Losing Control von abgemeldet (Was, wenn plötzlich alles außer Kontrolle gerät) ================================================================================ Kapitel 13: In Erinnerung an einen guten Freund... -------------------------------------------------- So, hier isses. Traurige Musik drauf, fertig. Die Beerdigung kann beginnen... _______________________________________________________________________________ Tropf… Tropf… Tausend winzig kleine Tränen fielen vom Himmel herab auf die Welt und blitzten jedes Mal, wenn sie an einer Lichtquelle vorbei kamen, auf wie kleine Sterne. Tausend winzig kleine Tränen für sechs zerbrochene Herzen. Wenn schon sechs Herzen die blauen Weiten verdunkeln konnten, was würde dann erst geschehen, wenn ein weiteres folgen würde? Oder galten all die winzig kleinen Sterne in Wahrheit nur einer einzigen Seele? Eine düstere Stimmung hatte sich über den Dojo ausgebreitet… Alles war still und die ungesagten Worte drückten schwer auf die Schultern der Anwesenden. Jeder zog sich in seine eigene, kleine Ecke zurück, neigte die Augen zur Erde, verschloss den Mund und die Ohren und letztendlich auch das Herz. Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt, stumme, schattenhafte Anwesende dieses verborgenen Begräbnisses… Doch sie sahen es nicht, erkannten es nicht, wollten es nicht erkennen. Es war schwer, einen Freund zu begraben und ihn ziehen zu lassen… Glitzernd perlten die klaren Tropfen auf den grünen Blättern und schimmerten wie flüssige Diamanten. Ein schwacher Windhauch wehte über die Bäume und die winzigen Sterne zerbarsten in tausend kleinere Abbilder ihrer selbst. Ja, Engelstränen waren wunderschön – aber auch flüchtig wie der Hauch eines Lächelns auf dem Antlitz einer verfluchten Seele… Auch wenn sich die Anwesenden der geisterhaften Beerdigung nicht bewusst waren, die Engel wussten es und trauerten um einen der ihren… Alle Menschen im Dojo blickten nach unten, nur Brooklyn wandte stattdessen die Augen nach oben, zum weinenden Himmel empor und ließ die eiskalten Tränen über sein Gesicht rinnen… Kenny saß in seinem Zimmer und sah sich immer und immer wieder Kais Kampf gegen Johnny und die White Tiger X an. Doch wie lange er auch versuchte eine Strategie gegen ihren einstigen Teamkamerad zu finden, es gelang ihm nicht. Und das lag nicht nur an Kais unglaublicher perfekter Spielweise… Müde starrte der Junge nach unten, auf seine Hände, die seit dem Erscheinen Black Dranzers nicht mehr aufgehört hatten zu zittern. Er erinnerte sich an den Tag als Kai ihn damals von seinen einstigen Gefolgsleuten, den Blade Sharks, hatte entführen lassen. Damals hatte er große Angst gehabt. Angst vor diesem seltsamen, vollkommen gefühllosen Jungen, der eine Aura aus Kälte und Stärke ausstrahlte und mit einem einzigen Blick die absolute Kontrolle über dutzende von Jungen und Mädchen erlangt hatte… Dann war Kai zu ihnen gekommen, hatte sich ihre Seite gestellt, ihre Gegner für sie eingeschüchtert, ihnen den Rücken freigehalten und Sicherheit gegeben. Die Angst vor ihm war geblieben, doch sie hatte sich gewandelt… Doch nun… Hillary schälte Äpfel in der Küche. Sie hatte sich schon mindestens drei Mal in die Finger geschnitten, doch das störte sie nicht und sie bemerkte noch nicht einmal, wie das Blut auf den Boden tropfte, gerade neben die dunklen Tränenspuren, die jede Sekunde erneuert wurden. In Gedanken war Hillary weit weg auf einer Insel irgendwo im weiten Ozean… Sie, Kenny und Kai waren auf dem Weg zu einem Leuchtturm um sich dort nach etwas umzusehen, das ihnen aus ihrer mehr als prekären Lage heraushelfen konnte. Sie mussten am Rande einer Schlucht entlang gehen, auf einem schmalen Steig, der kaum mehr als einen halben Meter breit war. Unter ihnen befand sich nichts als Luft und gelber, scharfkantiger Fels. Plötzlich explodierte irgendetwas über ihnen und große Steinlawinen prasselten auf sie herab. Hillary schrie auf und auch Kenny war wie gelähmt vor Schreck, nur Kai reagierte und stieß beide Teamkameraden aus dem Weg. Er presste Beide an die Wand und beschützte sie so vor den herabregnenden Gesteinsbrocken. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er ernst und musterte sie besorgt. Dann wich er wieder zurück und ging weiter als ob nichts geschehen wäre. Erst später hatte Hillary durch Zufall herausgefunden, dass mehrere schwere Brocken den Jungen an Rücken und Schultern getroffen hatten und mehr als faustgroße Blutergüsse hatten entstehen lassen. Doch Kai war auch nach diesem Unfall satndhaft geblieben und hatte sich nichts anmerken lassen. Und nun war er fort… Daichi saß auf Tysons Bett und zupfte an seinem Beyblade herum. Kai und dieses neue, pechschwarze Bitbeast hatten ihn echt beeindruckt. Auch wenn er es nur ungern zugab, Kai war wirklich stark. Unglaublich stark… Bei ihrem ersten Kampf gegeneinander hatte er es noch nicht einsehen wollen, doch später dann, als Kai gegen Brooklyn angetreten war, obwohl er erst kurze Zeit zuvor gegen ihn verloren hatte, hatte es Daichi nicht mehr leugnen können… Kai hatte durchgehalten, egal was Brooklyn auch gemacht hatte. Hatte sich gewehrt, nie aufgegeben und letztendlich dank seinem unbeugsamen Willen das Ruder herumgerissen und den so unglaublich wichtigen Sieg errungen… Doch nun standen sie ihm gegenüber und Daichi fürchtete sich vor ihrem nächsten Zusammentreffen… Max saß vor dem Dojo und blickte auf die von Regen verzerrte Oberfläche des Gartenteichs. In seinem Kopf hörte er Gebrüll, Buh-Rufe und Schmähreden. Man beschimpfte sie als Betrüger, Schläger und herzlose Beyblader, die die letzten Matchs unverdient gewonnen hatten. Max konnte wieder die Stiche in seinem Herzen fühlen, die er auch damals gespürt hatte, als kein freundliches Wort von den Tribünen zu ihm herunter gerufen worden war. „Ruhe!“, brüllte eine sonst nur selten gehörte Stimme. Sofort war es schlagartig still geworden. Alle hatten gelauscht, hatten zu diesem einzelnen Blader aufgesehen, der es gewagt hatte, sich ganz allein gegen das gesamte Publikum zu stellen. „Erweist unseren Gegnern gefälligst Respekt, oder es kracht!“ Eine einzelne, drohende Ansage hatte ausgereicht um die Stimmung des Publikums komplett zu ändern. Der Respekt, den es vor Kai empfand, hatte sich auch auf Max und seinen Partner übertragen und sie hatten keine Schmähungen mehr ertragen müssen. Was würde in Zukunft in solchen Situationen geschehen? Ray saß inmitten des Dojos und meditierte, doch in seinem Kopf drehte sich alles und es gelang ihm nicht wie üblich, seine Ruhe zu finden. Ein kühler Luftzug wehe durch den Raum und versetzte ihn in eine andere Zeit, an einen anderen Ort zurück. Kai hatte verloren. Er war sich seines Sieges so sicher gewesen, schließlich hatte er das mächtigste Bitbeast der Welt in den Händen gehalten, und doch hatte er verloren. Das Eis unter seinen Füßen knackte bedrohlich und erste Risse waren zu sehen. Ray und die anderen streckten ihm die Hände hin, wollten ihn auf sicheres Terrain ziehen, doch er rührte sich nicht und schien wie in Trance. Nur langsam begann er sich zu regen und erkannte, was geschah. Seine Füße standen bereits im eiskalten Wasser des Baikalsees und die Eisscholle, auf der er stand, versank immer weiter. Er blickte an sich herab, dann zu seinen ehemaligen Teamkameraden, schien aufgeben zu wollen – und riss sich letztendlich doch wieder zusammen. Er fand den Mut, seine Fehler einzugestehen und nach ihren Händen zu greifen. Ihnen zu vertrauen, dass sie ihn retten würden. Ray lächelte, doch es war ein bitteres Lächeln. Wer würde sie vor Kai retten? Tyson starrte auf Dragoon. Er könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Warum tat Kai das alles nur? Der Junge wünschte sich eine Antwort, doch niemand erhörte ihn. ’Kai, du Dummkopf. Warum tust du das nur?’, fragte er immer und immer wieder. ’Es war doch alles in bester Ordnung.’ Er hatte sich so gefreut, wieder einmal gegen Kai anzutreten, doch nicht so… Das letzte Mal, als sie gegeneinander angetreten waren, hatte es sie plötzlich an einen völlig fremden Ort verschlagen. Es waren nur Sekunden gewesen, doch Tyson war es vorgekommen, wie eine kleine Ewigkeit. Es war ein ähnliches Gefühl gewesen, wie bei seinem Kampf gegen Brooklyn, als dieser ihn in seine Welt gezogen hatte, und doch vollkommen anders… Es war sehr seltsam an diesem Ort gewesen. Der Erde war schwarz und glasartig gewesen, irgendwie unheimlich und seltsam warm. An einigen Stellen hatten milchigblaue Kristalle ihren Weg an die Oberfläche gefunden, doch was diese Objekte genau gewesen waren, wusste Tyson nicht. Denn er hatte nur Augen für den Himmel gehabt. Diese weite Dunkelheit voller Sterne, die einem das Gefühl vermittelt hatte, vollkommen klein und unbedeutend zu sein und doch letztendlich ganz allein in diesem Universum zu existieren, nur um diesen Himmel zu sehen und von ihm behütet zu werden… Eine flammende Kugel aus tosendem Feuer hatte am Himmel gehangen. So unglaublich nah, dass Tyson geglaubt hatte, sie berühren zu können, wenn er nur die Hand ausstrecken würde. Neben dieser roten Sonne, die zwar bis ins tiefste Innerste wärmte, aber einen nicht mit ihrer Hitze zerstörte, war eine weitere Kugel gewesen, die ganz aus Wind und flirrenden kleinen Lichtern zu bestehen schien. Sie schien nicht ganz so nah zu sein, wie das himmlische Inferno und war doch so seltsam greifbar gewesen. Tyson hatte in diesem Moment beinahe alles um sich herum vergessen und einfach nur auf dem Rücken gelegen und in die Ewigkeit gestarrt. Trotzdem hatte er bemerkt, dass Kai neben ihm war und ihn mit einem seltsamen Blick gemustert hatte. Und dann hatte er gelächelt, auf eine Art und Weise, die Tyson noch nie bei ihm gesehen hatte… Es war ein hoffnungsvolles Lächeln gewesen… Doch wo war die Hoffnung jetzt? Tala hatte einen Entschluss gefasst. Noch einmal ließ er sich seine Erinnerungen durch den Kopf gehen… Er roch Flammen, glühendes Metall und schmorendes Plastik. Hörte ein Lachen, dass er schon seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen hatte. „Ich habe gewonnen, Tala. Und du hast schon wieder verloren. Das wird langsam langweilig. Streng dich mehr an.“ Das Lachen, so freudig und ungekünstelt, erklang erneut. Damals war er deswegen sauer gewesen. Heute sehnte er sich nach diesen Zeiten zurück. Die Szene wechselte und auch der Geruch veränderte sich. Er atmete den Gestank von brennendem Fleisch ein, von verkohltem Haar und schmelzendem Stein. Und er hörte die Schreie… Schreie, die ihn immer noch bis in seine schlimmsten Alpträume verfolgten und ihn immer wieder an die Schuld erinnern würden, die er auf sich geladen hatte. „Tala.“ Der Angesprochene öffnete die Augen und sah langsam hoch. Rick und Robert standen ihm gegenüber. „Ihr habt euch also auch entschieden?“ Beide nickten entschlossen und packten ihre Beyblades, die sie in den Händen hielten, noch fester. „Wir sind dabei.“ Tala sah zu Boden. ’Ich werde alles wieder gut machen, Kai. Ich lasse nicht zu, dass sich alles noch einmal wiederholt.’ Dann straffte er sich und ging mit den anderen Beiden davon… Gegen Abend versammelten sich alle Beyblader in der Trainigshalle des Dojo. Niemand sah glücklich aus und keiner wagte es, eines der Mitglieder der G Revolution direkt anzusehen. Tala, Robert und Rick standen etwas abseits. „Wie geht es nun weiter?“, fragte Mathilda schließlich zögerlich und durchbrach damit die Stille. Wie ein Windhauch verwehten die Worte im Raum… Was nun? Kai aufgeben? Unsere Freundschaft begraben? Alles hinschmeißen? Die Tyson, Ray, Max, Daichi, Kenny und Hillary sahen sich an und begannen zu lächeln, als sie in den Augen der anderen dieselben Gefühle erblickten, die auch sie in ihrem Innern trugen. Sie würden nicht aufgeben und den Kopf in den Sand stecken sondern weitermachen und versuchen ihren Kameraden zurück zu gewinnen. Sie wollten und würden niemals die Hoffnung aufgeben, dass Kai nicht vielleicht doch wieder zur Vernunft kam. Und ganz sicher würden sie ihn nicht Voltaire und Black Dranzer überlassen. „Wir machen weiter!“, sagte Tyson mit fester Stimme. ’Für Kai’, fügten er und die anderen in Gedanken hinzu. Für Kai, der uns Sicherheit gegeben hat. Für Kai, der immer standhaft ist. Für Kai, dessen Wille stärker ist als alles andere auf der Welt. Für Kai, der von jedem Respekt fordert. Für Kai, der immer wieder neuen Mut findet. Für Kai, damit er hoffen kann. Für Kai, der das Feuer ist… Brooklyn sah hinaus in den Regen und lächelte vor sich hin. Ob Engel auch aus Freude weinten? Wenn er ehrlich war, hatte er Beerdigungen noch nie gemocht, also war er ganz froh, dass die G Revolution ihre Freundschaft nicht endgültig begraben hatten. Er schloss kurz die Augen, öffnete sie aber schnell wieder und sein Gesicht wurde ernst. Die Zukunft war dunkel, besonders für Kai. In seiner Tasche begann das Kleinod zu glühen… _______________________________________________________________________________ Fertig. Kurz, nicht? Aber Brooklyn durfte philosophisch werden *smile* Na, was haben Tala und Co. gemacht? Was für Erinerungen quälen den Rotschopf? Und wie zum Teufel schreib ich jetzt weiter? *arrrrgh* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)