend vergessen oder als geringeres Übel eingestuft. Stattdessen konzentrierte er nun all seine Wut auf Brooklyn, der seine Situation nun endlich begriff und die Flucht ergriff, den vor Wut schäumenden Blader sofort auf seinen Fersen.

Noch von weitem hörte man seine verzweifelten Versuche, Kai zu beruhigen.
 

Letztendlich jagte der silberhaarige Blader Brooklyn bis vor die Tür und tief in den Schnee hinein.

Inmitten des Lichtkegels, der durch das weit offen stehende Tor fiel, blieb der Rotschopf schließlich stehen, da er Angst hatte, sich zu verlaufen. Dann stellte er sich doch lieber Kai. Da starb er wenigstens schneller.

Kai kam bis auf wenige Schritte heran. Seine Augen glühten unheimlich in der Dunkelheit und seine Gestalt war vom Lichtschein scharf umrissen und wirkt noch bedrohlicher als sowieso schon.

Langsam kam er näher und Brooklyn hob eine Hand: „Halt! Bevor du mich umbringst, kannst du mir wenigstens noch sagen, wie es war!“

Kai blieb stehen und sah ihn für einen Moment überrascht an, dann seufzte er tonlos. Der andere Junge musste sich sehr anstrengen, um in der Dunkelheit von Kais Lippen ablesen zu können: „Wenn du es unbedingt wissen willst, probier es doch selbst aus!“ Damit kam er wieder näher und hob bedrohlich die Fäuste.

Und Brooklyn kam plötzlich eine Idee, wie er das hier überleben könnte.

Er überwand den letzten Abstand zwischen sich und Kai, klimperte mit den Wimpern und grinste ihn anzüglich an: „Gut! Vorschlag angenommen… Und da wir grad so schön allein sind…“

Er senkte den Kopf etwas und machte Anstalten Kai zu küssen.

Brooklyn konnte gar nicht so schnell gucken, wie er sich plötzlich im Schnee wieder fand und ein sichtlich errötender Kai ins Innere des Schlosses flüchtete.
 

Als Brooklyn sich trockene Sachen angezogen hatte und in den Salon zurück kehrte, fiel sein erster Blick auf Kai, der fern den anderen in einer Fensternische saß und sich alle Mühe gab, den eintretenden Blader zu ignorieren. Allerdings zeigte sich auf seinen Wangen ein leichter Rotschimmer, den er einfach nicht verbergen konnte.

Die Anderen achteten nicht auf den schmollenden Kai, sondern spielten weiter Flaschen drehen. Nur Bryan saß still für sich in einer Ecke und schien nicht ganz anwesend.

Plötzlich kam jemand auf Brooklyn zu und zog ihn ebenfalls in eine der wenigen halbwegs ruhigen Zonen.

„Wie hast du es geschafft, dass Kai dich nicht umgelegt hat, sondern stattdessen sogar herein gerannt ist, als ob er einen Geist gesehen hätte?“, fragte Tala mit einem Hauch Bewunderung in der Stimme.

Der BEGA-Blader grinste triumphierend und wischte sich mit einer albernen Bewegung ein imaginäres Stäubchen vom Ärmel: „Tja… Man hat halt so seine geheimen Methoden.“

Mit diesen Worten ließ er den grübelnden Russen einfach stehen und schloss sich dem herrschenden Chaos an, dass von einem brüllenden Tyson und einem nicht minder lauten Daichi beherrscht wurde.

Kai saß in seiner Fensternische und kämpfte zum einen mit der zweifachen Demütigung, zum anderen mit bohrenden Kopfschmerzen. Ohne seine Stimme konnte er die beiden Schreihälse noch nicht einmal zur Ruhe bringen.

Er seufzte und massierte sich die Schläfen.

„Alles in Ordnung, Kai?“, fragte Hillary, die plötzlich besorgt neben ihm stand und legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Ich glaube, dein Fieber ist wieder etwas gestiegen.“

Der silberhaarige Blader achtete kaum auf sie, zuckte bei einem weiteren Kreischen Daichis zusammen. Er schnappte sich völlig entnervt einen nahe liegenden Zettel und einen Stift und schrieb schnell etwas auf. Dann hielt er Hillary den Zettel hin:

Bring sie zum Schweigen oder ich bring sie um!
 

Die folgenden Tage verbrachte Kai erneut im Bett, da sein Fieber wieder angestiegen war. Dafür bekam er allerdings langsam wieder seine Stimme zurück und hatte viel Zeit, an einem neuen Beyblade zu basteln.

Beschäftigt mit Statistiken, Beybladeteilen, Plänen, Skizzen, Blaupausen, Designvorstellungen und ähnlichem, bemerkte er gar nicht, wie er noch viel länger im Bett blieb, als die anderen Blader eigentlich von ihm verlangt hatten.

Diese allerdings wunderten sich und begannen sich so langsam Sorgen zu machen.

Tala war der Erste, der sich traute die unheimliche Ruhe, die in Kais Zimmer herrschte, zu durchbrechen. Er fand Kai angezogen und über einem fertigen Beyblade brütend vor. Offensichtlich gab er ihm gerade noch den letzten Schliff und war so vertieft, dass er den Russen gar nicht bemerkte.

Tala grinste, schlich sich näher heran und schnappte sich schnell den Beyblade aus Kais Händen. Dann rannte er so schnell er konnte davon.

Der Zurückgelassene brauchte einen Moment um zu begreifen, dann sprang er auf und setzte zur Verfolgung an.

Die anderen Blader blickten ziemlich verdutzt, als erst Tala, dann Kai an ihnen vorbei rannte, wobei Letzterer heiser, aber gut verständlich Verwünschungen ausstieß, über die der Rotschopf allerdings nur lachte.

„Ta-la~~!“, gellte es vorwurfsvoll und wütend durch die Schlossgänge, „Ka-hai~~~“, kam es genau in der gleichen Tonlage spöttisch zurück.

Fast eine ganze Stunde lang jagte Kai den Russen durch die Gänge, dann waren beide völlig erschöpft und schlossen eine Art Friede, bis sie wieder zu Atem gekommen waren.

„Nicht… schlecht…“, jappste Tala und versuchte zu grinsen. „Du scheinst fast… wieder fit… zu sein…“ Er ließ sich zu Boden sinken. Kai tat es ihm gleich und beschränkte sich einfach nur auf ein knappes Nicken. Dann streckte er fordernd die Hand aus.

Tala grinste, schaute auf den Blade in seinen Händen und tat so, als ob er es sich überlegen müsste: „Eigentlich… wollte ich schon immer mal… die Technik deines Blades kopieren…“

Kai funkelte ihn wütend an und streckte die Hand noch fordernder in seine Richtung. Der Russe fühlte sich an eine frühere Zeit erinnert, als er Kai in der Abtei immer auf diese Art und Weise geärgert hatte. Wie lange schien ihm das jetzt her.

Er seufzte wehmütig und warf Kai den Blade zu, der ihn geschickt auffing, Tala aber im Auge behielt. Er öffnete den Mund und schien etwas sagen zu wollen, entschloss sich dann aber anders und stand auf.

Tala sah kurz zu, wie er seinen Blade startete, dann ging er in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen. Kai schien schließlich klar zu kommen und wieder gesund zu sein.
 

Wie seltsam…

Aus irgendeinem Grund war Schnee in der Nacht noch schöner als bei Tag.

Wenn er leicht bläulich auf Kiefern- und Tannenzweigen lag, geheimnisvoll schimmernd und beinahe aus sich selbst heraus schimmernd…

Strahlend weiß im Licht des vollen Mondes, silbrig unter seiner Sichel und gespenstisch dunkel während der Zeit seines Todes… und doch blau leuchtend.

Kai seufzte leise und ließ seinen Blick kurz über die schlafenden Gestalten der anderen Beyblader wandern.

Der Urlaub war vorbei und sie saßen gerade im Bus zum Flughafen.

Eigentlich schade…

Entgegen seiner Erwartungen hatte ihm Weihnachten dann doch gefallen. Und gelernt hatte er auch vieles…

Er seufzte erneut und spürte plötzlich, wie sich jemand neben ihn setzte. Also war er doch nicht als Einziger noch wach.

„Schön, oder?“, sagte Tala leise und sah an Kai vorbei aus dem Fenster auf den schattenhaften Schnee. Sein Sitznachbar nickte nur und wandte den Blick ebenfalls wieder ab. Tief in seinem Inneren drängte etwas darauf ausgesprochen zu werden. Er hätte es schon fast nach der Verfolgungsjagd letztens getan, hatte sich aber nicht überwinden können.

Doch jetzt, zwischen all den schnaufenden und schnarchenden Bladern, im fahlen Licht des Mondes und dem bläulichen Schimmer des Schnees, schien ihm die Zeit günstig.

„Tala?“, der Angesprochene blickte ihn aus seinen blauen Augen fragend an. Kai schluckte, zwang sich aber dazu, weiter zu reden.

„Ich muss mich noch bei dir entschuldigen… Und etwas klar stellen..“, Tala setzte sich so hin, dass er Kai genau im Blick hatte und runzelte die Stirn. „Ich habe gesagt, du wärst nie mein Freund gewesen… Damals… kurz bevor Black Dranzer die Kontrolle übernahm…“, Kai sah zu Boden, es fiel ihm sichtlich schwer darüber zu reden. „Das war eine Lüge… Du bist mein Freund. Mein ältester und… irgendwie sogar bester… Obwohl wir in verschiedenen Teams sind.“

Das blaue Schimmern waberte durch die Fensterscheiben des Busses und tauchte alles in einen unwirklichen Schein.

‚Ein Traum?’, schoss es Tala durch den Kopf und er musterte Kai prüfend. ‚Oder Wirklichkeit?’

„Ich… ich habe, während ich krank war, von früher geträumt… Von der Abtei…“, fuhr Kai leise fort. Sein Blick war traurig und voller Schatten. „Du hast damals immer wieder behauptet mein Freund zu sein… Und ich habe gesagt, dass das nicht stimmen würde…“

Tala erinnerte sich an diese Zeit…

Immer und immer wieder hatte er Kai seinen besten Freund genannt… Und immer wieder hatte Kai diese Bezeichnung abgelehnt und darauf bestanden, nicht sein Freund zu sein. Es hatte wehgetan – und tat es selbst jetzt noch.

„Das war gelogen… Wir waren auch schon damals Freunde… Aber ich Idiot wusste nicht, was das Wort „Freund“ überhaupt bedeutet und war zu stolz dich zu fragen… Also habe ich jedes Mal bestritten mit dir befreundet zu sein und mich heimlich für meine Unwissenheit geschämt…“, eine silbern schimmernde Träne lief über Kais Wange.

Tala fehlten für einen Moment die Worte, dann begann er glücklich zu grinsen und eine wohlige Wärme breitete sich in seinem Inneren aus. Nur dass Kai tonlos weinte, störte ihn.

Er lehnte sich zurück und sah auf seinen Freund: „Weißt du… Wenn wir schon gerade bei Geständnissen und Entschuldigungen sind: Bitte verzeih mir, dass ich dich damals in der Abtei nicht aufgehalten habe, als du Black Dranzer suchen gegangen bist. Ich habe damals nämlich genau gesehen, wie du aus unserem Zimmer geschlichen bist. Ich bin dir sogar gefolgt und… habe mit angesehen, wie du von ihm…“, er brach ab und biss sich auf die Zunge. „Ich hätte dich damals aufhalten sollen, aber ich war wütend wegen dieser dämlichen Freundschaftssache und habe es deswegen nicht getan… Ich habe es immer bereut…“

„Deswegen brauchst du dir keine Vorwürfe machen…“, murmelte Kai leise und starrte in den Schnee. ‚Wenn das alles nicht geschehen wäre… Wo wären wir dann heute? Noch immer in der Abtei? Dann lieber einmal besonders leiden, als mein ganzes Leben…’

Er lächelte und lehnte sich an Tala, der ebenfalls aus dem Fenster blickte und beiläufig einen Arm um ihn legte: ‚Jetzt weiß ich wenigstens, was Freundschaft ist…’
 


 


 


 

_______________________________________________________________________________
 

So, also noch drei Kapitel...

Die schaff ich schon noch *smile*
 


 

Noch etwas Werbung in eigener Sache:
 

Semeinaja banda/Familienbande
 

und
 

Chance
 

Vll wollt ihr ja mal reinschnuppern?



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Von: abgemeldet
2008-11-17T23:36:41+00:00 18.11.2008 00:36
Mouh... so nun bin ich auch mit dieser FF fertig und mal wieder einigermaßen sprachlos.
Obgleich diese FF ein paar Ähnlichkeiten mit deiner anderen die ich deletzt gelesen habe aufweist ist sie dennoch genauso genial, ich hab so mitgefiebert... Mensch... Kai is echt ne arme Sau Q___Q... und du hast seinen Charakter so naturgetreu übernommen, dass es mir schon fast Angst macht. Schon allein für diese Nicht-OOcness hast du ein großes Lob verdient, denn soetwas ist schwerer als manch einer annehmen mag (Ich selbst habe da glaub ich auch ab und an meine Probleme)
Also.
Man wo fang ich an...
Die Szene mit Kais Großvater wo der ihn hat fallen lassen, hat mich glaub ich so mit am meisten mitgenommen - ich hatte Tränen in den Augen... uns das ein oder andere mal erging es mir nicht anders... am Anfang wo sie alle so über Kai geredet haben...
Natürlich war es ganz und gar nicht fein, dass er ihre Bitbeasts gestohlen hat aber man muss halt lernen immer erst HINTER die Kulissen zu sehen und darf sich nicht von oberflächlichen Eindrücken in die Irre führen lassen - besonders bei Freunden ist sowas wichtig.
Und dass Kais Teamkameraden zu ihm gestanden haben, fand ich übrigens auch sehr bewegend... wahre Freundschaft hält eben allen Stürmen stand.
Ich mochte die Kapitel mit der Weihnachtssache; besonders witzig fand ich das Kusszeugs *ggg*... ich hab doch da nicht etwa eine versteckte Andeutung auf Shonen ai entdeckt *grien*?
Und wenn nicht dann bitte ich dich auf Knien eine Forsetzung mit Shonen ai zu schreiben (auch wenn die FF anatürlich auch so klasse ist ;) *auf Knie fall udn anfleh* (und ich hab noch nie so gefangirlt wie bei dieser FF also kannst du dir was drauf einbilden *lach*)
So, negativ aufgefallen ist mir eigentlich gar nichts ausser alle 20 Seiten mal nen Tippfehler aber das wars auch schon...
Ich freue mich jedenfalls schon sehr, wie auch bei deiner anderen FF auf die Forsetzung, egal wie lang es dauern mag ich bleib dir als Leser treu!

lg, Katze
Von:  -Llynya-
2007-11-29T10:25:55+00:00 29.11.2007 11:25
um die Bitbeasts der beiden ist es nicht schade.... *lach*
und zu Talas Frage, nein, kann sie nicht. Sie versucht es nur. XD
Von:  -Llynya-
2007-11-29T10:19:41+00:00 29.11.2007 11:19
erstmal ein Fehler ganz am Ende des Kapis....
"fruchtbare Schmerzen" gibt es wohl kaum, oder? ^-^
Ich versteh nicht, warum Kai sich das antut,
zum einen das unmenschliche Training,
zum anderen Bl. Dranzer....
auch wenn beides noch aufgelöst wird, ich versteh ihn einfach nicht. T_T
Von:  -Llynya-
2007-11-29T10:10:37+00:00 29.11.2007 11:10
hm.... ich dachte, der Junge heisst Olivier, nicht Oliver? o_o
ist aber eigentlich irrelevant. *g*
Kais Kampf gegen Michael ist gut, aber bei der Szene mit Olivier kommt er mehr als nur etwas OOC rüber, sorry. ._.
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:31:21+00:00 26.11.2007 14:31
gut gemacht, Tyson... hol nur alle Teams dahin, wo Kai sie gleich erwischt. *grummel*
Kais Wunsch kenn ich ja, obwohl ich ihn in diesem Fall nicht verstehe.
Andererseits ist das ein Wunsch, den wohl jeder hat. *sfz*
Das Tyson und die anderen seine Lüge erkannt haben, freut mich, man merkt daran, dass sie eben doch Freunde sind, nicht nur ein zusammengewürfeltes Team, was ja anfangs der Fall war.

Was mir diesmal auffällt:
„Vor allem braucht meine keine Anhängsel wie euch!“
den Satz solltest du vielleicht überarbeiten. ^-^"""

bisher fehlende Kommis folgen später.... n_n
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:19:04+00:00 26.11.2007 14:19
Talas Verhalten überrascht mich jetzt doch etwas,
andererseits wäre es verdächtig gewesen, hätte er sich aufgeregt.
Passt also, dass er einfach so geht. n_n
Kai und Voltaire.... WARUM bleibt er bei dem?
Was erhofft Kai sich nur davon...? T_T
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:15:02+00:00 26.11.2007 14:15
Dass Emily verloren hat, wundert mich nicht, immerhin war Kai ihr Gegner. *lach*

was mir an diesem Kapi nicht gefällt:
Die Blader reden über Kai und seine Familie, als hätten sie ein Recht dazu.
Ich finde, er sollte selbst entscheiden, was und wieviel andere über ihn, seine Vergangenheit und seine Familie wissen.
Aber was erwarte ich von Teenagern, die nur Kreisel im Kopf haben? XD
womit ich NICHT dich meine. ^-^"""
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:13:54+00:00 26.11.2007 14:13
Dass Emily verloren hat, wundert mich nicht, immerhin war Kai ihr Gegner. *lach*

was mir an diesem Kapi nicht gefällt:
Die Blader reden über Kai und seine Familie, als hätten sie ein Recht dazu.
Ich finde, er sollte selbst entscheiden, was und wieviel andere über ihn, seine Vergangenheit und seine Familie wissen.
Aber was erwarte ich von Teenagern, die nur Kreisel im Kopf haben? XD
womit ich NICHT dich meine. ^-^"""
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:06:58+00:00 26.11.2007 14:06
wenn Kai jetzt schon ohne Dranzer soviel stärker ist,
kann er dann mit Dranzer Tyson besiegen?
würde mich freuen, wenn das so wäre. *g*

der Mann am Fenster ist Hiro... wer denn auch sonst? XD
Von:  -Llynya-
2007-11-26T13:02:40+00:00 26.11.2007 14:02
Graaaaaaaaaaaah!!!!!!!!!!!
Kais Leben und bei Biovolt besser werden?
ja klar... >_<
Kai soll über so ein Angebot nichtmal nachdenken,
DAS ist besser... u_u


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