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You were something special

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11.

Kakarott beobachtete die Szene vor seinen Augen genau, wusste für den Moment wirklich nicht, was noch auf ihn zukommen würde und wartete doch einfach nur ab, weil er sich weder einmischen durfte, noch es brauchte. Momentan schrie der Prinz zwar, in einer Lautstärke, die nicht einmal der in einem wahren Kampf um Leben und Tod zustande gekommen war und powerte sich wahrscheinlich mehr unbewusst als wirklich bewusst auf, und doch sah er einfach noch keine Notwendigkeit das Ganze auch wirklich zu unterbrechen. Wenn er dies jetzt tun würde, dann konnte es ein weiterer Fehler sein, genau wie es einer sein konnte, dass er einfach nur hier stand und wartete, aber was spielte es noch für eine Rolle?

Sie waren hier weit außerhalb der Stadt, weit außerhalb irgendwelchen bewohnten Gebietes und selbst wenn es doch irgendein Mensch hierher verschlagen hatte, was er auf einen Check hin eindeutig verneinen konnte, dann wäre es wirklich nicht schlimm gewesen.

Vegeta konnte hier keinen wirklichen Schaden anrichten, selbst wenn er meinte das Ganze ein wenig außer Kontrolle geraten zu lassen, aber Kakarott war sich sicher, dass das Einzige, was außer Kontrolle geraten war, lediglich seine eigenen Gefühle waren. Wieder war er beinahe versucht zu lächeln, wenn sich dieses klagende Geräusch nicht in seine Ohren bohren würde, um sich von dort aus in seinen Verstand zu haften und wahrscheinlich nie wieder zu verschwinden, ihn bis in seine Träume verfolgen würde. Er hätte gelächelt, wenn es nicht so ernst gewesen wäre und wenn er nicht gewusst hätte, dass mit Verzweiflung oder Wut die Kampfkraft eines jeden Kämpfers um Längen steigen konnte. Er hätte es hingenommen und es geschehen lassen, wenn hier nicht doch soviel auf den Spiel stehen würde, das er wahrscheinlich nicht einmal greifen konnte.

Allem voran aber stand Vegetas Zustand auf dem Spiel und damit meinte er ganz sicher nicht seinen körperlichen Zustand.
 

Er wusste aus eigener Erfahrung was ein solcher Verlust nach zusammengelebten Jahrzehnten auslösen konnte und er wusste genauso gut aus eigener Erfahrung, dass es manchmal nur ein Unterschied von Minuten oder gar Sekunden darstellen konnte, um den Verstand zu verlieren. Er wusste, dass wenn man sich in seinen eigenen Gedanken verrannte und einen die eigenen Erinnerungen übermannten, die Realität nichts weiter als ein böser Albtraum zu werden schien und man sich im Geist verzweifelt an etwas klammerte, das eigentlich Jahre zurückliegen konnte. Er wusste, dass wenn sich diese Gefühle in einem zu überschlagen begannen und man wirklich hoffnungslos nach etwas suchte, das einem den Schmerz nehmen konnte, man schon einmal vergessen konnte wer man wirklich war und warum man sich in erster Linie so verzweifelt fühlte.

Er seufzte innerlich und nahm trotz allem einen tiefen Atemzug, weil auch ihn es schmerzte diesen Kämpfer so zu sehen und auch wenn in Wirklichkeit nicht mehr als ein paar wenige Sekunden vergangen waren, so fühlte es sich innerlich an, als würde er bereits Stunden hier stehen und sich diese unwirkliche Szene so lange vor ihm ausbreiten, als wolle sie niemals wieder enden. Auch wenn er hier stand und die Entscheidung getroffen hatte, so war er sich über jede weitere Entscheidung nicht mehr einig und konnte nichts weiter tun, als die Zeit endlos langsam an ihm vorbeiticken zu lassen und am Ende, weil er es nicht mehr ertragen konnte, den Blick schwer schluckend von ihm nehmen.

Auf den Horizont zu richten und die Geräusche trotz allem zu deutlich wahrzunehmen, sie zu hören und mit ihnen die Verzweiflung zu spüren, die sich in Wellen von Vegeta abhob und in seinen eigenen Körper einzudringen versuchte. Versuchte seine eigene Trauer aus dem Loch zu ziehen, in das er sie vorerst geschoben hatte, während er selbst die Hände zu Fäusten ballte, bevor er sich dazu zwang sie wieder zu entspannen und in seinen Hosentaschen zu versenken. Es hatte keinen Sinn wenn er es genauso an sich heranließ, es hatte keinen Sinn sich ebenfalls übermannen zu lassen, wenn es doch eigentlich Vegeta war, der hier vielleicht Hilfe brauchte.
 

Trauern konnte er später immer noch, er hatte nicht vor das Gefühl vollends von sich zu schieben und damit den Tod einer sehr guten Freundin beinahe unnütz werden zu lassen. Er hatte nicht vor sich nicht an sie zu erinnern und er hatte auch nicht vor, es in sich zu verschließen, aber vorerst und dessen konnte er nicht mehr sicherer werden, war eine andere Person wichtiger.

Eine Person, der endlich der Atem des letzten Atemzuges ausging, so dass der Schrei erst in einem heiseren Röcheln unterging und schließlich ganz verebbte, so dass nichts weiter übrig blieb als bleierne Stille, die sich über ihn legte und die Szene seltsam trügerisch wirken ließ. Es war noch nicht vorbei, er wusste aus seiner eigenen verschwommenen Erfahrung, die er lieber nicht hatte machen wollen, dass es noch nicht vorbei war und ballte seine Hände in seinen Taschen erneut zu leichten Fäusten, bedachte den anderen Saiyajin vor sich mit einem Blick, den er wahrscheinlich selbst nicht einmal deuten konnte.

Als wären ihre Rollen vertauscht.

Als hätte Vegeta sich seinen Gefühlen angenommen und waren diese nun dabei den völlig unvorbereiteten Mann zu seinen Füßen aus der Bahn zu werfen, ihn völlig zu überrennen, ohne dass dieser auch nur im Ansatz etwas dagegen unternehmen konnte. Als wäre diese riesige Welle von etwas Undefinierbarem nicht zu bekämpfen drängte es ihn in die Knie und ließ ihn sich am Boden winden, so wie er es jetzt auch tat und Kakarott wünschte sich, dass er etwas dagegen unternehmen könnte. Er wünschte sich wirklich, dass er ihm helfen könnte, aber jede Art der Hilfe wäre nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein, würde das Unausweichliche auch nur weiter hinaus zögern und ihm am Ende ja doch nicht helfen.
 

Dennoch... der Wunsch blieb bestehen.

Ihm ein wenig des Schmerzes zu nehmen, oder ihn schlicht und einfach endlich schlafen zu lassen, damit diese innere Qual zumindest für einen Moment ein Ende nehmen konnte, nur um sich im Nachhinein in seinen Träumen ein weiteres Mal zu manifestieren und sie zu wahren Albträumen aus seinem Leben zu machen. Er kannte all diese Dinge nur zu gut und wusste, dass er kurzzeitige erleichterte Gedanke nach dem Aufwachen binnen kürzester Zeit kaltem Erwachen glich und man extrem hart zurück in die Realität geschleudert wurde, wenn der schlaftrunkene Geist langsam verstand, dass es nichts weiter als ein Traum, eine alter Erinnerung gewesen war, die ein zartes und doch so träge nach unten ziehendes Gefühl mit sich brachte, eine Erkenntnis, die man eigentlich nicht haben wollte, während man sich verzweifelt an diesen Traum zu klammern versuchte, der ja doch mit jeder weiteren wachen Sekunde mehr und mehr verblasste.

Wenn es sich nicht so falsch anfühlen würde ihn so zu sehen und seinen Entschluss bereits in der Entstehung ins wanken bringen würde.

Wenn es doch nur nicht so falsch aussehen würde, diesen starken Mann dabei zu beobachten, wie er sich vor ihm auf dem Boden wand und ihn die Dinge ein weiteres Mal überdenken lassen würde. Es war ein wahrer Albtraum, wenn alles, was Vegeta sonst immer machte war, die Dinge in sich einzuschließen und niemanden sehen zu lassen. So sehr darauf bedacht störende Gefühle zur Seite zu schieben, wenn er sie gerade nicht brauchte und erst wieder herauszuholen, wenn er sich sicher war, dass es die richtigen zur richtigen Zeit waren und doch war er hier und jetzt einfach nicht mehr in der Lage dazu sie zu kontrollieren. Konnte die Trauer und die grausame Gegenwart nicht einfach zur Seite schieben, so dass sie ihn endlos einnahm und nicht mehr loslassen wollte, so lange, bis sein Geist von alleine entscheid, dass es genug war.

Für den Moment.
 

~~~***~~~

Eiskalt konnte ich das siegreiche Grinsen in ihren Augen aufflammen sehen, während ich mich noch immer nicht bewegte und es einfach geschehen ließ. Geschehen ließ, dass sie mich hier inmitten der tiefschwarzen Nacht, wo der Rest dieses Gebäudes in stiller Ruhe lag, küsste und nicht davor scheute mir offen und ehrlich mit ihren Blicken zu sagen, was sie wirklich davon hielt. Mir in die Augen blickte und diesen Moment so sehr genoss, wie er sich für mich in die Länge zu ziehen schien, während ich nur beinahe hilflos meine Hände an meinen Seiten zur Faust ballen konnte.

Der Gedanke sie von mir zu stoßen kreuzte meinen Geist und doch führte ich ihn nicht aus, genauso wenig wie den Drang einen Schritt zurück zu machen und damit dasselbe Ergebnis erzielen zu können. Ich tat es nicht, sondern stand lediglich dort inmitten des Ganges und wusste für einen Moment wirklich nicht, was vor sich ging.

Natürlich, ich war nicht blind und auch nicht dumm, ich wusste nur zu genau, was all dies zu bedeuten hatte, aber dennoch entzog sich mir völlig, warum sie es so plötzlich mit soviel Mut anging, wenn alles, was sie zuvor gemacht hatte, nichts weiter als ein scheuer Tanz um die Wahrheit gewesen war, in dem sie die Schritte nicht nur bestimmte, sondern auch immer wieder änderte. Alles was zuvor geschehen war, all ihre seltsamen Bemühungen und immerwährenden Andeutungen verloren in diesem Augenblick ihre Schwere und wurden zu nichts weiter als verblassenden Bildern, die die Realität hier nicht einmal ansatzweise verdrängen konnten.

Ihr nicht die Farbe nahmen.
 

Ich blinzelte und würde sie wirklich, wirklich sehr gerne von mir stoßen, doch blieb es ein weiteres Mal bei dem bloßen Gedanken, den ich schlichtweg nicht umsetzen konnte, hob sie nun doch noch die zweite Hand und legte sie auf die andere Seite meines Gesichtes, als wolle sie mich mit der einfachen Geste an Ort und Stelle halten, als hätte sie meinen Gedanken gesehen und wolle ihm vorbeugen, nur um dabei zu vergessen, dass es mehr als ein Leichtes für mich gewesen wäre, mich ihr zu entwinden. Dass ich nicht länger als einen Wimpernschlag dafür gebraucht hätte um an das andere Ende des Ganges zu gelangen und mich ihren Händen vollends zu entziehen.

Aber aus einem, mir definitiv unbekannten Grund, konnte ich es nicht.

Wollte sie eigentlich gar nicht von mir stoßen, sondern nahm am Rande lediglich die Wärme ihre schmalen Hände wahr, die sich so bereitwillig auf mein Gesicht gelegt hatten und nun mich - mich unter allen! - noch ein wenig weiter zu sich heran zogen, als wäre der Kontakt noch nicht genug und ich schluckte.

Blinzelte sie an und schluckte, weil ich damit nicht umgehen konnte. In meinem Leben war es ein schlichtes Fressen oder Gefressen werden und viele der Leute, die ich einst gekannt hatte, hatten sich schlichtweg genommen, was sie wollten und ich wollte ehrlich zu mir selbst sein... das habe ich auch. Wenn man von Anfang an nichts anderes als Hass und Gewalt zu lernen bekam, dann übernahm man dieses Muster irgendwann automatisch und begann sich einen Dreck darum zu scheren, was die Lebewesen fühlten, wenn man es tat. Wenn man von Anfang an nichts weiter war als Dreck unter den Füßen eines anderen war, totes Material, das man verheizen konnte, dann dachte man irgendwann genauso anderen gegenüber, genauso jenen gegenüber, die offensichtlich schwächer waren als man selbst.

Umso erstaunter war ich über mich selbst, dass ich es hier nicht tat, es schlichtweg nicht konnte.
 

Aber sie schien etwas anderes zu sein, etwas beinahe Besonderes und ich konnte es nicht einfach zerstören, nur um mich damit besser zu fühlen. Sie war nicht nur ein Dach über dem Kopf, sie war auch mehr als nur ein Genie, der meine Pläne umsetzen konnte, um die Teile dann schlussendlich zu bauen... nein. Sie war ein schon so simpler Mensch, ein so unkompliziertes Lebewesen, dass es mich beinahe schon automatisch immer und immer wieder zu ihr zog, nur um im selben Moment zu wissen, dass sie das komplizierteste weibliche Wesen war, das sich jemals so lange an meiner Seite aufhalten durfte, ohne dass ich ihr die Möglichkeit genommen hätte jemals wieder den Mund zu öffnen.

Am Ende waren es nicht mehr als wenige Sekunden, bevor sie sich langsam wieder von mir löste und mich ansah, noch immer mit ihren Händen auf meinem Gesicht. Wiederholt fragte ich mich, musste ich mich fragen, ob ich in all der Zeit nicht vielleicht doch den Verstand verloren hatte, ob sie mir nicht doch etwas ins Essen gemischt hatte um mich derart bewegungslos zu machen und ich biss die Zähne aufeinander, während ich schluckte, weil das völliger Schwachsinn war.

Ich musste übermüdet sein.

Mein Training musste mir mehr zugesetzt haben, als ich zugeben wollte und noch während dieser Gedanke ausreichte um ein Gähnen schon in der Entstehung wieder abzuwürgen, betrachtete sie mich noch immer lächelnd und ich fragte mich, wirklich immer wieder, warum ich mich noch immer hier befand. Warum ich es zuließ, dass sie mich so unverfroren anfasste und nicht schon lange ihre Hände zur Seite geschlagen hatte, warum ich mich nicht aus ihrem leichten Griff wand, der nun wirklich keine Herausforderung für mich war.

Aber irgendwas an meinem Blick musste sie anziehen und zur gleichen Zeit wahrlich köstlich amüsieren.
 

"Ich kann mich nur wiederholen, Vegeta, du bist einfach süß." Irgendwas in ihrer Stimme ließ mich die Braue heben und sie stumm mit meiner Frage bedenken, was sie denn jetzt wirklich meinte, während ich diese gewisse Ahnung bereits in meinem Inneren hegte. Bei jedem anderen, der es wagte diesen Satz zweimal zu mir zu sagen, hätte ich unmissverständlich klargemacht, dass ich es nicht hören wollte; bei jedem anderen, der es wagte mich einfach anzufassen, würde eben jene Hand nicht mehr existieren.

"Ich weiß, du willst das nicht hören." Für einen Augenblick wurde das Lächeln ein wenig größer, bevor es auf normale Maße zurückschrumpfte und ich endlich zumindest ansatzweise so reagieren konnte, wie ich es sonst vielleicht getan hätte, aber diese Reaktion bestand wieder nur darin, meine Augenbrauen zusammen zu ziehen und sie anzustarren.

"Schau nicht so, ich meins ernst. Du bist etwas Besonderes, das weiß ich und mir ist egal, was andere über dich sagen. Was du selbst über dich sagst." Das Lächeln nahm einen Ausdruck an, den ich nicht ganz bestimmen konnte, blieb dennoch bestehen und ich sah sie an, weil ich nicht greifen konnte auf was sie wirklich hinauswollte, während die Erkenntnis doch schon viel zu lange in meinem Verstand Fuß gefasst hatte. Ich hätte diesen Moment nutzen sollen um zu gehen und doch stand ich dort und mahlte mit den Kiefern, weil ich schlichtweg nicht in der Lage war mich der Ehrlichkeit in ihren Augen zu entziehen, weil ich nicht fähig dazu war meinen Blick von diesem ehrlichen Blau zu nehmen, das im Halbdunkel wirklich aussah wie die dunklen Tiefen eines Ozeans, die es so zahlreich auf diesem Planeten gab.
 

Dann nahm sie beinahe widerwillig eine Hand von meinem Gesicht und noch während ich dieser Bewegung mit den Augen folgte, als würde ich noch jetzt einen hinterhältigen Angriff ihrerseits erwarten, begann der Daumen ihrer anderen Hand erneut über meine Haut zu streichen und brachte mich nur dazu, wieder nach oben zu sehen.

Vielleicht... plante sie keinen hinterhältigen Angriff, dafür hatte sie etwas getan, wofür ich sie gleichermaßen verfluchen könnte.

Sie hatte es geschafft, sich heimlich still und leise in meine Gedanken zu schleichen, sie hatte sich so permanent und penetrant in meiner Nähe aufgehalten und mir geholfen, wo sie konnte, nur um sich endlich diesen einen kleinen Platz in meinem Inneren zu sichern, der es ihr möglich machte hier und jetzt diese Dinge zu tun. Ungestraft Sachen zu sagen, die ich eigentlich gar nicht wollte, ohne dass ich etwas dagegen unternahm, ohne dass ich die Flucht vor ihrer Nähe ergriff und vor allem ohne, dass ich ihr zeigte, wer eigentlich für diese Dinge verantwortlich war.

Ohne dass ich ein Wort der Gegenwehr ergriff und die Tatsachen klarstellte, die doch so drohend in meiner Vergangenheit schwebten und mich ganz sicher nicht zu etwas werden ließen, das so behandelt werden sollte. Sie hatte es auf ihre ganz eigene Art geschafft sich mir anzunähern, ohne dass ich es selbst merkte, ohne dass ich etwas dagegen hätte unternehmen können und stand nun so unverfroren, so ganz ohne Angst und jegliche Scheu vor meinen Augen, nur um mich mit diesem Lächeln zu bedenken, das mir zu Anfang noch alle Nerven geraubt hatte. Ein Lächeln, von dem ich wusste, dass sie nur mich so ansah, von dem ich durch all meine Beobachtungen wusste, dass es nicht einmal mehr der narbengesichtige Trottel bekommen hatte und ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte.

Vielleicht hatte sie keinen hinterhältigen Angriff geplant, aber im Nachhinein fühlte sich das hier beinahe schlimmer an, weil sie es geschafft hatte mir näher zu kommen, ohne dass ich die Zeichen zuvor richtig gelesen hatte und damit nicht mehr in der Lage war, etwas dagegen zu unternehmen.
 

"Vegeta." Es war nicht mehr als ein Flüstern, nicht mehr so fest wie ihre noch zuvor ausgesprochenen Worte, die nun in der Stille der Nacht irgendwie untergingen und an Bedeutung verloren, weil ich ihnen sowieso keinen Glauben schenken konnte. Weil sie diese Dinge nur sagte, um mich zu etwas zu bewegen, was ich eigentlich nicht wollte und auch nicht war und weil sie Dinge in mir sah, die sie eigentlich durch unsere erste Begegnung auf Namek noch besser Erinnerung haben sollte. Ich war nicht der Typ Mann, für den sie mich hielt und ich war ganz sicher nicht derjenige, der gut für sie wäre, und dennoch hatte sie sich so entscheiden, schon vor langer Zeit und ich sah sie an, weil sie irgendwas sagen wollte, ohne dass ich begriff, dass sie mich förmlich in der Hand hatte.

"Schau nicht so bedröppelt aus der Wäsche. Ich hätte gedacht, dass du mehr mit meinen Zeichen anfangen kannst." Das konnte ich auch, ich wollte es nur bis jetzt nicht. Ich war... ein Monster und ein Mörder und ich konnte mich schlecht mit dem Wissen auf baldigen Untergang nicht auf etwas einlassen, das dem hier glich. Ich nahm, ich gab nicht und doch... musste ich mir eingestehen, dass sie bereits dabei war mich zu ändern.

"Aber da du nicht reagiert hast, musste ich härtere Geschütze auffahren." Damit nahm sie die zweite Hand auch endlich von meinem Gesicht und ohne dass ich es merkte, ohne dass ich es wirklich wahrnahm, atmete ich einmal tief durch, als wäre ich die ganze Zeit so angespannt gewesen, dass ich nicht einmal vernünftig hatte atmen können. Aber anstatt die Hand einfach ganz von mir zu nehmen und mir endlich meine wohlverdiente Ruhe zu gönnen, mich in mein Zimmer verschwinden zu lassen und endlich schlafen zu lassen, setzte eben jene Hand an meiner Schulter wieder an und wanderte langsam meinen Arm hinunter, so dass ich erneut begann mit den Kiefern zu mahlen. Ich riss meinen Blick von ihrem Gesicht los und betrachtete den Weg der Hand mit gemischten Gefühlen, wollte meinen Arm wegziehen, mich ihr endlich ganz entziehen, aber... ich konnte es nicht.
 

Auf seine ganz eigene Weise war es eine völlig neue Erfahrung für mich, die mich unwissend zurückließ. Eine ganz neue Sichtweise, die ich aus dieser Position noch niemals betrachtet hatte und mich fühlen ließ, als wäre ich nicht einmal mehr in der Lage auch nur ein Wort über meine zusammengepressten Lippen zu bringen. Sie brachte mich aus dem Konzept, ließ mich unsicher werden und brachte mich wirklich mit ihrer Art dazu, einfach still und stumm zu machen, was sie von mir wollte, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte.

Und ich hasste mich dafür, weil ich ein Prinz war und als Prinz konnte ich mir keine Unsicherheiten leisten - schon gar nicht im Umgang mit einer schwachen Erdenfrau, die nichts besseres zu tun hatte als mir nachzulaufen, Dinge mit mir zu machen, die ich so in dieser Art eigentlich nicht wollte und es dabei auch noch schaffte ein mir unbekanntes Gefühl in meinem Inneren entstehen zu lassen.

Ich hasste mich, wie ich auch sie in diesem Moment hasste, nur um den Gedanken wieder abbrechen zu müssen, als sie schließlich an meiner Hand angekommen war, die heute zur Ausnahme kein Handschuh mehr zierte, weil ich sie irgendwann im Lauf des Tages geschafft hatte in Fetzen zu reißen. Das Gefühl war bestenfalls als seltsam zu beschreiben, als sie so unverfroren, wie sie nun einmal war, meine Hand einfach in die ihre nahm und leicht anhob, so dass mein Blick unweigerlich daran haften blieb, bevor er sich nur mit Mühe wieder löste und zu ihrem Gesicht wanderte.

Mein Blick musste Gold wert für sie gewesen sein, erklang doch nach wenigen Sekundenbruchteilen ein weiteres leises Lachen, das mich nur die Augenbrauen noch weiter zusammenziehen ließ.

Diese blöde...
 

"Du hast es nicht so mit diesen Dingen, was?" Nein... klar und deutlich nein. Ich sagte schon einmal, dass ich nahm und nicht gab und zuzugeben, wenn auch nur vor mir selbst, dass mich das hier sogar ein wenig unbeholfen zurückließ, war kein Leichtes. Viel eher konnte ich diese Tatsache nur hassen und verabscheuen und mich zum wiederholten Mal fragen, wie sie das anstellte, wie sie es schaffte mich so werden zu lassen, ohne dass ich mich dagegen wehrte.

"Der große Krieger, versteh schon. Ich denke, ihr hattet auch weitaus wichtigere Dinge zu tun als das, oder?" Ihre Augenbraue schnellte in die Höhe und der fragende, wenn auch leicht spottende Unterton riss mich endlich aus meiner Starre, so dass ich ihr meine Hand entzog, nicht ohne mich dabei zu wundern, warum ich es so langsam tat und meine Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Ich brauchte keine Worte um ihr verständlich zu machen, dass sie sich gerade auf sehr dünnem Eis befand, wenngleich es die ganze Zeit eigentlich schon nicht dick gewesen war.

"Schon gut, kein Grund gleich sauer zu werden. Ich versteh schon." Wieder lächelte sie, dieses Mal mit einem gewissen Ausdruck in den Augen, der mich ihre Worte nicht einmal anzweifeln lassen konnte. Vielleicht war sie wirklich schlau genug um die Tatsachen zu erfassen, vielleicht war ihr Genie wirklich groß genug, um hinter meine Reaktionen zu schauen und die Vergangenheit in ihrem ganz eigenen Licht zu betrachten. Ich wusste es nicht, ich wusste es wirklich nicht, aber ich musste zugeben, dass ich es auch gar nicht wissen wollte, wie weit sie in meinen Geist dringen konnte um die schändliche Wahrheit zu erblicken und nahm einen tiefen Atemzug.
 

"Du verstehst gar nichts.", erwiderte ich trotz allem, leiser als ich eigentlich vorgehabt hatte, ohne den Nachdruck, der dabei eigentlich in meiner Stimme liegen sollte und stellte mit Schrecken fest, dass ich selbst fast bedauernd klang. Ob nun darüber, was geschehen war oder darüber, dass sie es nicht verstehen konnte, solange ich es ihr nicht erzählen würde, war ungewiss und im Grunde wollte ich es auch hier nicht wissen.

"Aber du kannst mich verstehen lassen.", sagte sie dann genauso leise wie zuvor und griff ein weiteres Mal nach meiner Hand, drückte sie nur kurz und entließ sie dann wieder, lächelte dieses furchtbar verstehende und doch traurige Lächeln, dass sich bis in meinen Kern bohrte. Aber nein... ich hatte nicht vor ihr zu erklären und ihre kleinen irdischen Vorstellungen zunichte zu machen, geschweige denn es ihr zu zeigen. Ihr zu zeigen, wie ich sein konnte, wenn ich mir etwas nahm, wovon ich dachte, dass es mir zustand, weil sie das weder verdient hatte, noch ich ihr wehtun wollte.

Sie hatte jemand anderes verdient.

Ich war nicht das, was man sich als einen Gefährten aussuchen sollte.

Ich war auch nicht das, was sie in mir zu sehen versuchte und doch versuchte ich nicht einmal wirklich, ihr ihre Meinung zu nehmen und aufzuklären.

Sah sie lediglich an und konnte all diese Dinge nur denken, anstatt die ihr auch wirklich zu sagen und damit ihre Hoffnungen zu zerstören, weil ich es nicht wollte. Es nicht konnte.

Warum... war mir so schleierhaft, wie es sich klar in meinem Geist abzeichnete.

~~~***~~~
 

Ein ersticktes Geräusch drang an seine Ohren und er brauchte einen Moment zu lange um zu begreifen, dass es sein eigenes Schluchzen war, nur um auf die Erkenntnis hin seine Augen ein wenig fester zusammen zu kneifen und den Schmerz damit wahrzunehmen, den seine verkrampften Finger in seinen Haaren erzeugten. Aber es war trotz allem nur ein fader Abklatsch zu dem Schmerz, der sich mit jeder weiteren Minute so unermüdlich durch seine Gedanken zog und einfach nicht mehr enden wollte, mit weiter voranschreitender Zeit nur immer intensiver wurde und ihm allem beraubte, was er einst dachte gehabt zu haben.

Beinahe automatisch schüttelte er den Kopf und wäre er in der Lage dazu gewesen zwischen seinen verworrenen Gedankengängen und schmerzlichen Erinnerungen etwas zu erhaschen, dann hätte er vielleicht auch das winzige Lächeln zulassen können, das gerade so beharrlich an seinen Lippen zerrte und doch nur durch eine Grimasse ersetzt wurde, die er sich nicht bestimmen konnte.

Wäre er in der Lage dazu gewesen, diese eine, so lange zurückliegende Erinnerung wieder mit Farbe zu füllen und seine ganz eigenen Anfänge auf diesem Planeten zu beschreiben, sie in Worte zu fassen, die sich ihm schlichtweg entzogen, dann hätte er gelacht. Vor Freude gelacht und doch entstand wieder nur ein klägliches Schluchzen, das an seinen Ohren abprallte und ihn sich erschöpfter fühlen ließ als jemals zuvor.

Als hätte dieser letzte Akt des Aufbäumens all seine Lebensgeister mit sich genommen, als hätte dieser letzte Schrei des Vergessens all seine Kraft aus seinen Knochen gezogen, sank er ein wenig mehr in sich zusammen und atmete tief durch... versuchte es und scheiterte doch nur an der Verkrampfung seiner Brust, die dies nicht zulassen wollte.
 

Und es verblasste ein weiteres Mal.

Eine so wunderschöne Erinnerung verblasste mit dem Wissen, dass sie nicht mehr da war. Dass sie ihn verlassen hatte und er noch immer nicht greifen konnte, was er am Ende wirklich getan hatte. Dass er ihren Wunsch mit soviel Überzeugung durchgeführt hatte, wie er in diesem Moment noch hatte aufbringen können, nur um letzten Endes an der grausamen Realität zusammen zu brechen. Es war eine Sache, dass er dabei hatte zusehen müssen, wie ihr Lebenslicht langsam schwand und schließlich ganz verschwunden war, aber es war eine ganz andere ihren Körper in nichts weiter zu verwandeln, als den Staub, der ihn sein ganzes Leben lang schon begleitete.

Es war, als würde er es endlich sehen.

Dass sie wirklich schon damals begriffen hatte, Sachen gesehen hatte, die eigentlich nicht für sie bestimmt gewesen waren und die Erkenntnis reichte, um seinen Körper endlich vollends erschlaffen zu lassen, mit dem Gesicht voran im Dreck zu landen.

Im Staub, der ihn ein weiteres Mal einhüllte wie die Asche, die sich nun auf der Erde verteilte.



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