The eye von abgemeldet (I see everything) ================================================================================ Kapitel 36: Und es beginnt... ----------------------------- 36 Und es beginnt. Fröhlich hüpfte er durch die Winkelgasse und störte sich nicht an den Blicken der anderen Leute, die ihn ungläubig beobachteten und kopfschüttelnd für ihn Platz machten. Es war ein schöner Tag gewesen, das Geschäft war gut gelaufen, er hatte viele neue Ideen gehabt und sein Bruder war gerade dabei sie um zu setzen. Daher war es nicht verwunderlich, dass er mit den letzten rötlichen Sonnenstrahlen um die Wette strahlte und sich fröhlich seinen Weg durch die Menschenmasse bahnte. Der Tag neigte sich langsam seinem Ende zu, doch dies bedeutete nicht, dass die Hexen und Zauberer nach Hause gingen. Nein, ganz im Gegenteil, viele Jüngere trieben sich in den Straßen herum und nutzen ihre Volljährigkeit aus. Fortescues Eiscafé war voll mit Leuten, die wenigen Kneipen waren sowohl mit älteren als auch mit zwanzigjährigen gefüllt und vor der einzigen Disco der Winkelgasse stand schon eine lange Schlange, obwohl die Discothek erst eine Stunde später aufmachen würde. Aber auch die anderen Läden waren noch gut besucht. Ein stetiger Strom Hexen und Zauberer kam durch den Eingang vom Tropfenden Kessel herein, aber auch viele verließen die Einkaufsgasse auch wieder. Es war längst nicht so viel los wie zur Mittagszeit oder wie in den Sommerferien, aber es reichte um von allen Seiten angerempelt zu werden. Und durch eben diese Menschenmenge hüpfte er unbeschwert. Etwas anderes wurde von ihm auch nicht wirklich erwartet. Immerhin war er einer der berühmt berüchtigten Weasleyzwillingen. Ihr Geschäft boomte, seit dem sie vor einem dreiviertel Jahr ihren Laden eröffnet hatten, war er immer voll mit jungen Leuten, die ihre Scherzartikel liebten und kauften. Nur durch Harrys Investition hatten sie ihr Geschäft aufbauen können, und dafür waren sie ihm auch sehr dankbar. Aber das Startgeld hatten sie schon längst wieder eingenommen und hätten es dem Held der Zaubererwelt wieder zurückgeben können. Doch sie wussten genau, dass er das Geld nicht zurücknehmen würde, also ließen sie es einfach bleiben. Irgendwann würden sie ihm ein großes Geschenk machen. Das würde er sicherlich nicht abschlagen. Endlich in der Apotheke angekommen, hüpfte er mit eine fröhlichen Grinsen durch die Tür hinein. Augenblicklich war er in einer anderen Welt. Von all dem Gedränge und dem lauten Geschrei oder Gemurmel war im inneren des Ladens nichts mehr zu hören oder zu sehen. Akkurat standen die verschiedenen Tränke oder Zutaten in den Regalen, kein einziges Staubkörnchen war zu sehen und es gab auch keine einzige Lücke in den Regalen, alle Tränke waren vorrätig und voll aufgefüllt. Es war wie eine eigene, kleine Welt. Eine Welt, in der alles steril sein musste, in der niemand ungefragt etwas anfassen durfte Aber wie immer störte das George nicht. Zielsicher griff er ihn das Regal herein und holte sich ein Reagenzglas mit Fliegenbeinchen. Noch bevor die alte Dame, die mit einem grimmigen Gesichtsausdruck hinter dem Tresen stand und den Rothaarigen mit Argusaugen beobachtete, sich beschweren konnte, war George auf sie zugeflitzt, hatte ihr das Geld hingelegt und war schon wieder aus dem Laden verschwunden. Ja, auch einer der legendären Weasleyzwillinge hatte Angst. Seitdem die alte Frau die Apotheke im letzten Jahr übernommen hatte, gingen nur noch wenige Menschen freiwillig in den Laden um etwas zu kaufen. Und George hatte es beim letzten Besuch wohl etwas übertrieben und wurde mit einem Besen und wütendem Geschrei verscheucht. Es gab wohl doch noch wenige Ausnahmen, die seinem Charme wiederstehen konnten, und zu diesen Ausnahmen gehörte auch die neue Besitzerin der Apotheke. Froh, wieder aus dem Geschäft draußen zu sein, schloss der Rothaarige die Tür hinter sich und strahlte fröhlich der Sonne entgegen. Doch dann sah er es. Aus dem vorher noch friedlichem treiben der Winkelgasse, wurde reine Panik. Frauen und ihre Kinder rennten mit panischem Gesichtsausdruck zum Ausgang der Winkelgasse, viele schrieen verängstigt oder versteckten sich in einigen dunklen Ecken, doch eins hatten sie alle gemeinsam: Den Zauberstab hielten sie alle in Angriffsposition vor sich, immer bereit, sich selbst und die eigene Familie zu verteidigen. Nur wenige blieben stehen und schauten dem Feind zwar ängstlich entgegen, aber sie waren bereit. Bereit, zu kämpfen. Sein Herz klopfte sofort schneller, seine Gedanken kamen zum stehen, auch in ihm wollte sich Panik breit machen. Ein Kampf. In der Winkelgasse. Er musste fliehen. Sofort! Energisch schüttelte er den Kopf. Nein. Er durfte nicht fliehen! Er musste sofort Harry bescheid sagen, damit The Eye in das Geschehen eingreifen konnte! Schnell drehte sich George wieder um, stürmte in die Apotheke und ignorierte gekonnt die alte Dame. Endlich am Kamin angekommen warf er eine Brise Flohpulver in das Feuer und reiste zu den Zabinis. Zum Glück hatte er gegen den Instinkt zu fliehen gewonnen. Denn egal wie mutig man auch war... Dieser Instinkt war in jedem Menschen vorhanden. Manche zeigten es einfach nur nicht... *~*~*~*~*~*~*~*~*~* Er hatte keine Zeit, eine große Ansprache zu halten. Es reichte nicht einmal für ein paar Worte zur Aufmunterung. Es musste sofort gehandelt werden. So gab er ihnen nur ein wortloses Zeichen und gemeinsam apparierten sie an den Ort des Geschehens. Die schwarze Masse bewegte sich im Einklang auf den Kampf zu, Seite an Seite nahmen sie die ganze Gasse ein und ließen nur die unschuldigen Männer und Frauen durch. Jeder Todesser, der ihnen entgegen kam, wurde sofort geschockt und gefesselt, dann ging die schwarze Reihe weiter. Auf ihren Rücken pragten grüne Augen und über denen stand in ebenfalls grüner Schrift: The Eye. Nur bei der Person in der Mitte stand noch unter dem Auge: I See everything. Ihre goßen Kapuzen verdeckten die Gesichter und ließen nichts als einen schwarzen Schatten zurück. Nur bei dem Anführer dieser dritten Seite im Krieg strahlten grüne Augen unter der Kapuze hervor. Tödliche, grüne Augen. Doch als sie am Hauptgeschehen angekommen waren, mussten sie sich aufteilen. Sofort stürzte sich Harry in das Getümmel, schockte den ein oder anderen Todesser und machte auch von seinem Schwert gebrauch. Neben ihm kämpfte Regulus und gab auch sein bestes, um die Anzahl der Schwarzmagier zu verkleinern. Aber es waren so viele. Zu viele. Tapfer kämpften sie nebeneinander, hielten dem jeweils anderen den Rücken frei und besiegten so einige Todesser, doch es kamen immer wieder welche nach. Tonks, Remus, Ginny und Dean kämpften etwas weiter rechts zusammen gegen 10 Todesser, Severus, Hermine und Draco kämpften links von Hary mit ebenfalls 10 Todessern, doch sie schlugen sich gar nicht mal so schlecht. Seamus und Blaise kämpften Seite an Seite mit Tim und Lucan und durch den Auror hatten sie einen klaren Vorteil. Irgendwo in dem Getümmel kämpften auch noch die Zabinis, Kingsley und Arthur. Aber in dem Gewusel schwarzer Umhänge konnte man das nicht so wirklich ausmachen, wo genau die anderen standen. Zum Glück trugen sie selber nicht auch Masken wie die Todesser, denn sonst hätten sie sich wahrscheinlich gar nicht von weitem unterscheiden können. Aber langsam mischten sich unter die schwarze Masse auch noch andere Leute. Passanten, die nicht untätig herumstehen wollten, die Besitzer der Geschäfte, die ihre Läden alle versiegelt hatten und nun um ihr Hab und Gut kämpften. Und zu guter Letzt auch noch die Ordensmitglieder, die auch langsam aber sicher eintrudelten. Doch obwohl The Eye auch eindeutig gegen den Orden des Phönix vorgehen wollte, kam die Hauptgefahr in dem Moment von den Todessern, so dass sich die beiden Parteien zumindest für diese Schlacht zusammen schlossen um gemeinsam gegen die Schwarzmagier vor zu gehen. Doch obwohl sie zusammen kämpften, nahm die Masse der Todesser einfach nicht ab. Harry gab alles und noch viel mehr. Genau so wie er es erst vor wenigen Tagen trainiert hatte, lies er sich auf den Boden fallen um einem roten Fluch auszuweichen und stützte sich dabei auf seine rechte Hand. Mit dem linken Fuß holte er aus und kickte die Füße seines Gegners weg, sodass dieser auf den Boden schlug und sein Kopf heftig auf den Boden knallte. Mit einem eleganten Sprung stand Harry wieder auf seinen Beinen und wollte seinen Angreifer unschädlich machen, als eben dieser nach seinen Füßen griff und den Anführer von The Eye zu Boden zog. Kurz wurde es ihm schwarz vor Augen, als er schmerzhaft auf den Boden knallte und ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Der maskierte Todesser hielt nicht mehr viel von Flüchen oder allgemein der Magie, sondern stürzte sich mit einem wilden Kampfschrei auf ihn und drückte ihn mit seinem Körpergewicht nach unten. Große, kräftige Hände legten sich um Harrys Hals, schnürten ihm die Luft ab, genauso wie der gewaltige Körper auf seiner Brust, der schmerzhaft seine Rippen zusammendrückte. Der Wahnsinn sprach aus den blauen Augen hinter der silbernen Maske und funkelte ihm regelrecht entgegen. Wild wandte sich der Held der Zaubererwelt unter dem Todesser, strampelte mit den Beinen, fasste mit seinen Händen nach dem Hals des anderen und drückte ebenfalls zu. Langsam wurde es ihm schwarz vor Augen und er hechelte regelrecht nach Luft, wenn er sich nicht bald unter dem andere hervorkämpfen konnte, dann würde er wohl ersticken. Doch so einfach gab ein Harry Potter nicht auf. Wild bäumte er seinen Oberkörper auf, rammte dem Todesser sein Knie in den Rücken, genau zwischen die Schulterblätter. Von diesem Tritt überrascht lockerte der andere den Griff um Harrys Hals. Sofort nutze er dies aus, befreite sich von dem Schwarzmagier. Eine wilde Rangelei entstand auf dem Boden, keiner der beiden Kämpfer störte sich an den Geschockten oder Leichen um sie herum. Sie rollten sich durch Blutlachen, Glasscherben und zerbrochene Zauberstäbe und kämpften um die Überlegenheit. Und endlich schaffte es der Held der Zaubererwelt, er setzte sich mit seinem volle Gewicht auf den Bauch des anderen Mannes und rammte ihm erst einmal seine Faust ins Gesicht. Ein schmerzerfüllter Schrei zeugte von der nun gebrochenen Nase, das Blut floss ihm sofort über das ganze Gesicht, doch dabei sollte es nicht bleiben. Während der Unterlegene wieder versuchte, sich frei zu kämpfen rief sich Harry sein Schwert herbei und hielt es dem anderen warnend an die Kehle. „Ergibst du dich? Oder stirbst du freiwillig?“ zischte er dem Todesser zu. Er würde ihm die Chance geben sich fesseln zu lassen um dann den Rest seines Lebens in Azkaban zu verbringen. Oder er würde ihn töten. Das lag nun alleine an dem Schwarzmagier. „Ich werde mich nie ergeben!“ zischte der Todesser mit hasserfüllter Stimme tapfer zurück. Ein letztes Mal tief Luft holend ließ Harry dem anderen noch kurz Zeit, um sich um zu entscheiden. Doch dann holte er kraftvoll aus. Und die blauen Augen hinter der silbernen Maske wurden leer und leblos. Eine große Blutlache bildete sich unter dem nun abgetrennten Hals. Angewidert von dem Blut und auch von sich selbst erhob sich Harry wacklig und suchte die Umgebung nach seinen Verbündeten ab. Laut pochte sein Herz, Adrenalin schoss durch seine Venen, seine Gedanken schwirrten herum, so viel ging ihm in dem Moment durch den Kopf. Aber trotzdem waren seine Gedanken irgendwie leer. Seine Augen visierten Regulus, der unverletzt mit einem Todesser kämpfte und automatisch wurde er wieder ruhiger. Regulus, sein Freund, die wichtigste Person in seinem Leben, stand noch auf den Beinen und schien unverletzt zu sein. Geschmeidig bewegte sich Regulus, drehte sich um die eigene Achse, duckte sich, feuerte einen Zauber nach dem anderen ab, rollte sich, sprang in die Höhe. Es wirkte wie ein Tanz, ein Tanz um Leben und Tod. Aber der Anführer von The Eye hatte nicht viel Zeit um dem Black zu zu schauen, denn schon kamen gleich drei Todesser auf ihn zugestürmt und deckten ihn mit Flüchen ein. Nur schwer konnte er sich verteidigen, sprach immer nur Defensivzauber um sich selbst zu schützen. Auch er duckte sich, wich so den Flüchen aus und machte es durch seine Wendigkeit seinen Feinden ziemlich schwer ihn zu erwischen. Doch trotzdem traf ihn der ein oder andere Schnittzauber. Unbemerkt von den Todessern zauberte er wie schon bei Greyback den Boden unter ihren Füßen in einen Sumpf, sodass sie ziemlich schnell bis zur Hüfte im Boden steckten und sich nicht mehr bewegen konnten. Zaubern konnten sie aber trotzdem noch und das taten sie auch ausführlich. Es dauerte weitere fünfzehn Minuten bis Harry die drei endlich entwaffnet und gefesselt hatte. Sofort stürzte sich der Anführer von The Eye in den nächsten Kampf, denn Ginny wurde gerade von zwei Todessern in die Ecke getrieben. Minuten vergingen, reihten sich aneinander, aus einer Minute wurde eine Stunde, aus einer Stunde wurden zwei Stunden. Bunte Lichtblitze, blutende Menschen, blasse Leichen, gebrochene Augen, fallende Menschen. Der Boden war voll mit Blut, getöteten Zauberern und Hexen, abgetrennte Körperteile, zerbrochene Zauberstäbe, Glassplitter und anderen Sachen. Auch für Draco zogen sich die Sekunden in die Länge, als er einen grünen Lichtblitz direkt auf ihn zukommen sah. Gerade eben noch hatte er erst einen Todesser getötet und wollte ihm gerade die Maske abnehmen, als er den grünen Fluch sah. Wie paralysiert stand er da und schaute seinem Tode quasi direkt ins Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen sah er dem grünen Licht zu, wie es auf ihn zu kam. Er konnte nicht klar denken, er konnte sich nicht bewegen. Das einzige, was er wusste, war, dass er im nächsten Moment sterben würde. Sein Herzschlag beschleunigte sich zuerst, dann wurde er langsamer, wie all die Bewegungen um ihn herum. Ein letzter Atemzug... dann ging ein Ruck durch seinen Körper.. und es wurde schwarz um ihn herum. Es war aussichtslos. Die schwarze Masse an Todessern nahm einfach nicht ab, und dass, obwohl sie schon seit Stunden kämpften. Erschöpft lehnte er sich an die Wand hinter sich und schloss für einen Moment die Augen, versuchte, den Kampf um sich herum zu vergessen. Die Müdigkeit griff nach ihm, streckte immer wieder ihre Fühler nach ihm aus. Bisher konnte er ihr immer entfliehen... doch irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, an dem er einfach nicht mehr wiederstehen könnte. Seine Beine schmerzten fürchterlich, viele kleinere Wunden zierten seinen Oberkörper und auch sein Gesicht. Seine Linke Hand zitterte unkontrolliert, ein Fluch hatte ihn dort getroffen und wohl die Nerven beschädigt. Schwer hing sein Schwert an seiner Hüfte und zog ihn fast zu Boden. Er hatte einfach keine Kraft mehr. Keine Kraft um weiter zu kämpfen. Keine Kraft um zu Hoffen. Die Hoffnung auf einen Sieg in dieser Schlacht war bereits gestorben. Gestorben, genau so wie die vielen Ordensmitglieder und Anwohner der Winkelgasse. Von ihrer eigenen Seite hatte er bisher noch keinen Toten gesehen, zum Glück. Aber wenn er weiterhin mit geschlossenen Augen so an der Wand stehen würde, würde es wohl doch bald einen Toten geben. Ergeben öffnete er wieder die Augen. Er musste weiterkämpfen. Egal wie müde er war. Er musste kämpfen. Für Harry. Er musste überleben. Für Harry. Für seinen Patensohn. Lange Zeit war der Held der Zaubererwelt seine einzige Stütze in seinem Leben gewesen und er liebte ihn wie seinen eigenen Sohn. Aber er musste auch für Severus überleben. Severus, sein Geliebter, sein Lebenspartner. Sein persönlicher Tränkemeister, der wahrscheinlich gerade umkam vor Sorge, weil er ihn nirgends sehen konnte. Ja, für Aussenstehende sahen sie wahrscheinlich alle gleich aus, aber er konnte genau erkennen, wer unter welchem Umhang steckte, allein an den Bewegungen. Trüb suchten die schokobraunen Augen die kleine Gasse ab, in der er stand. Hier in diesem Zweig der Winkelgasse war es ziemlich ruhig, der Kampf spielte sich eher im Hauptteil ab, dort wo auch Gringotts war. Doch trotzdem wurde gerade ein Mitglied von The Eye von einem Todesser gegen die Mauer gedrängt. Zauberstablos, mit aufgeschlitztem Mantel stand sie da, aus vielen Wunden blutend, aber trotzdem mit erhobenem Kopf. Das Gesicht war immer noch von der weiten Kapuze verdeckt und ihr Gesicht nicht zu erkennen, doch trotzdem wusste er, wer es war. Tonks. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle, laut und tödlich. Erschrocken starrte der Todesser ihn an, als er mit wenigen Schritten auf den Schwarzmagier zu kam. Vergessen waren die Schmerzen, die Müdigkeit, die Hoffnungslosigkeit. Es galt ein Leben zu retten. Egal, was es ihn kosten würde. Mit einer geschmeidigen Bewegung hatte er sein Schwert gezogen und nur Sekunden später war der gesamte Körper des Todessers in zwei Teile gespalten. Doch nicht nur ein Körper fiel zu Boden, nein, auch Tonks glitt an der Hauswand nach unten und blieb schwer atmend liegen. Schnell eilte der Werwolf auf sie zu. „Tonks? Tonks! Sag etwas!“ Panisch suchte er ihren Körper nach schwerwiegenden Verletzungen ab und kniete sich neben sie. „R...Remus“ fast nur gehaucht kamen diese Worte über ihre Lippen, während ihr Körper schlaff da lag. Der schwarze Umhang sog sich mit ihrem Blut voll, das aus vielen Wunden sickerte. Besonders die große Bauchwunde machte ihr schwer zu schaffen und sie wusste genau, dass sie dies nicht überleben würde. Mit einer Wunde am Bauch war nicht zu spaßen und Tonks merkte, wie sie immer schwächer wurde. Auch Remus wusste es. Aber er ließ sich nichts anmerken, so schwer es ihm auch fiel. „Tonks, komm, nicht einschlafen. Du wirst das schaffen! Ich bring dich zu Poppy und sie wird dich wieder zusammen flicken. Und dann wirst du irgendwann einen tollen und liebevollen Mann finden und ihr werdet viele kleine Nymphadoras bekommen.“ Was für viele vielleicht naiv klingen möchte, war eigentlich nichts anderes, als der ehemaligen Aurorin Hoffnung zu machen. Vielleicht würde es ihr neuen Lebenswillen bringen. Vorsichtig nahm der Werwolf sie auf seine Arme, immer darauf bedacht, ihr nicht noch mehr Schaden zu zu fügen und dabei die eigene Erschöpfung vergessend. Severus kämpfte wie besessen, um ihn herum lagen die Leichen seiner Gegner. Doch es kamen immer wieder neue Todesser nach, die es unbedingt mit ihm aufnehmen wollten. Und obwohl er bisher keine einzige Verletzung einstecken musste, wurde er langsam müde und sehnte das Ende des Kampfes herbei. Das Blut so vieler Gegner haftete an ihm und er wollte wirklich nicht wissen, wie oft er in dieser Nacht zum Mörder geworden war. Die Winkelgasse war dank ihm hell erleuchtet, denn sonst hätten sie gegen die vielen Todesser keinerlei Chance gehabt. Trotzdem sah es auch jetzt nicht viel besser aus. Erneut kamen drei der Schwarzmagier auf ihn zu und blitze ihn kampflustig an. Langsam wurde auch Harry müde, ihm tat alles weh, sein Körper war übersät von kleineren und größeren Wunden, weil sich alle Todesser auf ihn stürzten. Jeder von ihnen wollte derjenige sein, der den Anführer dieser dritten Seite tötete. Aber so einfach ließ er sich nicht töten. Doch auch er musste einsehen, dass sie diesen Kampf einfach nicht gewinnen konnten. Woher hatte Voldemort nur so viele Anhänger? Viel konnte er darüber nicht nachdenken, denn ein weiterer forderte seine Aufmerksamkeit. Wieso kam das Schlangengesicht nicht selber? Oder war er bereits da und Harry hatte nur nichts davon gemerkt? Und auch Dumbledore war weit und breit nicht zu sehen. Waren die beiden einfach nur zu feige? Trauten sie sich etwa nicht, aus Angst, bei dem Kampf verletzt zu werden? Feiglinge! Verfluchte Feiglinge! Nur aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie sich mehrere seiner Leute zusammendrängten und anscheinend angeregt über etwas diskutierten. Suchend schaute er sich um und konnte sich fast denken, was los war. Weiterkämpfen war sinnlos! Ganz deutlich waren die Todesser in der Überzahl und außer The Eye und den Schwarzmagiern war keiner mehr auf dem Schlachtfeld. So schwer es ihm auch fiel, er musste eine Entscheidung treffen. Sollte er weitere Leben riskieren um die Winkelgasse zu verteidigen? Oder sollte er sich lieber diese Niederlage eingestehen? Eine wirklich schwierige Entscheidung, aber ein kleiner Seitenblick zu Regulus genügte, um sich eins klar zu werden: Die Winkelgasse konnte ersetzt werden, aber ein Menschenleben nicht. Unauffällig gab er Regulus, Severus und den Zabinis ein Zeichen. Sofort verteilten sie sich, immer noch heftig mit den Todessern kämpfend und legten den gefesselten Todessern unauffällig ein Portschlüssel auf den Körper. Ein letztes Mal für diese Nacht sprach er die tödlichen Worte aus, dann verschwanden sie alle gleichzeitig. *~*~*~*~*~* Laut. Wieso war es so laut? Sonst war immer Ruhe gewesen. Ruhe. Stille. Stille um ihn herum. Stille in ihm. Aber nun war es laut. Von außen. Aber es war kein Engel. Keine Engelsgleiche Stimme. Nein. Befehlend. Nicht liebevoll. Laut. Nicht sanft und leise. Besorgt. Aber nicht beruhigend. Nein. Das war nicht sein Engel. Er hasste lautes Gebrüll. Er hasste laute Geräusche. Er wollte doch nur Ruhe. Und seinen Engel. ~*~*~*~*~*~*~ Lautes Gewusel herrschte um ihn herum, aufgeregt liefen die Anwesenden zwischen den weißen Betten umher. Besonders Poppy eilte von einem Bett zum anderen, verteilte Tränke, heilte lebensgefährliche Verletzungen aber auch kleinere Wunden. Leicht überfordert stand Harry an der Tür zum Krankenflügel und versuchte mit einem Blick fest zu stellen, wer alles verwundet war. Rechts von ihm lag Remus, zwar wach, aber deutlich blass um die Nase und mit vielen offenen und blutenden Wunden. Erschöpft lag er da und ließ sich widerstandslos von seinem persönlichen Tränkemeister verpflegen, der gerade liebevoll sein Bein verband. Snape an sich war ziemlich unverletzt und hatte nur den ein oder anderen Kratzer abbekommen. Blaise, Ginny, Dean und Seamus lagen in ihren Betten und unterhielten sich angeregt darüber, wie sie die Todesser entwaffnet und gefesselt hatten. Die vier hatten zum Glück nur kleinere Verletzungen und nur zwei Knochenbrüche,die Madame Pomfrey aber sofort heilen konnte. Kingsley und Lucan kümmerten sich gemeinsam um Tim und ein paar andere Auroren, die erst vor kurzen The Eye beigetreten waren. Regulus lag schneeweiß und mit gebrochenem Bein und vielen Verbänden im Bett und schlief anscheinend schon. Die Zabinis waren nirgends zu sehen, aber da Blaise ziemlich beruhigt aussah, vermutete Harry, dass die Zabinis sich gerade umzogen oder irgendetwas in der Art machten. Neville und Luna dagegen sahen nicht so gut aus. Die Verändeum Nevilles Oberkörper färbten sich schon rot, Lunas gesamter rechter Arm war verbunden, und beide hingen an komischen Geräten, die irgendwelche Linien aufzeichneten. Fred war auch bewusstlos, aber ansonsten anscheinend unverletzt, wohingegen George einen dicken Verband um seine linke Hand hatte. Molly und Arthur waren nirgends zu sehen. Minerva McGonnagal dagegen saß einfach nur stumm auf einem Stuhl und starrte vor sich hin, aber sonst ging es ihr gut. Aber ganz am Ende des Zimmers lag noch jemand, allerdings wurde die Person durch einen weißen Vorhang vom restlichen Getummel abgeschirmt. Neugierig ging Harry auf diesen Vorhang zu und ignorierte die Blicke der Verletzten um ihn herum. Geschmeidig schlüpfte er dahinter und stand erst einmal Poppy gegenüber. „Harry, du solltest vielleicht lieber wieder vor gehen, du wirst mich hier hinten nur stören.“ Sofort versuchte sie ihn wieder raus zu schieben, aber so einfach gab er nicht auf. „Poppy, ich muss wissen, wer hier liegt. Und vielleicht kann ich dir ja helfen. Ich bin der Anführer dieser dritten Seite, du kannst mir nicht verbieten, hier zu sein!“ Tief seufzte die Krankenschwester auf und trat dann zur Seite, gab damit den Blick auf ein Bett frei. Dort lag Tonks in einem der Betten, aber die vorher weiße Bettwäsche hatte sich schon rot gefärbt. Sie war unnatürlich blass, ihr sonst so farbenfrohes und kurzes Haar lag wie ein dunkler Fächer um ihren Kopf ausgebreitet. Dunkle Locken, die ihr weit über die Schultern reichten umrahmten somit ihr schmales Gesicht mit einer kleinen Stupsnase. Allgemein war sie etwas kleiner als sonst, aber sehr zierlich. (Noch ein komischer Satz: Sie schien kleiner und schmaler als sonst zu sein.) Das war wohl ihr wahres Aussehen. Eigentlich hatte Harry nie darüber nachgedacht, wie die junge Aurorin wirklich aussah, er war einfach immer davon ausgegangen, dass Tonks ihr wahres Aussehen zeigen würde. Aber so war es wohl nicht. Doch allein der Umstand, dass sie nun ihre Fähigkeiten verlassen hatten, zeigte, dass es ihr nicht so gut ging. Kleinere und größere Wunden zierten ihren unbedeckten Oberkörper, Glassplitter steckten teilweise noch tief in der blassen Haut. Aus einer großen Platzwunde auf der Stirn lief ihr das Blut über ihr schönes Gesicht, der linke Arm lag komisch verdreht neben ihr. Ihr Atem ging rasselnd und unregelmäßig, während aus ihrem geöffneten Mund ein kleines Rinnsal Blut lief. Sofort ging die Krankenschwester wieder auf ihre Patienten zu und untersuchte sie erst einmal auf innere Verletzungen. Kurze Zeit stand Harry noch regungslos da und beobachtete Poppy, doch dann eilte er ebenfalls auf Tonks zu. So vorsichtig wie es nur ging säuberte er ihre Wunden und verband sie dann, während Madame Pomfrey ihre inneren Verletzungen heilte und sich dann um den verdrehten Arm kümmerte. Der Held der Zaubererwelt handelte einfach nur noch und dachte gar nicht darüber nach. Immer wieder zog er vorsichtig eine Glasscherbe aus dem Körper, reinigte die Wunde, tupfte sanft das Blut drum herum ab und verband sie dann. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, was in dieser Nacht geschehen war oder wie viele Menschen er getötet hatte. Er wollte auch nicht über das viele Blut nachdenken, dass an seiner Kleidung klebte und erst recht nicht über den bedenklichen Zustand von Tonks. Er konnte nur froh sein, dass bisher kein Mitglied seiner Seite gestorben war. Fast zwei Stunden standen die beiden um das Bett herum und versorgten die junge Aurorin, bis ihr Zustand einigermaßen stabil war und ihr Atem um einiges regelmäßiger ging. Völlig erschöpft ließ sich Harry auf den Stuhl neben dem Bett nieder und schloss kurz die Augen. Die Müdigkeit griff nach ihm, aber noch konnte er nicht schlafen. Er hatte noch einiges zu tun, bevor er sich hinlegen konnte. Sanft legte sich eine kleine und zierliche Hand auf seine Schulter und drückte sie aufmunternd. Worte waren nicht nötig. Ein letztes Mal holte Harry tief Luft, dann stand er auf und ging auf den Vorhang zu. Aber Poppy hielt ihn auf. „Harry, Tonks würde nicht wollen, dass jeder weiß, wie sie wirklich aussieht.“ Verwirrt schaute er sie an und zuckte nur mit den Schultern. Sollte einer diese Frauen verstehen! Er kam gerade hinter der Abtrennung hervor, als ein lautes Krachen durch den ganzen Flügel hallte. Direkt vor ihm lagen plötzlich zwei in schwarz gekleidete Gestalten auf dem Boden, mit einem grünen Auge auf dem Rücken. Einen Moment starrte er schockiert auf die zwei Personen, dann beugte er sich hinab und drehte sie beide um. Ein bleicher Draco Malfoy lag regungslos auf dem Boden, blutige Fingerabdrücke waren auf seiner sonst weißen Haut zu sehen. Und nebenan lag eine bewusstlose Narzissa Malfoy mit geröteten und geschwollenen Augen. Sofort kam auch Poppy angestürmt und prüfte erst einmal den Puls der beiden und verschwand dann ohne ein weiteres Wort mit den beiden hinter der Abtrennung. Verwirrt und auch besorgt schauten sich alle an und fragten sich im stillen das gleiche: Wie ging es den beiden Malfoys? Würden sie es überleben? Und wo waren sie die ganze Zeit gewesen? Nach kurzer Zeit lugte die Krankenschwester aber glücklicherweise um die Ecke und sagte: „Es geht ihnen so weit gut, sie werden morgen schon wieder auf den Beinen sein!“ Und kurz darauf kam aber auch schon Narzissa hinter der Abtrennung hervor und begann dann zu erzählen: „Ein Todesfluch kam auf Draco zu geflogen und er bemerkte es zu spät und.. und ich konnte meinen Sohn doch nicht einfach so.. so sterben lassen! Er ist doch.. mein ein und alles. Ich.. Ich hab ihn zur Seite gestoßen, der Avada ist über uns weggeflogen. Und Draco... hat sich nur den Kopf schwer angeschlagen und ist deswegen bewusstlos. Ein verirrter Schockzauber hatte mich getroffen und deswegen konnten wir nicht mit euch aufbrechen..“ Die blonde Frau saß da mit gesenktem Kopf und war noch ziemlich durcheinander und erzählte deswegen nur stockend. Mittlerweile waren alle Bewusstlosen wieder aufgewacht und es war wohl nun an der Zeit, dass Harry endlich etwas sagte. Äußerlich ließ er sich seine Erschöpfung nicht anmerken, aber lange würde er wohl nicht mehr durchhalten, immerhin war er schon über 24 Stunden auf den Beinen und hatte fast 6 Stunden gekämpft. Irgendwann konnte auch ein Harry Potter nicht mehr. Und auch seine bisher unbehandelten Verletzungen machten ihm zu schaffen, auch wenn bisher niemand etwas davon bemerkt hatte. Sein Wohlergehen war seiner Meinung nach aber auch nicht so wichtig wie das seiner Mitglieder. Tief holte er Luft, dann begann er: „Ihr habt wirklich gut gekämpft, ich bin sehr stolz auf euch! Und obwohl wir uns zurück ziehen mussten, haben wir den Krieg nicht verloren. Wir haben vielleicht diese Schlacht verloren, aber den Krieg werden wir gewinnen! Da bin ich mir ganz sicher! Aber jetzt erholt euch erst einmal, wir unterhalten uns heute Abend noch einmal darüber.“ Und danach war Schluss. Fertig. Finito. Seine Aufgaben für diese Nacht waren erledigt und sein Körper konnte nicht mehr. Und so fiel er einfach zu Boden, genau da, wo er vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)