Losing Control von abgemeldet (Was, wenn plötzlich alles außer Kontrolle gerät) ================================================================================ Kapitel 30: Merry Xmas? ----------------------- Ungeduld: *Schild hochhält* "Unserer geschätzte Lyos-Chan/Ly-Chan ist leider zur Zeit nicht anwesend, da sie immer noch auf der gefahrvollen Suche nach den verloren gegangenen Monaten zwischen Herbstanfang und Weihnachten ist." _______________________________________________________________________________ Schnee… Überall war Schnee. Eine feine, weiße Daunendecke, die alles unter sich verbarg. Die Wolken selbst schienen sich auf die Erde hinabgesenkt zu haben, um Bäume und Steine zu bedecken und die Berge mit einem Hut aus weißem Zuckerguss zu versehen. Ein starker Wind wehte und ließ weiße Flocken wie Federn zu Boden rieseln, einem geisterhaften Vorhang aus winzigen Kristallen gleich. Eine seltsame Ruhe schien sich über die ganze Welt gelegt zu haben. Eine ehrfürchtige Stimmung, die jeden dazu brachte leise zu sprechen und wie verzaubert auf die friedliche, weiße Landschaft zu starren. Alle, bis auf zwei Blader, die sich staunend die Nase an der beschlagenen Scheibe eines Busses platt drückten, um so viel wie möglich zu sehen. „Oh Mann, ist das klasse. So viel Schnee habe ich noch nie gesehen. Wie viele Schneemänner man damit wohl bauen kann? Das muss ich sofort ausprobieren!“, Daichi ballte grinsend die Fäuste. Tyson sah großspurig auf ihn herab: „Als wir in Russland waren, haben wir noch viel mehr Schnee gesehen.“ „Glaub ich nicht!“, krakeelte der kleinere Rotschopf und sofort war ein heftiger Streit im Gange. Ray seufzte und wünschte sich wie Max einen CD-Player und Kopfhörer eingepackt zu haben. Dann müsste er das Gezanke jetzt nicht ertragen. Als sich auch noch Hillary einmischte, war es mit der Ruhe völlig vorbei. Kenny, der neben Ray saß, seufzte und widmete sich dann wieder ein paar Daten, die über den Bildschirm seines Laptops flackerten. Noch einer, der klug genug gewesen war, sich eine Beschäftigung mitzunehmen. Ray schalt sich selbst in Gedanken einen Dummkopf und blickte dann zu Kai hinüber, der an eines der Fenster gelehnt dasaß und schlief. Ob er ihn wecken sollte, damit er für Ruhe sorgte? Der Chinese entschied sich dagegen. Kai hatte schon im Flugzeug geschlafen und schien sich auch von dem zur Zeit herrschenden Lärm nicht stören zu lassen, also war er vermutlich noch nicht wieder so fit, wie er es gerne hätte und ihnen schon seit einiger Zeit vorzumachen versuchte. Eine Veränderung in der Landschaft ließ Ray aufatmen: Statt schneebedeckter Bäume sah er plötzlich eine Art Schloss, das sich Ehrfurcht heischend von den Bergen abhob. „Wir sind da!“, rief er fröhlich und brachte somit Daichi, Tyson und Hillary für einen kurzen Moment zur Ruhe. Dann brach sofort wieder Chaos aus, als die drei lauthals ihr Staunen kundtaten. Max nahm die Kopfhörer ab und sah erst zu Ray, dann zu Kai. „Schläft er schon wieder?“, fragte er besorgt. Auch er merkte, dass es Kai lange nicht so gut ging, wie er ihnen immer wieder versicherte. Ray nickte seufzend und rüttelte ihren Teamkameraden sanft an der Schulter, der darauf hin die rot glühenden Augen aufschlug und ihn müde anblinzelte. Wenige Sekunden später wich sämtliche Erschöpfung aus seinem Blick und machte wieder dem vertrauten, intensiven Starren Platz, das für Kai so typisch war. Der Bus hielt und die Blader machten sich eilig daran ihre Sachen zusammen zu sammeln, was nicht ohne einige Streitereien ablief, die Kai aber jedes Mal wieder schnell im Keim erstickte. Endlich standen sie samt ihrer Koffer vor dem großen Eingangstor und klingelten. Daichi schlang die Arme um den Körper und hüpfte herum: „Verdammt ist das kalt!“ Er bibberte und klapperte mit den Zähnen. „Ich glaube, ich geh doch nicht raus“, jaulte er. Tyson nickte und zog geräuschvoll seine Nase hoch. Auch ihm machte die Kälte zu schaffen und er überlegte, ob es eine gute Idee gewesen war, auf Roberts Einladung einzugehen. In Japan war es im Winter wesentlich wärmer. Kai beobachtete die Beiden verständnislos und schüttelte den Kopf. Er hatte nur seine normale Kleidung an und störte sich nicht an dem bisschen Kälte. Seine Jacke lag achtlos auf seinem Koffer und flatterte leicht im Wind. Ray überlegte kurz, ab wann der Halbrusse es wohl für nötig behielt, sie über zu ziehen, wurde aber von einer heftigen Windböe in seinen Gedankengängen unterbrochen und zog stattdessen seine eigene Jacke fester um sich. Max, der neben ihm stand, verschränkte die Arme und verbarg die Hände in den Armbeugen. Erst jetzt fiel Ray auf, dass er schon wieder Kopfhörer auf hatte: „Was hörst du eigentlich die ganze Zeit?“ Max grinste ihn an: „Die CD, die Kai uns zugeschickt hat. Ich versuche immer noch heraus zu finden, welches Lied er gesungen hat, aber ich finde es einfach nicht heraus und Kai verrät es mir nicht. Ich habe sogar schon Brooklyn und Ming Ming gefragt, aber die grinsen immer nur und sagen, ich müsste es selbst herausfinden.“ Er lächelte schief. „Wenn ich es nie herausfinde, ist es aber auch nicht so schlimm… Mir gefällt die CD eigentlich ganz gut.“ Ray nicke und wollte gerade antworten, dass er sie auch mochte, da öffnete sich plötzlich die Tür und sie standen Robert gegenüber: „Hallo. Tut mir Leid, dass ihr so lange warten musstet.“ Hinter ihm tauchten die Blitzkrieg Boys ihm Türrahmen auf und drängelten sich an ihm vorbei. „Bryan und Spencer wird es eine Freude sein, euch mit dem Gepäck zu helfen“, grinste Tala und sah seine Teamkameraden drohend an, die seufzend gehorchten. Daichi sah die drei Russen mit offenem Mund an, die nur mit dünnen Pullovern bekleidet in der Kälte standen und sich an dem eisigen Wind nicht zu stören schienen. „Mach den Mund zu, oder da kommt Schnee rein“, bemerkte Tala fies grinsend und wandte sich dann an Kai, der mit einer undeutbaren Miene zusah, wie sich Bryan mit Rays und Max Koffer abmühte: „Hätte nicht gedacht, dass du mitkommst.“ „Wurde gezwungen“, murmelte Kai und runzelte die Stirn. „Ach, echt? Wie denn? Das würde mich echt mal interessieren...“, meinte Tala und sein Grinsen wurde noch breiter. Kai sah ihn herablassend an: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das irgendjemandem erzähle, geht gegen Null. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ausgerechnet dir das erzähle, liegt sogar unter Null…“ Er wandte sich ab, packte seinen Koffer und folgte Bryan und Spencer ins Innere des Schlosses. Der Eingangssaal war riesig, wie Daichi lautstark feststellte, doch Kai hatte dafür kaum einen müden Blick übrig. „Wo sind wir untergebracht?“, fragte er Robert knapp. „Ich zeige es dir. Es gibt ein Vierbettzimmer und drei Einzelzimmer“, ihr Gastgeber führte Kai eine breite Treppe hinauf und dann einen langen Gang entlang. „Die anderen Teams sind alle schon da und essen gerade im Speisesaal. Falls der noch steht“, fügte Robert mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Sie benehmen sich schlimmer als eine Horde Kleinkinder und machen einen Radau wie ein Rudel hungriger Wölfe.“ „Dass es nicht leicht wird, hätte ich dir gleich sagen können“, bemerkte Kai. „Sowieso ist diese ganze Weihnachtsfeier eine bescheuerte Idee!“ Robert blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie: „Eines der Einzelzimmer. Ich schätze mal, du wirst etwas Privatsphäre bevorzugen?“ Ohne eine Antwort ging Kai an ihm vorbei und warf seine Tasche auf das Bett. Das ganze Zimmer machte einen angenehmen, warmen Eindruck. Es gab einen Schreibtisch, einen Nachtschrank, einen Schrank und ein Bett, alles aus warmem, roten Holz gefertigt, das sich gut, aber nicht unangenehm vom weichen, hellbraunen Teppich abhob. Die Farbe der Möbel fand sich in der Wandtäfelung wieder, die ungefähr in halber Höhe der Wand von einer gelblichen Tapete abgelöst wurde. Eine nur leicht angelehnte Tür schien in ein kleines Badezimmer mit Dusche zu führen. Kai ging zum Bett, dass direkt unter dem Fenster stand, beugte sich darüber und spähte nach draußen: Er blickte auf eine weite, schneebedeckte Fläche und die dunkle Linie eines Waldes. Der Junge betrachtete kurz eine Eisblume, die sich am Rand des Fensters gebildet hatte, dann drehte er sich wieder zu Robert um: „Ganz nett.“ Der andere Junge nickte und drehte sich um: „Dann zeige ich dir jetzt den Weg zum Speisesaal.“ Eigentlich hatte Kai keinen großen Hunger, doch er folgte Robert trotzdem und prägte sich dabei den Grundriss des Gebäudes ein: Er hatte keine Lust sich irgendwann mal zu verlaufen und dann beißenden Spott über sich ergehen zu lassen. „Du magst keine Weihnachtsfeiern?“, versuchte Robert den Beginn eines Gesprächs. Kai schüttelte den Kopf. „Warum nicht?“ „Sie sind sinnlose Zeitverschwendung. Überhaupt ist dieser ganze Weihnachtsquatsch absoluter Schwachsinn. Nur dem Umsatz tut er gut“, ratterte Kai herunter. Robert schien mit dieser Meinung ganz und gar nicht einverstanden zu sein, hielt aber den Mund. Den Rest des Weges zum Speisesaal legten die beiden Blader schweigend zurück. Auf halbem Weg kam ihnen plötzlich ein kleines Mädchen mit dunkler Haut und hellem, ockerfarbenem Haar entgegen. Irgendwie kam sie Kai bekannt vor, doch er wusste nicht, woher. Während Robert mit einem kurzen Lächeln und den Worten: „Hallo, Monica“, einfach weiterging, blieb Kai stehen und musterte sie. Auch das Mädchen verharrte und sah ihn aus großen Augen an. Dann lächelte sie plötzlich: „Also hast du doch noch gelernt zu weinen. Das freut mich für dich.“ Kai entgleisten die Gesichtszüge, als ihm plötzlich einfiel, wo er die Kleine schon einmal gesehen hatte: Er wusste nicht mehr allzu viel von der Zeit, als er mit zerbrochener Seele umhergewandert war, doch die Begegnung mit diesem Mädchen, war ihm irgendwie im Gedächtnis haften geblieben. Das Mädchen lächelte freudig und stellte sich vor: „Hallo. Ich bin Monica, Crushers Schwester. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Kai.“ Der Angesprochene nickte stumm. Woher hatte die Kleine gewusst, was er damals gebraucht hatte? Monica störte sich nicht daran, dass Kai ihr nicht antwortete, sondern ging einfach weiter und verschwand hinter der nächsten Biegung. Der Junge schüttelte den Kopf, so als ob er damit auch alle Fragen einfach abschütteln könnte und beeilte sich dann Robert zu folgen, der bereits einige Gänge Vorsprung hatte. Bevor die beiden Jungen auch nur die Tür des Speisesaals sahen, hörten sie bereits den Krawall der Blader, die offensichtlich jede Menge Spaß hatten. Robert und Kai tauschten einen genervten Blick und seufzten. Im Speisesaal des altehrwürdigen Schlosses war die Hölle los. Tyson und Daichi stritten sich über den breiten Tisch hinweg, angefeuert oder beschimpft von den anderen Bladern. Einige ernsthaftere Charaktere saßen am anderen Ende des Tisches und versuchten sich von dem Radau nicht stören zu lassen, was ihnen aber nicht wirklich gelang. Kais Augenbrauen wanderten zornig nach unten: Warum musste sich eigentlich immer sein Team daneben benehmen? Wütend baute er sich vor Tyson und Daichi auf, die unter seinem eisigen Blick zusammen zuckten und sofort ihren Streit beendeten. Furchtsam blickten die beiden zu ihrem Teamkameraden hoch, der immer noch mit seinem Zorn kämpfte. ‚Kai. Nimm nicht immer alles so ernst’ , mischte sich Dranzer beruhigend ein und versuchte Kais Wut zu dämpfen. Der Blader seufzte und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen. Die Anderen sahen ihn überrascht an: Sie hatten alle mit einem großen Knall gerechnet. Kai ignorierte ihre verwunderten Blicke und nahm sich stattdessen etwas zu essen. Er hatte vor, die wenigen ruhigen Minuten zu nutzen. Auch die anderen Blader wandten sich wieder ihrer Mahlzeit zu und für eine kurze Zeit herrschte eine beinahe andächtige Stille… Bis Daichi mit einer ungeschickten Bewegung seine Tasse umwarf und seinen heißen Tee über den gesamten Tisch und einige seiner Sitznachbarn verteilte. Kai wich den glühend heißen Spritzern geschickt aus, nahm sich noch ein Brot und verließ dann den Speisesaal, noch bevor das Geschrei hinter ihm richtig losging. Das würde keine einfache Zeit werden… Er seufzte und sah auf, als die Tür zum Speisesaal kurz geöffnet wurde und Rick sich ebenfalls in den Gang flüchtete. Als der andere Junge Kai sah, kam er zielstrebig auf ihn zu. „Ich… na ja…“, er stockte. Kai beobachtete ihn skeptisch. Im Speisesaal klirrte etwas, dann war es kurzzeitig still. Wenige Sekunden später begannen wieder dutzende Stimmen wild durcheinander zu reden. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für… Na du weißt schon…“, Rick druckste rum und wartete auf eine Antwort. Doch Kai nickte nur, drehte sich dann um und ging in Richtung seines Zimmers davon. Rick starrte ihm hinterher und spürte, wie wieder Wut in ihm aufstieg. Konnte Kai denn nicht wenigstens einmal die Klappe aufkriegen und ihm sagen, dass er die Entschuldigung annahm? Zornig knirschte er mit den Zähnen. „Mach dir nichts draus. Er hat genickt, das ist schon mehr, als die meisten Anderen als Reaktion kriegen.“ Rick fuhr herum und sah Tala, der hinter ihm an der Wand lehnte. Er musste den Speisesaal in dem kurzen Moment verlassen haben, in dem es still gewesen war. „Belauscht du immer fremde Gespräche?“, fragte Rick immer noch sauer. Tala zuckte mit den Schultern und grinste: „Klar, warum nicht? Ist so eine Art Hobby von mir, weißt du?“ Er wurde wieder ernst: „Ich werde dann mal unseren schweigsamen Freund wieder zurückholen. Die Anderen wollen gleich besprechen, wie wir diese Weihnachtsfeier nun gestalten wollen.“ Er ging an Rick vorbei und verschwand dann hinter der nächsten Biegung. „Verdammt Kai! Es ist doch nur eine Weihnachtsfeier! Du wirst dich doch wohl für einen Monat am Riemen reißen und nett sein können! Und wenn das zu viel verlangt ist, dann eben für drei Tage!“, man hörte Tala mit Kai streiten, noch bevor die Beiden den gemütlichen Salon, in dem die restlichen Blader saßen und warteten, erreicht hatten. Die Tür flog auf und Tala stürmte herein und zog Kai am Arm hinter sich her. Kais Antwort fiel so leise aus, dass nur der rothaarige Russe sie mitbekam, der Kai darauf hin losließ, sich zu ihm umdrehte und ihn anschrie: „Mir Scheißegal ob du Weihnachten für totalen Schwachsinn hältst und nur hier bist, weil man dich dazu gezwungen hat! Du bist hier, also wirst du dich gefälligst auch etwas umgänglicher benehmen als sonst!“ Kai sah ihn kalt an: „Wer bist du eigentlich, dass du glaubst mir befehlen zu können, wie ich mich zu verhalten habe?“ Im Gegensatz zu Tala wirkte er völlig ruhig und beherrscht. Der andere Blader wollte irgendetwas erwidern und seine Hand zuckte verräterisch nach vorne, dann wurde er sich all der Leute bewusst, die ihn und Kai anstarrten und er fing sich wieder. Mühsam unterdrückte er seine Wut und senkte die zur Faust geballte Hand wieder. Kai lächelte herablassend und ließ sich in einen der freien Sessel fallen. Tala zählte langsam in Gedanken bis zehn und setzt sich ebenfalls. Allerdings spürte er immer noch das brennende Verlangen, Kai sein arrogantes Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Wie konnte man nur so stur und verbohrt sein? „Also, da wir nun endlich alle anwesend sind, sollten wir jetzt endlich mal klären, wie wir überhaupt Weihnachten feiern wollen“, Robert war aufgestanden und versuchte die Situation unter Kontrolle zu bekommen. „Da die meisten von uns aus verschiedenen Ländern kommen, haben wir auch verschiedene Arten, Weihnachten zu feiern. Einige feiern es Heiligabend, andere am Morgen des ersten Weihnachtstages, andere wiederum sogar an völlig anderen Daten. Also, wie wollen wir es dieses Jahr feiern?“, er blickte fragend in die Runde. Verschiedene Stimmen wurden laut, die begeistert Vorschläge machten. Andere wiederum widersprachen und schon bald war wieder die schönste Streiterei im Gange. Kai griff sich an den Kopf und massierte sich die Schläfen, hinter denen ein stetiger, dumpfer Schmerz pochte. Wie er diesen Lärm und dieses Gewirr hasste. Er schloss die Augen und versuchte das Gefühl, dass sein Schädel gerade von einer riesigen Hand zusammen gedrückt wurde, zu verdrängen, doch es misslang, als sich zu dem halbwegs erträglichen Pochen auch noch ein brennendes Ziepen gesellte, dass sich wie ein Blitz durch sein Gehirn zu brennen schien. Matt spürte er, wie etwas Feuchtes über seine Haut rann und er brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass seine Nase angefangen hatte zu bluten. Er öffnete die Augen und sah in die Runde, die Robert inzwischen wieder halbwegs zur Ruhe gebracht hatte. Emily schien gerade einen Vorschlag zu machen: „Ich bin dafür, dass wir Heiligabend feiern. Die Geschenke kann ja jeder öffnen, wann er will, aber wenn es draußen dunkel und kalt, innen aber warm, hell und gemütlich ist, ist die Stimmung einfach am Besten.“ „Apropos Geschenke? Woher sollen wir überhaupt wissen, was sich wer wünscht? Und sollen wir überhaupt für jeden Geschenke besorgen?“, wollte Julia wissen. Kai nervte diese ganze Sache und seine Kopfschmerzen machten die Situation, in der er sich befand, auch nicht gerade erträglicher. Plötzlich spürte er eine Hand an seinem Arm und sah zur Seite. Monica stand neben ihm und hielt ihm eine Packung Taschentücher hin. „Deine Nase“, flüsterte sie leise und lächelte. Kai nickte ihr schwach zu und wischte sich dann verstohlen das Blut aus dem Gesicht. Allerdings achtete sowieso niemand auf ihn: Selbst der vor Wut schäumende Tala, der ihm bis vor kurzen noch mörderische Blicke zugeworfen hatte, hatte sich inzwischen an den allgemeinen Streitereien beteiligt. „Was für ein alberner Kindergarten. Streiten sich wegen so einem Mist wie diesem nervtötenden Weihnachtsrummel“, zischte Kai genervt und beobachtete, wie Robert wieder einmal versuchte für Ordnung zu sorgen. „Wir könnten doch jeder einen Wunschzettel schreiben“, rief Mariah und schaffte es tatsächlich, sich Gehör zu verschaffen. „Wunschzettel? Aber das ist doch was für kleine Kinder“, unkte Daichi und sah sie zweifelnd an. Mariah ließ sich nicht beirren: „Jeder von uns schreibt das, was er sich wünscht auf einen Zettel und hängt ihn hier in den Raum. Dann können alle gucken, was sich die anderen wünschen.“ „Schön und gut, aber es bleibt noch die Frage, ob sich alle gegenseitig beschenken sollen oder nicht“, warf Johnny ein. Robert seufzte: „Ich schätze mal, jeder darf selbst aussuchen, für wen er Geschenke besorgt und für wen nicht.“ ‚Geschenke hier, Geschenke da… Warum überhaupt?’, Kai seufzte. ‚Wunschzettel, Heiligabend, erster Weihnachtstag… Was für ein Blödsinn…’ „Dann weiß ich schon, wer überhaupt keine Geschenke bekommt“, sagte Michael und grinste. „Schließlich waren einige von uns im letzten Jahr alles andere als brav…“, fügte er mit einem boshaften Seitenblick auf Kai hinzu, den dieser natürlich mitbekam. ‚Brav?’ Kai stand auf und sah den herausfordernd grinsenden Amerikaner frostig an: „Wenn du wüsstest, wie scheißegal mir das ist…“ Das Grinsen auf Michaels Gesicht gefror. „Meinetwegen könnt ihr machen, was ihr wollt, es ist mir gleich… Aber lasst mich gefälligst mit eurem dämlichen Weihnachtsschwachsinn in Ruhe! Mir geht euer kindisches Rumgezanke nämlich gewaltig auf den Geist! Überhaupt weiß ich nicht, was an ein bisschen Schnee und drei Tagen des Jahres so toll sein soll… Weihnachten ist etwas für schwachsinnige Idioten und naive Kinder… Eine reine Geldverschwendung ohne Sinn und Nutzen. Alles steht still, nichts geht mehr und lauter nervtötende Gören wie ihr, haben in dieser Zeit nichts als Flausen und Unfug im Kopf… Meiner Meinung nach sollte man diesen Mist endlich abschaffen!“, Kai sah in die bleichen, wütenden Gesichter um sich herum. Er hatte sich mit einem Schlag alle zum Feind gemacht, aber das war ihm gleich. Er war gezwungen worden, hier zu sein, also mussten sie auch mit ihm und seinen Ansichten leben. Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, stapfte er aus dem Raum und warf die Tür hinter sich ins Schloss. „Ist Kai jedes Weihnachten so?“, fragte Miguel zögernd und sah Tyson an. Einige Köpfe drehten sich neugierig in ihre Richtung. Nach Kais Abgang hatten die Blader einstimmig beschlossen, Mariahs Vorschlag anzunehmen und saßen nun im ganzen Raum verteilt und schrieben eifrig an ihren Wunschzetteln. Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die Stimmung wieder aufgelockert hatte, doch inzwischen verglichen die Blader einzelne Listen miteinander, lachten über die Wünsche anderer und hatten Spaß. Tyson starrte auf sein eigenes, dicht beschriebenes Blatt und erinnerte sich an die letzten Weihnachten zurück: „Kai ist sonst immer kurz vor Weihnachten verschwunden und war dann den Rest des Jahres nicht mehr aufzutreiben. Erst irgendwann Ende Januar kam er dann wieder vorbei und hat jede Frage zu seinem Weihnachtsfest und warum er verschwunden ist abgeblockt. Geschenkt hat er uns nie etwas und Geschenke, die wir ihm machen wollten, hat er einfach ignoriert.“ Er begann verworrene Kringel auf den Rand des Blattes zu kritzeln: „Es ist meine Schuld, dass es jetzt Ärger gibt… Schließlich habe ich ihn gezwungen mitzukommen… Tut mir Leid…“ „So ein Quatsch!“, sagte Lee und sah Tyson wütend an. „Du kannst nichts dafür, dass Kai ein Arsch ist. Es ist nun einmal so. Und es ist, wenn man es genau nimmt, verdammt nett von dir, dass du versucht hast, sogar so einem Mistkerl ein schönes Fest zu bereiten.“ Michael nickte: „Genau. Wir lassen uns von Kai schon nicht die Stimmung vermiesen. Das wäre ja noch schöner!“ Tyson nickte entschlossen: „Wir zwingen Kai einfach dazu Spaß zu haben und wenn nicht, soll er sich eben solange in seinem Zimmer verkriechen!“ Während der folgenden Tage kam es immer wieder zu Reibereien zwischen Kai und den anderen Bladern: Mühsam angebrachte Dekorationen wurden verspottet, die vollen Einkaufstüten nach den Besuchen in der Stadt mit einem herablassenden Blick bedacht und nicht einmal die liebevoll gebackenen und verzierten Plätzchen fanden Gnade vor den eisigen, roten Augen. Als Kai sich über den prächtigen Weihnachtsbaum, den einige Jungen mühsam in den Salon geschleppt hatten, lustig machte, wären ihm einige Blader am liebsten an die Gurgel gegangen und wurden nur mühsam von den anderen, die beinahe ebenso wütend waren, zurückgehalten. Überall gab es Streit und eine angespannte, gereizte Stimmung breitete sich aus, gegen die sich die meisten Blader tapfer zu wehren versuchten. Das Ende vom Lied war, dass einige Tage vor Weihnachten selbst die Bladebreakers schlecht auf ihren Teamkameraden zu sprechen waren und ihm aus dem Weg gingen, wo sie nur konnten. So war Kai mehr als überrascht, als er ein paar Tage vor Heiligabend schnelle Schritte hinter sich hörte und eine Stimme, die fröhlich seinen Namen rief. Neugierig, wer ihn da noch nicht im Stillen verfluchte, drehte er sich um und sah Monica, die mit Mantel, Schal und Mütze auf ihn zu lief: „Kai! Warte bitte!“ Seufzend tat er ihr den Gefallen und blieb stehen: „Was willst du?“ Das Mädchen schnappte kurz nach Luft, dann lächelte es ihn immer noch etwas atemlos an: „Ich habe vergessen ein Geschenk zu besorgen und Crusher hat keine Zeit, mit mir in die Stadt zu gehen. Und alleine gehen darf ich nicht… Gehst du mit mir in die Stadt? Dann aht er bestimmt nichts dagegen.“ Kai sah sie überrascht an: „Wie kommst du auf die Idee, dass gerade ich mit dir so ein paar dämliche Mitbringsel kaufen gehe?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging weiter den Gang entlang: „Vergiss es!“ Das Mädchen sah ihm enttäuscht hinterher. Plötzlich kam ihm eine Idee: „Und wenn ich dir dafür auch einen Gefallen tue?“ Kai drehte sich um und sah sie arrogant an: „Was könntest du mir schon für einen Gefallen tun?“ Monica lächelte ihn an: „Ich könnte dir erklären, was Weihnachten ist.“ _______________________________________________________________________________ So, wieder da... Sorry, aber mir ist nicht viel mehr eingefallen, was Kai sabotieren könnte. Ich freue mich aber schon total auf das nächste Chap *smile* Aber wisst ihr eigentlich, wie hart es ist, ein Winterchap im Sommer zu schreiben? *stöhn* Also, bis dann *smile* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)