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Losing Control

Was, wenn plötzlich alles außer Kontrolle gerät
von

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Dranzer und Kai

Background + Lyrics: "Etwas zerstört" von Rosenstolz

>>>+<<< = Flashback

~~~*~~~ = Lyrics
 

Ich liebe diesen Song. Ich hab beim ersten Hören sofort an Kai und Dranzer gedacht. *Dranzer-Fähnchen schwenk*

*smile*

Noch ein Chap bis zu meinem Exilog *smile*
 

_______________________________________________________________________________
 


 

VI. It never heals

I never find peace

I walk alone

And hope for tears

There in the dark

No loving heart

No face so smart

Only words, too hard
 

I lost my way, my heart, my soul

But first of all, I’ve lost control
 


 

Inmitten des schwarzen Saals stand ein riesiger, bläulich schimmernder Eiskristall, klarer als Glas und leicht von Innen heraus leuchtend.

Und in dieser kristallenen Säule ruhte Kai.

Die Vier hielten bei seinem Anblick die Luft an.

Er trug andere Sachen als sonst, ein helles Oberteil und eine gleichfarbige Hose, was ihn noch blasser als sonst erscheinen ließ. Sein Gesicht war ohne die blauen Streifen weiß wie Schnee und er wirkte sehr zerbrechlich, die Augen waren sanft geschlossen, die silbrig schimmernden Haare hingen ihm leicht ins Gesicht und schmiegten sich an die seltsam weich wirkenden Züge.

Wie ein Prinz aus Eis und Schnee ruhte er aufrecht in dem hellblauen Eis, ein Bild voller Ruhe, Schönheit, Anmut und Verletzlichkeit…

Mit einem Makel.

Zahlreiche Wunden zogen sich über seinen Körper und hatten blutige Flecken auf der einstmals reinen Kleidung hinterlassen. Die Blader begriffen gleichzeitig, dass jede dieser Verletzungen eine Wunde in Kais Seele bedeutete.

Ein plötzlicher Schimmer zog über die schwarzen Wände und sie wurden klar…

Die weite Ebene um den Eispalast versank in Dunkelheit, während rote Blitze über den gequälten Himmel zuckten.

„Kai“, flüsterte Dranzer und berührte den leuchtenden Kristall.

Die Gestalt im Innern öffnete langsam die Augen…

Die Rubine waren ohne Glanz, das ewige Feuer erloschen, nur Schmerz schien in diesen dunklen, aber wunderschönen Teichen aus Blut zu existieren, die so einen krassen Gegensatz zum restlichen Erscheinungsbild dieses Eisengels bildeten.

„Dranzer…?“, ein Flüstern wehte durch den Raum. Matt und schüchtern. Kai hatte seine Lippen nicht bewegt und doch konnte dieses ungläubige Wispern nur von ihm stammen.
 

~~~*~~~
 

Und langsam kommt es näher

Fast wie für uns gemacht

Kann endlich wieder sehen

Nach ewig langer Nacht
 

~~~*~~~
 

„Es ist schön, dass du da bist…Dranzer… Dann muss ich nicht alleine versinken…“

Kai regte sich nicht, doch seine Augen schienen traurig zu lächeln.

„Kai“, Dranzer lehnte seinen Kopf gegen das Eis und blickte den Jungen sanft an. „Du musst nicht versinken. Ich bin hier um dich zu retten…“

Die roten Augen zerbrachen beinahe an einem plötzlich aufwogenden Schmerz und der Himmel draußen glühte blutrot auf: „Warum sollte ich dir glauben? Du hast dein Versprechen gebrochen… Du hast mich allein gelassen!“

Das Bild der Wände änderte sich, zeigten Szenen der Vergangenheit, von endlosem Weiß und klirrender Kälte….
 


 

>>>+<<<
 

Ein kleiner Junge stand in einem tief verschneiten Garten und schaute zum dunkelgrauen Himmel empor, von dem winzige Schneeflocken fielen.

Er trug eine viel zu große, weinrote Jacke und einen überlangen, weißen Schal über einem dünnen T-Shirt und einer etwas zu großen Hose, ansonsten war er dem beißend kalten Wind ungeschützt ausgeliefert.

Er konnte nicht viel älter als drei Jahre sein, doch die viel zu alt erscheinenden, rubinroten Augen unter dem strubbeligen Silberhaar und die Narben, die sich quer über das weiße Gesicht und die halb in den Ärmeln verborgenen Hände zogen, zeugten davon, dass der kleine Junge in seinem kurzen Leben vermutlich schon mehr hatte durchmachen müssen, als andere Menschen in Jahrzehnten.

Mit einem sehnsuchtsvollen Blick verfolgte er die winzig kleinen Kristalle auf ihrem Weg zum Boden und seine Augen leuchteten jedes Mal, wenn ein eisiger Windstoß sie davon trieb, voller Neid auf. Auch er wollte fort, irgendwo anders hin. Wo es auch noch etwas anderes gab als Kälte und Eis.

Sanft legten sich die größer gewordenen Flocken auf sein Haar und sein Gesicht und bedeckten die leicht rötlich hervorstechenden Narben mit einem weißen Film. Das Kind schloss die Augen und ließ es geschehen. Genoss den kurzen Augenblick des Friedens, da es nicht wusste, wann es den nächsten erleben würde. Sein Atem bildete eine kleine Wolke in der eisigen Luft, doch die dicken Flocken auf seinem Haar und seiner Haut schmolzen nicht.

Eine Hand des Jungen wanderte in seine Tasche und zog einen kleinen Gegenstand hervor. Es war ein Beyblade, unscheinbar grau.

Der Junge öffnete die glühenden Augen wieder und sah den Blade an. Boris hatte ihn ihm heute morgen, dem Morgen seines dritten Geburtstages gegeben, mit den Worten, dass er ab morgen in einer Abtei unter seiner Leitung lernen würde, damit umzugehen.

Würde das besser oder schlechter sein als hier?

Der Junge drehte sich kurz um, betrachtete das baufällige Gebäude in seinem Rücken, durch dessen meist zerbrochene Fenster der Wind pfiff. Hier war er aufgewachsen, hatte er unter Boris’ Aufsicht die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht und er konnte schon jetzt sagen, dass er diese alte, zugige Villa irgendwo am Rande Moskaus nicht im Geringsten vermissen würde.

Sein Blick wanderte wieder zum Blade in seiner Hand. Dieses seltsame Ding veränderte also sein Leben, ob nun zum Guten oder Schlechten, konnte er nicht sagen.

Seine Hand wanderte erneut in seine Manteltasche, als er spürte, wie sich die Innenseite der Tasche erwärmte, und zog ein kleines, goldenes Ei hervor. Fasziniert beobachtete der Junge, wie es zu pulsieren begann. Er hatte es schon immer bei sich getragen, war mit ihm geboren worden und es hatte ihm schon sehr oft so manche dunkle Nacht erhellt.

Doch das was es jetzt tat, hatte er noch nie zuvor gesehen.

Mit neugierigen Augen beobachtete er, wie das Ei zersprang und eine Feuerkugel freigab, die schnell wuchs und letztendlich die Gestalt eines riesigen, brennenden Vogels annahm.

„Wer bist du?“, fragte der kleine Junge erstaunt. Vor diesem wunderschönen Wesen hatte er keine Angst, denn es strahlte eine Wärme aus, die bis tief in seine Seele vordrang.

„Dranzer“, tönte eine sanfte Stimme in seinem Kopf.

„Und was bist du?“, fragte der Junge und legte den Kopf schief.

„Ein Phönix… Und ein Bitbeast…“, antwortete die warme Stimme und das brennende Gefieder raschelte leicht.

„Bitbeast“, wiederholte das Kind leise. „Dein Bitbeast“, korrigierte Dranzer und eine weiche Flügelspitze strich zärtlich über das Haar des Jungen und ließ den darauf haftenden Schnee schmelzen.

Glitzernde Tropfen liefen dem Jungen ins Gesicht und fingen sich in den langen, dunklen Wimpern. Doch auch der Schnee auf seinem Gesicht löste sich auf und gab den Blick auf die hässlichen Narben frei, die sich wie glühende Streifen durch das blasse Kindergesicht zogen.

Die Augen des Phönix wurden dunkel vor Trauer und eine einzelne Träne fiel flammend in den Schnee.

„Was war das?“, fragte der Junge und schaute fasziniert auf die Stelle, an der sie den Schnee zerschmolzen hatte. „Eine Träne“, sagte Dranzer und beobachtete das Kind vor sich. Er sah die viel zu alten Augen in dem zarten Kindergesicht, die rötlichen Narben auf der schneeweißen Haut, die zitternden Hände, die in den viel zu großen Ärmeln steckten und den Schnee, der noch immer an einigen Stellen das teils silberne, teils schwarze Haar bedeckte.

„Wie heißt du, mein Kleiner?“

„Kai“, antwortete der Junge und starrte immer noch abwesend in den Schnee.

„Du frierst… Wir sollten hineingehen…“, Dranzer hob einen Flügel und schützte Kai so vor den immer dichter wirbelnden Schneeflocken. Erstaunt sah ihn der Junge an und glich für einen kurzen Moment dem Kind, dass er eigentlich sein sollte.

Dann führte er das Bitbeast in die Villa und in sein Zimmer, eine von Schimmel zerfressene, eiskalte Kammer, die bis auf ein Bett und einen großen Schrank leer war.

In einer Ecke gab es ein kleines Waschbecken mit einem verstaubten Spiegel darüber.

Kai setzte sich zitternd auf die klamme Bettdecke und sah zu Dranzer hoch. Der Phönix sah ihn mitleidig und besorgt an: „Du solltest bei solchen Temperaturen nicht draußen sein. Du wirst noch krank werden.“

Der blasse Junge nickte, die leicht bläulichen Lippen halb hinter dem weißen Schal verborgen: „Ich verspreche, dass ich von jetzt an besser auf mich aufpassen werde.“ Er hätte diesem wundervollen Wesen, dass da vor ihm in der Luft schwebte alles versprochen, solange es nur noch ein Weilchen bei ihm blieb und ihn weiterhin mit seinen schönen Augen auf diese seltsame Art und Weise ansah, die Kai nicht kannte.

Dranzer sah den vor sich sitzenden Jungen zärtlich an und schloss ihn dann sanft in seine Schwingen…
 

~~~*~~~
 

Du musst mir nichts versprechen

Ich kann es für dich tun

Ich wird dich ewig halten

Gedanken dürfen ruhen
 

~~~*~~~
 

Kai ließ es überrascht geschehen, genoss die Wärme, die durch seinen Körper strömte und die weichen Federn, die auf seiner Wange kitzelten. Er schloss die Augen und kuschelte sich noch dichter an das wärmende Bitbeast, dessen Flammen ihm nichts ausmachten…

„Kai“, hörte er Dranzer sagen. „Hm?“, er öffnete die Augen und sah hoch.

„Woher hast du diese Narben?“, fragte der Phönix und fuhr sanft mit einer Flügelspitze über zwei rötliche Striche, die sich parallel zueinander über Kais rechte Gesichtshälfte zogen.

„Boris hat mit einer kaputten Flasche nach mir geschlagen“, murmelte das Kind leise und fasste mit einer Hand vorsichtig nach einer von Dranzers Federn. Sie waren so wunderschön, hell und leuchtend, warm, ohne zu brennen und weich wie frisch gefallener Schnee…

Plötzlich spürte er ein Kribbeln, dass erst über sein Gesicht, dann über seinen ganzen Körper lief. Er hob eine Hand vor seine Augen und sah erstaunt winzige, rötliche Flammen über die Haut tanzen und züngeln. Sobald sie etwas Narbengewebe berührten, leuchteten sie golden auf und verbrannten es. Zurück blieb nur weiche, weiße Haut.

Kai sprang auf, befreite sich aus Dranzers Schwingen und rannte zum Spiegel. Er kletterte auf einen kleinen Hocker, der vor dem Waschbecken stand und starrte dann auf sein Spiegelbild, während noch immer ein paar Flammen kribbelnd über seinen Körper liefen.

Sein Gesicht war wieder frei von Narben, alles was er sah war blasse Haut, doch ob er sich darüber freuen sollte, wusste er nicht.

„Kai, bist du froh, die Narben los zu sein?“, fragte Dranzer besorgt und rückte an seine Seite.

Der Junge schluckte und starrte sein ungewohntes Spiegelbild an: „Ich soll ab morgen in einer Abtei leben. Dort sind alle älter und stärker als ich… Mit den Narben sah ich nicht ganz so… schwach aus… Ich hab Angst… Wie soll ich das nur überstehen? Was soll ich nur machen“ Der Kleine krallte die Finger um den Rand des Waschbeckens.

Dranzer sah besorgt auf ihn herab…
 

~~~*~~~
 

Du musst nur weitergehen

Ich kann dich auch mal tragen

Du musst auch nicht mehr reden

Und nicht mehr so viel fragen
 

~~~*~~~
 

Der Blick des Phönixes fiel auf eine kleine Dose, die auf dem Rand des Waschbeckens stand. „Was ist da drin?“, fragte er sanft.

Kai sah ihn aus unglücklichen Augen an: „Farbe. Blaue Farbe. Ich hab sie irgendwo mal gefunden.“ Trotz seiner Angst war nicht die Spur einer Träne auf seinem Gesicht zu sehen.

„Dann werde ich dir jetzt ein Geheimnis verraten“, wisperte der große Vogel geheimnistuerisch, in der Hoffnung, dass Kai noch genug Kind war um ihm zu glauben. Und tatsächlich sah er ihn erwartungsvoll aus leuchtend roten Augen an.

„Nimm dir die Farbe und mal dir vier Striche auf die Wangen“, raunte Dranzer verschwörerisch. Der Junge machte es sofort und betrachtete sein Werk dann im Spiegel.

„Das ist ein Zeichen, weißt du? Es zeigt, dass du eine Maske trägst und dass diese Maske auch dein wahres Gesicht werden soll. Du bist stark, stolz, mutig und standhaft. Auch wenn du die Zeichen wieder abwäschst, so sind sie doch immer da… Aber nur ein Eingeweihter kann sie lesen“, sagte Dranzer leise und fuhr mit einer Flügelspitze über die vier Dreiecke. „Und immer wenn du weinen musst, werden dich diese Zeichen beschützen und du wirst noch stärker werden.“

Kai sah ihn an: „Was ist weinen?“

Der Phönix blickte ihn ernst an: „Weißt du es wirklich nicht?“ Kai schüttelte den Kopf. Er hatte Angst etwas Falsches gesagt zu haben und dass Dranzer deswegen jetzt gehen würde.

Der große flammende Vogel berührte den Jungen leicht an der Stirn und las in seinen Erinnerungen. Was er sah, erschreckte ihn, doch er wusste, dass er es nicht mehr würde ungeschehen machen können. Doch so lange, wie er auch suchte, er fand keine Tränen. Noch nicht einmal in Kais frühsten Erinnerungen an die Zeit, als er noch ein Baby gewesen war, fand er einen Moment in dem Kai geweint hatte. Geschrien oft, aber niemals geweint…

„Weinen hilft, Kai. Es lindert den Schmerz“, der Phönix wusste, dass er dem Jungen nicht beibringen konnte zu weinen. Das musste er selbst lernen. Und wenn er es nicht lernte, würde sein Leben noch viel schwerer werden, als es sowieso schon war.

Kai sah ihn immer noch verständnislos an, unfähig zu verstehen, was er meinte. Dranzer sah dieses Kind mit den großen, glühenden Augen, die schon viel zu viel gesehen hatten, der blassen Haut und den blauen Dreiecken auf den Wangen an und sein Blick wurde entschlossen: „Ich werde dich beschützen, Kai. Das verspreche ich dir.“

Der Junge sah ihn kurz an, dann kuschelte er sich plötzlich an das weiche Bauchgefieder.

„Mir egal, ob du mich beschützt oder nicht… Aber lass mich bitte nicht allein“, murmelte er mit einem sanften Lächeln und schloss die Augen.

Wenigstens weiß er, wie man lächelt, dachte Dranzer und barg den kleinen Körper in seinen Schwingen.

„Ich verspreche es…“
 

~~~*~~~
 

Bitte bleib nicht stehen

Ich werde dich jetzt tragen

Wir sind schon ganz nah dran

Zu spät um umzukehrn
 

~~~*~~~
 

>>>+<<<<
 


 

„Warum? Warum, Dranzer? Du hast es mir versprochen…“, wisperte Kais Stimme anklagend. Die roten Augen waren voller Verzweiflung und Schmerz.

Dranzer weinte stumme Tränen: „Ich weiß und ich habe es gebrochen… Es tut mir Leid…“
 

~~~*~~~
 

Sind nur etwas zerstört

Vom ganzen Leben verwirrt

Ham auf uns nicht gut aufgepasst

Irgendwas lief verkehrt

Ham uns nicht mal gewehrt

Und es uns viel zu leicht gemacht
 

~~~*~~~
 

„Bitte Kai. Gib nicht auf. Verzeih mir… Ich konnte dich nie beschützen… Es tut mir so Leid…“, Dranzers Tränen tropften wie kleine Sternschnuppen zu Boden, während die Dunkelheit immer näher kam und bereits an den Mauern des Eispalasts leckte.

„Beschützen…“, flüsterte die scheinbar körperlose Stimme.

Erneut veränderte sich das Bild auf den Wänden…
 


 

>>>+<<<
 

Es war dunkel…

Überall war nur Schwärze und Leere…

Langsam öffnete Kai die Augen. Kaltes Licht strahlte ihm entgegen und blendete ihn, doch er spürte keinen Schmerz. Er spürte gar nichts…

Um ihn herum waren Leute und redeten hastig aufeinander ein. Irgendwo im Hintergrund erklang ein regelmäßiges Piepsen…

Ein fremdes Gesicht erschien kurz in seinem Gesichtsfeld, dann hörte er eine ihm bekannte Stimme: „Bekommen sie ihn wieder funktionstüchtig?“

Voltaire…

Kai setzte sich auf und schaute sich langsam um. Lauter Männer und Frauen in weißen Kitteln waren im Raum und unterhielten sich leise, aber aufgeregt. Sein Großvater stand in der Tür und sprach mit einem der Männer.

„Ich denke, dass er körperlich wieder vollkommen genesen wird, aber…“ Voltaire schnitt dem anderen Mann das Wort ab: „Das reicht mir.“

Er verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Kai sah ihm nach, während die Leute um ihn herum ihre Sachen einpackten und einer nach dem anderen das Zimmer verließen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

‚Nein, bitte… Bleibt hier… Lasst mich nicht allein!’, flehte Kai in Gedanken, doch aus seinem Mund kam kein Laut. Noch nicht einmal seine Lippen öffneten sich. Hilflos musste er mit ansehen, wie auch der letzte Mann den Raum verließ.

Kai starrte auf seine Hände. Sie waren dick bandagiert, doch er spürt keinen Schmerz. Überall an seinem Körper trug er Verbände und doch konnte er nichts fühlen.

Er erinnerte sich, was geschehen war, bevor er hier wieder aufgewacht war. Er hatte sich in den Keller der Abtei geschlichen…

Dort hatte er Black Dranzer gestohlen, dieses absolut perfekte, übermächtige Bitbeast. Er hatte es für seinen Großvater getan, hatte gewollt, dass er stolz auf ihn war…

Doch Black Dranzer war zu stark für ihn gewesen und hatte seine Seele in Brand gesteckt.

Es war furchtbar gewesen, er erinnerte sich noch an seine Schreie, seine Qual…

Er unterdrückte die Erinnerungen bevor sie ganz an die Oberfläche seines Bewusstseins gelangen konnten. Doch selbst die kurzen Augenblicke, die er noch einmal durchlebt hatte, raubten ihm fast den Verstand und ließen ihn sich zusammenkrümmen.

Sein Körper zitterte vor Schwäche und einige Wunden brachen wieder auf, doch er spürte nichts…

‚Wie ein Roboter…’, dachte er und starrte auf seine Hände, die sich unter den mittlerweile blutgetränkten Verbänden bewegten. ‚Vielleicht bin ich ja wirklich nur eine Maschine ohne Gefühle“, stellte er fest. ‚Deswegen sind auch alle gegangen. Maschinen brauchen niemanden, der bei ihnen ist. Das brauchen nur Menschen… Bin ich ein Mensch oder eine Maschine?’

Er starrte auf das Blut, das leuchtend rot über seine weißen Finger lief…

„Du bist ein Mensch, Kai“, vernahm er plötzlich Dranzers Stimme und der Phönix erschien vor seinem Bett. Er sah anders aus als früher und seine Flammen leuchteten nur noch halb so stark. Sein Blick war müde und dunkel vor Schmerz, Trauer und Schuld, als er seinen kleinen Schützling betrachtete.

Kai sah ihn mit leeren Augen an. ‚Aber wenn ich ein Mensch bin… Warum fühle ich dann nichts?’ Eine flammende Träne lief über Dranzers weiches Gefieder und blieb dort in goldenem Feuer glühend hängen.

„Weil der Schmerz zu schlimm ist, Kai… Er ist zu groß als dass du ihn noch mit deinem Sinnen erfassen könntest…“, eine weitere Träne fiel strahlend wie ein Stern zu Boden. „Es tut mir Leid, ich konnte dich nicht beschützen…“, immer mehr Tränen rannen aus den glänzenden Augen und malten goldene Spuren in die Luft.

Kais Blick folgte ihnen leer, während seine Seele immer weiter an dem was geschehen war, und das immer wieder an die Oberfläche drängte, zerbrach…

Plötzlich zog Dranzer den schwachen Körper des Jungen an sich und fuhr sanft mit einer Flügelspitze über Kais Stirn. Die Augen des Jungen weiteten sich, dann blinzelte er. Sein Blick wurde fragend und er starrte Dranzer an: „Wer bist du?“

Das Kind, dessen Erinnerungen der Phönix gerade versiegelt hatte um seine Seele vor der endgültigen Zerstörung zu retten, sah an sich herab: „Und wer bin ich?“

Eine weitere golden flammende Träne fiel zu Boden, bevor das Bitbeast zu erklären begann…
 

>>>+<<<
 

„Kann Dranzer seine Erinnerungen denn nicht einfach noch einmal löschen?“, fragte Tyson leise seinen großen Bruder.

Doch der Phönix selbst war es, der ihm antwortete: „Nein. Kai ist viel älter als damals und auch die Erinnerungen, die ich damals verbannt habe, kehren langsam wieder. Er würde sich sehr schnell wieder an das erinnern, was geschehen ist… Falls es mir überhaupt gelingen würde…“

„Eine Maschine…“, wisperte Kais Stimme. „Kein Mensch… Vielleicht ist es auch besser, nichts zu fühlen…“

„Das darfst du nicht denken, Kai“, flüsterte Dranzer.

„Aber ich bin so anders als die Menschen… Ich bin unvollkommen… Ohne heile Seele, ohne Familie… Schwach und ein ewiger Verräter… Es ist besser, wenn ich fort bin…“

Wieder zuckten Bilder über die Wände.

Nur kurze Szenen dieses Mal. Gestalten, die er Kai aus der Ferne beobachtet hatte…
 

„Vielleicht habt ihr Recht und es ist wirklich besser, dass er weg ist. Er hat uns ja wirklich nur Probleme bereitet“
 

Ray stockte der Atem, als er seine eigene Stimme hörte.
 

„Ich kann verstehen, wie ihr euch fühlt. Kai hat mehr als einen Fehler gemacht. Schon seit Jahren. Vielleicht… Vielleicht war es ja wirklich dieses Mal einer zuviel. Vielleicht ist es ja wirklich besser, wenn er einfach nie wieder kommt.“
 

Max senkte betreten den Kopf.
 

„Dieser Dreckskerl kümmert sich doch eh um niemanden, warum machen wir uns also überhaupt Sorgen um ihn!“
 

Hiro verzog das Gesicht, als er Hillarys Stimme vernahm.
 

„Ja, Kai ist wirklich sehr seltsam und mir geht seine gefühllose Art ganz schön auf den Geist. Andauernd haut er ab, lässt uns im Stich, verrät uns und kommt dann plötzlich wieder, als ob nichts geschehen wäre. Und immer wieder nehmen wir ihn wieder auf und lassen es zu, dass er uns weiter auf die Nerven geht und uns wie Dreck behandelt. Aber jetzt ist Schluss, soll Kai doch zusehen, wie er allein zu Recht kommt. Das wollte er doch eh immer. Mir egal ob er wiederkommt oder nicht.“
 

Tyson sah erschrocken auf die Wände, die zeigten, welche Wunden sie Kai mit diesen Worten zugefügt hatten.

„Sie haben ja so Recht…“, murmelte Kai und begann die traurigen Augen wieder zu schließen.

„Aber du hast doch immer nur die Hälfte mitgekriegt!“, brüllten Tyson und seine Freunde und stürmten neben Dranzer.
 

~~~*~~~
 

Bitte sei doch nicht so hart zu dir

Sieh dir ruhig den Himmel an

Was geschehen war das ist nicht mehr

Es fängt immer von vorne an
 

~~~*~~~
 

Verzweifelt hämmerten die Jungs mit den Fäusten gegen das Eis und tatsächlich öffnete Kai die Augen wieder.

„Wir waren zwar sauer auf dich, aber wir haben uns in Wahrheit nichts anderes gewünscht, als dass du wieder zurück kommst“, rief Ray. „Genau, wir haben uns nämlich Sorgen um dich gemacht und dich vermisst“, sagte Max, während ihm Tränen in die Augen stiegen.

„Wir sind nämlich eine Familie, weißt du… Auch Freunde können eine Familie sein. Man muss nicht unbedingt verwandt sein…“, meinte Tyson und versuchte Kai anzulächeln, in dessen Augen leichte Überraschung aufblitzte.

Hiro spürte etwas Eisiges an seinen Knöcheln und trat schnell einen Schritt vor. Dunkelheit kroch aus dem Spiegelgang und begann auf die Mitte des Saales zu zu kriechen. Hiro wich zurück, bis er neben seinen Bruder stand.

„Bitte Kai“, flüsterte Dranzer leise. „Versuch es noch einmal. Gib jetzt nicht auf, sondern sei stark und probier es noch ein letztes Mal…“
 

~~~*~~~
 

Ich kann dir nichts versprechen

Doch ich streng mich für dich an

Bevor wir untergehn

Fang’ wir zu schwimmen an
 

~~~*~~~
 

Tyson, Ray und Max nickten und lächelten Kai ermutigend zu, während die eisige Dunkelheit wie Wasser immer weiter anstieg.

„Aber es tut so weh…“, flüsterte Kai. „Ich halte das nicht mehr aus…“

Die Finsternis kroch sofort näher heran, umspielte die Füße der Anwesenden bereits.

Und Hiro begriff.

Er drehte sich zu Kai und sah ihm fest in die dunklen Augen voller Schmerz: „Dann lerne endlich zu weinen! Diese ganze Dunkelheit“, er breitete die Arme aus, „Das sind Tränen, Kai. Du nimmst immer nur Schmerz auf und empfängst Wunden… Aber du verarbeitest nichts und keine Verletzung heilt. Lerne endlich weinen, dann wirst du auch in der Lage sein, es noch ein letztes Mal zu probieren…“

Kai sah ihn an…
 

~~~*~~~
 

Du musst nur weitergehen

Ich kann dich auch mal tragen

Du musst auch nicht mehr reden

Und nicht mehr so viel fragen
 

Bitte bleib nicht stehen

Ich werde dich jetzt tragen

Wir sind schon ganz nah dran

Zu spät um umzukehrn
 

~~~*~~~
 

Plötzlich löste sich Kais Gestalt aus dem schimmernden Eis und er fiel in die wartend ausgestreckten Arme seiner Freunde.

Silbern schimmernde Tränen liefen über die schneeweiße Haut und hinterließen rosa Spuren, sobald sie sich mit Blut vermischten, doch auf seinen Lippen lag ein blasses Lächeln.

Die rubinroten Augen leuchteten schwach, als Kai Dranzers Blick suchte: „Ein letztes Mal noch…“

Der Phönix nickte und schloss den Jungen in seine flammenden Schwingen: „Ja, ein letztes Mal noch, mein kleiner Kai. Wir schaffen das. Dieses Mal schaffen wir es.“
 

~~~*~~~
 

Sind nur etwas zerstört

Vom ganzen Leben verwirrt

Ham auf uns nicht gut aufgepasst

Irgendwas lief verkehrt

Ham uns nicht mal gewehrt

Und es uns viel zu leicht gemacht
 

~~~*~~~
 

Die Dunkelheit verschwand und gab den Blick auf leuchtende, dunkelblaue Mauern aus Eis frei. Kais Eispalast war nicht länger ein Gebilde aus gefrorener Nacht, sondern nun milchig dunkelblau.

So blau wie vier blaue Streifen auf schneeweißer Haut…

Über dem Palast klarte sich der Himmel auf und die samtig schwarze Nacht umhüllte Kais Seelenwelt wieder mit ihren funkelnden Sternen.

Eine feurige Kugel wärmte die verbrannte Erde und nahm den ächzenden Spalten ihren kränklich roten Schein, während eine Kugel aus Wind und flirrenden Lichtern etwas weiter entfernt vor sich hin strahlte.

Noch zwei weitere Himmelsgestirne erleuchteten die Einöde. Tyson musste sie bei seinem letzten Besuch hier nicht gesehen haben.

Ein bläulicher, ständig in Bewegung scheinender Wasserball waberte über den Horizont, während eine Sphäre aus Grün und Gold ruhig auf der Stelle verharrte…

„Mein Himmel…“, flüsterte Kai und sah glücklich und mit Tränen in den Augen hinauf in die unendlichen Weiten, die nur für bestimmt waren.

Dann leuchtete plötzlich ein helles Licht auf…
 

Du musst nur weitergehn



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Battosai
2007-01-03T15:20:23+00:00 03.01.2007 16:20
Das Kai so große wunden hat in seiner Seele hätte ich nciht gedacht...aber jetzt ist wieder ein neuer anfang gemacht und ich freue michd as Kai sich nochmal aufmacht das letze mal und ein neues Leben zu beginnen
*Kai umarmt*
endlich
*freu*
ich bin so glücklich *lächelt*
ich bin schon gespannt wie du weiterschreibst also bis gleich *wink*
*ins nächste kapi hüpft*
Von:  shinu
2006-08-11T10:44:50+00:00 11.08.2006 12:44
hie^^°
also irgendwie habe ich vergessen, einen kommi zu hinterlassen *sich selbst ohrfeigt* >.< wei konnte ich nur???nijo das hole ich jetzt nach^^
ich finde es wirklich klasse, dass kai endlich weinen kann, ist besodners für eine sehr große erleichterung^^ ach dranzer...das du nohcmal gezeigt hast, was die bladebreakers damals gesagt hatten, fand ich sehr passend^^ aht wirklich priam reingepasst, auch wenn ich fast ne kriese bekommen hät, da kai immer nur den einen teil mitbekommen hatte, aber so musste es wohl sein ;.; cih finde das kapi schön^^ auch wenn ich erhlichsagen kann, dass es nach meinr meinung nicht dien bestes ist, trotzdem gut^^

viele grüße shinu^^
und entschuldigung, das es erst so spät kkommt >.<
Von: abgemeldet
2006-08-08T15:34:13+00:00 08.08.2006 17:34
Lieblingskapitel!! Bis jetzt ^-^
Die Rückblenden sind klasse! EInfach super und nachvollziehbar! Hat Kai seine Streifen eigentlich später noch?
Von:  -whitewing-
2006-07-18T12:03:59+00:00 18.07.2006 14:03
*heeeeeuuuuul*
das kappi war sooo schön ;-;
buhuuu...
*vor lauter tränen nicht mehr reden kann*
das ist jetzt mein lieblingskappi!!
-whity-
Von:  BabyTunNinjaDrac
2006-07-13T19:20:29+00:00 13.07.2006 21:20
das ist eindeutig ein wunderschönes Kappi.. schön lang... und man erfährt was über Kais Vergangenheit.. ich weiß, wie ich Kai zeichnen soll.. es ist zu Ende... ich löse mcih in Tränen auf ;_;
Von:  Lindele
2006-07-12T22:26:18+00:00 13.07.2006 00:26
*extrem heuling* schön q.q
endlich gibbet ma nen lichtblick für kai T___T
das hassu toll geschrieben *snief* Q.Q

*wink* lin
Von:  shirokoneko
2006-07-12T19:23:35+00:00 12.07.2006 21:23
Also da lag ich aber mal ziehmlich daneben mit meinen Theorien. Was solls man kan ne immer rech haben. doch das mit dem rot kapir ich immer no ne. Naja muss ich es halt no mal lesen bringt mich ja nicht um ^^
Was mich freut is das du endlich mal verraten hast was diese blauen Streifen bedeuten. Mach ne haufen Kapitel vorher so ne anspielung und lös das erst jetzt auf. SOwas macht mich ganz kirre. Dich das das schwarze Tränen sind daruf wäre ich nie gekommen. Respekt du hast mich ja ganzschön aufs glatteis geführt. Doch dann war das in seinem Traum in dem er versunken ist also eine anspielung auf seine Tränen im innern? Stimmt jetzt ergibt das Sinn. Du hast geschrieben, in dem Kapi davor, der schwarze nebel (was au immer ^^'' sry hab gedächtnis wie ein sieb) erlischt die Flammen. Die Tränen waren so zu sagen das einzige Wasser das Black Dranzers Flammen löschen kann. Ono Momento bedeutet das nicht das Black Dranzer Kai bebringen wollte zu weinen, weil Dranzer das nicht konnte? Wenn das so ist is das aber eine sehr rabiate Lösung.
Weist du eigentlich das du mich damit das Kai immer nur die hälfte von den gesprächen mit bekommen hat in den wahnsinn getrieben hast? Aber das nur so am Rande.
Weiter mit dem auseinander klabüstern.^^
Beim ersten Flashback in dem Kapi hatte ich das gefühl das du da das Bild von klein Kai im Schnee wo er Dranzer gefüttert hat als vorbild genommen hast. Is das so oder nur reiner zufall? Der zweite Falshback hast du dir doch aus der einen Staffel geklaut wo Kai mal zu seinen Großvater übergelaufen is oder? (Damals hätte ich Kai amliebsten eine übergebraten. Ich hatte die wochenenden verflucht da ich wissen wollte wie es weiter geht.) Doch das Dranzer sein gedächnis nicht gelöscht sondern begraben hat is eine klasse idee. Doch rein Hypotetisch gesehn müsste das doch dann Black Dranzer auch können oder? (ich habs mit Black.) Es freut mich aufjedenfall das er endlich weis wie man weint. Es is zu mindest ein Fortschritt. SO und zu guter letzt (Jetzt scho man in der kommi kurz. sry >.<) Diese Kugeln am Himmel repräsentieren doch Dranzer/Feuerkugel, Dragoon/Windkugel, Dracil/Wasserkugel und Drigger/Grüngoldnekugel. Hab ich recht? Somit hat er alle bei sich ^^ so das wars für dieses Kap.

schaui deine white_cat
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-07-12T18:30:58+00:00 12.07.2006 20:30
Wirklich sehr gut!!!!
*keine passenden Worte findet*
Am besten hat mir gefallen,das du die Sätze von Max,Ray,Tyson und Hillary rein genommen hast,die sie anfangs sagten,,,,,das einzige was mich stört is,dass Tala nirgends is......wo der doch eigentlich der Einzige war,der zu Kai durch gedrungen war!

dat Kaichen
Von: abgemeldet
2006-07-12T15:55:42+00:00 12.07.2006 17:55
>___<
Jetzt bin ich erstmal beleidigt!
Du hast meine "Eisengel"- beschreibung nicht benutzt *schmoll*
Und die andere mit den innerlichen, aber nicht äußerlich sichtbaren Wunden auch nicht...
Naja...egal^.~
Mir hat das Kapitel wieder super gefallen, auch wenn etwas fehlt. Es kommen irgendwie in der Vergangenheitsstelle mit den Ärzten zu wenig Emotionen auf.
Dass die nicht gehen sollten, und das er das gemacht hat, damit Voltaire stolz ist. Das wird nämlich nur in zwei Sätzen gesagt, zu wenig, wenn das hier der hauptgrund war!
Aber... egal XD~
Auf jedenfall ist es gut geschrieben und schön lang *rrr*
baba
Dari
*knuff*


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